The Weapon of a Jedi – A Luke Skywalker Adventure ist ein Jugendroman aus der „Journey to Star Wars: The Force Awakens“, den Jason Fry für Disney-Lucasfilm Press geschrieben hat. Auf Deutsch wird er als Die Waffe eines Jedi bei Panini erscheinen.
Kanon-Luke: Genau wie Prinzessin Leia litt auch Luke Skywalkers bisherige Kanondarstellung (in meinen Augen zumindest) unter einem Werk, das besser hätte ausfallen können, nämlich den Roman Der Erbe der Jedi-Ritter von Kevin Hearne. Luke war da zwar hinsichtlich seiner Persönlichkeit und seiner Probleme relativ gut charakterisiert, aber der etwas uncharakteristische Sprachgebrauch machte dies wieder zunichte – und die schlecht aufgebaute Handlung in einer Ära mit filmbedingt wenig Charakterentwicklung für die Hauptfigur tat ihr Übriges. Von Jason Fry wiederum bin ich von der Diener des Imperiums-Reihe ja sehr gute Arbeit gewöhnt. Dementsprechend wusste ich nicht recht, ob ich lachen oder weinen sollte, als Die Waffe eines Jedi als ein Abenteuer in derselben Ära angekündigt wurde. Einen Jugendroman an einem Erwachsenenroman zu messen (oder umgekehrt) mag nicht sehr fair erscheinen, allerdings gibt es durchaus vergleichbare Punkte und auf die werde ich im Laufe dieser Rezension eingehen.
Der Beitrag zu Lukes Geschichte: Heir to the Jedi sollte uns erklären, woher Luke in Episode V plötzlich Macht-Telekinese kann. The Weapon of a Jedi wiederum soll uns seinen ersten Lichtschwertkampf gegen einen mysteriösen Widersacher zeigen. Diese Offenbarung in der Verlagsbeschreibung hat bereits einige Spekulationen angefacht, von denen auch ich mich etwas mitreißen lassen habe, und vermutlich ist das der Grund, weshalb ich die tatsächliche Umsetzung etwas banal fand. Ich ging jetzt nicht davon aus, dass der Widersacher der „Supreme Leader“ Snoke aus Das Erwachen der Macht ist, aber von der Identität des Widersachers hätte ich mir dennoch mehr erhofft, auch wenn er wohl in Das Erwachen der Macht in irgendeiner Form auftauchen wird. Immerhin: Der Fähigkeitsstand des Widersachers in dieser Kampfform macht ihn zu einer glaubwürdigen Gegnerfigur für Luke, der selbst noch am Anfang steht. Letzten Endes ist dieser vermeintliche Hauptplotpunkt aber meiner Einschätzung nach nicht das, woran man sich aus diesem Buch erinnern wird.
Mystik und Abenteuer: Nennenswerter sind die Elemente voller Mystik und Abenteuer, die Jason Fry in die Geschichte einfließen lässt. Wir haben einen mysteriösen Tempel (der aus The Clone Wars stammt – siehe dazu den entsprechenden Jedipedia-Artikel), seltsame Visionen aus der Macht und einen Luke, der (bis auf seine Droidenbegleiter) auf sich alleine gestellt ist. Das sind tolle Voraussetzungen und bei manchen dieser Szenen gab es durchaus auch Gänsehaut. Denn selbst wenn Luke alleine ist, hat er immer noch die Macht als Begleiter, und vielleicht möchte die Macht oder ein Aspekt von ihr ja doch mit Luke kommunizieren…
Spannung? Die erste Hälfte des Buches gestaltet sich durchaus packend. Wir haben gut geschriebene Weltraumszenen und die zuvor erwähnten mystischen Elemente sorgen für gute Unterhaltung, bei der man gerne weiterliest. Auch die Tatsache, dass Luke (fast) alleine auf einem fremden Planeten gestrandet ist und dort eine alte Jedi-Ruine aufsuchen möchte, weiß zu faszinieren, ebenso wie Jason Frys Liebe für Worldbuilding-Details, die er einfließen lässt. Letzten Endes täuscht das aber alles nicht über die Tatsache hinweg, dass die Spannungskurve des Buches nach dem Anstieg in der ersten Hälfte dann abflacht und auch leicht absackt. Der erste und zweite Akt ließen trotz vorhersehbarer Elemente noch hoffen, dass es irgendwie einen interessanten Ausgang haben wird, aber der dritte Akt hat diese Erwartungen nicht erfüllt.
Allerdings: Luke ist ganz gut getroffen. Er ist naiv und irgendwie anders als die anderen, so wie wir ihn aus Episode IV und V kennen. Sonderliche Tiefe hat seine Figur (zumindest in der Ära der Rebellion) ja noch nie bewiesen und er ist auch hier keine sehr komplexe Figur (das wäre auch unpassend), allerdings kann man ihn nachvollziehen und er wirkt auch im sprachlichen Ausdruck authentischer als in Kevin Hearnes Ich-Erzähler-Roman. Ich konnte Mark Hamills Stimme beim Lesen in meinem Kopf hören und das halte ich Fry zugute. Wirklich sehr gut charakterisiert ist auch C-3PO, vielleicht sogar ein bisschen zu gut – zumindest in manchen Szenen dürfte er den Leser etwas nerven, aber das ist bei seiner Figur ja gewollt. Auch hier ertönte Anthony Daniels‘ britische Stimme in meinem Kopf. Schön ergänzt wird das alles durch die tollen Illustrationen von Phil Noto sowie die zu heftigen Spekulationen anregenden Pro- und Epiloge in der Zeit kurz vor Das Erwachen der Macht, in denen C-3PO Lukes Geschichte einer Widerstandspilotin namens Jessika Pava erzählt.
Fazit: Wie ihr vielleicht schon seht hat mich The Weapon of a Jedi nicht vom Hocker gehauen, aber auch alles andere als enttäuscht. Es ist kein Meisterwerk, aber auch kein Totalausfall, sodass ich mich entschieden habe, das Buch entsprechend mit 3 von 5 Holocrons zu bewerten. Jason Fry tut sein Möglichstes, aber da die Geschichte hier bereits vorgegeben war, hatte er weniger Freiheiten als bei Diener des Imperiums, und das merkt man.
Ich habe das Buch gerne gelesen, eine sauber erzählte, kleine Episode aus der Entwicklung von Luke mit mehr Anspielungen und durchaus wichtigen Hinweisen, als ich erwartet hätte. Dass die Geschichte etwas schlicht konzipiert und der Spannungsbogen etwas eindimensional ausgelegt worden ist, ist für mich okay, es ist ein Kinder/Jugendbuch, zu komplex darf es da noch nicht werden. Ich würde die Bewertung irgendwo zwischen 3 und 4 Holocrons ansiedeln, etwas unterhalb von SOE 1.