Bis zur jüngsten GROSSEN REBELLION waren die JEDI-BENDU die am meisten gefürchteten Krieger im ganzen Universum. Hunderttausend Jahre lang perfektionierten Generationen von JEDI ihre Kampfkunst als persönliche Leibwächter des Imperators. Auf sie gehen die unbesiegbaren IMPERIALEN RAUMSTREITKRÄFTE zurück, die das IMPERIUM in der ganzen Galaxis groß gemacht haben, vom Himmelsäquator bis zu den Ausläufern des GROSSEN GRABENS.
Nun sind diese legendären Krieger nahezu ausgelöscht. Einer nach dem anderen wurden sie gejagt und als Feinde des NEUEN IMPERIUMS vernichtet – von einer rivalisierenden KRIEGERSEKTE, den grausamen und finsteren RITTERN DER SITH.
Vor einem Jahr erschien der erste Comic einer außergewöhnlichen Reihe mit dem Namen The Star Wars – eine Reihe, die den Krieg der Sterne in seiner Urfassung präsentieren sollte. Als Star Wars-Fans habt ihr wahrscheinlich schon oft davon gehört, wie George Lucas‘ erste Entwürfe des Drehbuchs aussahen. 1973 schwirrten zwar unzählige Ideen durch Lucas‘ Kopf, jedoch hatten diese Ideen noch nichts mit dem Krieg der Sterne zu tun, den wir heute kennen – einem Film, der bald drei Jahrzehnte ungebrochen die Fantasien der Fans generationsübergreifend anregt und von diesen gleichermaßen geliebt wird.
Dark Horse Comics wurde der Zugriff auf das Skript in seiner Urfassung gewährt und der Schriftsteller J. W. Rinzler hat dieses in eine achtteilige Comicreihe verwandelt. Mit Mike Mayhew als Zeichner ist so dieser außergewöhnliche Comic entstanden. Nun können wir alle sehen, wie der Kieg der Sterne eigentlich hätte aussehen können.
Ob diese Umsetzung des Kriegs der Sterne besser gewesen wäre? Aus meiner Sicht ein klares „Nein“. Was einem jedoch klar sein muss: Es handelt sich hierbei um keine alternative Version von Star Wars, sondern um eine nicht zu vergleichende Geschichte. Die Namen und gewisse Konstellationen sind zwar gleich, der Plot ist, wie der in gelb gehaltene Lauftext jedoch schon zeigt, ein völlig anderer. Anhand des Comics erkennt man deutlich, dass dieses Skript eine Rohfassung war, welche aus meiner Sicht glücklicherweise zur heutigen Episode IV ausgearbeitet wurde. Trotzdem ist dies ein aufregendes Konzept. Doch nach dem Lesen dürfte jedem Leser klar sein, warum dieses Skript keine Endfassung geworden ist.
Auch diese Geschichte beginnt mit dem uns so vertrauten gelben Lauftext, welcher die Geschichte erklärt, die uns einerseits bekannt, aber auf der anderen Seite unglaublich fremd erscheint. Einer der letzten Jedi ist Luke Skywalker. Doch der Skywalker, den wir hier kennenlernen, hat nichts mit unserem geliebten jungen Skywalker zu tun. In der Rohfassung bekleidet er den Rang eines Generals, welcher zwar ein sehr guter Kämpfer ist, jedoch in seinem fortgeschrittenen Alter eher an Ben Kenobi erinnert.
Unter den letzten alten Jedi befindet sich auch ein Mann namens Starkiller. Seine Söhne tragen die Namen Deak und Annikin. Verwirrt? Das war ich auch – jedoch sind einige kleinere Parallelen zur heutigen Fassung erkennbar. Auch hier existiert beispielsweise ein Darth Vader, der jedoch nur teilweise „vermummt“ ist.
„Was zum…?“ würde R2-D2 da wohl sagen. Erzwo? Ja, ihr habt richtig gelesen – dieser spricht hier Klartext. Falls dies alles immer noch nicht eure Aufmerksamkeit geweckt hat, weckt diese vielleicht das Design von Han. Alles in allem gibt es einige bekannte Elemente – Annikin Starkiller, Darth Vader, der „Jedi-Bendu“, ein kleiner Junge, der „Yippee!“ schreit – aber sie werden schnell durch eine ganze Reihe von seltsamen Namen und Orten verdrängt, die durch ihre schiere Masse sehr verwirrend wirken. Neue Dinge sind in diesem Comic definitiv zu erwarten, aber wenn ich die Namen Deak, Governor Hoedaack, Whitsun, Vantos Coll, Seig Darklighter, King Kayos, Queen Breha, Count Sandage, Senator Nash, Montross und Kane nenne, wird klar, dass einfach zu viele Charaktere enthalten sind.
Denkt an die erste Szene aus Eine neue Hoffnung: Ein Sternenzerstörer holt Leias Schiff, die Tantive IV, ein. Diese Szene war einfach, fesselnd und spannend zugleich. Sie stellt den Bösewicht deutlich dar und weist auf die Bedrohung hin. Und danach werden Luke Skywalker, der Held des Films, und sein Leben vorgestellt. Wir waren alle gebannt. Die vorliegende Story ist hingegen negativ anzusehen. Während Eine neue Hoffnung mit einer einfachen, fesselnden und spannenden Sequenz startet, beginnt diese Geschichte durch eine Actionsequenz, die in einer tragischen Szene endet. Daraufhin bekommen wir unter anderem eine aufgeblähte politische Rede zu hören, einen Blick auf die Rebellen, sehen eine kleine trockene Verschwörung und hören mehr über die Politik. Weiter möchte ich diese Geschichte aber nicht vertiefen – sie ist trotzdem lesenswert! Aus meiner Sicht gibt es nur einen großen Nachteil: Es kann kein zentraler Charakter gefunden werden. Außerdem wurde mir auf der Jedi-Con von Panini berichtet, dass die Sprechblasen bei der Übertragung ins Deutsche in ihrer Größe nicht anpassbar waren und deshalb der Text nicht eins zu eins übernommen werden konnte.
Das Artwork von Mike Mayhew auf der anderen Seite ist sehr beeindruckend. Jedes einzelne Bild sieht ziemlich detailliert aus – teilweise sind in den Bildern so viele Einzelheiten enthalten, dass der Leseprozess beeinflusst wird. Dennoch trägt dies allgemein positiv zum Gesamteindruck des Comics bei.
Ein weiterer Grund, diesen Comic zu lesen, sind die alternativen Designs für verschiedene Planeten, Charaktere und Raumschiffe. Zum Beispiel sind die riesigen, dreieckigen Sternenzerstörer jetzt viel kleiner, während der Palace of Lite sehr nach Jabbas Palast mit einem Hauch von Naboo aussieht. Dies alles kreiert ein interessant aussehendes, neues Universum, welches optisch von dem Original inspiriert ist, das wir alle lieben. Eine große Zugabe stellt der Offiziellen Guide zu einer anderen Galaxis dar, welcher Designtests beinhaltet und einige Hintergrundinformationen gibt. Dieses Extra ist ein besonderer Bonus für alle, die mehr zum Hintergrund des ersten Star Wars-Filmes wissen möchten. Für die Figuren wurden teilweise Skizzen und Konzeptbilder von Ralph McQuarrie aus den 70er-Jahren verwendet. Viele Dinge mussten jedoch komplett neu erschaffen werden, da die Urfassung bislang nur schriftlich existierte. Dabei standen oftmals Kostüme oder Raumschiffe aus den bekannten Filmen Pate. Ohne diese genannten Parallelen und die Namen, die Objekte verbinden, wäre es jedoch sehr schwer, einen gemeinsamen Kern zu erkennen.
Die deutsche Ausgabe besitzt ein hochwertiges Hardcover und enthält neben der 8-teiligen Comic-Story, den Offiziellen Guide zu einer anderen Galaxis, welcher eine Menge Zusatzmaterial in der Form von Skizzen und Erläuterungen aufweist, und die Cover-Galerie, die auch in der amerikanischen Deluxe Edition vorhanden ist. Die deutsche Version ist natürlich nicht ganz so großartig und hochwertig aufgemacht, wie die amerikanische Deluxe Edition, in welcher die Cover beispielsweise als eine Art Kunstdruck aus der Galerie entnommen werden können. Dafür kostet Sie auch nur die Hälfte dieser Version. Wer jedoch ein wirklich schön aufgemachtes Stück für seine Sammlung haben möchte, sollte zu der amerikanischen Deluxe Edition greifen (unser Unboxing könnt ihr hier finden). Im Übrigen ist The Star Wars eine der letzten Dark Horse Veröffentlichungen – und hier hat der Verlag noch einmal eindrucksvoll bewiesen, mit welchem Ideenreichtum und in welcher Qualität dort Comics verlegt werden.
Während The Star Wars: Die Urfassung zahlreiche wunderschöne Kunstwerke mit cleveren Designs aufweist, wird ihr jedoch die überfüllte Geschichte zum Verhängnis. Der Leser wird definitiv angeregt, wenn er Annikin Starkiller oder General Skywalker zu sehen bekommt, aber die Geschichte setzt keinen festen Fokus auf diese Charaktere oder auf einen anderen. Aus diesem Grund kommt diese Geschichte nicht an Eine neue Hoffnung heran. Doch das soll sie ja auch nicht. Schließlich habe ich schon am Anfang erwähnt, dass dieser Comic nicht das Endprodukt wiedergeben soll. Genau aus diesem Grund ist der Comic eine tolle Sammlung von alternativen Star Wars-Designs des frühen Skripts, aber keine servierbare Geschichte. Ich gebe dieser kuriosen und durchaus interessanten Comic-Reihe vier von fünf Holocrons. Einige von euch fragen sich nun bestimmt, warum ich trotz so negativer Bewertung vier Holocrons vergebe. Das ist ganz einfach: die Gesamtumsetzung führt zu dieser Bepunktung. Für die Story kann J. W. Rinzler nichts, da er diese an das originale Skript anlegt. Viele Manövriermöglichkeiten bleiben ihm dort nicht. Hinzu kommt das großartige Artwork, welches aus meiner Sicht – wenn auch nur entfernt – an Ralph McQuarries Konzeptbilder erinnert. Alles in allem ist diese Reihe ein Muss für jeden Vollblut-Star Wars-Fan.
Vielen Dank an Panini für das Rezensionsexemplar!