Wie auch letzte Woche, führt uns die Chronologie von Star Wars: The Clone Wars in eine Folge der dritten Staffel. Die von Steven Melching und Eoghan Mahony geschriebene Folge „Nachschubwege“ (engl. „Supply Lines“), welche in den USA erstmals am 24.09.2010 und in Deutschland ein viertel Jahr später ausgestrahlt wurde, erzählt die Schwierigkeiten einer diplomatischen Mission im Mantel des Krieges.
„Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.“
Offizielle Folgenbeschreibung: Die Separatisten haben eine Blockade um Ryloth errichtet, sind auf dem Twi’lek-Planeten einmarschiert und bringen Freiheitskämpfer Cham Syndulla und Jedi-Meister Ima-Gun Di in Gefahr. Senator Bail Organa und Jar Jar Binks bitten Toydarias König Katuunko um Hilfe, aber der will gegenüber den Separatisten weiterhin neutral erscheinen, um seine Verträge mit der Handelsförderation nicht zu gefährden. Trotzdem ist er bereit zu helfen, sofern seine Beteiligung geheim bleibt.
Zum Inhalt: Alles in allem teilt sich die erzählte Geschichte in eine kleine Nebenhandlung auf Ryloth und die Haupthandlung auf Toydaria. Die Nebenhandlung auf Ryloth ist insofern interessant, als dass man Cham Syndulla – chronologisch gesehen – zum ersten Mal trifft und die Charakterisierung ebendieses hauptsächlich durch seinen Freund Gobi geschieht. Man tauscht hier also bewusst die Hauptbezugsperson, was zu Chams Charakter passt und anscheinend gleichwohl erklären soll, weshalb Cham sich in späteren Folgen sehr um Gobi zu kümmern scheint (beim ersten Treffen zwischen Mace Windu und Cham Syndulla in „Freiheit für Ryloth“). Man hat also Cham nicht vorweggenommen, einem Nebencharakter aber etwas mehr Tiefe gegeben – ein Ansatz, welcher mir sehr gefallen hat. Neben diesen beiden Veteranen treten ebenso ein neuer Jedi-Meister und ein neuer Klon-Captain ins Geschehen, welche nur für diese Folge Verwendung finden. Beide werden generell sehr idealisiert dargestellt, wobei man bei Meister Di noch Charakterzüge eines überlegten Strategen wie Kenobi erkennen kann, wenn man denn will. Der Sinn der beiden Charaktere erschließt sich am Ende auch, wenn man die Namensgebung Ima Gun Dis bedenkt, welcher auf Englisch sehr stark nach „I’m gonna die“ klingt und damit sein Schicksal bereits andeutet.
Die wesentliche Haupthandlung dagegen erstreckt sich auf Toydaria. Dieser Handlungsstrang und die Prämisse, Neutralität im Krieg schwer wahren zu können, haben mich sehr positiv überrascht und stellen meines Erachtens eine sehr interessante Thematik für eine auf Kinder zugeschnittene Animationsserie dar. Als besonderes Highlight der Folge empfinde ich deshalb auch den Schlagabtausch von Senator Lott Dod und Bail Organa im Thronsaal von König Katuunko, dessen Zerrissenheit man ihm eindeutig anmerkt. Er steht vor der Wahl, einem leidenden Volk zu helfen, was sogar die Verfassung gebietet, oder die Nachschubwege seines eigenen Volkes in Kriegszeiten sowie auch dessen Unversehrtheit zu gewährleisten. Aufgelöst wird dieses Dilemma relativ kreativ, was jedoch am Realismus der Situation zweifeln lässt. Zum einen hätte die Beteiligung Bail Organas am Essen noch weniger Fragen aufgeworfen, da seine stattdessen vollführte Aufgabe auch von einem Attaché hätte erledigt werden können. Zum Zweiten hätte der in diese Aktion eingeweihte König Katuunko auch einen anderen Raum zum Essen bereitstellen können als den 360°-Panorama Raum. Lässt man diese beiden Kritikpunkte beiseite und nimmt an, dass Lott Dod aufgrund seines Hutes unter Schwerhörigkeit leidet (da offenbar alle die Blockadebrecher vor den Fenstern hören, nur er und sein Attaché nicht), ergibt sich eine wie gesagt kreative Lösung des Dilemmas. Auch die Verwendung von Jar Jar Binks in dieser Folge ist seinen Fähigkeiten entsprechend sehr gut gelöst worden. Auch wenn man unter den vorher genannten Änderungsvorschlägen seine „Konzeptkunst“ nicht gebraucht hätte, so erfüllt sie ihren Zweck und ist auch für das Hauptklientel eine witzige und in gewisser Weise auch spannende Lösung der Notwendigkeit einer Geheimhaltung. Ob es nun am Ende tatsächlich keinerlei Beweise für eine solche Vertragsverletzung vonseiten Toydarias gibt, sei dahingestellt.
Anmerkungen: Zum einen wirft diese Folge ihren Schatten auf die damals erste Folge der Serie voraus, indem sie das Anliegen Katuunkos darstellt, mit Meister Yoda sprechen zu wollen, was in chronologischer Reihenfolge zur nächsten Rezension führen wird.
Zum anderen empfinde ich den subtilen Hinweis von Seiten Jar Jar Binks‘ als wunderbare Idee, welcher zum Beginn seiner Darbietung der „Konzeptkunst“ vor den versammelten PolitikERN beginnt mit: „Meine Herren und (äh) meine Herren“. Dies kann natürlich gerade im Zeitgeist als kleine Anspielung auf die Repräsentation von Frauen in der Politik verstanden werden und richtet sich eindeutig an die älteren Zuschauer der Serie.
Animation: Da wir uns hier in der dritten Staffel der Serie befinden, ist ein deutlicher Übergang zu bemerken. Die Animation ist wesentlich besser als in den ersten beiden Staffeln, reicht aber noch nicht an die der vierten Staffel heran. Trotzdem findet man gerade auf Ryloth und im Thronsaal von Toydaria schöne, kräftige Farben sowie gut animierte Toydarianer.
Fazit: Für mich ist diese – chronologisch – erste politische Folge der Serie eine sehr schöne Darstellung der diplomatischen Seite eines Krieges. Es treffen so viele Subthemen aufeinander, welche aufgrund des Hauptpublikums natürlich nicht weiter vertieft werden. Aber die Situation, Neutralität gegenüber einer Handelsförderation bewahren zu müssen, welche sich nach außen als neutral gibt, selbst aber die Separatisten unterstützt, gibt der Erzählung eine interessante Dynamik. Am Ende zeigt sich, wie bedeutend diese Ebene für einen Krieg ist, in welchem parallel Soldaten, Zivilisten und auch Jedi-Meister sterben.
vorherige Episode: Klonkadetten (Staffel 3, Episode 1)
nachfolgende Episode: Der Hinterhalt (Staffel 1, Episode 1)
Schöne Rezension und echt toll, dass ihr die ganze Serie nochmal durchkaut!
Ich mag die Folge nicht!
Ich finde diesen ganzen politischen Aspekt extrem langweilig und auch das man Lott Dod hier einbringt finde ich auch blöd weil ich ihn als Figur nicht leiden kann!
Was ich aber positiv hervorheben kann sind die Kampfszenen auf Ryloth. Man merkt hier wirklich wieder sehr Stark die Ernsthaftigkeit des Krieges und auch Ima Gundis Tod ist sehr gut und Heldenhaft gemacht!
Da der Kriegsplot um Ryloth nur einen kleinen Teil der Folge einnimmt und man sonst recht langweiliges politisches auf Toydaria zusehen bekommt würde ich der Folge nur 2 von 5 Holocrons geben!
Sämtliche Folgen in denen JarJar auftaucht haben natürlich schonmal ein Problem. Vor allem wäre er hier überhaupt nicht nötig gewesen. Organa hätte das alles auch alleine erledigen können (was sogar sicherer gewesen wäre) und uns wäre ein weiterer Fremdschämmoment mit dem Pausenclown erspart geblieben. Ungwöhnlich war der Tod von Jedi-General und Klon-Captain. Die Seperatistendroiden stellen sich einigermaßen formidabel an und scheinen hier zur Abwechslung mal die Oberhand zu haben. Alles in allem aber nicht gerade eine spannende Folge, die Situation der Twi’lek auf Ryloth hätte mich wesentlich mehr interessiert, als die vorhersehbaren „Verhandlungen“. 2,5 von 5 Holocrons.