Am 24. April erscheint bei bei IDW Publishing der Sammelband Forces of Destiny, der die bisher erschienenen fünf Geschichten in gebündelter Form präsentiert – und heute ist der Band auch schon im amerikanischen Comicfachhandel erhältlich. Freundlicherweise hat uns der Verlag schon vorab ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt, sodass ich euch heute den Band präsentieren kann.
Den Auftakt macht Leia mit einer Geschichte, die kurz vor Das Imperium schlägt zurück angesiedelt ist und als Einzelheft bereits von Florian rezensiert wurde. Elsa Charretier hat die Handlung mit Pierrick Colinet geschrieben und die Zeichnungen gleich selbst beigesteuert, während Sarah Stern für die Kolorierung verantwortlich war. In der Geschichte sind Leia, Hera Syndulla und Han Solo auf Tauntauns unterwegs, um ein abgestürztes Schiff zu finden, das dringend benötigte Ersatzteile liefern soll. Hier erfahren wir auch mal, warum die Allianz auf Hoth keine Gleiter einsetzt – deren Antriebe sind dank der Kälte nämlich zugeeist. Warum sich dann ausgerechnet Leia, Hera und Han auf die Suchmission begeben, kann nur dadurch erklärt werden, dass die Comics eben für Kinder gemacht sind und deswegen die Helden auch für banale Tätigkeiten selbst anpacken müssen. An sich ist die Geschichte auch recht solide und Charretiers Zeichnungen passen wunderbar zu dem humorvollen Flair des Comics. Allerdings muss ich dem Handlungsaufbau ein großes Minus verpassen. Drei Rückblenden, die dem Spannungsaufbau nicht helfen, sind für einen Kindercomic nicht wirklich zielführend, sondern tragen eher zur Verwirrung bei. Insgesamt hätte ich dem Comic separat jedoch trotzdem 3 von 5 Holocrons gegeben. Die Zeichnungen und Farbgebung sowie die „Haupthandlung“ waren völlig in Ordnung und Erwähnungen wie Hera und Admiral Ozzel waren nette Boni.
Darauf folgt der Comic Rey, geschrieben von Jody Houser und gezeichnet von Arianna Florean. Hier werden gleich zwei Folgen von Die Mächte des Schicksals zusammengefasst adaptiert, nämlich Sands of Jakku und BB-8 Bandits, wobei wir sogar ein paar neue Szenen erhalten. Wir erleben zunächst BB-8s Rettung vor Teedo in zusammengefasster Version und den darauffolgenden Weg zu Reys Zuhause, dem imperialen AT-AT Höllenhund 2. Auf ihrem Weg werden die beiden von einem Nachtwächterwurm angegriffen, der sich von Schrott ernährt und in BB-8 daher ein gefundenes Fressen sieht. An der Stelle muss ich gleich mal einhaken und bei aller Liebe für künstlerische Freiheit an der zeichnerischen Gestaltung etwas meckern. Wir sehen auf der Verfolgungsjagd mehrere Schrottteile in der Wüste herumliegen, warum also jagt der Nachtwächterwurm Rey und BB-8 hinterher, wenn er quasi ein Bankett vorliegen hat? Da war der Gedanke, die Wüste etwas aufzupeppen, etwas fehl am Platz. Insgesamt sind Floreans Zeichnungen nicht schlecht, allerdings habe ich das Gefühl, dass an einigen Stellen das Augenmerk zu stark auf Rey liegt und die anderen Charaktere deshalb vernachlässigt wurden. Daher käme ich bei dieser Geschichte auch erneut auf 3 von 5 Holocrons, ebenso wie Hendrik in seiner Rezension des Einzelheftes.
Weiter geht es mit einer Geschichte um Hera, die mein erklärter Liebling in dem gesamten Band ist. Unsere Twi’lek-Rebellin ist diesmal mit Chopper auf dem Weg zum Fekunda-Außenposten, einer Farmkolonie, um diesen um Unterstützung für die Rebellen zu bitten. Allerdings haben auch die Imperialen davon erfahren und beschädigen Heras Schiff, auch wenn es ihr gelingt, ihre Angreifer zu zerstören. Das Ergebnis ist, dass Hera nun auch noch Ersatzteile benötigt, um unter anderem die Kommunikation an Bord ihres Schiffs wiederherzustellen. Dabei kommt es ihr gerade recht, dass sie dem Außenposten im Gegenzug gegen das Imperium helfen kann, dem die Farmwirtschaft nicht schnell genug läuft. In der Geschichte kommt Heras Charakter wunderbar zur Geltung, da sie es ist, die den hochmotivierten Burl davon abhält, offen zu rebellieren. Stattdessen sorgt sie mit den Farmern dafür, dass die Kolonie durch Inkompetenz glänzt und somit unattraktiv für das Imperium wird. Die Zeichnungen von Eva Widermann sind auch wunderbar gelungen und runden die Handlung von Devin Grayson super ab. Zwei kleine Dinge habe ich aber an dieser Stelle zu beanstanden. Zum einen ist mir der Otter Lemnos doch etwas suspekt. Den Punkt hat auch Julian schon in seiner Rezension des Einzelhefts moniert und da kann ich ihm nur beipflichten, Lemnos erinnert auch mich stark an den Seebär aus den Petzi-Heften. Mein zweiter Punkt betrifft Au B’ree, die dritte Person im Farmerbunde, bei der ich mich kontinuierlich frage, ob sie jetzt männlich oder weiblich ist? Das wechselt recht oft in einigen Panels vom Erscheinungsbild und ist nicht konstant genug, um daraus Schlüsse zu ziehen. Dennoch würde ich dem Comic 4 von 5 Holocrons geben, da die Handlung und die Zeichnungen sehr stimmig sind und die zwei Mäkel nicht stark ins Gewicht fallen.
Kommen wir zur vierten Geschichte, Ahsoka & Padme, die wieder eine Adaption einer animierten Folge ist und von Beth Revis geschrieben wurde, während sich Valentina Pinto nicht nur um die Zeichnungen, sondern auch um die Farben gekümmert hat. Der Comic wurde von Ines bereits als Einzelheft rezensiert. Ahsoka & Padmé eröffnet mit einer Szene, die nicht in der animierten Folge zu sehen war. Ahsoka und Barriss Offee führen im Tempel ein Trainingsduell durch, bei dem Ahsoka dank ihrer Improvisation gewinnt. Allerdings prallen hier ihre verschiedenen Ansichten aufeinander, denn während die Togruta es vorzieht, in Kämpfen zu improvisieren, beharrt Offee darauf, dass Form und Struktur wichtiger sind. Warum das dazu führt, dass Ahsoka anfängt, an sich selbst zu zweifeln, ist mir nicht wirklich schlüssig. Die Handlung schwenkt um auf Ahsokas Auftrag für Padmé, die Sicherheitsvorkehrungen im Rahmen von Verhandlungen mit den Arthurianern zu prüfen, die zumindest eine bildliche Erwähnung im Comic erhalten. Im Folgenden verhindert Ahsoka erfolgreich ein Attentat durch eine Clawditin, wobei sich mir die Frage aufdrängt, wozu nun eigentlich die Eröffnungsszene gut war, denn am Ende wird darauf gar nicht mehr eingegangen. Zeichnerisch ist der Comic okay, weder besonders gut noch besonders schlecht. Die Details halten sich in Grenzen und was ich tatsächlich fast schon faul fand, war Ahsokas Kopf, genauer gesagt ihre Lekku. Sie verändern nicht nur ihre Länge je nach Panel, sondern auch – und das stößt mir viel stärker auf – ihren Umfang. Das hat teilweise wirklich schon starkes Tentakelfeeling, insbesondere bei den Profilansichten. Von daher erhält der Comic von mir auch nur 1 von 5 Holocrons, weil nicht nur die Zeichnungen schwächeln, sondern auch die Handlung etwas über den Haufen geworfen war.
Der letzte Comic ist vermutlich auch der kontroverseste im ganzen Band. Julian bewertete in in seiner Einzelheft-Rezension mit nur einem Holocron. Die Geschichte handelt von den Geschwistern Tico, wobei ich hier gleich anmerken muss, man hätte den Comic einfach nur Rose nennen sollen. Rose & Paige wird nämlich Paige überhaupt nicht gerecht, weil sie in der Geschichte die Hälfte der Zeit nicht vorkommt und den Großteil der restlichen Zeit damit beschäftigt ist, Rose Mut zuzusprechen. Was die Handlung angeht, so ist diese relativ dünn, was jetzt nicht unbedingt mit einigen anderen Die Mächte des Schicksals-Geschichten bricht. Ähnlich wie schon bei Leia gibt es das Problem, dass die vorhandenen Gleiter nicht genutzt werden können, weshalb Rose einfach mal zwei batteriebetriebene Fahrzeuge baut und damit mit Paige lostuckert. Da fangen aber die Schwierigkeiten des Comics schon an. Erst funktioniert das erste Fahrzeug nicht, also muss Paige ran und Rose aufmuntern. Dann funktioniert es und die beiden finden sogar eine Wasserquelle, soweit so gut. Danach überschlagen sich jedoch die Ereignisse und es geht auf und ab mit Erfolg und Katastrophe, sodass keine Spannungskurve entsteht. Die Zeichnungen von Nicoletta Baldari sind völlig anders, als wir es normal von den gängigen Star Wars-Comics gewohnt sind, und haben ein gewisses „Kohlestift-Flair“. Tatsächlich gefällt mir der Stil hier sogar ganz gut. Ich finde, zu der Geschichte der Schwestern passt er sogar. Womit ich mich nicht so ganz anfreunden konnte, war die Kolorierung des Hintergrunds in einigen Panels, weil das ab und an eher so aussieht, als würde man sich in einem Drogenrausch befinden. Insgesamt gebe ich Rose & Paige nur zwei Holocrons, denn ähnlich wie bei Ahsoka & Padmé bleibt die Handlung hier auf der Strecke und die Kolorierung hat leider nicht zum Positiven beigetragen.
Wenn ich die Comics nach Empfehlung sortieren würde, dann würde unangetastet auf Platz eins Hera stehen, da er besten gelungen ist. Stimmig war aber auch trotz einiger Handlungswirrungen Leia, daher erhält sie Platz zwei. Danach wird es etwas dichter, Platz drei würde ich Rey geben, da die Adaption doch ganz ordentlich geworden ist. Dann folgt Rose & Paige, denn trotz der vielen Probleme möchte ich doch auch anmerken, dass es keine Adaption der Folge ist und die Handlung zumindest in sich schlüssig ist. Auf dem letzten Platz bleibt dann leider Ahsoka & Padmé zurück, denn dafür, dass hier durch die Animations-Folge schon Vorarbeit vorhanden war, ist die Comicadaption stark hinter ihrer Vorlage zurückgeblieben, sowohl was Zeichnungen als auch Handlung angeht. Wenn ich dem Sammelband eine übergreifende Bewertung in Holocrons gebe, dann erhält er von mir 3 von 5 Holocrons. Das ist etwas mehr, als die Rechnung der einzelnen Bewertungen ergeben würde, aber da wir nicht nur Adaptionen der Animationsserie erhalten, erhält der Band einen kleinen Bonuspunkt.
Würde ich den Sammelband zum Kauf empfehlen? Bedingt ja, für Kinder ist er sicher ganz nett zu lesen, insbesondere wenn man die Serie selbst nicht kennt. Mit 10,99 € ist er auch noch im Rahmen dessen, was ich für diesen Sammelband gerade noch als angemessen erachten würde.
Wir danken IDW Publishing für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!