Rezension: The High Republic: Race to Crashpoint Tower von Daniel José Older

Neben dem Erwachsenenroman The Rising Storm von Cavan Scott können sich Freunde von Star Wars: The High Republic am 29. Juni auch auf den Jugendroman Race to Crashpoint Tower von Daniel José Older freuen. Dieser spielt während der Ereignisse von The Rising Storm und behandelt einen Nebenplot des Republic Fair auf Valo, der sich dann an entscheidender Stelle mit Scotts Roman überschneidet. Die deutsche Ausgabe wurde auch bereits von Panini für den 28. September bei Panini angekündigt. Die US-Ausgabe besitzt auch drei stimmungsvolle Illustrationen von Coverzeichner Petur Antonsson, die mir allesamt besser gefallen als das Cover.

Achtung: Nach dem spoilerfreien ersten Eindruck vom 26. Mai erlaube ich mir nun, hier ein bisschen mehr ins Detail zu gehen! Zum Ausgang der Handlung schweige ich mich aber weiterhin aus.

Reden wir nicht um den heißen Brei herum: Wer nach Justina Irelands A Test of Courage erwartet, dass alle Jugendromane aus der Hohen Republik düster und unerwartet erwachsen werden, irrt einerseits und kennt andererseits Daniel José Older nicht genug, einen lebensfrohen und humorvollen Autor, der zwar vor Düsternis nicht scheut, aber auch wunderbar den Spaßfaktor von Star Wars verkörpert. Und das spürt man auch beim Lesen. Ja, Race to Crashpoint Tower ist um Längen alberner und actionreicher als das eher ernste und introspektive A Test of Courage, und zunächst auch nur jenen zu empfehlen, die mit diesem Ton klarkommen – seien es der sozial ungelenke (aber liebenswerte!) Jedi-Padawan Ram Jomaram, oder die kleinen Bonbrak-Mechaniker, oder der Droide V-18, der immer mehr fragwürdige Technik-Upgrades sammelt. Trotz der apokalyptischen Ereignisse auf Valo ist dieser Roman nicht darum verlegen, seine geneigte Leserschaft – und besonders die frühjugendliche Zielgruppe – zum Schmunzeln zu bringen.

Aber keine Angst – Race to Crashpoint Tower ist längst kein Klamauk. Stattdessen nutzt Older, der parallel ja auch die Comicreihe The High Republic Adventures schreibt, das Prosa-Medium clever, um seine Comicfiguren – die Padawane von der Star Hopper – in den Romanbereich zu integrieren und ihnen dabei durch innere Monologe mehr Charaktertiefe zu verleihen. Gerade Lula Talisola und Zeen Mrala profitieren davon. (Aber Achtung, wer die Comics noch nicht gelesen hat bekommt ein paar Wendungen gespoilt!) Ebenso darf sich Lulas Meister*in Kantam Sy endlich charakterlich profilieren, nachdem er*sie in den Comics nur eine untergeordnete Rolle gespielt hatte. All das hat mich als Komplettist bei The High Republic sehr gefreut, denn diese ganzen Verbindungen hauchen der Ära Leben ein.

Zugleich ist Race auch ein direktes Sequel zu A Test of Courage, sodass jugendliche Leser hier nahtlos weiter in die Hohe Republik eintauchen können. Folgerichtig sind hier auch die junge Jedi-Ritterin Vernestra Rwoh und ihr neuer Padawan Imri Cantaros mit von der Partie, und Older trifft auch beide Figuren perfekt. Der stets so ernsten Vernestra wird mit zwei Running Gags, die sich auch im kommenden Young-Adult-Roman Out of the Shadows fortsetzen werden (Stichworte: Spitzname und Flugkünste), endlich etwas Humor entlockt, aber die wahre Krönung dieser Verbindung aus Comic- und Jugendromanfiguren ist ein Gespräch zwischen Vernestra und Lula über das Gleichgewicht der Macht. Da Vernestra nur wenige Jahre älter ist als Lula, dient sie letzterer als unmittelbares Vorbild und weckt durch ihren rasanten Aufstieg im Orden bei der Padawan-Schülerin Neid und Respekt gleichermaßen. Diese Dynamik war spannend mitzuverfolgen und ich hoffe, die beiden treffen wieder einmal aufeinander.

Wer The Rising Storm gelesen hat, wird in diesem Buch wenige Überraschungen vorfinden, da Ram Jomaram ja in entscheidenden Momenten in jenem Buch auftaucht, was die Koordination zwischen Cavan und Daniel bei diesen Werken belegt. Man erlebt Schlüsselmomente in beiden Romanen, und gerade eine Gefängnisszene mit Ty Yorrick bleibt hier im Gedächtnis, die beide Autoren durch verschiedene Filter – Tys ernsthaft-mörderische Entschlossenheit in The Rising Storm, und Rams panische Verzweiflung in Crashpoint Tower – betrachten. Ram ist nämlich einem Komplott der Nihil auf der Spur, den Republic Fair anzugreifen, als diese den Kommunikationsturm der valonischen Hauptstadt Lonisa City sabotieren, und beweist dabei, wie gut er mit Maschinen umgehen kann – seien dies spontane Modifikationen an V-18 (mithilfe der quirligen Bonbraks, die mich ein Stück weit an die Boxenstoppdroiden aus Episode I erinnern) oder Reparaturen an anderen technischen Vorrichtungen.

Ram auf seine technischen Fertigkeiten zu reduzieren wäre allerdings fatal, denn obwohl er sich in Gesellschaft nicht immer wohl fühlt und recht tollpatschig erscheinen mag, sitzt sein Herz am rechten Fleck und er durchschaut seine Mitwesen stets rasch, auch wenn es ihm nicht bewusst ist. Das hilft ihm in so mancher Situation. (Ob ich mich damit identifizieren kann? Möglicherweise.) Ich hoffe, Ram wird nach den Ereignissen auf Valo vielleicht häufiger bei Adventures auftauchen, und ich meine, dass Daniel José Older auch bereits entsprechende Andeutungen gestreut hat. Er wäre mal ein anderes Mitglied für den „Padawan Squad“, das in Comics bestimmt ebenso gut funktionieren wird wie hier.

An ein, zwei Stellen schlägt das Buch meiner Ansicht nach dann aber doch etwas über die Stränge. Einerseits im Umgang mit den Drengir, der eine Gratwanderung darstellt, die zwar plausibel genug erscheint, aber in etwas starkem Kontrast zu dem steht, was wir bisher von diesen Pflanzenmonstern sehen durften. Andererseits mit einer beiläufigen Zeile, die erklärt, warum dieser Kommunikationsturm nun „Crashpoint Tower“ heißt, die dadurch heraussticht, dass sie sehr konstruiert wirkt und wohl nur den vom Marketing gewählten Titel rechtfertigen soll. Das hätte nicht sein müssen. Und abgesehen davon hat das Buch zu viele Charaktere und wirkt damit oft etwas chaotisch oder diffus, was vermeidbar gewesen wäre.

Alles in allem ist Race to Crashpoint Tower – dem Titel entsprechend – ein rasantes Abenteuer, das Figuren aus zwei anderen Werken verbindet und zugleich einen neuen Protagonisten einführt. Dies ist nicht leicht, aber Daniel José Older meistert es dennoch mit Bravour und als begeisterter Leser seiner The High Republic Adventures und – ich werde nie müde, es zu betonen – großer Vernestra-Fan konnte mich Crashpoint Tower abholen. Die Verbindungen zu The Rising Storm haben das Buch für mich als Kenner der Handlung jenes Romans nicht vermindert, sondern bereichert, und das rechne ich beiden Autoren hoch an. Ich kann mir aber vorstellen, dass diejenigen, die eher auf Humor und Unterhaltung ausgelegte Jugendromane nicht so mögen, mit diesem Buch ihre Schwierigkeiten haben werden – in dem Falle würde ich raten, der Zielgruppe ihren Spaß zu lassen. Neben A Test of Courage steht das Buch aber definitiv schwächer da.

Wir danken Disney-Lucasfilm Press für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares.

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