Die Autorin Karen Traviss leistete zwischen 2003 und 2009 mit ihren Romanen und Kurzgeschichten einen wichtigen Beitrag zur Star Wars Legends-Kontinuität. Insbesondere ihre Ausleuchtung der Kultur der Mandalorianer sowie die Entwicklung der fiktiven Sprache Mando’a sind ihr anzurechnen. Ihre Kurzgeschichte Boba Fett: Ein Pragmatiker handelt dementsprechend auch vom Werdegang der Mandalorianer unter ihrem Mand’alor Boba Fett zu Beginn des Yuuzhan-Vong-Kriegs. Sie erschien im August 2006 auf der Webseite des Del-Rey-Verlags als eBook und wurde im Oktober 2009 als Beigabe zu Traviss‘ Roman Opfer im Blanvalet-Verlag auf Deutsch veröffentlicht.
Die Kurzgeschichte spielt in den Jahren 24 und 25 nach der Schlacht von Yavin und behandelt somit den Beginn der Yuuzhan-Vong-Invasion. Boba Fett, inzwischen Mand’alor der Mandalorianer, wird von seinem Gefolgsmann Goran Beviin über eine Reihe von Kopfgeldaufträgen gegen politische Ziele in der Galaxis in Kenntnis gesetzt, die von einem Fremden namens Udelen erteilt wurden. Als Anführer seines Volkes entscheidet Fett, dass die Mandalorianer die Aufträge des Fremden erfüllen sollten. Nach einem Jahr treffen Boba Fett und Udelen zusammen, wobei der Fremde dem Kopfgeldjäger von einem baldigen Kriegsausbruch berichtet. Zwei Wochen darauf treffen sich beide erneut im Äußeren Rand, um für den kommenden Krieg einen Pakt zu vereinbaren. Fett stellt seine Söldner in den Dienst Udelens, der sich als Vertreter der außergalaktischen Yuuzhan-Vong-Invasoren zu erkennen gibt. Im weiteren Verlauf der Geschichte kämpfen die Mandalorianer an der Seite der Yuuzhan Vong auf dem Planeten Neu-Holgha.
Auch wenn Traviss gerne mit den Möglichkeiten einer weit entfernten Galaxis spielt, sind übertriebene Einfälle wie die 200-prozentige Spirituose „Vosh“ doch eher als Slapstick einzuordnen, der jedoch sparsam verwendet wurde und sich somit positiv auf die Geschichte auswirkt. Die häufige Verwendung von Ausdrücken aus dem Mando’a hingegen beeinträchtigt den Lesefluss stark, da nur die wenigsten Leser von sich behaupten können, diese Sprache zu beherrschen. Vor dem Hintergrund des Charakterkonzepts Goran Beviins als uriger Mandalorianer vermittelt es dem Leser jedoch auch eine gewisse Charaktertiefe. Eine gewisse Überzeichnung der Charaktere, die Traviss in Fankreisen als Ruf anhaftet, ist auch in dieser Geschichte festzustellen. So versucht die Autorin in jeder geeigneten Situation, den Titel der Geschichte einfließen zu lassen: Boba Fetts pragmatischen Charakter. Dies wird durch die persönliche Erzählweise noch verstärkt. Der Leser versetzt sich dadurch leichter in die Protagonisten, was die Geschichte angenehm zu lesen macht. Ebenso positiv fallen die Traviss-typischen nach jeder Erzähleinheit eingefügten Geheimdienstberichte, Aufzeichnungen und Gedanken Nom Anors zu den aktuellen Ereignissen in der Geschichte auf.
Für Boba Fett – Ein Pragmatiker vergebe ich vier von fünf Holocrons. Eine solide und kurzweilige Kurzgeschichte, die dem Leser einererseits einen gelungenen Einblick in das mandalorianische Dilemma während des Yuuzhan-Vong-Kriegs gibt, die andererseits jedoch ihre Spannung verliert und passagenweise schwer verständlich ist.
Die Kurzgeschichte ist jedem zu empfehlen, der bereits Das Erbe der Jedi-Ritter 1: Die Abtrünnigen gelesen hat und kurzweilige Unterhaltung aus dem Themenbereich des Yuuzhan-Vong-Kriegs genießen möchte.
Diese Rezension wurde von einem Gastrezensenten für die Jedi-Bibliothek verfasst. An ihn ergeht ein machtvolles Dankeschön für seine Einsendung! Falls ihr auch eine Gastrezension zu einem noch nicht rezensierten Werk eurer Wahl schreiben möchtet, kontaktiert uns unter info@jedi-bibliothek.de mit eurem Rezensionswunsch und wir klären die Details.