In drei Tagen ist es endlich soweit, dann erscheint Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers in den deutschen Kinos! Bevor es soweit ist haben wir noch eine Rezension aus der Journey to-Reihe für euch, die sich mit dem Jugendroman Der Funke des Widerstands von Justina Ireland beschäftigt, der am 19. November 2019 bei Panini in der deutschen Übersetzung erschienen ist. Die englische Version hat Kollegin Patricia bereits für euch rezensiert, was ihr hier nachlesen könnt.
In Der Funke des Widerstands folgen wir einer recht simplen Geschichte rund um die Widerstandskämpfer Rey, Poe, Rose und BB-8. Diese erhalten während eines Versorgungsfluges einen mysteriösen Notruf, der sie nach Minfar führt, wo die friedliebenden Zixon ihren Kampf gegen die Erste Ordnung bestreiten. Doch auch die Erste Ordnung unter Commander Branwayne Spiftz hat ein Ziel auf dem Planeten, nämlich mithilfe der Wissenschaftlerin Glenna Kip das sogenannte Schallhorn aufzuspüren!
Zum Inhalt
Der Roman hat meiner Meinung nach sehr viele tolle Momente, scheitert dann teilweise aber wiederum an genau den gleichen Stellen, wodurch er gleichsam spannend und langweilig erscheint.
Zum einen lässt sich zwar positiv hervorbringen, dass Reys Gedankenwelt tatsächlich wiedergegeben wird. Wenn ich an ihre Darstellung in Resistance Reborn von Rebecca Roanhorse denke, dann ist das eigentlich eine gute Nachricht. Aber: Da wir hier einen Jugendroman vor uns liegen haben ist diese Gedankenwelt eben auch nichtssagend. Ja, Rey denkt über die Macht nach und versucht sie zu „rufen“, ja, Rey denkt zurück an Luke und seine Stärke in der Macht, ja, Rey erinnert sich an ihre Zeit auf Ahch-To, aber all diese Erinnerungen sind nur deskriptive Wiedergaben dessen, was wir bereits in den Filmen mit ihr erlebt haben und final abgeschlossen ist. Das erkennt man beispielsweise auch daran, dass sie nie über Kylo Ren nachdenkt, da alle möglichen Entwicklungen zwischen diesen beiden Figuren dem Film überlassen werden sollen bzw. müssen. Das hat zur Folge, dass die Gedanken Reys nicht dazu beitragen die Figur mehr zu vertiefen, als es in Resistance Reborn der Fall war.
Ein weiterer Punkt, der sowohl Stärke als auch Schwäche ist, ist die eigentliche Geschichte des Buches. All die kleinen Wendungen und auch die Charaktere haben mich sehr gut unterhalten, doch am Ende sitze ich vor dem Buch und frage mich wieso ich es gelesen habe. Die Story, die Spezies der Zixon und selbst Glenna Kip sind tolle Neuschöpfungen des Kanons und die Schilderung der Flora und Fauna des Planeten ist definitiv die Stärke Irelands. Aber trotz all der Höhen und Tiefen ist die Story zu vorhersehbar, da vorherbestimmt! Keine der Hauptfiguren wird sterben und keine der Hauptfiguren wird abseits des Bildschirms in Gefangenschaft geraten. Das ist zwar bei Resistance Reborn ähnlich, nur dass das Ensemble dort weit über die Hauptfiguren hinausgeht und Opfer somit möglich sind. Auch das mysteriöse Schallhorn hat im Kontext der Relevanz keine solche. Es ist eine mächtige Waffe, die so mächtig ist, dass man zu Beginn des Romans bereits weiß, dass sie den Roman nicht überstehen wird. Hätte man also zu einer wesentlich geringeren Bedrohung gegriffen, die lokal und weniger mobil ist, wäre die Spannung auch durchgehend hoch geblieben.
Der letzte Punkt mit beidseitiger Betrachtung ist dem Charakter des Jugendromans geschuldet. Die Story hat zwar ein sehr gutes Pacing, leidet deshalb aber an sehr oberflächlicher Erzählung. Das führt dazu, dass die einzige wirklich spannende Figur des Romans Glenna Kip ist, die aber von der Ersten Ordnung eigentlich leicht hätte durchschaut werden müssen. Alle anderen Figuren bleiben entweder im Stil von Rey blass, oder werden aufs schrecklichste mit Eigenschaften kategorisiert, die unpassend und fast schon unangenehm dargestellt werden. So wird Poe anhand seiner tollen Frisur erkannt (und freut sich ob seiner Berühmtheit bei der Ersten Ordnung auch noch darüber) und Rey – vermutlich als Reaktion auf die gemischte Rezeption der Darstellung ihrer Flugkunst in Episode VII – von Poe als Pilotin förmlich angehimmelt. Von mir aus kann Rey gern eine tolle Pilotin sein, aber der Versuch den besten Piloten des Widerstandes so klein zu reden und ihn zum Frisurenmodel zu machen, ist schon hart an meiner Toleranzgrenze.
Die Übersetzung
Auch die Übersetzung ist mir relativ oft negativ aufgefallen. Dies liegt nicht daran, dass sie Fehler aufweist, aber die Wahl von Begrifflichkeiten ist teilweise mehr als unglücklich. So ist zum Beispiel nicht nur einmal die Rede davon, dass die Soldaten der Ersten Ordnung „ballern“. In manchen Sektionen des Romans habe ich mich daher eher an eine Runde aus zehnjährigen CoD-Spielern erinnert gefühlt, als an einen lektorierten Jugendroman, zumal der Begriff nicht umsonst als umgangssprachlich im Duden geführt wird. Aber vielleicht muss man die Sprache der aktuellen Zeit anpassen, was aber dazu führt, dass ich mich eher aus dem Geschehen herausgezogen fühle, wenn ich solche Begriffe lese.
Die Soldaten der Ersten Ordnung waren vollkommen verwirrt über diese neueste Entwicklung der Ereignisse und ballerten sowohl auf den Dschungel als auch aufeinander, ohne so recht zu begreifen, worauf genau sie da eigentlich schossen.
Zitat aus Der Funke des Widerstands, Seite 172
Anmerkungen
Ansonsten hat der Roman viele kleinere Details, die ihn für mich an manchen Stellen schwierig machen. Darunter fallen die übertriebenen Ambitionen des Commanders der Ersten Ordnung, was dazu führt, dass der mit Hochdruck gesuchte Millennium Falcon gegenüber dem Oberkommando verschwiegen wird, um selbst Reputation zu gewinnen. Wenn man dies mit dem drastischen Vorgehen der Ersten Ordnung im Comic Treuepflicht vergleicht, dann klafft dort eine relativ große Lücke in den Darstellungen und der Bedeutung des Widerstandes für Kylo Ren. Der Commander hätte allein für den Hinweis, dass sich Minfar der Falke befindet schon genug Reputation erhalten können. So aber wirkt sein Handeln zu extrem dargestellt, um die Helden des Widerstandes vor echten Konsequenzen zu schützen. Auch Dinge wie Rose‘ Kampfläufer oder die Waffe der Zixon sind etwas weiter weg von Star Wars und eher bei Avatar oder Anthem zu verorten. Das sind aber alles kleinere Details, die nicht negativ in meine Bewertung einfließen, da sie entweder essentiell sind, um eine Geschichte im Kontext eines Jugendromans erzählen zu können, oder kleine Abweichungen darstellen, die vielleicht nur mir persönlich nicht so zusagen.
Die Illustrationen
Die Bilder im Buch sind für mich da vielmehr eine Art Mysterium als eine wirkliche Bereicherung. Insgesamt finden sich nur drei Doppelseiten im Roman, die entsprechend mit Bildern versehen wurden und allesamt stellen sie die Helden des Widerstandes ins Zentrum. Daher bezweifle ich stark den Sinn dieser Bilder, da wir die Protagonisten bereits kennen und die Zixon auch auf dem hinteren Umschlag abgebildet sind. Demgegenüber erhalten wir keine Darstellung von Commander Spiftz oder anderen Soldaten der Ersten Ordnung. Wenn ich – so meine Ansicht dazu – plane in mein Buch Bilder einzubauen, dann würde ich zumindest versuchen alle Figuren darzustellen, die Kapitel aus ihrer Sicht erzählen. Da Spiftz auch darüber hinaus kaum beschrieben wird, wäre ein Bild von ihm sicher hilfreich gewesen. Von meiner Warte aus hätte man sich diese Bilder also sparen können, auch wenn sie unabhängig von ihrem Zweck schön anzusehen sind (wenn auch im Gegensatz zur Originalversion des Romans nur in schwarz-weiß).
Fazit
Der Funke des Widerstands hinterlässt bei mir gemischte Gefühle, wie ich sie im oberen Teil meiner Rezension bereits zum Ausdruck gebracht habe. Einerseits hat es über weite Strecken Spaß gemacht das Buch zu lesen, andererseits frage ich mich am Ende, ob ich dieses Buch wirklich hätte lesen müssen oder ob ich etwas sinnvolleres in der Zeit hätte machen können. Das hat nichts damit zu tun, dass das Werk schlecht ist – keinesfalls – aber es hat eben die geringst vorstellbare Relevanz für das große Ganze. Auch wenn die Figuren zweimal vom Funken und dem Feuer reden, dass den Widerstand entfacht, ist Minfar in keiner Weise der richtige Planet dafür. Der Vorteil des neuen Kanons sollte es eigentlich sein, dass sich kein Buch „unnötig“ anfühlt und ich glaube mit wenigen Kniffen wäre es hier auch möglich gewesen das zumindest partiell abzuwenden. Leider hält man daran fest Journey to-Bücher zu veröffentlichen, die zwischen den Filmen spielen (Gegenbeispiel: Leia, Prinzessin von Alderaan vor Episode VIII) und dann aber nichts Relevantes beitragen dürfen, um den Film nicht vorwegzunehmen. Doch die Folge ist dann eben ein Roman, der schön zu lesen und irrelevant zugleich ist…
Wir danken Panini für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares.