Rezension: Adventures in Wild Space: The Escape von Cavan Scott

Adventures in Wild Space: The Escape (25.02.2016)
Adventures in Wild Space: The Escape (25.02.2016)

Diesen Februar startet der britische Egmont-Verlag die neue Jugendromanreihe Adventures in Wild Space. Das 96-seitige Büchlein The Escape von Cavan Scott dient dabei als „Band 0“ bzw. Vorgeschichte der eigentlichen Reihe, die am 25. Februar mit The Snare (ebenfalls von Scott) und The Nest (von Tom Huddleston) loslegen wird. The Escape wurde in Großbritannien als Sonderpublikation zum Word Book Day veröffentlicht, wo man es für 1 Pfund bzw. einen Aktionsgutschein zum Lesetag ergattern kann.

Worum geht es? In dem Buch lernen wir die jugendliche Lina Graf und ihren neunjährigen kleinen Bruder Milo kennen, die mit ihren Eltern Planeten des Wilden Raums kartographieren. Beide sind auf deren Schiff Whisper Bird geboren und aufgewachsen, während diese neue Planeten entdeckten und für die galaktische Zivilisation erschlossen. Neben der Familie leben an Bord des Schiffs auch der Droide CR-8R, ein eigensinniges Konstrukt mit ebenso eigensinniger Programmierung, und der kowakianische Echsenaffe Morq, Milos Haustier. Zeitlich befinden wir uns in den frühen Jahren von Imperator Palpatines Herrschaft und dieser will nach dem Motto „Eine Galaxis, ein Imperator“ auch den Wilden Raum unter seine Kontrolle bringen. Forscher wie die Grafs verkaufen ihre Karten allerdings an den Meistbietenden und da gibt es neben dem Imperium ja auch andere Interessensgruppen in der Galaxis. Wenn man doch diese lästigen Forscher nur irgendwie dazu bringen könnte, voll und ganz für das neue Regime zu arbeiten, ohne Ablenkungen wie Profitgier und Kinder…

Von den 96 Seiten werden ca. 80 von der Novelle The Escape beansprucht; der Rest ist eine Leseprobe zum Nachfolgeband The Snare. Innerhalb des Büchleins finden sich zudem sehr schön gemachte Schwarzweiß-Illustrationen von David M. Buisán, der auch das Cover gestaltete. So hat man schnell ein Bild der Charaktere und wichtiger Szenen.

Zur Handlung selbst gibt es wenig zu sagen. Diese ist sehr geradlinig und hält für den in den Konventionen der Erzählkunst erfahrenen Leser auch kaum Überraschungen bereit – wie bei einer Jugend-Novelle auch nicht anders zu erwarten und das ist auch in Ordnung. Von den gut doppelt so langen Romanen der eigentlichen Reihen erwarte ich dann allerdings mehr Kreativität. Jedoch macht Cavan Scott sonst alles richtig. Ich vergleiche das Leseerlebnis gerne mit den (aus meiner Sicht sehr gelungenen) Anfangsszenen von Star Wars: Das Erwachen der Macht, in denen Poe, Finn, Rey und BB-8 vor der Ersten Ordnung bzw. vom Planeten Jakku fliehen. Das bedeutet im Klartext: es gibt viel packende Action gepaart mit stimmigen Dialogen, die die Figuren schnell charakterisieren, sodass der Leser schnell versteht, wie die Protagonisten denken, fühlen und handeln. Dazwischen sind auch nette Details zur Geschichte der Familie, ihrem Lebensstil und bisweilen auch kleinere Anspielungen auf den Status der Galaxis gestreut.

Wir lernen auch den Hauptantagonisten der kommenden Bände kennen, den imperialen Captain Korda. Dieser bleibt noch etwas blass, allerdings entsteht durch die Beschreibung seines Äußeren, insbesondere seines Unterkiefers, der Eindruck, dass dieser Mann eine Geschichte hat, die wir hoffentlich auch noch kennen lernen werden. Große, galaxisverändernde Ereignisse gibt es natürlich nicht, aber diesen Anspruch hat diese Reihe auch nicht. Vielmehr ist es eine Geschichte über gewöhnliche Bürger der Galaxis, die im Schatten des Imperiums existieren und ins Visier des Regimes geraten. Ein bisschen profitiert The Escape dabei auch vom Bild des Imperiums, das Zare Leonis zu Beginn der Jugendromanreihe Diener des Imperiums noch hat, denn vieles spiegelt sich auch in den Protagonisten dieser Reihe wieder, insbesondere bei Milo. Cavan Scott liefert außerdem ab und an Querverweise auf andere Teile des Kanons (so auch auf eine Tierspezies aus Das Erwachen der Macht) und beweist auch Kenntnis von Droiden- und Schiffsmodellen, sodass man sich direkt Zuhause fühlt.

Als Fazit lässt sich sagen, dass es sich bei The Escape um eine kurzweilige Geschichte (ich brauchte zum Lesen gerade mal eine halbe Stunde) mit Humor und Action handelt, die vorwiegend an jüngere Leser gerichtet ist, aber auch von älteren Lesern genossen werden kann. Dies ist ein Gleichgewicht, das nicht jeder hinbekommt, und das rechne ich Cavan Scott hoch an. Allerdings besteht bei der Komplexität der Handlung durchaus noch Luft nach oben, so solide das vorliegende Werk auch gewesen sein mag. Die Star Wars-Buchwelt lebte immer von der Vielfalt des literarischen Angebots, von Politikthriller über Krimi bis Horror war alles dabei, und Adventures in Wild Space bereichert den Kanon um eine unterhaltsame Abenteuergeschichte. Insgesamt werde ich The Escape drei von fünf Holocrons vergeben und freue mich bereits auf die Fortsetzung.

Eine Übersicht der Reihe findet ihr hier.

3 Kommentare

  1. Das Buch war in der Tat ziemlich interessant. Eine schöne kleine Geschichte als Einstieg in eine interessante neue Reihe, bei der ich aber wohl auf jeden Fall auf die deutsche Veröffentlichung warten werde. Ich würde dem Buch mindestens 3,5 wenn nicht sogar 4 Holocrons geben.

  2. Nachdem ich von Band 0 noch nicht so begeistert war, haben mich Band 1 und 2 positiv überrascht. Lediglich der Preis von fast 10Euro pro Band geht gar nicht, 4,99 wäre angemessen. Man hat einen Band in ca. 1,5h durchgelesen.

    ==SPOILER==
    Ich bin gespannt wie es weiter geht. Nachdem es in Band 3 also nach Lothal geht hoffe ich auf die eine oder andere Verbindung zu Rebels. Bis jetzt gab es ja noch keine Bezüge auf andere Werke (außer der Spezies des Insektenschutzsprayhändlers in Band 1) oder ich habe die überlesen.

  3. Hab’s jetzt auch gelesen (und Band 1) und war ehrlich gesagt recht enttäuscht, hoffe aber noch auf die weiteren Bände.

    Meine Hauptkritikpunkte:
    -Geschwisterpärchen, wo sie die Technikerin ist und er es mehr mit Tieren hat? *gähn*, Young Jedi Knights reloaded (und wehe, die werden auch noch machtsensitiv! ;)).
    -Milos Sinneswandel über das Imperium? Viel zu abrupt. Nur weil Korda böse ist, ist es automatisch gleich das ganze Imperium, obwohl es ein paar Seiten vorher noch total toll war? Das hat Servants of the Empire *viel viel* besser hinbekommen, da zog sich das schleichend über den ganzen ersten Band hin.
    -Warum es diese Holoaufzeichnung gab, erschließt sich mir auch nicht wirklich (für die Geschichte, klar, aber ich meine innerhalb derselben), wirkte für mich auch zu erzwungen.

    Story und Charakterisierung an sich sind sonst ok (ist eben ein Jugendbuch), aber manches ist mir einfach doch etwas zu klischeehaft oder an den Haaren herbeigezogen. Ich würde nur 2/5 geben.

Schreibe einen Kommentar