Rezension: The High Republic Adventures: Quest of the Jedi [Update: Kontinuitätsfehler verbessert]

Heute erscheint bei Dark Horse Comics Claudia Grays One-Shot-Comic The High Republic Adventures: Quest of the Jedi, welcher denselben Namen trägt wie die gesamte Phase II. Darin reisen wir, ausgehend von dieser Phase II, ein weiteres Jahrhundert in die Vergangenheit, um die Ursprünge eines wichtigen Artefakts zu erkunden. Illustriert wurde die Geschichte von Fico Ossio mit Farben von Sebastian Cheng und Candice Han.

Zum Inhalt

Auf Coruscant fügt Jedi-Ritter Azlin Rell, der am Ende von Path of Deceit die Überreste von Kevmo Zink und seiner Meisterin Zallah Macri auf Dalna aufgefunden hat, die Kristalle der Lichtschwerter der beiden gefallenen Jedi dem Kyber Arch hinzu. Dieser Akt der Ehrung der Toten reicht ihm aber nicht, sondern er möchte auch Antworten auf die Frage, wieso sie gestorben sind. Dazu recherchiert er im Archiv des Tempels zum Rod of Seasons, den die verstorbenen Jedi auf Dalna auffinden sollten, und findet dort die ungefähr hundert Jahre alten Aufzeichnungen zu einer Mission des Jedi Barnabas Vim, bei der es um ein Artefakt in Form eines Edelsteins ging.

Wir springen also in die Vergangenheit und schließen uns Barnabas Vim und seiner Schülerin Vix Fonnick an, die auf dem Weg zum Planeten Angcord sind. Auf dem Planeten soll es einen Edelstein geben, der die Verbindung zur Macht verstärkt, das Leben auf dem Planeten erhält und vor langer Zeit vor den Sith versteckt wurde. Nun aber hat Angcord lange nicht mehr an der interplanetaren Kommunikation teilgenommen, weshalb die Jedi nachsehen wollen, was dort passiert ist. Barnabas und Vix lernen vor Ort die Herrscherin des Planeten, die Lady of Angcord, kennen, die ihnen mitteilt, dass ihre Welt stirbt: Getreide und Bäume sterben und sie fangen kaum noch Fische. Sie zeigt den Jedi den Echo Stone, mit dem die Bewohner:innen Angcords vor langer Zeit einen Pakt schlossen, durch den sie erstaunliche Machtfähigkeiten erlangten und der ihrer Meinung nach der einzige Grund ist, warum die Welt noch nicht komplett tot ist. Barnabas ist jedoch sofort misstrauisch gegenüber dem Stein. In einem Machttraum bestätigt sich sein Verdacht: Der Stein ist sowohl ein Gefäß für die helle als auch für die dunkle Seite. Während die helle Seite die Welt erhält, vergiftet die dunkle Seite sie langsam. Auch die Lady, die große Angst hat, dass die Jedi den Echo Stone wegnehmen wollen, ist der dunklen Seite verfallen. Es kommt zu einem Kampf zwischen den Jedi und den Bewohner:innen Angcords. Vix kann jedoch den Stein mit ihrem Lichtschwert zerteilen und Angcord und die Lady damit retten. Barnabas möchte die Fragmente des Steins weit voneinander entfernt aufbewahren und einen Teil davon mitnehmen, um die Quelle des Steins zu suchen. Im Archiv des Ordens hundert Jahre später versteht Azlin Rell, dass die Steine der Schlüssel sind.

Zur Umsetzung

Claudia Gray liefert uns eine spannende Hintergrundgeschichte zu den drei Stäben (Rod of Ages, Rod of Seasons, Rod of Daybreak), mit denen die Leveler kontrolliert werden können. Interessant ist hierbei, dass die drei in den Stäben enthaltenen Steine einmal einer waren und dieser Echo Stone eine lange Vorgeschichte zu haben scheint. Wenn der Stein schon vor Urzeiten vor den Sith versteckt und seine Teile dann erneut von Barnabas Vim und seiner Padawan versteckt wurden, nur um immer wieder gefunden zu werden, dann wird es für die Jedi in The High Republic sicher nicht einfach werden, sich dieser Artefakte ein für alle Mal zu entledigen, sodass niemand mehr sie missbrauchen kann. Das Konzept des Steins, der nicht einfach böse ist, sondern beide Seiten der Macht in sich vereint, ist ebenfalls interessant. Hier sieht man wieder, dass zu viel Macht, wie sie die Bewohner:innen Angcords haben, ihren Preis hat.

Das Worldbuilding und die Kultur Angcords haben mir sehr gut gefallen, woran auch die Zeichnungen von Fico Ossio und die Farben von Sebastian Cheng und Candice Han einen großen Anteil haben. Die Jugendstil-artige Architektur in Verbindung mit dem violetten Schimmer des Echo Stones gibt diesem Handlungsort eine mythische und faszinierende Aura. Besonders schön anzusehen ist auch Barnabas‘ Traumsequenz sowie der Rückblick auf die Geschichte Angcords, wo wir die facettenreiche Untersee-Welt des Planeten kennenlernen. Hier wird wirklich einiges an optischen Highlights geboten.

Von den Charakteren wird mir wohl am meisten Vix in Erinnerung bleiben, wenn auch ihr Name recht seltsam gewählt wirkt. In den Inhaltsangaben zum Comic hieß die Padawan noch Bly, doch scheinbar wurde ihr Name noch nachträglich zu Vix geändert. Dies scheint mir in einem Comic, in dem ihr Meister von mit Nachnamen Vim heißt und eine weitere Figur namens Meister Vin auftaucht, nicht die optimale Namenswahl. Charakterlich sticht Vix jedoch dadurch hervor, dass sie einfach nicht ihren Mund halten kann, wenn es angebracht wäre. Dies führt zu diversen Vorfällen, bei denen ihr Meister beschwichtigend eingreifen muss, um diplomatische Verwerfungen zu verhindern. Für einen One-Shot funktioniert diese Meister-Schülerin-Dynamik für mich hier ziemlich gut.

Leider enthält der Comic aber auch einen dicken Kontinuitätsfehler: Gleich zu Beginn setzt Azlin Rell die Kyber-Kristalle aus den Lichtschwertern von Kevmo Zink und Zallah Macri in den Kyber Arch ein. Da Azlin die körperlichen Überreste der beiden gefunden hat, wird hier impliziert, er habe die Lichtschwerter der beiden Verstorbenen mitgenommen. Claudia Gray stellt mit dem Kyber Arch somit eine Verbindung zu ihrem YA-Roman aus der ersten Phase, Out of the Dark, her, wo sie den aus Lichtschwertkristallen bestehenden Bogen erstmals erwähnte. Leider vergisst sie dabei aber, dass Azlin Rell am Ende von Path of Deceit feststellt: „Both their lightsabers were missing.“ Er kann die Kristalle der beiden also gar nicht haben. Da ich Path of Vengeance bereits auf der Star Wars Celebration kaufen und vorab lesen konnte, weiß ich auch, dass Kevmos und Zallahs Lichtschwerter darin auftauchen und die Kristalle eben nicht entnommen in den Kyber Arch eingesetzt wurden. Sowohl Claudia Gray als auch die Redaktion haben hier also leider nicht genügend aufgepasst, ob der Comic auch zu den anderen Werken der Phase passt.

Fazit

Insgesamt ist Quest of the Jedi eine spannende und wunderschön illustrierte Comic-Geschichte, die mehr Hintergründe zu den zentralen Artefakten aus The High Republic liefert, aber sich leider auch einen dicken Kontinuitätspatzer leistet. Dafür gibt es von mir vier von fünf Holocrons.

Bewertung: 4 von 5 Holocrons
Bewertung: 4 von 5 Holocrons

Wir danken Dark Horse Comics für die Bereitstellung des digitalen Rezensionsexemplars und der Vorschauseiten.

Update vom 26.4.2023, 20:30 Uhr

Michael Siglain, Kreativdirektor bei Lucasfilm Publishing, hat bereits auf den in der Rezension angesprochenen Kontinuitätsfehler reagiert. Auf Twitter schrieb er, dass das entsprechende Panel so angepasst wurde, dass unmissverständlich klar wird, dass kein Fehler in der Kontinuität vorliegt. Twitter-User Din Ben postete einen Vergleich der Version aus der Comic-Vorschau und der heute erschienenen digitalen Ausgabe des Comics, die ihr unten seht. Darin findet sich nun die ergänzende Aussage von Meister Vin, er hoffe, dass es eines Tages möglich sein werde, für alle gefallenen Jedi einen Kristall im Kyber Arch zu platzieren. So wird klar, dass dies im Falle von Kevmo und Zallah nicht möglich war, da ihre Lichtschwerter nicht geborgen werden konnten.

<em>Quest of the Jedi</em> Kontinuitätsfehler Korrektur
Quest of the Jedi Kontinuitätsfehler Korrektur

Star Wars: Die Hohe Republik ist ein mehrjähriges Buch- und Comicprogramm, dessen zweite Phase 380 Jahre vor Episode IV spielt und einen neuen Einstiegspunkt bietet. Weitere Infos, News, Podcasts und Rezensionen gibt es in unserem Portal und in der Datenbank. Beachtet auch unsere Guides zur Lesereihenfolge von Phase I und Phase II.

3 Kommentare

  1. Würde den One-Shot echt gern lesen, kann ihn aber auch auf Seiten wie „Things From Another World“ oder „Forbidden Planet“ gar nicht finden. Die digitale Version kann man ja auch nicht bei Dark Horse in Deutschland kaufen/lesen. Gibts denn irgendwie noch eine andere Möglichkeit daran zu kommen?

    1. Anscheinend kommt der One Shot im „Die Hohe Republik – Abenteuer, Band 7: Maz Kanatas Rettung“ Sammelband von Panini am 20.02.24 auf Deutsch. Dann ist er auch hierzulande mal ohne große Umwege zu lesen.

Schreibe einen Kommentar