Zu dem Roman Schatten des Imperiums von Steve Perry habe ich seit jeher eine ganz spezielle Verbindung: Der Roman war im Jahr 2002, kurz nach der Premiere von Angriff der Klonkrieger, mein erster Kontakt mit dem Erweiterten Universum (jetzt Legends). Hier begegnete mir die weit entfernte Galaxie erstmals in gedruckter Form. Und ich lernte Figuren wie Luke Skywalker, Leia Organa und Darth Vader kennen, noch bevor ich auch nur einen einzigen Film der klassischen Trilogie gesehen hatte. Aus diesem Grund wird dieser Roman immer einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen haben, auch wenn ich mittlerweile einige bessere Werke in Kanon und Legends kennenlernen durfte.
Aus diesem Grund war ich auch gern bereit, nun mal einen Blick auf den mir bisher nicht bekannten Comic Schatten des Imperiums zu werfen, welcher von John Wagner geschrieben, von John Nadeau und Kilian Plunkett gezeichnet, von Cary Porter koloriert und von Uwe Anton ins Deutsche übertragen wurde. Der Comic erschien am 13. März 2018 im Rahmen von Paninis Comic-Kollektion, gehört aber ursprünglich zum Multimedia-Projekt Schatten des Imperiums aus dem Jahr 1996, im Rahmen dessen unter anderem auch der oben genannte Roman, ein Videospiel und ein Soundtrack erschienen.
Die Handlung spielt zwischen Das Imperium schlägt zurück und Die Rückkehr der Jedi-Ritter und stellt uns mit Prinz Xizor einen weiteren mächtigen Spieler im Imperium vor. Xizor, welcher die kriminelle Organisation Schwarze Sonne anführt, will im Imperium weiter an Macht gewinnen – auf Kosten Darth Vaders. Deshalb setzt er ein hohes Kopfgeld auf Luke Skywalker aus, welchen er tot sehen will, während Darth Vader Skywalker lebend seinem Meister übergeben will. Luke, Leia, Lando und Co. wollen eigentlich mit Hilfe des Söldners Dash Rendar den in Karbonit eingefrorenen Han Solo aus den Fängen Boba Fetts befreien. Allerdings sehen sie sich zunächst gezwungen, die diversen Mordanschläge auf Luke zu klären. Dazu begeben sich Leia und Chewbacca nach Coruscant in Prinz Xizors Schloss, um mit dem Gangsterboss zu verhandeln. Doch dieser plant, Luke in eine Falle zu locken…
Während wir im Roman hauptsächlich die Sicht der Rebellen sowie Darth Vaders und Prinz Xizors geboten bekommen, erweitert der Comic das Spektrum und zeigt uns auch noch die Abenteuer Boba Fetts, der seine Beute, Han Solo, gegen diverse andere Kopfgeldjäger behaupten muss. Außerdem wird auch noch die Geschichte des Agenten Jix vorgestellt, der sich im Auftrag Darth Vaders als Gang-Mitglied bei Jabba einschleichen und Luke gefangen nehmen soll, wenn dieser auftaucht und Han befreien will.
Generell halte ich es für eine gute Idee, wenn verschiedene Medien, in diesem Fall Roman und Comic, nicht versuchen, die komplett identische Geschichte zu erzählen, sondern unterschiedliche Schwerpunkte setzen und eigene Ideen ergänzen. Allerdings tun die zusätzlichen Handlungsstränge um Jix und Boba Fett dem Comic nicht gut. Schatten des Imperiums ist auch in der Roman-Version schon eine komplexe Geschichte, die ständig zwischen unterschiedlichen Handlungsorten und Figuren hin und her springt. Im Comic mit den zwei weiteren Handlungssträngen wird das nun noch auf die Spitze getrieben. Mit seinen 160 Seiten hat der Comic sowieso kaum genug Platz, um die Geschichte des Romans angemessen wiederzugeben. Die Erweiterung der Handlung führt letztendlich dazu, dass die Geschichte komplett zerfällt. Alle zwei bis vier Seiten wird oft von einem Handlungsstrang zum anderen gesprungen, sodass der Lesefluss massiv gestört wird und kaum Spannung aufkommt oder Identifikation mit einer Figur möglich ist.
Auch entstehen dadurch oft Brüche in der Handlung, Figuren sind, wenn wir ihnen das nächste Mal wieder begegnen, ohne Erklärung an einem anderen Ort oder in einer anderen Situation. Wichtige Informationen werden häufig in notdürftig in die Handlung gepresste Dialoge und Gedankenblasen gepackt. So tritt Dash Rendar beispielsweise einfach ohne weitere Erklärung auf und wir bekommen nur in einem Panel zwei knappe Aussagen über ihn von Leia und Lando. Dass Xizors Assistentin Guri keine menschliche Frau, sondern eine täuschend echte humanoide Droidin ist, wird mal eben in einer Gedankenblase Leias abgehandelt. Woher sie das weiß, bleibt unklar. Im Roman mussten Leia und Chewie erst ein Experiment durchführen, um herauszufinden, dass Guri nicht menschlich ist.
Was ich am Roman eigentlich am meisten schätze, ist die wundervoll beschriebene Rivalität zwischen Prinz Xizor und Darth Vader, die ständig versuchen, sich gegenseitig vor den Augen des Imperators auszustechen. Ihre Machtgeilheit, ihr Neid, ihre Missgunst, ihre Intrigenspinnerei, ihre Arroganz und Selbstüberzeugung machen die Geschichte lesenswert. Dieser Aspekt tritt im Comic nur sehr reduziert zutage. Stattdessen bekommen wir seitenweise langweilige, vorhersehbare Actionszenen mit Boba Fett, deren einziges Ziel es ist, Boba als die coolste Socke darzustellen und die Wünsche der Fans des Kopfgeldjägers zu bedienen. Für mich persönlich hat dieser Handlungsstrang, ebenso wie der um Jix, keinen Mehrwert und verbraucht nur Seiten, die besser für die eigentliche Haupthandlung verwendet worden wären, die dann viel runder und spannender gewirkt hätte.
Auch mit den Zeichnungen von John Nadeau und Kilian Plunkett bin ich nicht immer zufrieden. Abgesehen davon, dass ich sowieso kein großer Fan des typischen Comic-Zeichenstils der Neunziger bin, sind auch die Figuren nicht immer gut getroffen. Vor allem Leia sieht Carrie Fisher in vielen Panels kein bisschen ähnlich. Auch Lando wirkt stellenweise zwanzig Jahre älter. Sehr detailreich und schön anzusehen sind jedoch die Schiffe und Raumschlachten.
Insgesamt bleibt der Comic deutlich hinter dem Roman zurück. Viel von der eigentlich wichtigen Haupthandlung wird zugunsten uninteressanter B-Plots um Boba Fett und Jix weggelassen. Dadurch wirkt die Geschichte bruchstückhaft und durch die vielen Szenenwechsel unruhig. Auch die Zeichnungen können nicht immer überzeugen, da die Figuren oft nicht gut getroffen sind. Aus diesen Gründen vergebe ich nur zwei von fünf Holocrons und empfehle jedem, der sich für diese Geschichte interessiert, zum gleichnamigen Roman von Steve Perry zu greifen.
Wir danken Panini für das Rezensionsexemplar!
Wie hat euch Schatten des Imperiums gefallen? Überzeugt euch der Roman oder der Comic mehr?
Ich habe ‚Schatten des Imperiums‘ in der Romanausgabe das erste Mal mit elf oder zwölf Jahren in die Finger bekommen und gefühlt zwanzig mal rauf und runter gelesen, ich kann deine besondere Beziehung zu dem Buch gut nachvollziehen^^
Der Comic dazu folgte erst vor ein paar Jahren in der Essentials-Ausgabe und ich war auch eher enttäuscht. Andere Aspekte einer Geschichte zu zeigen, ist eigentlich immer gut und ich mag zB Big Gizz und seine Bande, aber ansonsten dient der Comic doch eher nur der Visualisierung der Romanfiguren.