Diesen Monat wird mit The High Republic #8 der zweite Handlungsbogen der Marvel-Comicserie zur Hohen Republik beendet. Wie der Kampf gegen die Drengir ausgeht und wie der Verlauf der Geschichte bei mir ankommt, erfahrt ihr unterhalb der Spoilerwarnung. Viel Spaß beim Lesen und Mitdiskutieren!
Achtung: Bitte bedenkt, dass unsere Marvel-Mittwoch-Rezensionen Spoiler enthalten, damit wir in den Kommentaren mit euch diskutieren können. Außerdem enthält diese Rezension kleinere Anmerkungen zu The Rising Storm.
Zum Inhalt
“ … because when Jedi come together, we do incredible things.“
Keeve Trennis
Mit The High Republic #8 beendet Autor Cavan Scott diesen Monat den Handlungsbogen „Heart of the Drengir“. Das dritte Heft der Geschichte trägt den Titel „The Root of Terror“ und ist wieder deutlich actionreicher als Ausgabe #7, die sich eher auf Keeve fokussiert hat. Nun erleben wir die Jedi gemeinsam im Kampf und treffen auf einige Charaktere, die Lesern bereits aus anderen Geschichten bekannt sind. Auch wenn es etwas konstruiert wirkt, dass wir natürlich genau Cohmac Vitus und Reath Silas wiedersehen, ergibt es andererseits Sinn, da diese Jedi beim Wiedererwecken der Drengir dabei waren – und jetzt eben auch bei deren Ende. Damit schließt sich in diesem Heft nicht nur der Comic-Handlungsbogen, sondern in gewisser Weise auch jener, der von Claudia Gray in Into the Dark angefangen wurde.
Aber auch Sskeer, der die letzte Ausgabe über verschollen war, ist mit von der Partie und scheint wohlauf zu sein. Myarga ist davon zwar noch nicht überzeugt, aber Sskeer selbst bestätigt, dass der Einfluss der Drengir über ihn gänzlich nachgelassen hat. Seine Auseinandersetzung mit Myarga verdeutlicht uns noch einmal, wie groß die Distanz zwischen Jedi und Hutten eigentlich ist, und dass selbst die Jedi, welche Teil der Drengir-Mission sind, den Kartellbossen nicht unbedingt freundlich gegenüber gesinnt sind.
Die Partie, von der wir auf dieser Mission sprechen, ist übrigens erstaunlich klein. Nachdem Avar nun ja wirklich so gut wie jede Ausgabe nach mehr Jedi verlangt hat, ist eigentlich nur eine relativ kleine Gruppe von ihnen zusammengekommen. Kein Wunder, dass sie ständig nachhaken musste, wenn es gerade einmal knapp zehn Jedi nach Mulita schaffen. Dadurch wirkt aber auch niemand fehl am Platz und jede/r nimmt eine tragende Rolle im Kampf ein.
Nicht nur dem Leser wird allerdings schnell auffallen: Zwei unserer zentralen Figuren fehlen. Weder Keeve noch Avar sind vor Ort. Doch lange bleibt zumindest Keeve nicht fern. Ihr Gespräch mit Orla in der letzten Ausgabe scheint sie dazu bewegt zu haben, doch am Kampf teilzuhaben. Bei deren Auftritt wird eine weitere, ziemlich interessante Angelegenheit offenbart. Sskeer und Orla kennen sich bereits, und das wohl intimer als nur als Kollegen. Ich bin gespannt zu erfahren, was genau es damit auf sich hat und ob wir noch weitere Einblicke in die interessante Beziehung der beiden bekommen. Keeve zumindest kann jetzt nicht mehr schlafen und ist auf sympathische Weise entnervt, aber ich kann mir vorstellen, dass sie nach den ganzen Ereignissen aus den Comics leider auch genug anderes Albtraummaterial hat.
Auch interessant ist, dass die Nihil ebenfalls auf Mulita waren. Ihre Überreste zeugen davon, dass nicht alle von ihnen die Reise wohlauf überlebt haben. Die Verbindung zu The Rising Storm ist hier geschickt eingefädelt, da wir in dem Roman erfahren, dass die Nihil sich die Drengir zunutze gemacht haben. Wie das für die Bösewichte laufen wird, nachdem die Jedi die Drengir überwältigt haben, bleibt erstmal offen.
Mit einem der ikonischsten Zitate aus der Skywalker Saga, „It’s a trap!“, realisiert Keeve, dass Avar in eine Falle getappt ist. Dem Progenitor war klar, dass diese den Angriff gegen die Kreaturen leiten würde – sie als Erstes auszuschalten, und sich möglicherweise auch ihre Fähigkeiten zunutze zu machen, ist ein ganz schön schlauer Schachzug der Monster. Doch ebenso wie die Drengir den Progenitor als Anker des Root Minds nutzen, stellt Avar diesen für die Jedi dar, eine meiner Meinung nach großartige Parallele. Nachdem Avar zunächst aber noch unter dem Einfluss der Drengir steht und Keeve mit der Macht im Würgegriff hält (eine Fähigkeit, die sonst der dunklen Seite zugeschrieben wird), arbeiten alle Jedi zusammen, um Avar zu befreien und den Progenitor zurückzudrängen. Dieser Moment ist für mich eine der ergreifendsten Szenen der gesamten Serie. Wie Keeve sagt, können die Jedi Unglaubliches vollbringen, wenn sie zusammenkommen, und diese Doppelseite ist der beste Beweis dafür.
Die Jedi stehen nun an einer ähnlichen Position wie die Sith lange vor ihnen. Der Progenitor spricht aus, was ich mich selber auch schon gefragt habe: Werden die Jedi die gleichen Methoden verwenden wie die Sith? Der entscheidende Unterschied, wie Keeve uns erinnert, liegt darin, dass die Sith sich selbst schützen wollten – die Jedi allerdings schützen andere. Insgesamt ist die Ausgabe eine wundervolle Erinnerung daran, was es bedeutet, Jedi zu sein.
Ganz im Gegensatz dazu erleben wir nämlich Myarga, die den Progenitor dringend tot sehen möchte. Den Ansatz der Jedi, Leben beschützen zu wollen, vertrete ich normalerweise auch. Hier frage ich mich allerdings, ob Myargas Handlungsoption nicht die günstigere gewesen wäre. Wie viel Schaden die Drengir anrichten können, sollte nun ja niemandem besser bekannt sein als Avar Kriss und den Jedi, die sie im Kampf gegen die Wesen begleitet haben. Den Progenitor nur einzupferchen könnte also ein Moment echter Stärke oder ein riesiger Fehler sein. Vor allem das Verfrachten auf Starlight könnte später noch zu einem Thema werden und ich bin mir ziemlich sicher, dass die Drengir-Geschichte nur vorerst abgeschlossen ist. Avar und die Jedi beziehen allerdings klar Position und stellen sich gegen Myarga, die wenig überraschend lieber flieht, als sich mit diesen anzulegen.
Wieder einmal freut es mich, die Beziehung zwischen Avar und Keeve zu sehen. Im allerersten Heft war Keeve noch sprachlos Avar gegenüber, und auch wenn sie immer noch zu ihr aufschaut, sind die beiden in diesem Kampf zu Ebenbürtigen, vielleicht sogar zu Freundinnen geworden. Ihr kurzer Moment der Freude wird jedoch schnell unterbrochen, als wir von Meister Maru hören. Die Verbindungsprobleme, die am Anfang des Heftes zwischen Sskeer und Maru aufgetreten sind, waren nicht ohne Bedeutung, sondern ein Hinweis darauf, dass die Nihil am Werk waren. Während die Jedi den Progenitor eingefangen haben, spielten sich auf Valo die Szenen ab, die wir aus The Rising Storm kennen. Damit ist die Comicserie nun zeitlich etwa gleichauf mit dem Roman und wir bekommen einen ersten visuellen Einblick darein, wie groß die Zerstörung des Republic Fair ist. Von Trümmern verschüttete Personen, Leichen, Graffiti der Nihil und mittendrin das Emblem der Jedi – dieses Bild wird wohl niemand so schnell vergessen…
Zu den Zeichnungen
Nachdem die letzten zwei Hefte von Georges Jeanty gezeichnet wurden, ist nun der Hauptzeichner der Serie, Ario Anindito, wieder zurück. Bereits bei den letzten Malen habe ich es angemerkt, aber es muss einfach wiederholt werden: diese Zeichnungen haben eine äußerst hohe Qualität! Allein die letzte Seite und die Trümmer des Fairs sind trotz Holo-Bild mit einer enormen Detailtreue angefertigt worden.
Die Doppelseite, auf der die Jedi zusammenkommen, um den Progenitor zu überwinden und Avar zu befreien, habe ich oben bereits hervorgehoben, aber auch diese Szene wurde zeichnerisch mit den miteinander verbundenen Kreisen der Jedi klug umgesetzt. Ario Anindito weiß das Medium einfach wunderbar zu nutzen. Auch die farbliche Gestaltung, die das Werk von Annalisa Leoni ist, begeistert mich diese Ausgabe wieder sehr. Das dunkle Blau von Mulita und das leuchtende Grün der vielen Lichtschwerter ziehen sich durch die gesamte Ausgabe und schaffen eine visuelle Kontinuität, die einfach schön anzusehen ist.
Eine weitere großartige Doppelseite findet sich ganz zu Beginn des Heftes, als die Jedi (und Hutten sowie deren Verbündeten) gemeinsam in den Kampf ziehen. Obwohl auf den Seiten viel passiert, leidet die Übersichtlichkeit nicht darunter.
Aber auch auf andere Kleinigkeiten wurde geachtet. So schwingt zum Beispiel Myargas Peitsche auf ihren Panels (zumindest bis sie zerstört wird) immer im Hintergrund, die Dynamik der Bewegungen wird in jedem Panel ersichtlich und sogar auf Avars Haare, deren zurückgesteckte Flechtungen sich wohl im Kampf gegen den Progenitor geöffnet haben, wurde geachtet.
Obwohl ich einen Comic lese, und obwohl wir es teilweise mit nicht-menschlichen Personen zu tun haben, wirkt alles unfassbar greifbar und echt. Chapeau dafür!
Fazit
The High Republic #8 bildet den spannenden Abschluss des Handlungsbogens Heart of the Drengir. Während die Handlung nun mit den Geschehnissen aus The Rising Storm gleichzieht, wird dem Leser eine farbenfrohe, actionreiche Schlacht geboten, die wunderbar von Momenten der Ruhe ausbalanciert wird. Eine Menge schöner Zitate, die uns an das Wesen der Jedi erinnern, werden von Ario Aninditos hochwertigen Zeichnungen unterstützt. Die von Cavan Scott verfasste Handlung lässt einen wie immer mitfiebern, aber auch einige Fragen offen, auf deren Antworten wir hoffentlich nicht allzu lange warten müssen!
Wie hat euch Heft #8 und der gesamte Handlungsbogen Heart of the Drengir gefallen? Und was haltet ihr vom Vorgehen der Jedi? Lasst es uns gerne wissen!
Wir bedanken uns bei Marvel-Comics für die Bereitstellung des digitalen Vorabexemplars, ohne das unser Marvel-Mittwoch nicht möglich wäre.
Star Wars: Die Hohe Republik ist ein mehrjähriges Buch- und Comicprogramm, das hunderte Jahre vor den Skywalker-Filmen spielt und die Jedi in ihrer Blütezeit zeigt. Weitere Infos, News, Podcasts und Rezensionen gibt es in unserem Portal und in der Datenbank. Beachtet auch unsere Guides zur Lesereihenfolge von Phase I, Phase II und Phase III.