Im dramatischen Finale der zweiten Staffel, welches uns in Form einer Doppelfolge namens „Ezras Versuchung“ serviert wird, zieht Star Wars Rebels nochmals alle Register: Kanan, Ezra, Ahsoka, Maul und Vader treffen in einem epischen Kampf um ein Sith-Holocron aufeinander. Der deutsche Titel ist dabei konkreter und bezieht sich eindeutig auf Ezra, während der englische Titel „Twilight of the Appretice“ offenlässt, ob nun Ezra oder Ahsoka (als Anakins ehemalige Schülerin) ins Zwielicht abrutscht.
Yodas Rat folgend machen sich Ahsoka, Kanan und Ezra auf den Weg nach Malachor, wo sie den Geheimnissen der Sith auf den Grund gehen wollen. Dort angekommen, werden sie sofort von Inquisitoren angegriffen, die jedoch von der Anwesenheit der Jedi auch überrascht wurden. Eigentlich sind sie nämlich auf der Jagd nach einem „Schatten“ auf Malachor. Diesen, der sich zunächst nur „Alter Meister“ nennt, sich aber bald als Maul zu erkennen gibt, lernt auch Ezra kennen. Maul ist hinter einem Sith-Holocron her, welches eine mächtige Waffe aktivieren kann, doch er kann es nur erlangen kann, wenn er – der Regel der Zwei folgend – mit einem Schüler zusammenarbeitet. Diese Rolle soll natürlich Ezra zufallen, welchen er mit Versprechungen von Macht und Stärke zu umgarnen beginnt. Tatsächlich gelingt es Maul und Ezra mit vereinten Kräften, das alte Sith-Holocron in ihren Besitz zu bringen. Doch die Inquisitoren lassen Kanan und Ahsoka keine Atempause, sodass diese bald vor einer schwerwiegenden Entscheidung stehen: Sollen sie sich mit Maul, dem Ezra offenbar vertraut, gegen die Inquisitoren zusammenschließen? Außerdem hat mittlerweile auch Vader von dem Holocron und von Ahsokas Anwesenheit erfahren und ist auf dem Weg nach Malachor…
Die gesamte Folge ist von einer extrem düsteren Stimmung geprägt. Bereits die erste Szene hat einen unheilvollen Unterton, denn hier erfahren wir, dass Rex sich extrem Sorgen um Ahsoka macht und nicht möchte, dass sie nach Malachor geht. Bereits hier können wir erahnen, dass das Ganze keinen guten Ausgang nehmen wird. Auf Malachor selbst herrscht dann ebenfalls Düsternis. Maul ist in den Schatten zunächst visuell ebenso unerkennbar wie seine Absichten und Loyalitäten für die Rebellen undurchschaubar sind. Man kann hier fast von einem durchgehenden Motiv der Blindheit sprechen. Nicht nur Kanan wird im ganz wörtlichen Sinne geblendet, sondern auch die anderen Figuren verhalten sin in gewisser Weise, als ob sie blind seien: Ezra, weil er Mauls Spiel nicht durchschaut; Kanan, weil er seinen Machtinstinkten nicht traut und wider besseren Wissens auf Malachor bleibt, obwohl er böse Vorahnungen zu haben scheint; und schließlich Ahsoka, weil sie immer noch glaubt, den guten Anakin in Vader wieder wecken zu können.
Trotz dieser vielen Anspielungen auf Dunkelheit und Blindheit, ist die Szene, in der Kanan durch Maul sein Augenlicht verliert, ein echter Schockmoment, der einem erst einmal den Atem nimmt. Ich persönlich hatte mit so etwas, vor allem in dieser an sich harmlos wirkenden Szene, überhaupt nicht gerechnet. Aber gerade deshalb ist diese Handlungswendung so gut gelungen. Rebels mutet seinen Charakteren normalerweise selten schlimmere Schicksalsschläge zu. Da trifft es einen als Zuschauer umso härter, wenn Kanan so unvermittelt blind wird. Aber natürlich wissen wir alle, dass das für einen Jedi nicht das Ende ist. Der Mythos, dass eine blinde Person das Wesentliche besser erkennt, da sie sich nicht vom Augenschein ablenken lässt, ist altbekannt und wird auch in Star Wars seit Lukes Lichtschwerttraining in Eine neue Hoffnung immer wieder gern aufgegriffen. Und so ist auch der Sieg des blinden Kanan, der ganz auf die Macht vertraut, über Maul ein epischer Moment, den ich extrem gefeiert habe. Die Erblindung bietet definitiv die Chance für die Figur Kanan, sich auf interessante Art und Weise weiterzuentwickeln und als Mensch und Jedi zu wachsen.
Ein weiteres Highlight der Folge ist natürlich das Duell zwischen Ahsoka und Vader am Ende mit seinem bewusst offenen Ende. Das Aufeinandertreffen von Meister und Schülerin aus The Clone Wars bekommt hier wirklich einen würdigen Rahmen und wird gebührend zelebriert. Die Idee, Vader durch eine Beschädigung der Maske ein wenig Menschlichkeit zu verleihen, ist sehr gut gelungen. Durch das sichtbare menschliche Auge sowie den Einsatz des Anakin-Sprechers Matt Lanter werden wir nochmals an Vaders Vergangenheit und die Tragik seiner aktuellen Situation erinnert. Der „alte“ Anakin wirkt wie gefangen in der dunklen Maske und tat zumindest mir sehr leid.
Auch der Kampf selbst ist toll choreographiert. Man sieht in jeder Sekunde den Unterschied zwischen der schnellen und agilen Ahsoka und dem mit purer Kraft und Gewalt zuschlagenden Vader. Der Ausgang des Duells ist bewusst offen gelassen, sodass Ahsokas Schicksal unserer Fantasie überlassen wird. Zwar sieht man am Ende eine kleine Ahsoka-Figur zurück in den Sith-Tempel gehen, aber es bleibt unklar, ob das die echte Ahsoka ist oder eine Art Geist. Auch der Convor, über dessen Symbolik ich in meiner Rezension zur Folge „Kampf um die Basis“ schon spekuliert hatte, taucht wieder auf. Mein persönlicher Eindruck ist aber nicht, dass er hier besonders bedrohlich wirkt. Er fliegt meiner Meinug nach eher wie „befreit“ weg, was für eine Symbolik der Wiedergeburt sprechen würde. Dave Filoni hat in einer seiner kryptischen Aussagen über Ahsokas Schicksal einmal gesagt hat, dass Ahsokas Schicksal mit dem von Gandalf aus „Herr der Ringe“ vergleichbar sei. Sie könnte also in „einer anderen Form“ zurückkehren. Was genau das heißt, bleibt abzuwarten. Ich hoffe doch, dass wir Ahsoka in der ein oder anderen Form wiedersehen. Ein Offscreen-Tod wäre einem so zentralen Charakter der animierten Star Wars-Galaxie nicht würdig.
Vom wortlosen und musikalisch bombastisch untermalten Finale der Folge allgemein war ich sehr angetan und bekomme jetzt noch Gänsehaut beim erneuten Schauen. Hier werden einfach alle Handlungsstränge wunderbar zusammengeführt und neue Fragen aufgeworfen, sodass man es gar nicht erwarten kann bis zur dritten Staffel.
Beim erneuten Schauen des Finales ist mir auch etwas aufgefallen, wobei ich mich gefragt habe, ob es Anspielungen auf Thrawns Auftauchen in der 3. Staffel sind. Damals, als die Folge erstmals ausgestrahlt wurde, sind mir diese Sätze nicht aufgefallen, da Thrawns Integration in den Kanon noch nicht bekannt war. Folgende Sätze werden nämlich in der Folge geäußert:
Ahsoka: „There’s always a bit of truth in legends.“
Ahsoka: „To defeat your enemy you have to understand them.“
Maul: „To defeat your enemy, you must know your enemy.“
Während der Satz über die Legenden auch von Filoni selbst benutzt wurde, um anzudeuten, dass er eine wichtige Figur aus dem Legends-Bereich in den Kanon führen wollte, verweisen die beiden recht ähnlichen Sätze über das Kennenlernen des Feindes auf die typische Thrawn-Philosophie, die er auch im Trailer zur dritten Staffel direkt zum Besten gibt. Eine wirklich clevere Art und Weise, die Fans verschlüsselt auf Thrawns Auftritt hinzuweisen.
Bei aller Begeisterung für das Staffelfinale möchte ich aber auch ein wenig Kritik üben. Ein wenig getrübt wurde mein Gesamteindruck nämlich wieder mal durch Rebels-typische kindische und unlogische Erfindungen. Dieses Mal waren es die „Helikopter-Lichtschwerter“ der Inquisitoren. Wie es physikalisch möglich sein soll, mit diesen Geräten zu fliegen, muss mir erst mal jemand erklären. Ebenso erschließt sich mir nicht der Sinn einer in ein Lichtschwert eingebauten Kreissäge. Ein Lichtschwert kann durch beinahe jedes Material schneiden und der Inquisitor hätte damit auch wunderbar Ezras Handgelenk durchtrennen können. Wo ist da der Effekt einer zusätzlichen Bedrohung, wenn er plötzlich die Kettensägenfunktion seines Lichtschwerts auspackt?
Eine generelle Schwäche, die ich eigentlich nicht Star Wars Rebels, sondern eher The Clone Wars anlasten muss, ist meiner Meinung nach das Überleben Mauls. Ich verstehe, dass die Figur bei Fans beliebt ist. Aber meiner Meinung nach ist es einfach ein sehr schlechter Erzählstil, wenn man Figuren, die eigentlich tot sind, wieder aus der Versenkung holt, nur weil man es sich als Erzähler „anders überlegt“ hat und die Figur doch nochmals braucht oder verwenden will. Dass Maul immer wieder auftaucht, erzeugt bei mir einfach nur noch ein Augenrollen. Zwar ist er in Rebels, als älter und weiser gewordene Version seiner selbst, die nun die Meisterrolle ausfüllt, eine durchaus interessante Figur. Das ändert aber nichts daran, dass er eigentlich, wenn hier nicht aus Fanservice-Gründen alle Gesetze der Logik und des Storytellings gebeugt würden, tot sein müsste.
Außerdem zeigt das Finale mal wieder ein weiteres Rebels-Problem auf: Es wird wahnsinnig viel Wert auf ein bombastisches Opening und auf ein Knaller-Finale einer Staffel gelegt, während die Zuschauer in der Mitte der Staffel mit Weltraumwalen, Ersatzteile klauenden Droiden und Monsterspinnen abgespeist werden und die übergreifenden Handlung so gut wie nicht voranschreitet. Alles Wichtige wird dann ins Finale gepresst, sodass dieses trotz seiner doppelten Länge fast überfrachtet wirkt. Man hätte die Geschichte des Finales durchaus über mehrere Folgen hinweg entzerren und dafür unsinnige und lahme Mitte-der-Staffel-Folgen weglassen können. Es ist zwar immer schön, ein Finale mit Eventcharakter zu haben, aber mir persönlich wäre es lieber, Rebels würde konstant über die ganze Staffel hinweg hohe Qualität liefern.
Obwohl ich nun einiges an Kritik geübt habe, betrifft eigentlich nur der Punkt mit den Helikopter-Lichtschwertern speziell die Folge „Ezras Versuchung“. Da das Finale aber ansonsten richtig genial war und einige Gänsehautmomente hatte, kann ich über die seltsamen Fluggeräte der Inquisitoren hinwegsehen und vergebe trotzdem die volle Anzahl von fünf Holocrons.
Wenn ihr möchtet, könnt ihr hier nochmals die Rebels Recon zur Folge ansehen:
Wie fandet ihr das Staffelfinale?
Das war es mit unseren Rezensionen zur zweiten Staffel. Die ersten elf Folgen der dritten Staffel von Star Wars Rebels werden zwischen dem 5. und 14. Dezember täglich im deutschen Fernsehen ausgestrahlt. Pünktlich zur deutschen Ausstrahlung werden wir euch dann auch täglich mit Rezensionen zu diesen Folgen versorgen. Wir freuen uns schon darauf, die dritte Staffel mit euch zu diskutieren. Die 2. Staffel ist seit gestern übrigens auf Blu-ray und DVD erhältlich.
Schon für die Propellerlichtschwerter hätte es zwei Holocrons Abzug geben müssen … Die Episode war im Allgemeinen gut gemacht, besonders das Wiedersehen (Wortwitz nachträglich erkannt) von Kanan und Hera fand ich durch die Musik sehr gut gestaltet. Insgesamt sticht die Episode aber mit Der Freiheitskämpfer, Eis und Ehre und AP-5 (nur AP-5, nicht seine Episode mit dem überflüssigen Chopper-Klamauk) für mich deutlich aus den oft recht lieblos zusammengeschusterten Füllergeschichten heraus.
Dieses Finale war trotz guter Ansätze für mich eine einzige Katastrophe. Selbst unerwartete Schocker wie das Erblinden von Kanan können das meines erachtens nicht retten. Das offensichtlichste sind natürlich die Propellerlichtschwerter, aber was man sich dabei gedacht hat, die neuen Inquisitoren zugunsten von Maul Auflage die 1000ste zu verfeuern und uns dann noch einen lieblosen Lichtschwertkampf zwischen Vader und Ahsoka mit offenen Ausgang zu servieren, weiß ich echt nicht. Ich habe mir viel von Vader für die 2. Staffel versprochen und es fing echt gut an. Doch dann: Weg. Und er taucht ohne aufbau, ohne gar nichts plötzlich auf und es kommt zum Kampf, der dann nicht mal überzeugt. Eigentlich hätte Ahsoka vs. Vader das zweite „Duel of Heroes“ werden müssen. Die Fans waren gespannt darauf wie sonst was, aber man hats nur lieblos hingeklatscht und gibt uns nicht mal klare Infos was jetzt passiert ist. Grauenhaft. Einfach Grauenhaft. Mehr als 1 Holocron ist dafür echt nicht drin, wenn ich das mit dem spannenden Auftakt der Staffel und dem guten Finale der Vorgängerstaffel vergleiche. 🙁