Wie wir letzte Woche berichteten, steht bei Marvels Star Wars-Comicreihe ein Autorenwechsel bevor. Jason Aaron wird nach zweijähriger Arbeit an der der Reihe das Zepter ab Heft #38 an Kieron Gillen (Darth Vader, Doctor Aphra) übergeben. Zu diesem Anlass hat Marvel.com ein Interview mit dem neuen Autor der Reihe geführt, in welchem er mehr über seine Pläne verrät. Wir haben es in voller Länge für euch übersetzt.
Marvel.com: Kieron, wie fühlt es sich an, die Verantwortung für die Star Wars-Reihe zu übernehmen, nachdem Jason Aaron 37 Ausgaben geschrieben hat?
Kieron Gillen: Ich betrachte mich selbst gern als Palpatine, der erfolgreich die Übernahme der einst noblen Republik arrangiert hat und sie jetzt zu seinen bösen Zwecken einsetzen wird. Jason darf jetzt nur noch auf einer Sumpfwelt leben und in seltsamem Satzbau sprechen. Gillen triumphiert! Heil Gillen! Äääh… es fühlt sich großartig an! Jasons Reihe ist fantastisch, ein Stück Pop-Science-Fiction, das die Essenz von Star Wars einfängt. Dass ich seine Nachfolge antreten darf, ist eine Ehre. Ich habe mich dem Comic immer nahe gefühlt, da ich seine Schwester-Comics Darth Vader und Doctor Aphra geschrieben habe, die in derselben Zeit spielen. Es ist also gleichzeitig altbekannt und einschüchternd – ein wirklich ungewöhnliches Gefühl.
Du wirst wieder mit Salvador Larocca arbeiten – einer Hauptstütze von Marvels Star Wars-Comicreihe. Wie hilft dir die Tatsache, dass er an dem Projekt mitarbeitet, dabei, eine Geschichte zu erfinden, die bei den Fans des Star Wars-Universums einen Nerv trifft?
Zunächst einmal liebt Salva Star Wars. Das trifft auf eine ganze Generation von Zeichnern zu, aber aus jedem Panel spricht seine Liebe für das Star Wars-Universum, die dazugehörige Recherche und sein Streben, es wie ein verlorenes Bild aus dem Film aussehen zu lassen. Er zeichnet sowohl Figuren als auch Technik sehr originalgetreu… aber er kann auch sehr gut neue Dinge erfinden, die sich anfühlen, als gehörten sie in diese Welt. Aphras Schiff zum Beispiel, die Ark Angel, ist ein wundervolles Beispiel dafür: pures Star Wars, aber komplett neu.
Außerdem ist Salva auch so schnell, dass die Comicreihe nicht zwischen verschiedenen Zeichnern hin- und herspringen muss, um im Zeitplan zu bleiben. Das bedeutet, dass die Reihe eine konsistentes Aussehen und Design haben kann, was auch bedeutet, dass sie eine konsistente Star Wars-Stimmung vermitteln wird.
In Darth Vader hattet du und Salvador die Gelegenheit, die Welt von Star Wars aus der Perspektive des Sith-Lords und des Imperiums zu erkunden. Nun werdet ihr die Chance haben, euch mit den unerzählten Geschichten unserer Lieblingshelden der Rebellion zu befassen. Welche Aspekte dieser Figuren möchtest du besonders ausarbeiten und hattest bis jetzt noch nicht die Gelegenheit dazu?
Bei Vader musste ich mich erst mal hinsetzen, genau lesen und entscheiden, was mit ihnen zwischen den beiden Serien passiert sein muss. Sie sind noch dieselben Leute, aber es finden in der Zwischenzeit viele implizierte Erfahrungen statt. Jasons roter Faden war Luke, der seine Jedi-Kräfte entwickelt und versucht, der Jedi zu werden, der er weiß, dass er sein muss… und ich denke, diese Entwicklung ist fast schon so weit gegangen, wie sie vor Das Imperium schlägt zurück gehen darf. Daher dreht sich meine Geschichte für den Comic weniger um die Jedi, sondern vielmehr um Luke, der ein immer prominenteres Mitglied der Rebellion wird.
Ich sehe Leia als zweite Hauptfigur des Comics und auch ihr Weg wird darin beschrieben. Was mir auffiel, ist, dass es in dieser Zeit um Luke geht, der sich auf den Weg macht, ein Jedi zu werden, aber gleichzeitig geht es ja auch um Leia, die nicht ihrer Machtbegabung folgt. Wie wir in Das Erwachen der Macht sehen, hat sie diesen Weg nie eingeschlagen. Warum? Und offenbar betrifft das alles auch Han. Zu Beginn von Das Imperium schlägt zurück, als Han als Anführer auftrifft, gibt es diese Aussage, dass er ein geborener Anführer sei. Aber, nein, das ist er in Eine neue Hoffnung noch nicht. Lasst uns diese Dinge sehen. Es wird also sehr stark um die Rebellion und die Pläne der Rebellion in dieser Zeit gehen.
Wie ich sehe, wirst du die Leser nach Jedha entführen. Wieso ist dies der „erste Halt“ auf deiner „Star Tour“?
Letzten Endes basiert dieser Handlungsbogen auf der Idee, den Cast von Eine neue Hoffnung in die Kriegsfilmästhetik von Rogue One zu quetschen. Und wie könnte man diese Idee besser zeigen als dadurch, dass man es einfach macht? Auch auf Charakterebene gibt es viel für den ganzen Cast. Jedha und Alderaan stehen dicht beieinander auf der Trefferliste des Todesstern, und das ist für Leia das Wichtige dabei. Lukes Suche nach der Macht führt ihn zu einem großen Loch im Planetenmantel, wo einst eine der heiligsten Städte des Universums stand. Und Luke erfährt alles über die Dinge, die dazu führten, dass er jenen Schuss auf den Todesstern abgeben konnte… ganz zu schweigen davon, wie jemand wie Luke auf die neue Generation der Partisanen reagieren wird.
Und als ich Rogue One schaute, wunderte ich mich: „Was passiert denn nun mit Jedha?“ Da ich der Autor von Star Wars bin, kann ich solche Fragen beantworten – und siehe da: Ein postapokalyptischer Star Wars-Handlungsbogen im nuklearen Winter wurde genehmigt.
Gibt es irgendwelche Schurken, mit denen du noch nicht arbeiten konntest, die wir aber irgendwann während deiner Zeit als Autor der Reihe auftauchen sehen werden?
Hmm. Ich würde sagen, dass ich die größten Schurken der Ära bereits verwendet habe, aber das hindert mich natürlich nicht daran, sie nochmal einzusetzen. Dies ist immerhin die Ära, in der die Exekutor unter Vaders Befehl abhebt. Es gibt noch ein paar andere, die ich ins Auge gefasst habe, wenn auch nur für einen Cameo.
Im Ernst, der halbe Spaß besteht darin, mir Wege auszudenken, den Kanon um neue, interessante Schurken zu erweitern. Diese sollen klar genug definiert sein, dass man sie sofort versteht, aber nicht zu breit gefasst, dass sie ohne Nuancen daher kommen. In dem Jedha-Handlungsbogen habe ich einen neuen imperialen Kommandanten, der beim Schreiben viel Spaß gemacht hat. Ich bringe auch andere Schurken zurück, die wir anderswo eingeführt haben – ich baue hier sehr auf all der Arbeit auf, die wir an anderen Stellen in den Comics geleistet haben. Königin Trios aus Darth Vader wird sicher ihr Gesicht zeigen und verächtlich die Augen verdrehen.
Letzte Frage: Du hast gesagt, dass du den Aufstieg und Fall der Rebellion erkunden wirst, um die Ereignisse von Das Imperium schlägt zurück vorzubereiten. Wie tief wird die Rebellion denn bei dir fallen?
Heldentum beweist sich in extremis. Also ziemlich tief.
Das ist quasi die Kehrseite meiner Interpretation der Lücke zwischen Eine neue Hoffnung und Imperium bei der Darth Vader-Reihe. Dort betrachtete ich das Ende von Eine neue Hoffnung als die größte militärische Katastrophe aller Zeiten, während der nächste Film mit Vader (einer der wenigen Überlebenden) in einer höheren Position startet, während die Rebellion auf der Flucht ist und sich am Rand der Galaxis in einem Loch vergraben hat.
Hier… haben die Rebellen gerade den 20-jährigen Plan des Imperiums zunichte gemacht. Das ist ein riesiger Schlag, den sie ihm versetzt haben, und die Leute wissen nun, dass man sich dem Imperium widersetzen kann… das zudem auch eine Unmenge an Ressourcen verschwendet hat. Die Rebellen müssten demnach auf dem Aufstieg sein, Leute schließen sich ihnen in Scharen an und sie haben fast mit Gewissheit Pläne geschmiedet basierend auf ihrer Erfahrung mit dem Todesstern. Das Imperium hatte zu Beginn von Das Imperium schlägt zurück bereits zurückgeschlagen. Eine neue Hoffnung handelt, wie der Titel nahelegt, von dieser neuen Hoffnung. Meine Geschichte handelt vom Übergang vom einen Punkt zum anderen und davon, wie unsere Helden und die Rebellion den Weg dazwischen navigieren.
Es genügt zu sagen, dass diese Geschichte von Heldentum auf einer galaktischen Skala handelt. Ich kann es kaum erwarten, manche der Dinge zu zeigen, die wir geplant haben.
Was haltet ihr von dem Autorenwechsel und Kieron Gillens Plänen?
Florian hat an der Übersetzung mitgearbeitet.
Klingt nach einer interessanten Vision für die Reihe, die hoffentlich dann auch langsam aber sicher die Einrichtung der neuen Basis auf Hoth angeht, denn das wurde ja auch nicht erst am Tag vor Episode V gemacht. Bin gespannt, was Kieron Gillen dieser ausgetretenen Ära noch entlockt. 🙂 Jedha ist schon mal ein guter Ansatz.
Ich finde Gillens Ideen auch sehr interessant! Seine Vorschläge sind logisch in die Zeit zwischen IV und V eingebettet und ergeben viel mehr Sinn als die Citadel- und Steinwesen-Eskapaden, die zuletzt die SW-Reihe dominiert haben. Es wäre schön, wenn die Reihe mal wieder ein wenig mehr auf den Teppich zurückkehren würde, was ja bei Gillen ganz danach klingt. 🙂
Der Worte sind genug gewechselt, lasst uns endlich Taten sehen.
Patience… 😉
Na dann bin ich mal gespannt. Fall der Rebellion klingt auf jeden Fall vielversprechend.