Rezension: Star Wars #104: Darth Vader: Dunkle Droiden, Teil 1 & Yoda, Teil 10

Ich war noch nie stärker.

Darth Vader

Mit Star Wars #104 startete am 19. März bei Panini das große Comic-Highlight des Jahres: Das Crossover-Event Dunkle Droiden! Zwar erscheint der Großteil des Events, das sich wie einst Krieg der Kopfgeldjäger und Crimson Reign durch alle aktuellen Serien außerhalb der Hohen Republik zieht, sowie der Sonderband mit der Hauptserie zu Charles Soules neustem galaxisumfassenden Streichs erst in den kommenden Sommermonaten, dennoch erhalten Deutschlesende mit der in der Heftserie veröffentlichten Darth Vader-Reihe nun einen ersten Vorgeschmack auf die gefährliche Plage, die zahllose Droiden befällt. Auf Leinil Francis Yus Cover der Kioskausgabe grüßen außerdem Qui-Gon Jinn und Obi-Wan Kenobi, während auf dem Comicshop-Cover von Phil Noto Jedi-Meister Yoda in einer ähnlichen Bildkomposition vom alten Ben Kenobi und seinem ehemaligen Schüler Dooku flankiert wird. Während im Heft nämlich einerseits Dunkle Droiden startet, endet nach zehn Ausgaben zunächst die große Yoda-Miniserie, was zusätzlich mit einem für Abonnenten des Journal of the Whills kostenlos bei der Märzausgabe mitgelieferten Variant-Ausgabe kredenzt wird. Giuseppe Camuncolis dafür von Panini ausgewähltes Motiv erschien ursprünglich für die enthaltene US-Ausgabe Yoda #10 als Variantcover.

Als die Galaxis in einer ihrer bedrohlichsten Krisen steckt, taucht bei Jedi-Meister Yoda unerwartet eine Gestalt aus seiner Vergangenheit auf – und stellt die alles entscheidende Frage … UND: Der nächste Teil der Darth Vader-Comicserie, u.a. mit Obi-Wan Kenobi und Qui-Gon Jinn: das erste Crossover des brandneuen Star Wars-Comicevents Dark Droids.

Auch als exklusive Comicshop-Ausgabe erhältlich!

Hinweis: Unsere Rezensionen zu Paninis Star Wars-Heftserie spoilern nicht die Handlung der aktuellen oder künftig erscheinenden Ausgaben!

Mit Yoda: Die Höhle hat Autor Cavan Scott die Aufgabe, die Serie um den kleinen Jedi-Großmeister nach drei lose zusammenhängenden Dreiteilern, von denen er selbst den ersten beisteuerte, zu einem gemeinsamen Abschluss und Fazit für die in den einzelnen Kapiteln thematisierten Lektionen zu bringen. Da verwundert es nicht, dass er den Bogen vor allem zum Anfang der Reihe und zu seinen eigenen Figuren spannt, um die Reihe als Ganzes einzurahmen. Wie man schon in den vorab veröffentlichten Vorschauseiten sehen konnte, die ihr auch unten findet, taucht in Yodas Träumen und Visionen im Exil auf Dagobah vor allem Bree wieder auf und darf seinem Lehrer aus vergangenen Tagen etwas zurückgeben. Scott erzeugt damit ein wichtiges Puzzlestück für Yodas Charakterentwicklung innerhalb der Saga und schafft eine beeindruckende Kombination aus der Vorbereitung seines Auftritts in Episode V samt ihrer ikonischen Szenen und der Verwebung zahlreicher Kanon-Werke, allen voran den ebenfalls von ihm verfassten Comics zu Die Hohe Republik mit dem Auftritt eines ganz bestimmten Charakters daraus. Er schafft sogar das Kunststück einer harmonischen Zusammenführung von Elementen der in Geschichten der Jedi dargestellten Vorgeschichte von Count Dooku mit Scotts eigener Version im Hörspiel Dooku: Der verlorene Jedi, die eigentlich nur noch bedingt zu den in der Animationsanthologie dargestellten Ereignissen passen will. Selbst Yodas kurzer Auftritt auf Ahch-To in Episode VIII: Die letzten Jedi wird bedacht und bekommt mit dem Abschluss der Comicserie mehr Kontext spendiert. Einzig die Geschichte Yoda: Prüfung auf Dagobah aus Age of Rebellion, die in Star Wars #55 ebenfalls in der Heftreihe erschien, wird mehr oder weniger überschrieben, da sie im Prinzip die gleiche Erkenntnis und Entwicklung für Yoda zu sogar einem ähnlichen chronologischen Zeitpunkt erzählt. Da das aber seinerzeit mit deutlich schwächerer Wirkung und weniger ausführlich erzählt wurde, ist das zu verkraften.

Neben dem durchdachten, tollen und emotionalen Inhalt stechen aber auch Ibraim Robersons Zeichnungen mit Farben von Neeraj Menon – von Panini in den Credits auf der ersten Seite versehentlich Meeraj geschrieben – hervor und bieten einen optisch wunderschönen Abschluss für die Reihe. Robersons linienreiche, oft grau und uneben wirkende Zeichnungen passen vor allem bei Gesichtern hervorragend für zwei gealterte Jedi-Meister, wie sie in Yoda und Ben Kenobis Machtgeist als zentrale Figuren des Hefts vertreten sind. Aber von Dagobahs bekannter Umgebung bis zu Yodas Albträumen und der beeindruckenden Vision des Todessterns ist jeder Moment perfekt eingefangen und ein visueller Augenschmaus. An genau den richtigen Stellen sind auch beeindruckende Splashpages eingebunden, wie es sich für ein Finale gehört, sodass sie sich entfalten und dem Gezeigten eine entsprechende Erhabenheit verleihen dürfen. Mit den ruhigen Momenten, der emotionalen Wucht und der persönlichen Reise, die eine der wichtigsten und bekanntesten Figuren der Saga in diesem Heft abschließt, wird das zehnte und letzte Kapitel zu einem maßstabgebenden Blockbuster-Comic und einem Highlight der gesamten Veröffentlichungen innerhalb der langlebigen Heftreihe.

Als Blockbuster verstehen sich selbst aber auch die bei Marvel oft eingesetzten Crossover-Events, von denen mit Dunkle Droiden diesen Sommer ein weiteres zwischen Episode V und VI angesiedeltes auf uns wartet. In Fluch der Jedi, Geißel der Droiden betritt Autor Greg Pak mit dem dunklen Lord der Sith die folgenschweren Ereignisse um eine die gesamte Galaxis umfassende mysteriöse Droidenplage, die natürlich auch das Flaggschiff Vaders, die Executor, nicht verschont. Dabei macht es mir im Rahmen der niedrigen Qualitätsliga der Reihe zumindest großen Spaß, Vader im Kontext einer größeren und dank Charles Soule deutlich besseren Geschichte agieren zu sehen. Ich bin auch noch sehr gespannt, inwiefern Vaders durch die letzten Handlungsbögen abgedrehter momentaner Zustand noch zu seinen Auftritten in der Hauptserie Dunkle Droiden, die erst im Juli erscheint, führen wird. Immerhin „muss“ Pak durch die größere Geschichte von seinen seltsamen Spielereien mit dem dunklen Lord wieder abbiegen und in regulärere Gefilde zurückfinden. Dass prominent Qui-Gon Jinn und Obi-Wan Kenobi auf dem Cover abgebildet sind, sodass man fast den Anschein bekommt, das Heft müsste eigentlich eine auf zwei Zeitebenen parallel spielende Story bieten, ist leider reiner Etikettenschwindel, denn die beiden tauchen nur in den für Pak so üblichen roten Rückblenden auf und das sogar relativ kurz im Vergleich zu anderen Flashbacks. Apropos üblich: Paks schlechtes Writing, der nicht zündende versuchte Situationshumor und das stümperhafte Pacing samt seltsamen Handlungssprüngen bleibt auf dem gewohnten unteren Niveau.

Genauso üblich verhält es sich auch mit dem der Reihe treu bleibenden Raffaele Ienco und seinen Zeichnungen. Man mag seinen Vader oder man mag ihn nicht, aber innerhalb der Reihe hat man wenn andere Zeichner übernommen haben auch schon schlechteres gesehen. Die Actionszenen an Bord der Executor sind okay und die Art, auf Seite 3 die Übernahme des Supersternzerstörers zu demonstrieren kreativ, aber die seltsam bläuliche Umrandung des Schiffs vor dem Hintergrund des Sternenhimmels sieht ganz furchtbar aus. Dass sich der dramatische Cliffhanger logischerweise durch die nachfolgende Episode VI entsprechend auflösen wird, ist zwar klar, reicht aber, um neugierig zu machen, wie das wohl vonstatten gehen wird. Ein paar Hefte mit den Dunklen Droiden hat Pak durch die vorgegebene Laufzeit des Events ja noch zu füllen.

Wir danken Panini für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

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