Die Halbzeit ist erreicht. Mit Elaine Cunninghams Das Erbe der Jedi-Ritter 10: Jainas Flucht haben wir die Hälfte der Reihe überschritten und freuen uns weiter auf den Rest. Cunningham ist inzwischen die siebte Autorin der Megareihe, übersetzt wurde wieder von Andreas Helweg. Auf dem Cover zu sehen sind Jaina Solo, die auf der rechten Seite des Bildes zu finden ist und relativ blass wirkt, eine schematische Zeichnung eines X-Flüglers mit Strichen für technische Details, das Wappen der Rebellenallianz, welches auch im Logo der Neuen Republik zu finden ist, einen Meteoriten in der Ecke oben links, welcher wahrscheinlich das Schiff Ksstarr darstellen soll, sowie mehrere TIE-Jäger, die den in diesem Cover nicht mehr schwarzen, oberen Bildrand sichern. Das Original erschien am 29.01.2002 bei Del Rey, die Übersetzung am 11.07.2005 bei Blanvalet.
Nach der Mission von Myrkr, bei der Anakin Solo und diverse weitere Jedi umgekommen sind und mehrere andere (darunter Jacen Solo und Raynar Thul) vermisst werden, versuchen die Überlebenden an Bord der gestohlenen Fregatte Ksstarr zu entkommen. Gejagt werden sie vom Priester Harrar und dem Sohn des Kriegsmeisters Tsavong Lah, Khalee Lah. Ihr erster Fluchtversuch führt die Gruppe, die von Jaina Solo angeführt wird, zunächst nach Coruscant, um dem Renegaten-Geschwader das gestohlene Schiff zu übergeben, doch bei ihren Eintritt in den Realraum stellen die jungen Jedi fest, dass über Coruscant eine Schlacht tobt; dass die Neue Republik gefallen und Borsk Fey’lya tot ist, wissen sie noch nicht. Stattdessen geraten sie von beiden Seiten der Schlacht aus unter Beschuss, hält die Republik sie doch für Feinde und die Yuuzhan Vong wollen ihr Zwillingsopfer endlich darbringen. Als nächstes wird also Hapes angesteuert, Tenel Kas Heimat, wo die Handlung beginnen soll.
Der Fokus der Handlung liegt definitiv auf Jaina. Im Titel ist sogar von Jainas Flucht die Rede, doch stellt sich nach der Flucht im wörtlichen Sinne die Frage, wovor sie noch flüchtet, oder ob einfach der Titel schlecht gewählt ist. Aufschluss gibt es mit viel Fantasie, oder mit Hilfe des englischen Titels: Dark Journey, was so viel heißt wie Dunkle Reise. Tatsächlich wandelt Jaina häufiger näher an der dunklen Seite der Macht als an der hellen, weswegen sich viele ihrer Freunde Gedanken machen und sie warnen, dass sie nicht abdriften darf. Dies führt mehrere Male zu heftigen Auseinandersetzungen. Jainas Flucht besteht also meiner Meinung nach aus ihrer Flucht vor der Trauer um ihre Brüder, indem sie versucht sie zu rächen. Ihre Flucht in die Rache, auf die dunkle Seite.
Obwohl Cunningham ein Neuling im Star Wars-Universum war, hat sie direkt ein relativ heftiges Thema angepackt: Hapanische Politik. Wer chronologisch liest, wird sich vielleicht an Entführung nach Dathomir erinnern, wo dieses Thema ebenfalls eine große Rolle spielt. Dieses Mal geht es Ta’a Chume, der ehemaligen Königin von Hapes, darum, die amtierende Königin und Frau ihres Sohnes Isolder, Teneniel Djo (die Mutter von Tenel Ka) loszuwerden, da sie in ihren Augen nicht mehr fähig ist, Hapes angemessen zu führen.
Wenn man sich im Internet umsieht und Rezensionen liest, wird man häufig zwei Meinungen finden:
- Eines der besten Bücher der Reihe, weil es nur um Jaina geht und die – Zitat aus einer Amazon Rezension – „nervigen Sprünge zwischen Charakteren fehlen“, also die Sprünge zwischen zwei oder mehreren Handlungsbögen. Diese haben auch bei Anakin und die Yuuzhan Vong gefehlt und das war deutlich besser, wie ich fand.
- Eines der schlechtesten Bücher der Reihe, weil entweder die Übersetzung Schuld ist, die an einigen Stellen zugegeben relativ holprig wirkt, doch im Gesamten schlüssig ist, oder weil Jaina zu sehr verfremdet wird.
Ich für meinen Teil mag das Buch auch nicht sehr. Obwohl mir der Schreibstil gut gefällt, hatte die Handlung zu wenig mit dem Krieg selbst zu tun. Es wurde nach Dennings Das Ultimatum viel zu viel Geschwindigkeit herausgenommen und zu sehr auf die Intrigen Ta’a Chumes gesetzt. Viel zu viel Zeit geht dafür drauf, irgendwelche unwichtigen Charaktere einzuführen und wieder zu töten und das nimmt dem Roman an Qualität. Zunächst dachte ich auch, „Ok, wenigstens ist nach Anakins Tod kein Charakter über mehrere Bücher verschwunden, wie es Han nach Chewbaccas Tod war“, doch hm, wo ist denn dann Jacen?
Schade ist auch, dass abgesehen von der Schlacht über Coruscant ganz einfach keine Auswirkungen auf die galaktische Politik beschrieben werden. Es wirkt, als wäre Hapes nun Zentrum der Galaxis und alles hängt von der hapanischen Regierung ab.
Um mit etwas Positivem zu enden: Cunningham hat einige witzige Passagen eingebaut und diese auch ganz gut hinbekommen, sodass die Qual beim Lesen ein wenig gelindert wird und das Buch doch recht schnell vorbei war.
Fazit: Für Jainas Entwicklung war das Buch wichtig und muss definitiv gelesen werden, um der Reihe weiterhin folgen zu können. Gerade wegen ihrer Beziehung zu Jagged Fel, die hier ihren Anfang nehmen könnte. Trotzdem ist Jainas Flucht leider nicht mehr als nur ein Teil der Reihe und erhält von mir zwei von fünf Holocrons.