Im sechsten Sammelband zu Knights of the Old Republic erhalten wir eine Art Übergangsstory nach dem großen Finale der Padawanmörder-Story im Band V: Wiedergutmachung. Insgesamt enthalten sind hier drei Geschichten, die zwar chronologisch und auch teilweise inhaltlich aufeinander aufbauen, sich aber im Zeichenstil unterscheiden, sowie jeweils abgeschlossene Stories präsentieren.
Ein neuer Feind
Den Anfang macht die Geschichte mit dem sehr generischen Titel Ein neuer Feind sowie einem extrem eigenwilligen Zeichenstil. Inhaltlich verschlägt es unsere bekannte Gruppe rund um Zayne, Jarael und Gryph nach Metellos 3, auf dem Auktionen für Planeten und deren Rohstoffe stattfinden, obwohl diese Planeten noch nie jemand gesehen hat. Im Prinzip ist das also eine Persiflage unseres Aktien- und Hypothekenhandels. Dort vermutet Gryph wie immer das große Geld und gerät dabei aber – wegen seines zweifelhaften Ruhms – an einen Chevin, der seinen Plan zu vereiteln sucht.
Inhaltlich hat mich die Geschichte eher mittelmäßig unterhalten und auch deren Auflösung, in der ein verkleideter Slyssk die Hauptrolle spielt, war etwas zu einfach aufgebaut. Erst kennt jeder Gryph und seinen zweifelhaften Ruf, dann schleppt er einen Trandoshaner an und jeder glaubt ihm. Etwas zu einfach in meinen Augen. Trotzdem fand ich das generelle Thema des Spekulationsgeschäfts auf Metellos 3 spannend, ebenso wie die Beziehung zwischen den Chevin und den Chevs, die als ihre Sklaven arbeiten müssen.
Die Zeichnungen von Bong Dazo hingegen sind nah am Limit! Sicherlich kann man diese als eigenen Stil beschreiben, was aber nicht bedeutet, dass mir dieser Stil gefallen muss. Die Figuren wirken wie Karikaturen ihrer Erscheinungen in den bisherigen fünf Sammelbänden und Figuren wie Gryph und Slyssk sehen aus, als ob sie vor dem Comic ihren Kopf noch schnell in ein Wespennest gesteckt hätten. Auch der Fokus ist in diesem Comic sehr schwer zu verfolgen. So ist alles dermaßen überfüllt und farbenfroh, dass man teilweise mehrere Sekunden nach den Urhebern der Sprechblasen suchen muss. Auch Letterer Michael Heisler scheitert daran, Begriffe, die den Kampf untermalen sollen, prominent zu präsentieren und so sucht man Ausrufe oder Geräusche des Kampfes ähnlich angestrengt wie die angesprochenen Urheber der Sprechblasen. Ich war froh, dass der Rest des Comics nicht dem gleichen Stil gefolgt ist.
Um trotzdem mit einer positiven Note zu enden, sei hier noch die Art und Weise der aufgeteilten Panels bei Gesamtbildern erwähnt. So wurden beispielsweise mehrmals Großaufnahmen des Auktionssaals in vier Teile aufgeteilt und in jeden Teil die beiden Hauptfiguren des Gesprächs eingebaut (sofern man sie gefunden hat), womit die Bewegung der Figuren verdeutlicht werden soll. Das habe ich so bisher nur selten gesehen, wobei man da natürlich im Hinterkopf behalten muss, dass ich immer noch kein Comic-Profi bin und das Lob nicht bedeuten soll, dass diese Art der Darstellung hier einzigartig ist!
Auf Ehre und Gewissen
Obwohl die kürzeste Geschichte in diesem Sammelband, ist Auf Ehre und Gewissen meine Lieblingserzählung in diesem. Auch diese wartet mit einem anderen Zeichenstil auf, der aber entgegen dem obig kritisierten die Stimmung perfekt einfängt, doch dazu weiter unten mehr. Zurück in den Weiten des Raumes finden Zayne und Co die Kanzler Fillorean, ein Luxusschiff, welches vor einigen Wochen vom Radar der Republik verschwand und seither verlassen im Weltall schwebt.
Der Inhalt dieser kurzen Erzählung ist auch angemessen der Länge geradlinige, konsistent und logisch geschrieben und verzichtet auf konstruierte Wendungen. An Bord des Schiffs sind nämlich alle Passagiere gestorben, obwohl die Luft im Schiff problemlos atembar ist. Nur ein kleiner Bimm namens Toki Tollivar und sein Droide Kayo sind an Bord, die sich auch über die Geschehnisse wundern. Die Geschichte nimmt bei der Lösung des Falls einige logische Wendungen und geht dabei auf die Bedeutung der Programmierung von Droiden ein, die scheinbar nicht nur ein Spiegelbild ihrer Meister sein müssen, sondern auch so zu guten Taten befähigt sind.
Die angesprochenen Zeichnungen haben mir deshalb so gut gefallen, da diese quasi die sehr düstere Stimmung dieses Comics eingefangen haben. Mit dem „Corellianischen Würger“ und unter anderem einem Luftröhrenschnitt behandelt dieser One-Shot nicht gerade die üblichen lockeren Themen und setzt diese auch bildlich stimmig um. Dazu passt der etwas verrauchte, dreckige Stil sehr gut. Den Bildern fehlt es meist an Farbe und teilweise ausreichend Licht und die Figuren und Gegenstände wirken dreckig, abgenutzt und von einer Staubschicht belegt.
Insgesamt liefert uns diese kurze Erzählung demnach ein stimmungsvolles Gesamtbild aus Erzählung und visueller Aufbereitung, bei der Autor John Jackson Miller, Zeichner Dean Zachary, Kolorist Michsel Atieyeh und diesmal sogar Letterer Michael Heisler ganze Arbeit geleistet haben.
Fatale Duelle
Die letzte enthaltene Story ist mit ursprünglich drei Einzelheften die umfangreichste des Sammelbandes und behandelt die Abgründe des intergalaktischen Sportvergnügens. Die Zeichnungen setzten dabei wieder auf Altbewährtes und gehen zum Stil der ursprünglichen Story in den Sammelbänden I bis V zurück.
Zwei inhaltliche Entscheidungen haben mich bei diesem Handlungsbogen sehr gefreut. Zum einen ist die Umsetzung und Verschleierung der verachtenden Methoden der Giganten des galaktischen Sports erneut eine Persiflage der Abgründe im Sportwesen in unserer Galaxis und zeigt, wie Bereicherung an Sportlern und die Inszenierung dieser vollzogen wird. Aussagen der Spieler werden gefälscht, unliebsame Spieler durch Manipulation der Chancengleichheit ausgeschaltet oder durch Erpressung zur Kooperation gezwungen. All das geschieht natürlich hinter dem Vorhang und so ist sogar Zayne ein großer Fan des Swoop- und Zweikampfsports, bis er die grausame Wahrheit hinter seinen Idolen erkennt.
Die andere Freude, die ich empfand, war es, endlich mehr über Jarael zu erfahren, die bisher die Einzige war, zu der wir nicht mehr spannende Hintergrundinfos erhalten haben. Sogar Campers Geschichte wurde ja rund um Lord Adasca aufgearbeitet. Doch diese Hintergrundgeschichte ist bisher nur am Ende des Handlungsbogens wirklich relevant und wird wohl eher in den noch folgenden Ausgaben eine größere Rolle spielen.
Zu den Zeichnungen von Brian Ching brauche ich hier nicht viele Worte zu verlieren. Sie sind genau die gleiche gute Mischung aus Detailarbeit an den Figuren und beeindruckenden Großaufnahmen wie in der Haupthandlung rund um Zaynes Verfolgung durch den Jedi-Geheimbund.
Insgesamt ist dieser Handlungsbogen also direkt hinter meiner Lieblingsstory dieses Sammelbandes zu verorten und damit immer noch spannend und fesselnd sowie ein vielleicht wichtiger Grundstein auf dem Weg, mehr über Jarael zu erfahren.
Fazit
Weichen werden gestellt und kurze Zwischenepisoden erzählt, was ich prinzipiell begrüße und in insgesamt 2/3 des Sammelbandes auch sehr genossen habe. Die erste Geschichte konnte mich inhaltlich nicht besonders packen, auch wenn der Chevin einige lustige Panels spendiert bekam (Telefonat). Rechnet man dann noch die in meinen Augen schrecklichen Zeichnungen hinzu, bleibt leider kein positiver Eindruck von Ein neuer Feind zurück. Die beiden anderen Handlungsbögen hingegen liefern in gewohnter Qualität ab, wobei Auf Ehre und Gewissen eben noch eine perfekte Verbindung von Zeichenstil und düsterer, ernsthafter Story darstellt, weshalb ich diese Geschichte als meinen Favoriten im Sammelband bezeichnen würde.