Einige Bücher stehen zu Unrecht lange Zeit ungelesen in unseren Bücherregalen. Manchmal schafft man sie zeitlich einfach nicht, manchmal wartet man aber auch nur auf den richtigen Augenblick. Und der ist jetzt gekommen. Zwischen Jedi-Quest 2 und Jedi-Quest 3 spielt nämlich Timothy Zahns Roman Die Kundschafter. Wir befinden uns also im Jahr 27 vor der Schlacht um Yavin. In unserer Welt erschien Outbound Flight zunächst am 31.01.2006 bei Del Rey, Michael Nagulas Übersetzung wurde am 10.03.2008 bei Blanvalet veröffentlicht.
Fangen wir auch direkt mal mit der Übersetzung an. Normalerweise kennen wir Nagula als Übersetzer der Star Wars-Comics und wir haben ja auch schon an einigen Stellen heftig Kritik fallen lassen, die ich hier nicht in voller Länge wiederholen möchte. Doch der gängigste Fehler scheint der Unterschied zwischen Du und Sie zu sein. So wird die Jedi Lorana fast durchgängig mit Du angesprochen, nur an Stellen an denen sie mit dem Imperativ zu irgendetwas aufgefordert wird, wird aus dem Du ein Sie. Konsistenz, Herr Nagula, geht an solchen Stellen über einen schönen Satzbau!
Worum geht es inhaltlich? In früheren Zahn-Romanen ist von einem Extragalaktischen Flugprojekt die Rede. So zum Beispiel in der Thrawn-Trilogie, in der es tatsächlich das erste Mal erwähnt wurde. 2004 erschien dann der Roman Die Verschollenen, in dem Luke Skywalker und seine neue Ehefrau Mara Jade sowie ein gewisser Dean Jinzler und einige Chiss das abgestürzte Flugprojekt untersuchen. Eine Rezension zu Die Verschollenen findet ihr hier. Jedenfalls kam der Roman so gut an, dass Zahn Del Rey ein Prequel angeboten hat. So entstand die Vorgeschichte: Die Kundschafter. Der Roman teilt sich in diverse Handlungsstränge auf: Der Jedi-Meister Jorus C’Baoth (ja, mit nur einem U) will mit einem monströsen Projekt die bekannte Galaxis verlassen und entfernte Welten erforschen. Dann gibt es da noch den Schmuggler Jorj Car’das, der versehentlich im Raum der Chiss in den unbekannten Regionen landet und vom späteren Großadmiral Thrawn aufgegriffen wird. Den kompletten Namen spare ich mir an dieser Stelle. Die beiden bringen sich gegenseitig die jeweils üblichen Sprachen bei, sodass sie auch mit anderen kommunizieren können. Dann gibt es da noch Kanzler Palpatines persönlichen Assistenten Doriana, der insgeheim aber für den Sith-Lord Sidious arbeitet und verhindern soll, dass das Extragalaktische Flugprojekt die bekannte Galaxis verlässt, und dabei natürlich noch möglichst viele der Jedi an Bord umbringen soll. Und dann, quasi als Gastauftritt, gibt es da noch Kenobi und Skywalker, die das Projekt bis zu einem gewissen Punkt begleiten sollen, um dann von Bord zu gehen.
Kurzum: Ich war begeistert von dem Buch. Es gibt alles. Die Jedi, die dunkle Seite, geniale Strategieführung und, was ich besonders geil finde, zigtausend Referenzen auf den restlichen Legends-Bereich. So wird mehrfach auf Vergere und die Far Outsiders verwiesen, die ja in Planet der Verräter thematisiert wurden, außerdem auch auf Schleier der Täuschung und Sidious‘ größeren Plan, letztlich mit den Yuuzhan Vong fertig zu werden, der ja am Ende nicht in die Tat umgesetzt werden konnte. Außerdem finden wir hier den ersten Kontakt zwischen Thrawn und Sidious, was einen genialen Schachzug für die Gesamtstory darstellt. Auch die Vagaari haben hier ihren ersten Auftritt, die ja in Treueschwur und Einsame Entscheidungen auch vorkommen. Auch zollt Zahn Jude Watson seinen Respekt, da er die von ihr entworfene Spezies der Pho’Phenianer auftreten lässt. Wie ich schon sagte: Ich bin begeistert.
Erwähnenswert ist an dieser Stelle die Beziehung zwischen C’Baoth und seiner – zunächst noch – Padawan Lorana. Diese sollte nämlich zunächst eine Meister-Schüler-Beziehung darstellen, wird jedoch eher als eine Diktator-und-Nachfolger-Beziehung beschrieben. Tatsächlich hat Lorana allerdings Bedenken an der Vorgehensweise ihres Meisters, doch auch nach ihrem Ritterschlag sagt sie nichts, was letztlich C’Baoths Fall zur dunklen Seite noch begünstigt. Die Frage ist jedoch, wieso? Nun, Lorana macht selbst eine komplizierte Entwicklung durch. Nicht nur, dass sie quasi den „Jedi-Hitler“ als Meister hatte, sie trifft auch noch auf ihren neidischen Bruder, was ihr eine emotional komplett neue Welt eröffnet, was letztlich auch zum Finale des Buches führt.
Unser beliebter späterer Großadmiral macht kaum Charakterentwicklungen durch, eher inhaltliche. Er war von Anfang an abgebrüht und hat sein eigenes Ding gedreht. Thrawns Charakter entwickelt sich erst später durch einige Kurzgeschichten und Romane bis hin zu Erben des Imperiums.
Jorj hingegen entwickelt sich vom kurz planenden Schmuggler bis hin zum guten Geschäftsmann – klar, er handelt nicht mehr mit Waren, sondern mit Informationen, nichtsdestotrotz eine geniale Entwicklung, die durch Thrawn hervorgerufen wurde.
Eine Erläuterung der Spannungskurve spare ich mir für dieses Buch, weil ich denke, dass die Kurve eher eine konstante Gerade ist. Die Kundschafter hat kaum bis keine unspannenden Stellen und nichts wirkt fehl am Platze. Gleichzeitig schien jedoch auch nichts zu konstruiert zu sein, sondern alles passte einfach zusammen. Einfach ein spannendes Buch!
Das Ganze hat natürlich auch eine Kehrseite: Die Kundschafter ist zwar von der Story her für Einsteiger und chronologische Leser im Legends-Bereich geeignet, es gibt aber so viele Verweise, dass man auf jeden Fall überlegen sollte, es mit mehr Leseerfahrung noch einmal zu lesen.
Um die Bewertung kurz zu fassen: Ich weiß wieder, warum wir Timothy Zahn den Großmeister nennen. Fünf von fünf Holocrons.
Also naja… ich fand, das Buch wurde erst ab der Hälfte spannend. Gerade das ganze anfängliche Gedöns mit Jorus und den Separatisten hat mich zu Tode gelangweilt. Da war dann auch ein eindeutiger Bruch in der Spannungskurve, als diese Episode rum war. Das Buch war gut, aber mehr auch nicht… in Holocrons vielleicht 3 oder 3,5.
Also ich fand auch den Teil mit den Seps sehr gut. Da hat man dann den Hitler-Charakter von C’Baoth schön mitbekommen und die Unterdrückung von Lorana. Ebenso haben wir da auch gesehen, wie Obi-Wan und Anakin von dem älteren Jedi denken und wie Sidious in der Sache mit drinsteckt. Also, ich denke schon, dass der Teil notwendig und gut gemact ist und habe da nicht wirklich den Bruch in der Spannungskurve empfunden. In der Handlung gibt es einen klaren Bruch, aber die Spannung stieg bei mir jetzt nicht nochmal an, ich war schon gefesselt.
Ich bin da auch bei Maximilian
Das sei euch auch unbenommen. 😀 Ich hab das Buch auch vor 8 Jahren gelesen, also hab ich keinen frischen Eindruck mehr davon, aber die Genervtheit über die ersten paar Kapitel hat sich halt festgesetzt bei mir.
Zahn – ein in meinen Augen zwar durchaus fähiger, aber dennoch auch oft maßlos überbewerteter Autor – hat schon Besseres abgeliefert, und damit meine ich nicht mal die Thrawn-Trilogie. Treueschwur war zum Beispiel super.
Ich bin da voll bei Florian. Abgesehen von Planet der Verräter – bei dem es für mich an dem langatmigen Schreibstil und an der etwas misslungenen deutschen Übersetzung scheiterte, wenn auch der Tarkin-/Sienar-Plot sehr interessant gestaltet war – war ich bisher bei kaum einem Buch so froh, als es endlich zu Ende war, wie bei diesem. „Thrawn hier, Thrawn da, Tralala“ macht eben entgegen verbreiteter Ansichten nicht gleich ein gutes Buch aus. Und ganz nebenbei hat mir Herr Nagula hier wie so oft die deutsche Übersetzung gründlich verhagelt. Es fehlten teils ganze Halbsätze und so ziemlich jeder Begriff, dessen Übersetzung ein wenig Arbeit bereitet, wurde unzureichend oder gar nicht wiedergegeben.
Hehe… ja, Herr Nagula gibt mir auch des Öfteren Rätsel auf. Ich meine, mich dazu in einer älteren Legends-Comicrezension (war es Legacy II Band 3?) mal geäußert zu haben.
Also gegen Thrawn habe ich per se nichts und tatsächlich war er meiner Meinung nach in „Die Kundschafter“ auch ein echtes Highlight. Ich fand den Plot am Anfang einfach nur schlecht konstruiert. Ganz schlecht fand ich das Buch jetzt wirklich nicht; der Schreibstil war mittelmäßig, wobei ich es auch nur auf Deutsch gelesen habe und der Übersetzer da sehr wohl auch einen Beitrag hatte. Da gibt es aber weitaus Schlimmeres. Wenn ich da nur an „Der Kampf des Jedi“ denke… oder, in jüngerer Zeit, die „Nachspiel“-Romane.