Rezension: Star Wars #108 von Marvel

Ein scharlachroter Virus, ein grüner, schießwütiger Weltraumhase und ein persistenter Terminator-Vibe?

Hierbei kann es sich nur um Marvels Star Wars #108 handeln: Das erste Legends-Material seit dem großen Kanonschnitt vor fünf Jahren. In diesem 56-seitigen Sonderheft zelebriert Autor Matthew Rosenberg mit einer Entourage aus elf verschiedenen Künstlern das Alte im Neuen. Der goldene Balken, der das Cover ziert, verrät es schon: Wir haben es mit einer kleinen Zeitreise zu tun. Denn 33 Jahre nach dem letzten Heft der originalen, fortlaufenden Comic-Serie Marvels, führt Forever Crimson die Geschichte in acht Kapiteln fort und greift dabei tief in die Nostalgiekiste. Der Titel lässt es bereits erahnen: es geht um dieselben MacGuffins wie in Star Wars #50, The Crimson Forever.

Valance the Hunter nimmt es mit
dem dunklen Lord auf.

Was anfänglich wie die Summe narrativer Versatzstücke erscheint, bildet sich nach und nach zu einer schnellen, dynamischen Abenteuergeschichte heraus, in der sich die Ereignisse ähnlich schnell überschlagen wie bei einem Flash Gordon-Comic. Dabei wird die altbekannte Riege an Filmfiguren, man denke an Luke, Han, Leia und Chewie, durch alte, ikonische Figuren aufgestockt. Das passiert in recht kurzen Kapiteln, die mit der Zeit zu einem einzigen Handlungsstrang verknüpft werden. So erfahren wir beispielsweise schon zu Beginn des Comics, wer Valance the Hunter ist und wonach er trachtet, bevor er dann einige Seiten später mit neu gefundener Motivation in die Handlung eintritt und sie beeinflusst. Es ist also absolut nicht notwendig, die alte Reihe gelesen zu haben, um der Geschichte folgen zu können oder Spaß damit zu haben. Alles, was man braucht, befindet sich in euren Händen.

Star Wars #108 (Anzeige in Age of Rebellion: Han Solo #1)
Star Wars #108

Das Heft führt größtenteils zwei wichtige Handlungsstränge weiter: The Crimson Forever und den „Valance the Hunter“-Storystrang, in welchem ein droidenhassender Cyborg-Kopfgeldjäger Luke und seine Freunde erbittert jagte bis er im Laufe der Geschichte dazu kam, ihnen sogar das leben zu retten, indem er Darth Vader die Stirn bot. An dieser Stelle möchte ich zwar ungern zu viel verraten, aber hey, Camerons Terminator 2 dürften einige gesehen haben.

Mit ganzen elf(!) verschiedenen Künstlern bekommt man als Leser viel geboten. Mit dabei sind Größen der verschiedensten Bereiche und Jahrgänge: Jan Duursema, die gut und gerne als Veteranin der Dark Horse-Ära gezählt werden kann (Legacy, Republic…) , Andrea Broccardo (Poe Dameron), Giuseppe Camuncoli (Darth Vader), Kerry Gammill, Leonard Kirk (Imperial Cadet), Luke Ross (Darth Maul), Stefano Landini, Ze Carlos, Cam Smith und Kolorist Chris Sotomayor. Dabei versucht jeder Zeichner mit seiner Iteration, dem Geist der alten Serie gerecht zu werden, was mit knalligen Farben unterstrichen wird. Die qualitative Reichweite erstreckt sich hier von gut bis sehr gut. Auffällig ist hierbei auch die erzählerische Dichte, da die Seiten meist mit vielen Panels ausgestattet sind sowie auf textlastige und zahlreiche Sprechblasen setzen. Diese Tradition wird heute leider nur bedingt fortgesetzt, gliedert sich aber gut in das Vintage-Feeling ein. Wer einen visuellen Eindruck braucht, der kann gern sich gern unsere Vorschau dazu ansehen.

Fazit? Wer auch immer Lust oder auch nur das kleinste bisschen Interesse an einem Kauf hegt, dem sei absolut dazu geraten. Langjährige Leser und Experten werden sich über die zahlreichen Verweise und Easter Eggs freuen, neue Leser hingegen dürfen Star Wars erleben, wie es in den 80igern erblühte und geformt wurde: Mit abgedrehten Figuren, einer hohen Erzähldichte und einem außergewöhnlichen Maß an Kreativität. Durch die rotierenden Kreativteams der einzelnen Kapitel fühlt man sich sogar oft an die alte Star Wars Tales-Reihe erinnert, die immer danach strebte, Geschichten abseits der Norm zu erzählen. Etwas, das mir im neuen Kanon bisher allzu selten passierte…

3 Kommentare

  1. Eine schöne Besprechung für einen anscheinend gelungenen Comic. Da es sich um das von mir lang ersehnte Lebenszeichen des Expanded Universe handelt, werd ihn mir gegen meine Gewohnheit in englisch besorgen und nicht auf die Übersetzung warten. 🙂

Schreibe einen Kommentar