Rezension: Obi-Wan Kenobi Teil I

Hallo, wie geht’s denn so? Heute startete die neue Serie Obi-Wan Kenobi direkt mit einer Doppelfolge auf Disney+! Die sechsteilige Miniserie wird ab jetzt wöchentlich am Mittwoch erscheinen, insgesamt sechs Folgen umfassen und damit am 22. Juni 2022 enden. In dieser Rezensionsreihe gehen wir wie immer mit Spoilern auf die jeweiligen Folgen ein und freuen uns über eure Meinungen in den Kommentaren!

Die Rezensionen zu den jeweiligen Folgen enthalten immer Spoiler zu der aktuellen Folge als auch zu allen vorher erschienenen Folgen. Spoiler zur zweiten Folge müsst ihr – auch wenn die ersten beiden Folgen gleichzeitig erschienen sind – in dieser Rezension nicht befürchten.

VeröffentlichungRegieDrehbuch
27. Mai 2022Deborah ChowJoby Harold,
Hossein Amini,
Stuart Beattie

Ben Kenobi lebt 10 Jahre nach Order 66 zurückgezogen auf Tatooine. Die Anwesenheit eines anderen Jedi bringt jedoch die Inquisitoren auf den Plan und gefährdet seine und Lukes Sicherheit. Währenddessen sorgt auf Alderaan eine Entführung für Verzweiflung und Ben muss entscheiden, ob er bereit ist, wieder zu Obi-Wan zu werden.

Zum Inhalt

Wir beginnen die erste Folge mit einem stimmungsvollen Zusammenschnitt der Prequels, welcher uns die wichtigsten Etappen – inklusive Obi-Wans Skepsis gegenüber Anakins Ausbildung – noch einmal vor Augen führt. Passenderweise geht es danach mit einem Einblick in die Geschehnisse der Order 66 im Jedi-Tempel los, bei der wir eine Gruppe Jünglinge zusammen mit ihrer Ausbilderin fliehen sehen. Visuell hat mir dieser Abschnitt recht gut gefallen, auch wenn die Flucht der Jünglinge recht offen gehalten wurde. Eine der Jünglinge ähnelt dabei sehr stark der später auftretenden Inquisitorin Reva, was vielleicht noch spannend werden könnte.

10 Jahre später sind wird dann auch schon auf unserem beliebten Sandplaneten Tatooine und beobachten zunächst die Inquisition dabei, wie sie auf Jedi-Suche geht. In einer Bar werden sie auch recht schnell fündig, auch wenn es sich natürlich noch nicht um Obi-Wan (Ewan McGregor), sondern einen anderen Jedi (Benny Safdie) handelt, der um einiges jünger ist. Spannend an all dem war natürlich die Ansprache des Großinquisitors (Rupert Friend) und das Motto, dass Jedi sich selbst jagen würden. Beweise für diese Behauptung finden sich dann, als besagter Jedi seinem juckenden Jedi-Kodex nicht entsagen kann und den Barkeeper vor einem anfliegenden Messer rettet. Das gleiche Motto wird Reva (Moses Ingram) später in der Folge aufgreifen, wenn sie ihrem Ziel, Kenobi zu jagen, nachgeht. Auch hier wird es noch spannend sein zu erfahren, weshalb Reva so fixiert darauf ist, ausgerechnet Kenobi zu jagen. Geht es dabei um Prestige oder hat es auch eine persönliche Komponente?

Reva ist nicht begeistert.

Um nun also zum Titelhelden der Serie zu kommen; dieser versteckt sich auf Tatooine zu dieser Zeit noch in einer Höhle und scheint noch keine Immobilie zu besitzen, die man sich wohl für den Tageslohnjob auch nicht leisten kann. Das finde ich zumindest nachvollziehbar, da eine Höhle zunächst natürlich wesentlich unauffälliger sein sollte als ein Haus mitten im Nirgendwo. Sein Tagesablauf besteht aus Arbeiten als eine Art Metzger in der Wüste, dem Füttern seines Eopies, dem Handeln mit Jawas, die ihm Teile zurückverkaufen wollen, die sie vorher von ihm stahlen, den Albträumen von Anakins Fall auf die Dunkle Seite, den Versuchen mit Qui-Gon zu sprechen und schließlich der Überwachung der Sicherheit des jungen Luke und seiner Familie. Die Emotionen, die sich in Bens Gesicht zeigen als er sieht, dass auch Luke ein begeisterter Pilot zu werden scheint, tragen die Bitterkeit seiner Freundschaft mit Anakin, die durch die Dunkle Seite zerrissen wurde. Passend dazu schenkt er Luke des nachts heimlich noch ein Spielzeug eines T-16-Skyhoppers, das gleiche Modell, mit welchem er in Episode IV spielen wird. Auf dem Rückweg bittet dann besagter Jedi namens Nari Obi-Wan um Hilfe und dieser rät ihm, sein Lichtschwert zu vergraben und ein normales Leben zu führen. Wohin dieser Ratschlag führt konnten wir uns da sicherlich alle schon denken. Ich hatte in dem Moment schon die Vermutung, dass er als Köder von den Inquisitoren eingesetzt wurde, was später ja tatsächlich eine Taktik ist, aber nicht mit Nari, sondern einem anderen Menschen, der Obi-Wan sehr wichtig ist.

Wenn wir schon dabei sind gehen wir also nach Alderaan. Dieser Cut und die Darstellung dieser wundervollen Welt haben mich direkt in den Bann gezogen. Nicht umsonst ist Alderaan einer meiner Lieblingsplaneten in SWTOR und ich war stets traurig durch gewisse Ereignisse in Episode IV nicht mehr von ihm sehen zu können. Wesentlich beeindruckender fand ich dann jedoch die junge Leia Organa (Vivien Lyra Blair) und die Darstellung ihres rebellischen Geistes. Sie hat keine Lust auf Staatsempfang, sondern schaut sich abfliegende Raumschiffe zusammen mit ihrem Droiden Lola (bekannt aus der VW-Werbung) an und überlegt, wem sie wohl gehören und wohin sie unterwegs sein könnten. Als sie dann doch beim Empfang dabei sein muss und von ihrer Mutter Breha (Simone Kessell) geholt wird, lässt sie die Beleidigungen ihres Cousins gar nicht lange im Raum stehen, sondern erwidert seine Spitzen und kehrt diese in Unsicherheiten seinerseits um. Ich bin wirklich sehr glücklich mit der Darstellung und freue mich jetzt schon, mehr von ihr im Laufe der Serie zu sehen.

Zurück auf Tatooine konfrontiert Owen (Joel Edgerton) Kenobi mit dem Geschenk und sagt, dass sie seine Hilfe nicht wollen und er sie in Frieden lassen soll. Es folgt der bereits im Vorfeld der Serie hundertfach in Memes umgewandelte Schlagabtausch, bei dem Owen ihm ein Scheitern bei Anakin attestiert und deshalb die Bitte, Luke auszubilden, ausschlägt. Kurz nach ihrem Gespräch kommen dann in Form von Reva und dem Fünften Bruder (Sung Kang) zwei Inquisitoren auf den Platz und fragen erneut nach Hinweisen des anderen Jedi. Auch hier wird Reva wieder als impulsiv und wenig kooperativ dargestellt, indem sie einer Frau die Hand abschlägt und Owens Familie mit dem Tod droht. Da hilft auch Owens Rant gegen die Jedi nichts, in dem er sie als Ungeziefer bezeichnet, die auf seinem Hof keinen Platz hätten. Doch nicht durch Kenobis Eingreifen wird sie davon abgehalten, sondern durch die Ansage des Fünften Bruders, der sie kurz darauf wieder ermahnt, ihre Obsession für Kenobi zu zügeln. Spannend an dieser Szene finde ich, dass wir Kenobis ausbleibenden Versuch Owen zu retten zwar als taktisch begreifen können, um noch schnell zu Luke zu kommen und ihn zu beschützen, es auf mich aber vielmehr wie eine antrainierte Untätigkeit und Kaltheit gegenüber anderen wirkt. Über die Jahre hat Obi-Wan gelernt, immer mehr zu Ben zu werden und gleichzeitig dem Juckreiz nicht mehr nachzugeben. Genau aus diesem Zustand der Paralyse muss er erst herausgeholt werden, wozu es bald darauf einen Anlass gibt.

Der Star der Show: Die junge Leia Organa!

Auf Alderaan hat Leia nämlich genug von Staatsbankett und freundlich Winken und entflieht, nach einem schönen Gespräch mit ihrem Vater Bail (Jimmy Smits), wieder in die Wälder. Dort jedoch offenbart sich ein Kopfgeldjäger, welcher die junge Leia entführen möchte. Abgesehen davon, dass ich die Sicherheitsvorkehrungen des Palastes an dieser Stelle kritisieren muss (immerhin scheint eine private Tür direkt in diesen „Wald“ zu führen), fand ich auch die Befähigung dieser Gruppe teilweise lustig anzusehen. Gerade die beiden Verfolger sind häufiger gestolpert als gelaufen und haben die zehnjährige Leia nur nach Eingreifen ihres Anführers zu fassen bekommen. Scheinbar ist das Budget der Inquisition für solcherlei Manöver nicht allzu groß. Denn wie wir erfahren, ist diese Entführung von Reva orchestriert worden, um Kenobi hervorzulocken, der im Krieg eine Freundschaft zu Bail pflegte und daher wohl nicht anders kann als das Kind zu retten: „Die Jedi jagen sich selbst“.

Während all dies geschieht geht Ben erneut seinem gewohnten Tagesablauf nach und erhält in der Höhle eine Nachricht von Bail und Breha, die um Hilfe bitten. Auch hier reagiert Kenobi zunächst mit der angewohnten Distanz und lässt sie abblitzen, woraufhin ihn am Tag darauf Bail persönlich darum bittet, seine Tochter zu retten. Am gleichen Tag sieht Ben außerdem den anderen Jedi tot in der Stadt hängen und erkennt damit direkt, was seine Distanz und „Ratschläge“ für Konsequenzen haben. Er macht sich also auf den Weg, sein Lichtschwert zurückzuholen (in dem Kasten ist auch Anakins Lichtschwert zu sehen) und begibt sich zum Raumhafen, um auf Daiyu nach Leia zu suchen. In der letzten Szene sehen wir, dass er sein Lichtschwert wieder am Gürtel trägt, was vielleicht etwas zu offensichtlich erscheint, in dem Moment als Zuschauer aber ein gutes Gefühl vermittelt.

Anmerkungen

Für mich entpuppt sich in der ersten Folge eine Mischung aus Neugier und Vorfreude auf die kommenden fünf Folgen. Ich wurde durch den Beginn mit Order 66 und dem unerwarteten Cut nach Alderaan sehr stark in die erste Folge hineingezogen. Das wiederkehrende Thema von Bens Tagesablauf, gebündelt mit seiner Resignation durch sein Scheitern, bilden einen guten Kontrast dazu, dass sich der Rest der Galaxis nicht in Selbstmitleid verliert und einen Jedi gut gebrauchen könnte. Doch kann er einfach so wieder der werden, der er war und was bedeutet das für Luke und somit die Zukunft der Jedi? Wie viel darf er zu opfern bereit sein, um den Sohn seines ehemaligen Freundes zu beschützen? Beschützt er ihn überhaupt, wenn er selbst kurz vor Owens Tod nicht eingreift? All diese Fragen und eine Wandlung hin zu mehr Aktionismus werden durch die Bedrohung durch die Inquisition, den anderen Jedi, der durch Kenobis Ratschlag sein Ende fand und schließlich die Bitte seines alten Freundes Bail schrittweise aufgebrochen. Der Tagesablauf bröckelt immer mehr und so tritt immer mehr auch der bekannte Obi-Wan zu Tage, der dem Jucken des Jedi-Kodex wieder nachgeben muss.

Man darf sich nicht hängen lassen.

Ansonsten stößt natürlich sehr stark die bisherige Hauptantagonistin der Serie hervor. Revas Motivation beziehungsweise Obsession für Kenobi ist noch ein Mysterium, doch die Darstellung der Figur als impulsiv und rebellisch gegenüber den anderen Inquisitoren hat mir sehr gefallen, auch wenn solch ein Verhalten im Inquisitoren-Programm nicht unendlich lange geduldet werden wird. Ich bin gespannt, ob es ihr nur darum geht, durch die Jagd auf Kenobi im Rang zu steigen oder sie auch andere Ziele damit verfolgt. Der Verlauf der Serie wird da hoffentlich weitere Antworten liefern.

Design und VFX

Neben dem altbekannten Tatooine, welches wie immer sandig-gut getroffen wurde, haben wir erstmals in Live-Action mehr Einblick in Alderaan. Die Darstellung dieser modernen Architektur, die teilweise etwas zu kontrastreich mit dem Wald oder ähnlichem kollidiert, passt in meinen Augen gut. Auch das saubere Design und die eher runde Architektur erwecken den gewollten Eindruck einer modernen Kultur. Besonders gefallen haben mir jedoch die schneebedeckten Berge im Hintergrund des Organa-Schlosses, was stets für mich charakteristisch an Alderaan war.

Auch das Raumschiffdesign – allen voran das neue Schiff der Inquisition – reiht sich nach Krennics Shuttle ein in die eher schwarz gehaltenen Transportfähren der imperialen Elite, was als Kontrast zum Lambda-Shuttle steht. Durch die eher kleineren Flügel scheint es auch praktikabler für solcherlei Einsätze zu sein, bei denen man keine große Landeplattform zur Verfügung hat. Ich bin gespannt, ob wir – ähnlich wie bei Jedi: Fallen Order oder Star Wars Rebels – noch Raumschiffe sehen, die die Inquisitoren als Ein-Personen-Jäger steuern.

Fazit

Die erste Folge von Obi-Wan Kenobi stellt ein sehr gutes Gesamtpaket dar, welches uns einen distanzierten und kühlen Ben Kenobi zeigt, der zunehmend erkennt, dass sein Weg der Zurückhaltung nicht mehr der richtige zu sein scheint. Zu dieser Erkenntnis trägt eine spannende Antagonistin in Form von Reva bei, auch wenn ich hoffe, dass im Laufe der Serie noch mehr als reines Prestige hinter ihrer Fixierung auf Kenobi steckt. Zu guter Letzt ist für mich die größte Stärke der ersten Folge jedoch die Darstellung der jungen Leia Organa, gespielt von Vivien Lyra Blair, die genau so dargestellt wird, wie man sich die zukünftige Heldin der Rebellion in ihren Kindertagen vorgestellt hat und die Carrie Fisher stolz gemacht hätte.

Die Schaufel hab ich auch!

Wie hat euch die erste Folge gefallen? Wir freuen uns auf eure Meinung in den Kommentaren!

2 Kommentare

  1. Ich hatte bei Alderaan auch direkt Flashbacks zu SWTOR. Vorallem als Leia im Wald bei dem Baum war. Da habe ich mir dann vorgestellt wie die Rep-Trooper in dem alten Cinematiktrailer die Sith angegriffen haben.

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