Mit The High Republic #12 erscheint am heutigen Mittwoch die letzte Ausgabe der Reihe vor dem Erscheinungsdatum des Romans The Fallen Star. Die Handlung spitzt sich immer mehr zu und die Gemüter erhitzen sich. Unterhalb der Spoilerwarnung erfahrt ihr, wie mir diese Ausgabe gefallen hat, und was sie eventuell für The Fallen Star bedeuten könnte!
Achtung: Bitte bedenkt, dass unsere Marvel-Mittwoch-Rezensionen Spoiler enthalten, damit wir in den Kommentaren mit euch diskutieren können.
Zum Inhalt
Nachdem es letzten Monat „Only Fear“ gab, kämpfen die Jedi aus der Hohen Republik in Heft #12 der The High Republic-Hauptserie dieses Mal mit „The Spirit of Disunity“. Schon die Einleitung dieser Ausgabe lässt vermuten, dass die Jedi neben den Nihil und dem Leveler noch ein ganz anderes großer Problem haben: Einheit – die Eigenschaft, die ihnen noch vor wenigen Ausgaben den Sieg gegen die Drengir ermöglicht hat, scheint nun wie einst Loden und mittlerweile auch Ceret und Terec Risse zu bekommen.
Zu Beginn des Comics rekapituliert Keeve die momentane Lage (wortwörtlich, denn Starlight wurde einmal quer durch die Galaxis abgeschleppt) an Bord der Raumstation – ein praktischer Weg, uns direkt wieder emotional mitfühlen zu lassen und gleichzeitig ein Update zu bekommen, was seit dem letzten Heft passiert ist. Während die Jedi von den Strapazen der letzten Wochen ermüdet sind, wobei Keeve den Fokus vor allem auf Avar legt, ist Starlight Beacon mittlerweile zu einer wandernden Station geworden. Zwar muss sie dazu von anderen Schiffen gezogen werden, doch ist direkte Hilfe ein einfacherer Weg für die Jedi, Welten beim Wiederaufbau zu helfen, als nur Trupps loszuschicken. Nachdem die Station erst bei Dalna war, einem Planeten, der nun schon mehrfach in Werken aus der Hohen Republik erwähnt wurde, ohne dass wir so je richtig erfahren, was dort eigentlich geschieht, geht es jetzt also nach Eiram. Eine schöne Verknüpfung mit Claudia Grays Werk In die Dunkelheit, in dessen Flashbacks dieser Planet ebenfalls eine zentrale Rolle gespielt hat.
Flashbacks gibt es auch in dieser Ausgabe, und wir erfahren, dass Avar es nicht geschafft hat, Lournas Entkommen aufzuhalten. Erneut ist ihr das vermeintliche Eye der Nihil entwischt, eine Tatsache, die sie frustriert und sich schuldig fühlen lässt. Wie ich auch schon bei vergangenen Ausgaben vermutet habe, wird ihre Jagd nach Lourna immer mehr zu einem persönlichen Problem. Das Gefühl, nicht genug getan zu haben, dass die eigenen Fähigkeiten nicht ausreichen, plagt auch Keeve nun schon länger. Ich würde mir für sie bald einen Moment wünschen, in dem sie erfolgreich eine Situation meistert und weiter über sich herauswachsen darf.
Wie eingangs schon erwähnt, scheinen die Meinungsverschiedenheiten zwischen den Jedi allerdings ein mindestens ebenso großes Problem zu sein wie ihre Feinde. Avar ist so verärgert darüber, nicht weiter Lourna hinterherrennen zu können, dass sie Maru ungeduldig ins Wort fällt und Stellan nicht bei seinem Titel anspricht, während er sich ihr gegenüber professionell verhält. Immerhin wissen die Jedi nun zumindest von No-Space und der Großen Halle der Nihil, wodurch sie einen großen Schritt vorankommen. Einen Pfadantrieb der Nihil konnten sie ebenfalls auftreiben, und zwar in der Schlacht von Galov, die wir in Tempest Runner miterlebt haben. Ebenfalls interessant: Avar bezeichnet die Angriffe der Nihil als Attacke gegen die Jedi, während Stellan sie als Angriff gegen die Republik sieht. Spannend, da die Nihil zwar die Republik angreifen, es aber zumindest aus Marchions Perspektive definitiv als Vorgehen gegen die Jedi geplant ist. Avars Aussage stehe ich aber kritisch gegenüber. Zwar sagt sie, dass Jedi nicht in den Schatten verweilen sollten, aber ist ein direkter Angriff nicht genau das, was sie Sskeer in der letzten Aussage (rechtmäßig) verboten hat? Ist sie wirklich besser als ihre Feinde, wenn sie genauso in den Angriffsmodus geht? Die Spannung zwischen den Jedi ist zumindest deutlich spürbar und ein interessanter Ausgangspunkt für weitere Konflikte.
Keeve kann einem unterdessen wirklich leid tun. Im Gegensatz zu Loden sind Terec und Ceret zwar nicht zu Staub zerfallen, aber in ihrem Zustand dennoch wenig existent. Keeve fühlt sich verantwortlich. Als Leser wissen wir natürlich, dass der Leveler für ihre immense Angst verantwortlich war, doch für Keeve war dies ein persönliches Versagen. Umso überraschender kommt es für sie, dass ihr gleich der nächste Auftrag erteilt wird. Dabei mache ich mir mittlerweile fast schon mehr Sorgen um Avar als um Keeve. Letztere scheint ihre Emotionen zumindest erkennen zu können und ihnen Raum zu gewähren, während Avar sich – laut Maru – von ihren leiten lasse. Wir wissen ja alle, was passiert, wenn ein Jedi dies zu leidenschaftlich tut…
In einem weiteren Flashback zu Xais zieht Avar dann endlich Konsequenzen aus Sskeers mörderischem Verhalten und befreit ihn von seinen Pflichten als Jedi. Als symbolisches Zeichen dafür muss er ihr sein Lichtschwert abgeben. Sskeer beweist seine Größe dadurch, ihrem Befehl ohne Widerworte nachzukommen und sein Schicksal zumindest für den Moment zu akzeptieren. Und auch Avar sieht ein, vielleicht etwas zu lange gewartet zu haben, um einen Schlussstrich zu ziehen. Aber auch diese Szene hinterlässt mich mit einigen Fragezeichen. So bezeichnet Avar Sskeers Verhalten als unwürdig für einen Jedi, und doch ist sie selbst gar nicht so weit entfernt davon, auf Rachefeldzug zu gehen. Hier entsteht eine meiner Meinung nach hoch interessante Dynamik zwischen den Charakteren. Einerseits ist dort Keeve, die Avar eigentlich bewundert und nun ihre Entscheidung nicht versteht. Andererseits Avar, die einen ihrer Freunde regelrecht feuern muss, und mittendrin auch noch Sskeer, der sowohl Keeve als auch Avar zu verstehen scheint.
Nun ist auch endlich der Moment gekommen, in dem wir die ganze Wahrheit über Sskeer erfahren. Dabei handelt es sich nicht um die dunkle Seite der Macht oder die Nebenwirkungen der Drengir, sondern um ein Trandoshaner-spezifisches Syndrom, das zu deren instinktivem, wütenden Jagdverhalten führt. Einzelne Einblicke in dieses Verhalten (beispielsweise in Tempest Runner) haben wir mehrfach bekommen, und rückblickend ergibt diese Offenbarung Sinn. Die Szene zwischen Sskeer und Keeve in dessen Zimmer ist eine der besten Momente dieses generell sehr guten Comics. Sskeer in der Dunkelheit, umgeben von Kerzen und gekleidet in weiß – das ergibt einfach eine tolle Atmosphäre. Keeve plädiert dafür, dass Sskeer sie auf die Ataraxia begleitet, doch dieser schickt sie weg. Cavan Scott weiß einfach, wie er uns emotional mitreißen kann, und Keeve so traurig zu sehen wie in dieser Ausgabe, bricht einem ein wenig das Herz.
Die Haupthandlung des Comics reduziert sich damit vorerst auf drei Charaktere: Avar, Keeve und Sskeer. Das Ende der Ausgabe ist kein so extremer Cliffhanger, wie wir es in anderen Heften erlebt haben, es schließt das Heft für mich aber super ab. Es geht auf in neue Gefilde, wenn auch seitens der Jedi etwas überstürzt und unvorbereitet, und obwohl das Vorhaben der Jedi alles andere als ein guter Plan zu sein scheint, ist es dennoch schön zu sehen, dass die drei Jedi (oder Ex-Jedi) sich nicht gegenseitig im Stich lassen. Da das nächste Heft erst nach The Fallen Star erscheinen wird, bleibt erstmal noch offen, wie zeitnah diese Handlung mit der des Romans spielt. Zumindest ist Starlight nun in der Nähe eines anderen Systems und Avar in eigener Mission unterwegs. Ob dies ein Ausgangspukt für den Roman ist? Ob die Comic-Jedi deswegen keine Rolle in diesem spielen werden? Oder ob die Handlungen vielleicht zusammengeführt werden? Das erfahren wir dann in wenigen Wochen, wenn Claudia Grays The Fallen Star erscheint!
Zu den Zeichnungen
Nach einigen Jeanty-Ausgaben wiederhole ich mich in diesem Teil wahrscheinlich etwas, dennoch möchte ich ein paar Worte zu den Zeichnungen des Comics loswerden. Diese sind meiner Meinung nach in der vorliegenden Ausgabe etwas besser geworden, was vor allem daran liegen mag, dass wir öfter Gesichter aus der Nähe zu sehen bekommen. Avar sieht zwar in manchen Panels immer noch etwas zu verzogen aus, dafür gibt es aber auch einige Seiten, auf denen sie mir richtig gut gefällt. Gleiches gilt für Sskeer, der nun etwas schuppiger und somit mehr nach Trandoshaner aussieht. Jeantys Zeichnungen sind am besten, wenn sie groß sind und nicht allzu viel passiert, beispielsweise auf der Seite, auf der Avar Sskeers Lichtschwert fordert oder No-Space vorstellt.
Wenn Personen sich dynamisch bewegen, sieht das Ganze dennoch etwas komisch aus. Das Panel, in dem Avar das Meeting mit Stellan verlässt oder jenes, in dem Keeve Sskeer in die Arme fällt, haben einfach eine seltsame Perspektive und ich erkenne gar nicht richtig, wohin sich überhaupt bewegt wird.
Besonders gut gefallen hat mir die Darstellung von Estala Maru, der im Gegensatz zu Ario Aninditos Version zwar immer noch wesentlich weichere Gesichtszüge hat, aber von den genannten Charakteren tatsächlich am proportionalsten erscheint.
Gut gearbeitet wurde aber auch in der Szene zwischen Keeve und Sskeer. Wie oben bereits erwähnt, hat diese eine tolle Atmosphäre durch den Kontrast zwischen Hell und Dunkel. (Übrigens, Sskeer hat ein ganz schön großes Zimmer, oder?) Auf diesen Seiten wurde toll mit dem Licht gespielt, so steht Keeve stets im Hellen, während Sskeer im Schatten sitzt, und auch die Schlieren der Kerzen (oder dem Star Wars-Äquivalent davon) tragen zu dieser Stimmung bei.
Fazit
The High Republic #12 kommt auch ohne Nihil und ohne die sonst so präsenten Actionszenen aus. Tatsächlich ist diese Ausgabe mit dem Fokus auf die Selbstzweifel und Auseinandersetzungen der Jedi eine der besten, die diese Reihe zu bieten hat. Das Ende der Ausgabe lässt mich zufrieden zurück, wenn auch mit großer Sorge um die Charaktere und die Konsequenzen derer fragwürdigen Entscheidungen. Wie genau der Comic mit The Fallen Star in Verbindung steht und ob die Handlungen Einfluss aufeinander haben, wird sich zeigen, ich bin jedenfalls höchst gespannt, wie es weiter gehen wird, und hoffe, dass alle unsere geliebten Jedi so heil wie möglich davonkommen.
Wir bedanken uns bei Marvel-Comics für die Bereitstellung des digitalen Vorabexemplars, ohne das unser Marvel-Mittwoch nicht möglich wäre.
Star Wars: Die Hohe Republik ist ein mehrjähriges Buch- und Comicprogramm, das hunderte Jahre vor den Skywalker-Filmen spielt und die Jedi in ihrer Blütezeit zeigt. Weitere Infos, News, Podcasts und Rezensionen gibt es in unserem Portal und in der Datenbank. Beachtet auch unsere Guides zur Lesereihenfolge von Phase I, Phase II und Phase III.
Auch wenn mir die Geschichte gut gefallen hat, fand ich das Cover mit Lourna irgendwie unpassend. Schließlich taucht sie kaum/gar nicht auf …
Und der „Marke-und-Knarre“-Moment wirkte ein bisschen unfreiwillig komisch 😉
Stimmt, das Cover passte nicht wirklich zur Ausgabe, das ist ein guter Punkt! Im nächsten Heft passt es dann hoffentlich wieder 😀