Marvel-Mittwoch: Bounty Hunters #7

Und wieder entführt uns der Marvel-Mittwoch in die gefährliche Welt der Kopfgeldjäger. Deren derzeit bevorzugtes Ziel, wie der Name des Handlungsbogens Target Valance, ist der mit Findelkind Cadeliah auf der Flucht befindliche Cyborg Valance. Das Heft #7 trägt den Titel Collateral Damage.

Wie immer der Warnhinweis, dass die Marvel-Mittwoch-Rezension und auch die Kommentare dazu Spoiler enthalten können, da der Marvel-Mittwoch im Sinne einer offenen Diskussion als „Freifeuer-Zone“ angelegt wurde.

Zum Inhalt

Bounty Hunters #7 (18.11.2020)
Bounty Hunters #7 (18.11.2020)

Wie wir aus der Schlusssequenz des letzten Heftes wissen ist die Flucht von Valance auf den Planeten Lowik zu seiner, dort in einem geheimen Rebellenstützpunkt lebenden Jugendliebe, Yura nicht unbeobachtet gelungen. Zuckuss und 4-LOM sind ihm direkt auf den Fersen. Aber mehr noch als die beiden Kopfgeldjäger verfolgen Beilert Valance im Fiebertraum der Verletzung die Erinnerungen an seine erste Rückkehr zu Yura und den Streit, als er sie erneut verließ.

Aber kaum, dass sich sein Zustand etwas stabilisiert hat, erfolgt die nächste Attacke, diesmal aber in der realen Welt, denn Zuckuss und 4-LOM nutzen ihre Kampfdroiden um den Rebellenstützpunkt anzugreifen. Die Lage bleibt aber nicht so einfach und übersichtlich, denn die Kampfdroiden waren nur eine Ablenkung für die Rebellen und so entspannt sich ein Kampf Cyborg gegen Droide (4-LOM). Wie immer in solchen Kämpfen dürfen beide Seiten ein paar Wirkungstreffer beim Gegner erzielen, aber dann, gerade als es nach einer Entscheidung aussieht, schüttelt der eben noch Unterlegene schnell noch eine Überraschung aus dem Ärmel und wendet das Blatt. Und so offenbart sich Zuckuss Plan, der am anderen Ende des Nottunnels auf Yura und Cadeliah wartet und letztere nach einem kurzen Kampf gefangen nimmt. Erneut muss Valance Yura zurücklassen, diesmal schwerverletzt in den Armen ihres Ehemannes, um Cadeliah noch zu Retten.

Wie nicht anders zu erwarten, kommt es zu einem ersten Showdown zwischen den drei Kopfgeldjägern, denn auch 4-LOM hat sich mittlerweile wieder berappelt und ist am Ort des Geschehens eingetroffen. Aber natürlich kann es noch nicht zur großen Endschlacht zwischen den drei kommen, denn es ist ja erst das zweite Heft im Handlungsbogen, also macht Valance den beiden ein lukratives Angebot, welches diese nicht ausschlagen und ihm einen Vorsprung und Cadeliah zurückgeben sowie den Rebellen etwas Zeit ihren Stützpunkt/ihr Dorf zu räumen, ehe die Jagd weitergeht.

Schließlich kommt es, wie es kommen muss. Valance übergibt Cadeliah an Yura und ihre Rebellen-Kollegen, um sich alleine den beiden Kopfgeldjägern zu stellen und diese so von den anderen wegzulocken. Wie gut dieser Plan funktioniert sehen wir dann im nächsten Heft.

Die Umsetzung

Zwar macht dieses Heft mit den gewohnt hervorragenden Illustrationen von Paolo Villanelli und Arif Prianto erstmal den Eindruck, dass es sich um ein ganz normales Heft der Reihe handelt, aber Autor Ethan Sacks lässt die ganze äußere Handlung rund um den Angriff auf das Rebellen-Dorf/Stützpunkt in den Hintergrund der Erzählung treten. Er macht den äußeren Konflikt so zur Rahmenhandlung des inneren Konfliktes, den Valance bezüglich seiner Beziehung zu Yura und seinem eigenen Selbst von damals und heute führt. So legt er auch Beilarts Selbstbild als Freak und die daraus resultierenden Entscheidungen gegenüber Yura – erneut damals und heute – offen.

So ein Einblick in die innerste Gemütslage einer Hauptfigur kann für die Charakterentwicklung sehr wertvoll sein, sie kann aber auch misslingen und eher störend wirken. Meiner Meinung nach liegt der Fall hier irgendwo dazwischen, mit leichter Tendenz zu letzterem, denn wenn man nun schon so aufwändig und durchaus gelungen diese prägende Episode aus Vergangenheit aus- und einarbeitet, um den gebrochenen Charakter zu beleuchten, dann hätte man sich für die Lösung nicht so billig auf die Heldenpathos-Variante verlegen sollen, sondern auch hier eine etwas komplexere Ausgestaltung wählen müssen. Ich habe zwar noch ein wenig Hoffnung, dass da noch was in einem der nächsten Hefte kommt, was den bisherigen Eindruck korrigiert, aber im Augenblick fühlt sich für mich die Lösung nach einer vergebenen Chance an. Ich finde es gut, dass man dieses Risiko in der Darstellung der Hauptfigur eingegangen ist; ich finde den gewählten Weg nur nicht ganz so glücklich. Aber dies ist eine höchst subjektive Bewertung, daher ist es durchaus wahrscheinlich, dass andere Leser dies ganz anders sehen oder gar nicht weiter beachten.

Jenseits dieses Punktes gibt es meiner Meinung nach wenig Neues zum Comic zu sagen. Die Illustrationen sind wie schon oben kurz erwähnt hervorragend, auch wenn es bei zwei oder drei Panels mal die ein oder andere Kleinigkeit zu diskutieren gäbe. Aber das wäre Jammern auf sehr hohem Niveau. Auch die grafische Gestaltung und der Aufbau der Panels zueinander funktioniert hervorragend und ist sehr fließend.

Fazit

Wie so oft ist auch dieses zweite Heft eines Handlungsbogens eher schwächer. Zwar erfährt man viel über die innere Gefühlswelt von Beilart Valance und den Beziehungskonflikt zu Yura und seinem früheren Ich, den er in sich trägt, aber die Story bleibt trotz einiger – vorhersehbarer – Aktion und der guten Illustrationen eher schwach. Ich erwarte mir aber für die nächsten Hefte, wenn der Spannungsbogen ansteigt wieder eine bessere Geschichte.

Das reguläre Cover stammt von Lee Bermejo. Wie oft gibt es aber eine ganze Reihe von Cover-Varianten. So gibt es von Chris Sprouse wieder ein Cover, welches zu dessen sechsunddreißig-teiligen The Empire Strikes Back-Reihe gehört. Und auch für die Action Figur Variant Cover-Reihe gibt es Nachschub, passenderweise mit 4-LOM.

Nach derzeitiger Planung soll das Heft #8 noch knapp vor der Weihnachtspause am 16. Dezember erscheinen, ehe es dann Ende Januar voraussichtlich mit Heft #9 weitergeht. Der Sammelband zum ersten Handlungsbogen Galaxy’s Deadliest soll am 24. November in den Handel kommen. Der Sammelband zum aktuellen Handlungsbogen ist noch nicht angekündigt, dürfte aber Mitte des Jahres 2021 anstehen. Auch zu den deutschen Erscheinungsterminen der Hefte dieser Reihe gibt es noch keine genauen Daten.

Wir danken Marvel Comics herzlich für die großzügige Bereitstellung eines digitalen Vorab-Exemplars, ohne welches diese Rezension nicht möglich gewesen wäre!

Schreibe einen Kommentar