Ein Spektakel, das in jeder Hinsicht episch ist.
Kommandant Beehaz
Es ist noch gar nicht lange her, dass Andor angelaufen ist, dennoch sind die ersten sechs Folgen bereits vorbei. Seit vergangenem Mittwoch ist die Hälfte der Staffel und damit das erste Viertel der gesamten Serie rum. Höchste Zeit also, das Midseason-Finale zu rezensieren und zu besprechen.
Nach dem gemächlichen Aufbau in der letzten Folge ist es nun soweit: der große Rebellenplan, der Diebstahl jeder Menge imperialer Credits, soll in die Tat umgesetzt werden. So verliert die neue Episode auch nicht viel Zeit und stürzt sich direkt in die Ausführung. Damit fallen auch die Wechsel zu den Nebenhandlungen diesmal gänzlich weg, wir bleiben am Geschehen auf Aldhani und verfolgen, wie die inzwischen liebgewonnenen Nemik, Skeen, Cinta, Taramyn, Vel, Lieutenant Gorn und Cassius Clay, ähm, Cassian/Clem den Plan in die Tat umsetzen. Dabei lernen wir mit Colonel Petigar und Kommandant Beehaz neue Imperiale Antagonisten auf dem Planeten kennen und bekommen vor allem mit Gorn als Gegensatz, weitere Einblicke in den Kaff-lastigen Alltag der Offiziere. Aber wir treffen auch die Dhani, die Bewohner*innen des Planeten. Diese zieht es zur Imperialen Anlage, um an einem alten Tempel dem nahenden Spektakel, welches nur „Das Auge“ genannt wird, beizuwohnen. Dieses gibt dieser dritten Folge von Regisseurin Susanna White und Autor Dan Gilroy als Kreativteam auch ihren Namen (entsprechend „The Eye“ im Original).
Dass uns die Ausführung des Plans nicht in den letzten Episoden minutiös vorgekaut wurde, sondern uns die Folge mit diesen Details überraschen will, macht einen Großteil der Spannung ihrer ersten Hälfte aus. So staunt man nicht schlecht, als plötzlich das klassische Rollenbild vertauscht wird, indem die Rebellen Geiseln nehmen, darunter Kinder(!) und die Imperialen bitten, diese zu verschonen. In solchen Momenten deutet Andor die Ambivalenz des Krieges immer wieder an, wie es bisher wenig bei anderen Star Wars-Liveaction-Projekten der Fall gewesen ist. Kriegspartei zu sein, bedeutet eben auch, nicht immer die blütenweißen, gerechten Helden zu sein, wie wir es aus den Filmen gewohnt sind. Die Serie im Allgemeinen und die Figuren um Andor im Speziellen machen dies unmissverständlich klar und bringen so frischen Wind in die Star Wars-Serienlandschaft.
Schließlich greifen die Zahnräder des Plans ineinander über und die Truppe erreicht den Tresorraum. Währenddessen geht draußen etwas vor, das ich mir so unfassbar beeindruckend inszeniert nicht vorgestellt hätte; das Auge erreicht Aldhani. Die ersten vereinzelten Meteoroiden tauchen bereits vorher auf und kündigen den Schwarm bild- und soundtechnisch perfekt an, aber der Schauer, der dann eintrifft, stellt meine Erwartungen allesamt in den Schatten. Obwohl wir vielleicht in Kinofilmen bereits ähnlich Opulentes erleben konnten, ist das Zusammenspiel aus Farben, Effekten, Schnitten und Tondesign absolut erhaben und überwältigt mit seiner Epik. Parallel dazu beginnt der Plan schließlich, ernsthaft in Schwierigkeiten zu geraten, denn ein wachsamer Kommunikationsoffizier sorgt dafür, dass der nahegelegene Luftstützpunkt informiert wird und TIE-Jäger entsendet.
Womit wir ein weiteres Highlight der Folge auf einem Niveau erleben, wie es sonst in Videospielen wie Squadrons der Fall gewesen ist. Wie die Piloten ihre Jäger bemannen, hochfahren und starten lässt das Herz eines jeden Raumkampf-Fans höher schlagen, meines inklusive. Vorweggenommen sei gesagt, dass die folgende Verfolgungsjagd in der Luft dafür etwas enttäuscht, wenn es um TIE-Action geht. Dafür punktet diese an anderen Stellen.
Sie findet auch erst statt, nachdem es die ersten Toten im Rebellenteam zu beklagen gibt. Nur Val, Skeen, Nemik und Cassian können mit dem Frachter starten – Gorn und Taramyn kommen im Feuergefecht im Hangar zu Tode und Cinta bleibt auf Aldhani zurück. Ihr Schicksal bleibt für den Rest der Folge ungewiss und dürfte in Zukunft noch Thema werden. Auch Kommandant Beehaz stirbt, nachdem er den Rebellen helfen musste, den Frachter mit den Credits zu beladen. Eine weitere düstere Handlung auf dem Konto der edlen und gerechten Sache. Der talentierte Pilot Casssian schafft es schließlich, abzuheben und den Frachter durch das Auge und die TIEs zu steuern. Hier kommt ein ums andere Mal die Assoziation zu Cassians Flug in Rogue One mit dem U-Flügler durch das auseinanderbrechende Jedha auf. Ein ähnliches Kunststück und optisch ebenso beeindruckend.
Während der gelungenen Flucht von Aldhani wird der junge Nemik jedoch von der Fracht zerquetscht und liegt fortan im Sterben. Deshalb wird statt zum vereinbarten Treffpunkt erst zu einem Arzt geflogen, der ihn wohl retten könnte. Interessant, dabei zu sehen, wie der von außen stammende Cassian plötzlich die menschlichsten Regungen der Gruppe zeigt, obwohl er Nemik erst seit ein paar Tagen kennt. Beim Doktor angekommen gibt es keine wundersame, Plot-bedingte Rettung (wer mir unterstellen möchte, dass ich auf das Finale von Das Buch von Boba Fett schiele, liegt goldrichtig…), sondern überraschenderweise Nemiks Tod. Ja, bei einem gefährlichen Raubüberfall kann man auch durch etwas so Banales wie herumstürzende Fracht zu Tode kommen.
Ausgerechnet Skeen entpuppt sich schließlich als egoistischer Verräter, Cassian erschießt ihn mitten in seinem Angebot, sich ihm anzuschießen, im Frachter sind ganze 80 Millionen Credits, Andor bekommt Nemiks Manifest übergeben… eine ganze Menge ungeplanter Tatsachen also, mit denen sich die Überlebenden nun beschäftigen dürfen. Trotz allem wertet Luthen, der auf dem weit entfernten Coruscant davon hört, die Mission als vollen Erfolg für die entstehende Rebellenbewegung und freut sich aus vollem Hals, während Senatorin Mothma im Senat – tolle Szene, nur viel zu kurz – auf taube Ohren stößt.
Ich weiß nicht, wo ich noch ansetzen beziehungsweise meine Begeisterung noch formulieren soll. Ich fand die Folge in jeder Hinsicht großartig. Episch, in jeder Sekunde spannend, kompromisslos und technisch auf jeder Ebene des Filmemachens einwandfrei schafft sie es, ein besonderes Stück Star Wars zu sein, das mich voll und ganz in seinen Bann zieht. Die Serie Andor ist für mich nach sechs Folgen ein voller Erfolg und ich kann gar nicht abwarten, was sie uns noch alles bieten wird. Danke an Tony Gilroy bis hierhin und volle Punktzahl für reine Epicness.
Geht ihr da mit oder seht ihr das völlig anders?
Mich catcht die Serie weiter nicht so recht. Diese Folge war zwar endlich mal was los und es gab etwas Action, was schon mal gut ist, aber richtig emotional mitgenommen hat mich das Ganze trotzdem nicht. Trotz sehr langatmiger Erzählweise habe ich nicht das Gefühl, die Charaktere so gut zu kennen, dass mich ihr Schicksal / ihr Tod wirklich trifft. Da ich nicht zuhause war, habe ich die Folge nicht am vergangenen Mittwoch gesehen, sondern erst am Samstag. Bei den ganzen Lobeshymnen, die ich in der Zwischenzeit (spoilerfrei) lesen konnte, hatte ich mir etwas ganz Großes erhofft, aber für mich war die Folge nun nichts Besonderes oder Erinnernswertes, sondern halt nur ganz okay.
Vor allem, wenn ich „Andor“ mit „The Rings of Power“ vergleiche, merke ich, wie wenig ich investiert bin. Bei RoP war ich immer gespannt auf die nächste Folge, fieberte mit den Figuren mit, hatte Lust, mir hinterher noch Videos zu den Hintergründen anzusehen, etc. Bei Andor vergesse ich von Woche zu Woche die Namen der Nebenfiguren. Ich weiß nicht, die Serie ist irgendwie gar nicht für mich und der interessantere Coruscant-Plot bekommt auch immer weniger Screentime. Schade…
Bin und bleibe einfach begeistert von der Serie. Jede Folge aufs neue Interessiert mich und entwickelt für mich die Hauptfiguren weiter. Da stört es mich wenig, dass die meisten Nebenfiguren sehr blass bleiben. Ich finde sogar gerade das sehr gut da meiner Meinung nach viel zu viele Nebenfiguren in letzter Zeit bei Star Wars viel zu viel zu tun hatten und die Galaxis immer kleiner wurde. (bspw. Cobb Vanth, Bo Katan & Fifth Brother) Die Nutzung hat natürlich andere Aspekte die mir sehr gefallen allerdings finde ich auch, dass die Figuren nie wirklich weitererzählt wurden. Dementsprechend kann diese Rolle auch von neuen Figuren übernommen werden, welche man im Drehbuch dann auch so Benutzen kann wie man es für die Serie gern hat. Ob das jetzt ein tragischer Tod ist der den Protagonisten beschäftigt oder irgendwas anderes was für den Zuschauer direkt betrachtet eher unwichtig ist, ist mir dabei erstmal egal solange es die Handlung nicht aufhält und das tun die Charaktere nicht.
PS. Colonel Petigar stützt seinen Becher mit seinem kleinen Finger von unten. Eine Praxis die verhindern soll, dass der Becher einfach durch die Schwerkraft nach unten aus der Hand gleiten kann. :^)
Mich holt die Serie weiterhin noch nicht so wirklich ab, aber Folge 6 war schon ein Highlight. Von der Inszenierung der Spannung her, gab es sowas bisher nicht bei Star Wars. Man hatte wirkich jede Sekunde geglaubt, dass gleich was schief gehen kann. Kommt wahrscheinlich durch den extrem langsamen Aufbau der beiden vorigen Folgen. Aber bei mir stellt sich trotzdem noch nicht das Star Wars Feeling ein. Wenigstens gab es mal wieder ein Alien zu sehen 🙂
Den Tod der Charaktere nahm mich nicht mit, denn ich habe Rogue One nun mal erwartet und auch bekommen. Dann noch die Tatsache das ich weiß wann Andor stirbt schadet der Dramaturgie der Serie, da ist Kenobi besser angesetzt ob er mit sich selbst ins Reine kommt. 🤔
Hä? Bei Obi-Wan wissen wir doch genauso wann und wie er stirbt. Außerdem wissen wir was vorher und nachher mit Anakin, Leia, Bail, Owen & Beru und Luke passiert. Bei Andor wissen wir nur von Andors letzter Mission (Rogue One), alles andere über ihn ist neu und auch die anderen Figuren sind der Macht sei dank nicht schon wieder irgendwelche Cameos.
Auch die Figurentode in dieser Folge gingen mir zehn Mal näher als die von Snow(?)speeder-Pilot 2 und der eximperialen Offizierin. Was mir dabei grad auffällt: seit wann können Snow(?)speeder eigentlich ins All fliegen? Können das dann auch Landspeeder?
Die Folge wurde im Vorfeld wahnsinnig hochgehypt als bisheriges Highlight, was ich ziemlich übertrieben und auch ungerecht gegenüber den vorherigen Episoden finde. Sie hat mir wieder sehr gut gefallen, aber soviel besser als die ebenfalls sehr guten Vorläufer fand ich sie jetzt auch nicht.