Du ruinierst mir mein Leben!
Prinz Isolder von Hapes
Nachdem wir in X-Wing: Kommando Han Solo bereits beinahe das Ende von Han Solos Jagd auf Kriegsherrn Zsinj erlebt haben, geht es mit genau dieser im lange vorher erschienenen Roman Entführung nach Dathomir weiter. Dieser erschien bereits im April 1994 bei Bantam Spectra und noch im Oktober desselben Jahres, also nur ein halbes Jahr später, bei VGS als Hardcover. Ein Jahr später legte Heyne mit der Taschenbuchvariante nach, und brachte 2014 das E-Book. Die Übersetzung stammt von Thomas Ziegler.
Wir befinden uns weiterhin im Jahr 8 NSY und Han kehrt nach der letzten Schlacht, bei der er die Eiserne Faust, oder Eisenfaust, den Supersternenzerstörer des Kriegsherrn Zsinj vermeintlich vernichtet und diesen mit unschicklichen Worten belegt hat, an Bord der Mon Remonda nach Coruscant zurück. Die Renegaten und Gespenster sind ebenfalls an Bord, aber werden offensichtlich nicht erwähnt, denn ihre Romanreihe wird erst später geschrieben. Doch um den Planeten wartet eine riesige Flotte an Schiffen. Neben diversen imperialen Sternenzerstörern sind auch unglaublich viele hapanische Schlachtdrachen zu finden, die von General Solo sofort als feindlich eingestuft werden, da er von Hapanern keine guten Erfahrungen gesammelt hat. Sein Captain hingegen bemerkt freundliche Transpondersignale und rettet so die Situation.
Doch warum sind die Hapaner überhaupt auf Coruscant? Zu diesem Zeitpunkt wissen wir nur, dass Leia eine Reise dorthin unternommen hatte, um diplomatische Beziehungen zum Hapes-Sternenhaufen aufzubauen, der seit der Unterdrückung durch das Imperium mehr oder weniger autonom ist. Die Hapanische Königinmutter scheint dem nicht abgeneigt zu sein und so bringt jede der Welten im Konsortium der Neuen Republik bzw. Leia ein Geschenk dar, gekrönt von einem Heiratsantrag des Kronprinzen Isolder an Leia. Dieser wird vom alderaanischen Rat sehr gerne gesehen und unterstützt, da man so eventuell an ein neues Alderaan für Überlebende kommt, von Han Solo, der ja eigentlich mit Leia zusammen ist nicht so wirklich. Dieser wird nämlich zurecht unglaublich eifersüchtig und in meinen Augen erpresst Leia in auch emotional ein wenig, was – ich lasse jetzt viel weg – letztlich dazu führt, dass Han den Planeten Dathomir im Glücksspiel gewinnt und Leia dorthin verschleppt. Und wir alle wissen, was es auf Dathomir gibt: Hexen. Ach und einen imperialen Kriegsherren.
Die Eifersucht steht Han in diesem Roman wirklich. Sein Charakter läuft wieder zu Hochtouren auf und erinnert an diesen verwegenen Spieler und Draufgänger, als der er oft charakterisiert wird. Eine Entführung ist zwar etwas hart, aber liegt glaube ich dank der Eifersucht im Rahmen des Möglichen.
Leia hat mich allerdings oft enttäuscht. In der ersten Hälfte ist sie so sehr zwischen Pflicht gegenüber der Neuen Republik (Hochzeit mit Isolder) und ihren persönlichen Interessen (Liebe zu Han) hin und her gerissen, dass sie Han einfach vernachlässigt und an mehreren Stellen emotional erpresst. Er hat sich sicherlich nicht richtig verhalten, aber Leia ist definitiv kein Unschuldslamm. Glänzen konnte vor allem Luke Skywalker, den ich bisher gar nicht erwähnt habe, der aber auf der Suche nach altem Jedi-Wissen ist und sich der Gruppe später auf Dathomir anschließt. Dabei schafft er es nicht einen, sondern zwei Personen von der Macht zu überzeugen und das wird sich im Verlaufe der Legends noch groß auswirken, wie Kenner bestätigen werden.
Bei den Droiden verhält es sich ähnlich, R2 ist ein wenig blass dargestellt, 3PO hat aber mehr als einen guten Moment und trägt häufig sowohl zum Verständnis als auch als auflockerndes Element zur Handlung bei.
Es gibt mehrere große Handlungsstränge, die gleichzeitig erzählt werden und die auch fast von Beginn an miteinander verwoben sind. Die große Liebesgeschichte, die den Hauptteil der Handlung einnimmt, aber trotzdem nicht penetrant wird, weil sie teilweise auch von den anderen Handlungssträngen überdeckt wird, Lukes Suche nach Jedi-Wissen, welche mit zwei temporären Schülern erste Früchte trägt, der Krieg gegen Zsinj und der lokale Konflikt der Hexen von Dathomir. Nach der X-Wing Reihe war ich ein wenig enttäuscht, wie blass Zsinj und sein unvermeidbarer Abgang hier waren und auch General Melvar, Zsinjs Adjutant, ist sang und klanglos abgetreten. Da hatte ich mir mehr erhofft. Da Entführung nach Dathomir so viel früher geschrieben wurde, hatte ich auch damit gerechnet, dass Zsinjs Flotte eher ein Ärgernis waren als eine echte Bedrohung und ich bin mir nicht sicher, ob dieses Ärgernis vertretbar „böse“ rübergekommen wäre, wenn man die Vorgeschichte nicht kennt.
Das ist allerdings auch mein einziger Kritikpunkt an der Handlung und dem Schreibstil, ich habe wirklich gut hereingefunden und mochte die Charaktere sehr. Nicht nur unsere Hauptcharaktere, auch und insbesondere Teneniel Djo ist eine super Beisteuerung zu den Legends.
Kritik gibt es noch ein wenig für die Übersetzung, denn Hapes wurde dauerhaft mit Hapan übersetzt, was ich komisch finde, weil er, soweit ich das weiß, auch im Englischen Hapes heißt.
Wegen der beiden Kritiken sollte ich ein Holocron abziehen. Aber ansonsten ist Entführung nach Dathomir absolut lesenswert und liest sich flüssig vom Anfang bis zum Ende. Zu keiner Zeit langweilt man sich und ich war ehrlich traurig als es vorbei war. Daher werden vier Holocrons dem Buch einfach nicht gerecht und ich glaube es sollte fünf bekommen!