In Kooperation mit Marvel Comics bringen wir diese Woche ein altes Format zurück, das wir euch hoffentlich künftig wieder jede Woche anbieten können: wöchentliche Kurzrezensionen der brandneuen Star Wars-Comics aus dem Haus der Ideen! Wenn ihr also auch jede Woche direkt die englischen Comics lest (z.B. digital über ComiXology, oder in Papierform von eurem Lieblingscomicshop), dann fühlt euch herzlich zum Mitdiskutieren eingeladen.
Warnung: Diese Rezensionen werden – anders als sonst bei uns üblich – Spoiler enthalten!
Allegiance #4
Das Finale der Comic-Miniserie aus der Journey to Star Wars: The Rise of Skywalker hat es nochmal in sich! Autor Ethan Sacks, Zeichner Luke Ross und Kolorist Lee Loughridge zeigen uns, wie Leia Organa, Rey und Rose es nun letzten Endes doch schafften, Schiffe von den Mon Cala für ihre Widerstandsflotte zu bekommen.
Nach dem Attentat am Ende der letzten Ausgabe ist der Schuldige schnell identifiziert – Chadkol Gee, der Adjutant des Quarren-Generals Nossor Ri. Nach einer kurzen Verfolgungsjagd wird er gestellt und vor den König der Mon Cala geführt. Zugleich beginnt die Erste Ordnung ihre Belagerung des Planeten. Nur einem heldenhaften Opfer ist es zu verdanken, dass der Widerstand erfolgreich mit den Schiffen davonkommt.
Allegiance war eine tolle Comic-Miniserie. Zwar hat Ethan Sacks in den Dialogen nicht immer den Sprachduktus der Filmfiguren getroffen, aber alleine schon dadurch, dass sie für die kommenden Filmereignisse relevant sein wird und sich auch relevant anfühlt, punktet die Reihe. Die vorliegende Ausgabe punktet außerdem vor allem mit zwei Dingen: Leias Plädoyer vor dem König und ihre letztliche Gnade gegenüber Chadkol, und mit einer tollen Illustration von Leias Verlusten. Das war durch und durch ein Leia-würdiger Moment! Luke Ross hat bereits bei Thrawn mit ganzseitigen Montagen bombastisches Storytelling betrieben, und auch bei diesem Halbseiter enttäuscht er nicht.
Nicht unerwähnt bleiben soll auch der Finn/Poe-Handlungsstrang auf Avedot. Dieser verläuft sehr geradlinig. Beide überleben natürlich, wenn auch nur knapp, anders als Basso Mak – das einzige Mitglied von Kendohs Gang, das nicht im zeitlich später angesiedelten Galaxy’s Edge-Comic in Erscheinung trat. Dieser Twist war also absehbar. Schön allerdings, dass Kendoh am Ende direkt auf den nächsten Job auf Batuu anspielt – so wachsen diese beiden Comics weiter zusammen, und in Galaxy’s Edge wurde ja auch das Fiasko auf Avedot erwähnt.
Ethan Sacks, Luke Ross und Co. haben hier eine narrativ und visuell unterhaltsame Miniserie geschaffen, die um einiges kohärenter und zielführender ist als die vorangegangenen Journey-Comics und gute Querverbindungen besitzt. Von daher: Leseempfehlung für Allegiance!
Letzte Woche hatten wir bereits eine Vorschau auf Allegiance #4, falls ihr hineinlesen möchtet. Die digitale Ausgabe findet ihr auf ComiXology und Amazon.de. Am 19.11. erscheint bereits der Sammelband.
Doctor Aphra Annual #3: The Arrangement
Doctor Aphra ist zweifellos Marvels beliebteste Eigenkreation aus dem Star Wars-Universum, aber auch lange nicht die einzige. Auch die Aphra-Reihe selbst hat bisweilen denkwürdige Nebenfiguren hervorgebracht, nicht zuletzt das Kopfgeldjäger-Ehepaar Winloss und Nokk – er ein etwas dusseliger menschlicher Cyborg, sie eine kaltblütige, aber doch irgendwie warmherzige Trandoshanerin. Die beiden tauchten erstmals im zweiten Doctor Aphra Annual auf und feierten später in der eigentlichen Reihe ihre Rückkehr. Nun spendiert Autor Simon Spurrier ihnen eine weitere Solo-Eskapade mit nur minimaler Aphra-Präsenz, für die niemand Geringeres als die französische Zeichnerin Elsa Charretier gewonnen werden konnte, die Aphra auch bereits für Women of the Galaxy illustrierte und viel an den Star Wars Adventures von IDW gearbeitet hat.
Wir befinden uns in einer Cantina auf Tatooine. Winloss und Nokk befinden sich auf der Jagd nach Nokks grausamem alten Jagdführer Skikkesk, mit dem sie seit ihrer Jugend noch eine Rechnung offen hat. Passenderweise ist auf ihn auch noch seitens der Hutten ein Kopfgeld ausgesetzt, sodass auch Black Krrsantan in die Eskapade verwickelt wird. Außerdem spielen ein gutgläubiger Barkeeper namens Shrem und ein niedlich anmutendes Tierchen eine wichtige Rolle in diesem Ganovenstück.
Ganovengeschichten leben von den titelgebenden Arrangements, doppelten Spielen und Trickserei – und dieser Comic hat alles davon! Wir bekommen von vorne bis hinten eine stimmig erzählte Geschichte, die manche Wendung vollzieht und den Leser genauso auf den Fersen hält wie Shrem, den Barkeeper. Ein Arrangement folgt auf das andere und Shrem muss lernen: Ehrlichkeit wird in der Unterwelt nicht belohnt, sondern nur Gerissenheit. „Es gibt immer einen noch größeren Fisch“, wie Qui-Gon dereinst den Darwinismus zusammenfasste.
Zusammen mit Elsa Charretiers unverkennbarem, dynamischen Stil, der die Handlung gut transportierte – auch wenn einzelne Panels etwas schräg wirkten – hat Spurrier wieder einmal bewiesen, dass Star Wars-Comics auch ganz gut ohne die großen Film-Hauptfiguren auskommen. Winloss, Nokk und Krrsantan sind inzwischen gut etablierte Charaktere, die auch alleine diese Geschichte tragen können, in welcher Aphra ähnlich präsent ist wie der Zehnte Doktor in der beliebten Doctor Who-Folge „Blink“ – nur im Hintergrund, immer nur mit Kommentaren über einen Bildschirm.
Letzte Woche hatten wir bereits eine Vorschau auf das Doctor Aphra Annual #3, falls ihr hineinlesen möchtet. Die digitale Ausgabe findet ihr auf ComiXology und Amazon.de. Am 19.11. erscheint bereits der Sammelband.
Fazit
Es war eine gute Woche für Marvel. Das Doctor Aphra Annual #3 konnte mich mehr überzeugen als Allegiance #4, aber beide Comics bewegen sich auf einem sehr guten Niveau, von dem ich hoffe, dass Marvel es weiter halten kann – gerade mit Blick auf den anstehenden Relaunch der Star Wars-Titel im neuen Jahr.
Nächste Woche liefert Marvel dann mit Doctor Aphra #38 die Fortsetzung der Hauptreihe rund um die Desaster-Archäologin!
Und jetzt ihr: Was meint ihr zu den heutigen Comics?
Wir danken Marvel Comics herzlich für die großzügige Bereitstellung von digitalen Vorab-Exemplaren, ohne welche diese Rezension nicht möglich gewesen wäre!
Cool, dass wir endlich wieder diese wöchentlichen Comic-Rezensionen haben.
Allegiance hat mir auch sehr gut gefallen. Nur den Handlungsstrang mit Finn und Poe hätte man sich meiner Meinung nach eher sparen können. An sich stört mich diese parallele Erzählweise wie in den neueren Comics der Hauptreihe immer etwas, da unter anderem oft in einer einzelnen Ausgabe nicht viel passiert. Bei der Hauptreihe scheinen die Handlungsstränge dann ja noch zusammenzulaufen, das ist bei Allegiance aber nicht wirklich passiert. Dann hätte man meiner Meinung nach den Mon-Cala-Arc lieber noch tiefer ausführen können.
Aphra lese ich erst in gesammelter Form, deswegen kann ich da zum Annual nichts sagen.
Stimmt schon, dieser Finn/Poe-Strang war irgendwie sinnlos, zumindest wirkt er aktuell so. „Hauptsache, man hat die beiden drin“, war da vermutlich Logik.
Das kann ich mir auch sehr gut vorstellen.
Die Comics dieser Woche habe ich zwar noch nicht gelesen, freue mich aber über die zeitnahen Rezensionen! Allegiance steht bei mir ganz oben auf der Prioritäten-Liste. Schön, dass das Format wieder da ist!
Das Dr. Aphra Annual fand ich ja ganz unterhaltsam, aber die Allegiance-Reihe hat mich irgendwie nicht gepackt. Nach dem ersten Heft bestand da ja noch Hoffnung bei mir, aber irgendwie lief es dann einfach so weiter. Sie waren nicht schlacht, aber den tieferen Wert habe ich da jetzt nicht entdeckt. Dass der Widerstand die Schiffe bekommt stand ja schon in Spark of Resistance und die Figuren wirkten irgendwie etwas hölzern. Mehr als „Aha, jetzt wissen wir, wie das mit den Schiffen war.“ entlockt mir die Reihe nicht. Da haben wir schon besseres gesehen.
Mal gucken, mit was es nächste Woche weitergeht.
Hab jetzt auch Allegiance zu Ende gelesen und muss sagen, dass ich die Reihe lediglich als solide beschreiben würde. Die Hefte fühlten sich für meine Begriffe teilweise zu gestreckt an und erst das vierte Heft hat wirklich einiges an schönen Szenen zu bieten, die auch in der Rezension angeklungen sind (Lob an Luke Ross!). Ansonsten konnte ich Rey in dieser Reihe nur schwer ertragen, da sie für meine Begriffe zu arrogant oder gar selbst-überschätzend auftrat. Das passt meiner Meinung nach nicht zum Ende von Episode VIII und ihren dortigen Verlusten. Etwas mehr Demut hätte ihr da sicherlich gut getan. Der Handlungsstrang von Poe und Finn war nett, hätte meiner Meinung nach aber weggelassen werden können um sich mehr auf eine Gruppe zu konzentrieren. Da hätte ich lieber noch etwas mehr von den schönen und passenden Zwischenkapiteln gesehen, in welchen die First Order ihren Rachefeldzug gegen jeden noch so kleinen Planeten führt, der irgendwie mit dem Widerstand in Kontakt war. Da auch kaum neue Figuren in dieser Reihe auftreten, ist auch die Spannung ob diese überleben werden nicht vorhanden.
Nichtsdestotrotz haben mir das Ende und die Anspielungen unter anderem auf die The Clone Wars-Episoden sehr gut gefallen und ich hoffe, dass die Aktion der First Order am Ende des Comics im Film angemessen aufgelöst wird! Leseempfehlung ja! Absolutes Highlight eher weniger.