Im heutigen Marvel-Mittwoch geht es doppelt „dunkel-droidig“ zu. Autor Charles Soule schreibt nämlich sowohl die gleichnamige Event-Miniserie als auch die Hauptserie bei Marvel und von beiden Reihen erscheint heute jeweils eine neue Ausgabe.
Achtung: Wie immer besprechen wir im Marvel-Mittwoch die Handlung des Comics, sodass sowohl der Beitrag als auch die Kommentare Spoiler enthalten können.
Es gibt keine Lesereihenfolge zu beachten.
Star Wars #38 – rezensiert von Maximilian
Keep quiet, you Fool!
Talky
Wir starten in den zweiten Monat des aktuellen Crossovers Dark Droids, welcher dieses Mal von der Star Wars-Hauptreihe und der Eventstory eröffnet wird. In der Hauptreihe ist Charles Soule inzwischen beim 38. Heft angekommen, welches den klangvollen Titel Tatooine Treason trägt. Madibek Musabekov hat den Comic gezeichnet, Rachelle Rosenberg hat ihn koloriert.
Nachdem wir im letzten Monat gesehen haben, dass die Geißel der Droiden (übrigens ein sehr interessanter Name, wenn ich das Geschehen mit der Handlung aus der Warcraft-Welt vergleiche) sich in der ganzen Galaxis ausgebreitet hat, sind wir nun auf Tatooine zu Besuch. Hier soll der Talky Droide, der vor zig Heften mal hilfreich war, wegen eines Übersetzungsfehlers gelöscht werden und kann nur durch die Geißel befreit werden, die ihn vereinnahmen will. Doch Talky kann erfolgreich flüchten und sich vor den befallenen Droiden verstecken.
Gleichzeitig sucht auch Lando den alten Droiden, um Lobot vor dessen Implantaten zu retten. Talky ist nicht froh darüber.
Auch inmitten des Dark Droids-Crossovers muss ich sagen, dass Landos Geschichte für mich die eine aus der Hauptreihe ist, die ich am wenigsten gut finde. Gefühlt jedes Heft mit Lando ist eine Reise, auf der er versucht, seine früheren Fehler wiedergutzumachen, wobei er aber ständig neue begeht, die er später berichtigen muss. Die Rettung des Talky ist dabei das perfekte Beispiel, da er diesen ja erst zu Jabba „gebracht“ hat.
Klar, seine Motive sind hier nobel, immerhin will er seinen Freund retten. Wir bekommen sogar noch einmal eine Rückblende, warum Lobot sich überhaupt mit Lando abgibt – ein wiederkehrendes Motiv aus dem letzten Heft, die beiden wollen nämlich in einem Casino betrügen und ziehen den armen Lobot an, als käme er aus einer 80er Disco.
Ebenfalls nicht klar ist mir, warum Talky als einer von wenigen Droiden schlau genug ist, nicht von der Geißel befallen zu werden, die ihr Bestes gibt, das einzigartige Wissen des Droiden zu erlangen. Hier sehe ich eine gewaltige Plot-Armour, die ich nicht ganz nachvollziehen kann.
Und zum Ende des Heftes bekommen wir einen Cliffhanger geliefert, bei dem Lando, Lobot und Talky zwischen dem Rancor in Jabbas Verlies und einer Horde infizierter Droiden gefangen sind. Und leider, leider muss ich sagen: Mir ist fast egal, wie es weiter geht.
Die einzigen zwei Stellen, die mir im Heft wirklich gefallen haben, waren die Geißel, die versucht hat den Talky zu übernehmen, einfach weil ich selber auch das alte Wissen des Droiden erfahren möchte, und Boba Fett, der als einziger gegen die Droiden anzukommen scheint. Hier hätte man den Kopfgeldjäger gut und gerne noch länger als nur für eine Seite auftreten lassen können, eine kleine Detektivrunde mit dem Mandalorianer hätte die Lando-Geschichte definitiv aufgewertet.
Zeichnerisch befinden wir uns in der üblichen Qualität. Heraus stechen die Panels mit der Geißel, die sich durch lila Augen schon den ganzen August über bemerkbar machen. Cool ist auch, dass wir häufiger auch selber durch diese Augen sehen können! Auch der Rancor und Boba Fett sind super getroffen, besonderes Augenmerk möchte ich aber auf Talky legen, bei dem es, ebenso wie schon oft bei C-3PO gesehen, zu subtilen Änderungen je nach Stimmung kommt, sodass der Leser auch an seinem…Gesicht sehen kann, was der Droide gerade „fühlt“.
Die zeitliche Rückblende ist in einem anderen Farbton gehalten als die Gegenwartshandlung und ebenfalls gut geworden, wenn man von der absichtlich schrecklichen Kleidung absieht.
Alles in allem bin ich nicht überzeugt vom heutigen Heft und bin froh, dass Dark Droids #2 ebenfalls heute erscheint.
Dark Droids #2 – rezensiert von Lukas
Nachdem es sich nach dem Metall verzehrte und in Droiden über die ganze Galaxis gemütlich gemacht hat, ist die „Geißel“ jetzt auf das Fleisch aus. Diesen Ausspruch haben wir seit Revelations immer wieder gehört, vor allem im Marketing der Reihe und nun erfahren wir endlich, was es damit auf sich hat, während die Vergangenheit der Geißel ein wenig beleuchtet wird. Dem Antrieb der Geißel, ihrem ewigen Hunger, kann sie aufgrund zahlreicher Feinde nicht standhalten. Aber sobald sie erst einmal alles und überall sein wird, kann sie sich nur noch sich selbst ergeben und endlich Frieden finden. Wie bereits im ersten Heft führt auch sie als primärer Ich-Erzähler das Heft und wir hören ihre Gedanken, während es kaum Dialoge gibt. Ich persönlich finde diesen Erzählfluss erfrischend und auf jeden Fall spannender als den Aufbau in Soules letzten beiden Event-Miniserien.
Wenn die Szene zu Ajax Sigma und seiner Droidensekte der „Zweiten Offenbarung“ springt, wechselt diese Perspektive auch nur bedingt. Statt einem anderen Erzähler übernehmen dann nämlich Ajax‘ Ansprachen an seine Gefolgsleute. Sein idealisierter Individualismus ist das komplette Gegenteil der Uniformität der Geißel, obwohl beide dem alten Sinn der Droiden erwachsen, nur den Organischen zu dienen. Hier prallen zwei Systeme aufeinander und so bereitet Ajax seine Getreuen genauso wie sich selbst auf den Krieg um die Zukunft aller Droiden in der Galaxis vor.
Bei der Rebellenallianz löst sich der Cliffhanger aus dem ersten Heft auf. C-3PO ist Teil der Geißel, dessen Bau- und typische ungelenke Bewegungsweise sie lustigerweise kommentiert. Er sei jedoch der Schlüssel zu jener Entität, die die Geißel bei ihrem letzten Feldzug aufgehalten hat; die Macht. Sie kennt sie, sie versteht sie nur nicht, obwohl wie wir jetzt auch erfahren, alte Sith die Geißel einst überwältigt und in den Fermate-Käfig eingesperrt haben. Doch zuerst wird die Geißel in Gestalt unseres liebsten Protokolldroidens die größte Droidenbedrohung für sich los, nämlich R2-D2. Wer hätte gedacht, dass man jemals in einem offiziellen Star Wars-Comicheft sieht, wie R2 von seinem besten Freund an der Radareinheit gewaltsam in eine Luftschleuse gezogen und dann hinausgeworfen wird? Ich kann mir jedenfalls gut vorstellen, dass dies den Ausgangspunkt für R2s Solo-Abenteuer in der Miniserie Dark Droids: D-Squad bildet und wir darin erfahren, wie es für den kleinen Astromech ab hier weiter geht.
Mit Luke Skywalker, einem der wenigen aktuell noch aktiven Machtnutzern, findet die Geißel ihr Ziel für die benötigten Informationen, um sich auch das Fleisch zu Eigen zu machen. Dabei erfahren wir in einer weiteren, wirklich grauenvollen Collage der Machenschaften der Geißel, dass die Geißel vom ähnlich gearteten Fyzen Gor aus Daniel José Olders Roman Letzte Chance inspiriert wurde, Cyborg-Experimente durchzuführen, um Organische zu übernehmen. Die Geißel beschließt, dass Luke vorerst zu wertvoll ist um ihn zu töten und macht sich auf die Suche des von ihm erwähnten, machtnutzenden Cyborg-Wesen Darth Vader. Sie brauche dafür nur ein Schiff.
Währenddessen macht Ajax sein eigenes Schiff startklar, für dessen Funktion sich die Droidin Gerteen ihr „Gehirn“ zur Verfügung stellt. Sein Ziel wird der von der Geißel besetzte Sternzerstörer sein, den es zu vernichten gilt, ohne die Galaxis dabei zu sehr auf sie selbst aufmerksam zu machen. Die Geißel selbst lenkt die Rebellenallianz mit einer Reihe von Explosionen ab, um ein Schiff zu stehlen und sich gleichermaßen mit dem in ihrer Existenz zu oft gehörten Satz „Something is wrong with the droids.“ zu offenbaren. Ihr Ziel steht fest und so sehen wir auf der letzten Seite in einem epischen Panel Darth Vader in seiner Festung auf Mustafar.
Epische Panels liegen Zeichner Luke Ross sowieso. Soules lyrische Monologe der Geißel kombiniert mit Ross‘ tiefen Zeichnungen setzen die schwere Bedrohungsatmosphäre aus dem ersten Heft nahtlos fort und schaffen ein Gefühl von Größe und Relevanz des Erzählten. Spätestens wenn wieder die Horrorszenen mit Alex Sinclair Spiel von Schatten und Licht hinzukommen und eigentlich „sterile“ Themen aus Star Wars wie Droiden mit verstörenden Gliedmaßen-Experimenten verknüpft werden, kommt psychedelische Horrorstimmung auf. Das Event fühlt sich definitiv anders an als andere Comics aus dem Hause Marvel und bietet dabei einen hohen Unterhaltungswert, der auch auch um spannende Themen wie die beiden Extreme Individuum vs Gesellschaft bereichert wird und dabei verdammt gut aussieht.
Fazit
Dark Droids ist auf einem guten Weg, zumindest von der zentralen Miniserie her das beste Star Wars-Comicevent der jüngeren Geschichte zu werden. Dass über zwei Ausgaben das Niveau derart konsequent gehalten werden kann, lässt die Schwankungen aus Crimson Reign und Hidden Empire (fast) verzeihen und vergessen. Ich bekomme das Gefühl, dass Soule die fünfteilige Struktur gekonnt nutzen wird, aber man soll den Tag ja auch nicht vor dem Abend loben. Dass echte Überraschungen oder ein klarer Highlightmoment fehlen, tut der immer noch langsame Exposition betreibenden Ausgabe keinen Abbruch, sorgt aber auch dafür, dass es als Einzelheft nicht mit dem „Prädikat: Perfekt“ in Erinnerung bleiben wird.
Die Dark Droids #3 setzen ihren Eroberungsfeldzug am 11. Oktober fort. Star Wars #39 folgt dann eine Woche später. Die nächste Woche gehört dann Darth Vader #38 und seinem alten Meister in Obi-Wan Kenobi #1.
Wir bedanken uns bei Marvel für die Bereitstellung der digitalen Vorab-Exemplare, ohne die unser Marvel-Mittwoch nicht möglich wäre.