Man nehme Lina Graf aus den Abenteuern im Wilden Raum, aber als Erwachsene im Dienste der Rebellion, eine ordentliche Prise klassischer Gruselgeschichten in Alan-Moore-Manier, das bekannte Star Wars Adventures-Flair sowie als Hintergrund das Spukschloss des Dunklen Lords auf Mustafar. So in etwa könnte man das Konzept zusammenfassen, das hinter der neuen Reihe Star Wars Adventures: Tales from Vader’s Castle von IDW Publishing steckt, mit deren freundlicher Unterstützung wir euch heute die frisch erschienene Ausgabe #1 rezensieren können, die die Geschichte The Haunting of the Ghost enthält. Diesen Monat erscheint jede Woche eine weitere Ausgabe der fünfteiligen Miniserie von Autor Cavan Scott und Zeichner Derek Charm, die dafür jede Woche von einem anderen Gastzeichner Unterstützung erhalten. Hier ist dies Chris Fenoglio.
Die hier auf sieben der 20 Comicseiten vertretene Rahmenhandlung, die von Derek Charm gezeichnet wurde, spielt zu einem nicht näher definierten Zeitpunkt nach Etablierung der Rebellenallianz – ob kurz vor oder kurz nach Episode IV, lässt sich aktuell nicht sagen. Lina Graf, die aus ferner Zukunft als Chefarchivarin des Graf-Archivs heraus erzählt, und ihre bunt gemischte Crew befinden sich an Bord der Auric – Leser der Abenteuer im Wilden Raum und des Galaktischen Atlas finden hier bereits einige Easter Eggs – als das Rebellenschiff nach einer unliebsamen Begegnung mit ein paar TIEs auf dem angeblich verlassenen Bergbauplaneten Mustafar bruchlanden muss. Crater, ebenfalls eine bekannte Größe aus Cavan Scotts bisherigen Werken sowie aus den Geschichten aus dem Wilden Raum der regulären Adventures-Reihe, will die gestrandete Crew davor warnen, ihr Schiff in dieser unheimlichen Umgebung zu verlassen, und erzählt deswegen die erste Spukgeschichte, die ihm der Droide Chopper von der Ghost-Crew aus Star Wars Rebels erzählt haben will.
Die Rahmenhandlung war für mich als begeisterten Lina-Graf-Fan natürlich ein Highlight. Ich mochte die Jugendromanreihe Abenteuer im Wilden Raum sehr und freute mich entsprechend, meine Lieblingsfigur daraus nun weiter auf Abenteuern begleiten zu dürfen. Derek Charms Zeichenstil, der mir aus früheren Adventures-Ausgaben bekannt ist, sagt mir zwar nicht immer zu – vor allem die Kolorierung empfand ich oft sogar als störend – aber damit kann ich leben, wenn ich mehr Lina bekommen und zugleich auch mit anderen Zeichnern in andere Geschichten über Charaktere wie Kanan, Hera und Chopper abtauchen kann.
In der eigentlichen Geschichte The Haunting of the Ghost sind Kanan und Hera (und Chopper) noch alleine an Bord der Ghost – kein Zeb, keine Sabine und erst Recht kein Ezra. Wir befinden uns also wohl irgendwann in der Zeit nach dem Roman Eine neue Dämmerung von John Jackson Miller. Mit Gastzeichner Chris Fenoglio erzählt Cavan Scott hier, wie Kanan und Hera einen vermissten Informanten namens Graysom retten wollen und dabei aus Versehen eine Jahrtausende alte, körperlose Wesenheit an Bord holen, die dereinst von den Jedi besiegt wurde und nun von Graysom wiedergefunden wurde. Dieser Plot stammt vom Gefühl her entweder aus Supernatural oder aus den klassisch-skurrilen britischen Star Wars-Comics von Alan Moore. In dessen „Teufelswelten“ würde sich The Haunting of the Ghost problemlos einreihen.
Zeichnerisch gefällt mir Fenoglios Stil besser als Charms. Die Kolorierung ist um einiges ruhiger, da realistischer, und somit auch angenehmer fürs Auge. Die Zeichnungen an sich bieten einen hohen Wiedererkennungswert für Charaktere und Umgebungen an Bord der Ghost, wenngleich Kanans Gesicht in manchen Panels in der Frontalaufnahme etwas unproportional wirkt. Lediglich an der Darstellung von Kanans Holocron, dem auch eine zweifelhafte Rolle in der Story zukommt, störe ich mich ein wenig. Hier kann man sich wundern, ob Chopper vielleicht doch ein wenig geflunkert hat – entweder infolge des Spuks, der von ihm Besitz ergriffen hat, oder weil er eben Chopper ist und nie ganz so tickte wie die anderen Droiden.
Natürlich steht bei Tales from Vader’s Castle aufgrund der Zielgruppe eher der Unterhaltungswert als die Weiterführung der Hauptgeschichte einer Ära oder derlei hohe Ziele im Fokus. Der Unterhaltungswert ist auch auf jeden Fall gegeben. Dennoch bekommt man einen spannenden Einblick in Lina Grafs Zukunft, ein Wiedersehen mit den – zumindest bei mir – beliebtesten drei Figuren von der Ghost sowie das klassische Grusel-Flair der Alan-Moore-Comics, das aktuell auch in Marvels Doctor Aphra-Reihe wieder auflebt. Die Zeichnungen haben mich diesmal zwar nicht an allen Ecken überzeugen können, aber wenn man bedenkt, welche Figuren uns in den kommenden vier Ausgaben noch in ihren eigenen Gruselgeschichten erwarten – Dooku, Han und Chewie, Ewoks, und mehr – und dass wir dank Lina Graf wohl einen weiteren Einblick in Vaders Schloss bekommen werden, vergebe ich das vorerst mal gerne und freue ich mich schon auf die kommenden Ausgaben.
Wie habt ihr den Auftakt dieser Reihe wahrgenommen?
Danke an IDW Publishing für das Rezensionsexemplar.
Der Geist aus der Geschichte hat mich an den Ewigen Rur aus den Doctor Aphra Comics erinnert. Beide haben eine grüne Farbe und können von jeder Maschine Besitz ergreifen. Zeitlich gesehen kann es sich natürlich nicht um den Ewigen Rur handeln, jedoch könnte es sich um etwas Ähnliches handeln.