Ich empfehle Ihnen, etwas herauszufinden, das all dies rechtfertigt… Sonst verüben Sie besser Selbstmord.
Armand Isard
Der 103. Band der Star Wars Comic-Kollektion hält mal wieder eine Kuriosität des Legends-Bereichs für uns parat. Und tatsächlich stammt diese noch nicht einmal aus den Frühzeiten, sondern wurde von 2011 bis 2012 bei Dark Horse Comics veröffentlicht. Die Rede ist von John Ostranders Agent des Imperiums: Eiserne Finsternis, einer Art James Bond-Geschichte im Star Wars-Universum. In Deutschland ist dieser Band der erste Sammelband dieser Geschichte, zuvor wurde sie lediglich in der Heftreihe veröffentlicht und ist daher seit langem vergriffen. Der Nachfolger Agent des Imperiums: Doppeltes Spiel erschien 2014 als Sonderband.
Wir befinden uns im Jahr 3 VSY. Ein Jahr, in dem verhältnismäßig viel passiert, wenn ich mir die Timeline so allgemein anschaue. Wir folgen James Bond, pardon Jahan Cross, Agent des imperialen Geheimdienstes unter Armand Isard, den ich für die viel interessantere Figur gehalten hätte. An seiner Seite der HRD IN-GA 44, genannt Inga, die nie eine Hülle aus Synth-Haut bekommen hat und entsprechend auch wie ein Droide aussieht und nicht wie ein Mensch.
Agent Cross, der fortwährend in jedem zweiten Satz mit Agent Cross angeredet wird – was mit der Zeit ziemlich genervt hat – verschlägt es in den Konzernsektor der Galaxis. Den kennen wir schon aus Han Solos Abenteuer, in denen der Titelgeber ebenfalls im „Korporationssektor“ unterwegs ist. Da die Geschichten zeitlich nah aneinander spielen, treffen wir Solo, Chewbacca und den Falken natürlich ebenfalls und kommen in den fragwürdigen Genuss im Falken mitzufliegen.
Cross und Inga unterdessen sollten sich über das Projekt „Eiserne Finsternis“ informieren, da der Geheimdienst Angst vor Droiden hat, die dort vielleicht gebaut werden. Eigentümer des ehemalig als Hotel geplantem Projektes ist die Familie Stark von Winterfell, die wir aus dem Stark Hyperraum Krieg schon kennen. Deren aktuelles Oberhaupt Tony Iaclyn ist dem Imperium allerdings nicht wirklich zugeneigt.
Ganz allgemein kann man tatsächlich sagen, dass es sich hier wirklich um James Bond im Star Wars-Universum handelt. Was ich sehr schade finde, denn ich kann James Bond so gar nicht leiden. Zu viel Plot lastet auf einer einzelnen Person (Agent Cross), die zu viel bewegt und wegen der Unsterblichkeit der Hauptfigur auch nicht sterben kann. Ostrander gibt ihm zwar eine schöne Hintergrundgeschichte, aber mich konnte Cross wirklich nicht überzeugen. Er wurde in einen Heldenstatus erhoben, der für die Geschichte notwendig ist, aber der mir persönlich so gar nicht zusagt. Einzig Machtfähigkeiten wurden ihm nicht zugeschrieben.
Als typischer Macho schläft der Agent auch direkt mit mehreren Frauen aus verschiedenen Spezies, wobei mit Sexualität generell sehr offen umgegangen wird. Einer der Botschaftsassistenten bestellt sich zum Beispiel eine Prostituierte. Im Kanon und späteren Legends-Werken lesen wir ja inzwischen auch häufiger von zumindest angedeuteten sexuellen Beziehungen, von Prostituierten war bisher allerdings nur am Rand die Rede, wenn ich mich nicht täusche (beispielsweise in X-Wing Rogue Squadron – Schlachtfeld Tatooine, oder Crimson Empire III). Was man von diesem Geschäft halten will, ist jedem selber überlassen, ich finde es gut, dass es zumindest mal angesprochen wird. Immerhin unterstützt das Imperium offen Sklaverei, da wäre es naiv zu glauben, es gäbe keine Prostitution in der Galaxis.
Die Story ist in meinen Augen vorhersehbar und durch den angesprochenen Heldenstatus ist Cross Endgegner leider komplett unglaubwürdig: ein Cyborg, der lediglich aus Kopf und Droidenkörper besteht. Unglaubwürdig wegen seiner Hintergrundgeschichte, denn bei General Grievous und Darth Vader hat im Prinzip das gleiche System ja funktioniert.
Die Zeichner hingegen haben alles richtig gemacht. Während Gesichter zugegebener Maßen etwas generisch wirken, sind Droiden, Körper, Raumschiffe und Hintergründe wirklich gelungen. Besonders an den weiblichen Körpern, wahrscheinlich weil teilweise leicht bekleidet, haben die Zeichner offensichtlich Spaß gehabt.
Insbesondere möchte ich hervorheben, dass man die Hintergründe von den Figuren unterscheiden kann, was in letzter Zeit ja nicht immer der Fall war.
Auf eine Bewertung möchte ich abschließend verzichten. Dies hat den Hintergrund, dass solche Agenten-Geschichten wirklich Geschmackssache sind und ich eventuelle Agenten-Fans nicht davon abschrecken möchte, Agent des Imperiums zu lesen. Ich persönlich hätte die Geschichte nicht gebraucht.
Wir danken Panini für das Rezensionsexemplar.