Rezension: Der letzte Jedi-Ritter von Michael Reaves und Maya Kaathryn Bohnhoff

Der letzte Jedi-Ritter
Der letzte Jedi-Ritter

Ich war positiv überrascht, als Der letzte Jedi-Ritter angekündigt wurde. Michael Reaves hatte vor einiger Zeit die Coruscant Nights-Reihe geschrieben und wie viele Projekte schien es eine Trilogie sein. Der Held überlebte die entscheidende Begegnung mit Darth Vader am Ende des letzten Romans der Reihe, sodass eine Fortsetzung sicherlich möglich gewesen wäre – gerechnet habe ich damit aber nicht. Ursprünglich war Der letzte Jedi-Ritter als viertes Buch in Coruscant Nights-Reihe geplant, man entschied sich jedoch, es als alleinstehenden Roman zu vermarkten. Diese Reihe startete gut – wurde aus meiner Sicht jedoch mit jedem Roman schlechter (dies ist jedoch meine subjektive Meinung, hier darf jeder anders denken).

Für diesen Roman traf Michael Reaves auf Mara Kaathyrn Bonhoff, und mit ihrer Zusammenarbeit wurde dieser Roman geschaffen, der weitaus besser als die meisten, wenn nicht alle Corsucant Nights-Romane ist. Das Tempo ist gut, der Umfang genügt und die Charakterentwicklung ist optimiert. Jax Pavan, der Protagonist, findet sich in allen möglichen Orten wieder und muss mit den wirklichen Gefahren des Lebens im Imperium kämpfen, mit der Aussicht, der einzige überlebende Jedi zu sein. Die Ausgestaltung von Jax gefällt mir in diesem Roman sehr: er wirkt sehr plausibel, da er trotz seiner Machtkräfte nicht als unbesiegbar dargestellt wird. Er ist tugendhaft und intelligent, aber definitiv nicht unfehlbar.

Der letzte Jedi-Ritter ist ein Roman voller Überraschungen. In einer Zeit, in der die Galaxie immer tiefer in dunkle Zeiten fällt, findet Jax sich mehr und mehr auf Darth Vader fokussiert. Er ist das Alptraum-Pendant zu Jax‘ Hoffnung. In dieser Geschichte voller Dunkelheit muss sich Jax seinem Schatten und seinen Ängsten stellen. Aber wir alle wissen aus den Filmen, dass Vader nicht derjenige ist, der stirbt… Imperator Palpatine hat den Jedi-Rittern inzwischen den Krieg erklärt. Die meisten dieser tapferen Krieger sind tot, der Rest versteckt sich in den Randgebieten des Imperiums. Aber Jax landet mit seiner auf Coruscant stationierten Widerstandsgruppe einen Schlag nach dem anderen gegen Palpatines Schergen. Sie sind gut genug ausgerüstet, um mit jedem Gegner fertig zu werden. Jax fürchtet nur einen von ihnen – denn der Sith-Lord Darth Vader wird nicht eher ruhen, bis auch der letzte Jedi-Ritter vernichtet wurde.

Es ist unglaublich wie Reaves es gelungen ist, Elemente seiner Prequel-Ära-Geschichten vorwärts durch seine zahlreichen Romane zu bringen: den verschlagenen Tuden Sal, welchen wir zuerst in Darth Maul: Schattenjäger kennenlernten, führt nun die Widerstandsgruppe Whiplash. Die Geschichte der Familie Pavan und ihres Droiden I-Fünf, zusammen mit ihren Zeitgenossen, hat sich eine eigene Mikrosaga geschaffen.

Achtung Spoiler: Der letzte Jedi-Ritter offenbart weiterhin endlich die Geheimnisse des Sith-Holocrons, das im Maul Roman debütiert. Was weitaus faszinierender ist: das Holocron enthält ein Geheimnis zur Zeitbiegung. Dort war ich mir nicht sicher, ob das etwas ist, das in die Star Wars-Galaxie eingeführt werden sollte. Auf raffinierte Weise hat das Holocron jedoch am Ende des Romans nur noch eine kleine Rolle. So wird dem restlichen Universum kein Schaden zugefügt.

Es gibt keinen Tod, es gibt nur die Macht.

Der letzte Jedi kann gut als Einzelroman gelesen werden, allerdings empfehle ich, folgende Romane zuerst zu lesen: beginnen sollte man mit Darth Maul: Schattenjäger¹, daraufhin die MedStar-Duologie (Unter Feuer¹ und Jedi-Heilerin¹) und dann sollte man schließlich die Coruscant Nights-Trilogie lesen (Jedi Twilight¹, Street of Shadows¹ und Patterns of Force¹), welche leider (noch!) nicht auf Deutsch erschienen ist. Die Verbindungen der Hintergrundgeschichte und die Charakterentwicklung überspannt diese sieben Romane. So wird eine unterhaltsamen Mikrosaga in die größere Geschichte der weit, weit entfernten Galaxie verwoben.

Jedoch ist an diesem Roman nicht alles perfekt. Der Roman gibt wenig oder gar keine Hintergrundgeschichte für die Ereignisse der letzten Bücher. Neuleser gehen so schnell unter den vielen Namen und Handlungssträngen der Vergangenheit verloren, vor allem im ersten Drittel des Buches.

Weiter ist der Leser sehr überrascht, wenn er erfährt, dass der Großteil der Handlung des Romans eigentlich ziemlich traurig ist. Der Roman handelt, wie weiter oben beschrieben, in der dunklen Zeit, in der alle schlimmen Dinge passieren. Jax und seine Freunde erfahren dies schon sehr früh am eigenen Leib – und diese schlimmen Dinge plagen sie bis zum Ende. Ein Großteil des Romans wird von Jax‘ Abwärtsspirale dominiert, aber nach einiger Zeit werden die Dinge für ihn wieder besser. Es gibt einige klimatisch wichtige Schlachten am Ende: Charaktere lassen ihr Leben, Pläne schlagen fehl und mehr.

Außerdem ist eine Art Nebenhandlung in das Buch verwoben. Mehrere Charaktere erkunden tiefergehend die Macht und es gibt einige Themen, welche die Geschichte in die metaphysische Ebene tauchen. Der tiefste Moment dieser Art ist auf Dathomir, wo Jax mithilfe der Hexen von Dathomir in das Sith-Holocron eintaucht. Als Jedi muss er sich schließlich fragen, wie weit man bereit zu gehen ist, um seinen Gegner zu besiegen. Für Jax ist dieser Weg ziemlich weit. Und dann ist da noch der Dunkle Lord persönlich, der einige sehr gute Stellen im Roman hat. Aus meiner Sicht hatte Vader die beeindruckendsten Texte in diesem Roman – und es ist schon eine Weile her, seit ich einen solch eindrucksvollen Dialog von Vader gesehen habe.

Für all diejenigen, die der ganzen Action auf Coruscant müde geworden sind, birgt Der letzte Jedi-Ritter eine nette Vielfalt an Planeten. Natürlich finden immer (wie in den Romanen der Coruscant Nights-Trilogie) noch Ereignisse auf Coruscant statt, aber große Ereignisse entfalten sich anderswo. Jax und seine Freunde sind auf Toprawa, machen ein bisschen Sightseeing auf Mandalore und finden die Zeit für einen Abstecher nach Dathomir. In der fünften Staffel von The Clone Wars entwickelte sich Einiges bezüglich Herzogin Satine und der Regierung Mandalores und auch das Schatten-Kollektiv wird eingeführt. Das Buch wirft ein wenig Licht auf das weitere Schicksal des Planeten.

Der Rezensent vergibt 5 von 5 Holocrons!
Der Rezensent vergibt 5 von 5 Holocrons!

Abschließend muss ich sagen, dass Der letzte Jedi-Ritter ein verdammt guter Roman war. Er schafft auf der einen Seite einige hervorragende emotionale Tiefen und berührt auf der anderen Seite einige faszinierende intellektuelle Themen. Diese Geschichte feuert wirklich aus allen Rohren. Wenn du die Coruscant Nights-Reihe gelesen hast, musst du dir diesen Roman zu Gemüte führen! Allerdings gibt es hier auch gleich einen Nachteil: wenn du neu in der Reihe bist, berühren dich die emotionalen Schläge nicht so. Dennoch ist dieser Roman lesenswert und wird wahrscheinlich dein Interesse auf den Rest der Serie wecken. Deshalb vergebe ich die seltene Bewertung von fünf Holocrons! Es ist einfach ein authentischer Star Wars-Roman!

6 Kommentare

    1. Es gibt einen Marvel-Comic und einen Del-Rey-Roman namens „The Last Jedi“ und beide bleiben unter ihrem Originaltitel erhältlich – nur halt jeweils mit Legends-Balken auf dem Cover. 🙂

    2. Interessant, danke. Wäre ja schon spannend zu sehen, ob es da im englischsprachigen Raum in den letzten Monaten einen versehentlichen Anstieg in den Verkaufszahlen gab (also vom Buch – über das Einzelcomic zu stolpern sollte wohl deutlich unwahrscheinlicher sein… ;)). Das Legends-Cover sagt ja vermutlich nicht jedem was 🙂

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