Das Abenteuer geht nun endlich weiter! Denn Ian Doescher veröffentlichte bei Quirk Books erst vor wenigen Tagen sein neustes Werk, während ich die Tage zu Das Erwachen der Macht herunterzähle. Wer meine Rezensionen verfolgt, weiß, dass ich die William Shakespeare’s Star Wars-Reihe nun schon seit dem Anfang verfolge. Als ein wahrer Star Wars (und auch Shakespeare)-Fan kann ich einfach nicht anders als auch dieses Werk zu rezensieren. Mit William Shakespeare’s The Clone Army Attacketh von Ian Doescher kommt ein neues, lustiges und aufschlussreiches Werk in die Serie, das von schönen Illustrationen begleitet wird, welche den Fans schon bekannt vorkommen dürften. Am Anfang möchte ich wieder erwähnen, dass ich nicht tiefer auf die Story eingehen werde. Da die Leser dieser Rezension aller Voraussicht nach Star Wars-Fans sind, kennt ihr schon die Story von Star Wars Episode II: Angriff der Klonkrieger.
Angriff der Klonkrieger ist jedoch aus meiner Sicht einer der schwächsten Filme der Saga – also eine ideale Aufgabe für Doescher! Konnte er das Werk gut überführen? Hat er dabei überzeugt? Ist Erzwo immer noch so humorvoll dargestellt? All das findet ihr in dieser Rezension heraus. Doescher nahm jedoch schon den Film der Saga, den ich am schlechtesten fand, und verwandelte ihn in ein Werk, welches ich liebe. Deshalb waren meine Erwartungen an das Buch ziemlich hoch. Ich habe mir beim Lesen oft versucht vor Augen zu führen, dass nicht viel in Der Angriff der Klonkrieger passiert. Wenn wir ehrlich sind, gibt es keine intensive Klimax, die einen umhauen könnte. Trotzdem hat Doescher es wieder geschafft, dass ich das Werk nicht weglegen konnte.
Ein Großteil des Buches stellt tatsächlich die Geschichte um Obi-Wan dar, den Doescher auf seinen Abenteuern und Kämpfen sehr detailreich begleitet. Dabei wird die Beziehung zwischen Obi-Wan und Anakin herausragend analysiert. Dort gibt es natürlich auch einige Spannungen, was sehr interessant wirkt. Dazu kehren die geliebten Charaktere zurück wie Yoda, R2-D2 und C-3PO.
Etwas Negatives ist mir jedoch bei der Darstellung der Romanze zwischen Anakin und Padmé aufgefallen. Die Beziehung zwischen Padmé und Anakin ist zentral für die Prequels und ein Schlüsselstück dieser Beziehung ist der Wandel Padmés vom Denken über Anakin als einen Jungen, über einen Mann, bis – schließlich – als Liebhaber. Doeschers Ziel war es, das Liebeswerben glaubhaft und romantisch erscheinen zu lassen. Im Film sind Anakin und Padmé für einen relativ langen Zeitraum zusammen. Immer wieder werden kurze Sequenzen gezeigt, in welchen Anakin und Padmé gemeinsam Zeit verbringen. Jedoch nehmen im Hintergrund weitere Handlungen ihren Verlauf. Doescher verdichtet diese Szenen zu einem einzigen romantischen Liebesfest. In seinem Werk startet Padmé damit darüber nachzudenken, dass Anakin immer noch ein kleiner Junge ist – aber die Szene endet damit, dass sie sagt, er sei ein Mann und sie liebe ihn. Dies hängt damit zusammen, dass Doescher die Interaktionen in denen Padmé und Anakin sich verlieben nicht nur länger, sondern auch abgeschirmter darstellen wollte. Dabei wollte er Anakin und Padmé durch die Stärke von Shakespeares romantischen Handlungssträngen umgeben und umarmen. Einige Szenen beherbergen deshalb Verse, die von Charakteren aus Shakespeares Komödien verwendet wurden. Dieser Wandel Padmés ist aus meiner Sicht jedoch einfach nicht authentisch und hätte vielleicht etwas mehr Zeit gebraucht.
Schließlich – nachdem die Bühnenanweisung darauf hinweist, dass Padmé und Anakin sich zum ersten Mal berühren – sprechen sie in reimenden Quartetten. Dies sind vier Verse mit einem ABAB-Reimschema – so wie Romeo und Julia sprachen. (Doescher gab Han und Leia dasselbe Reimschema in The Empire Striketh Back und The Jedi Doth Return. Aber Padmé und Anakin sind öfter abgeschirmt als Han und Leia, deshalb reimen sich ihre Verse häufiger.)
Trotzdem hat mir The Clone Army Attacketh sehr gefallen. Doescher bleibt schließlich seinem Stil treu: Sei es ein subtiler Humor oder das einarbeiten von bekannten Zitaten und Szenen Shakespeares. Beim Lesen versteht der Leser die inneren Konflikte der Charakter – etwas, das viele Autoren nicht erreichen. Gerade das zeigte mir erst, wie komplex der Plot von Angriff der Klonkrieger ist.
Autor Ian Doescher wandelte den Dialog von Angriff der Klonkrieger natürlich auch hier in den fünffüßigen Jambus um. Die archaische Grammatik und das Vokabular des sechzehnten Jahrhunderts werden hier so verwendet, dass dieser Schreibstil ein sehr authentisches Shakespeare-Gefühl wiedergibt; zur gleichen Zeit wird der Inhalt gewahrt. Die Konvertierung des Textes zum Blankvers stellt nur einen kleinen Teil der Änderungen dar: Der Dialog kommt dem Leser „reicher“ vor. Teilweise gibt es auch Anspielungen und paraphrasierte Stellen aus anderen Shakespeare-Werken. Für Doescher wäre es natürlich einfacher gewesen, die exakte Handlung des Filmes abzubilden – aber das wäre zu simpel. Doescher interpretiert die Ereignisse in seiner eigenen Art und Weise und schneidet sie dann auf den Stil Shakespeares zu. Erst dadurch fühlt sich die Geschichte authentisch an.
Im Nachwort geht Doescher wieder auf einige Besonderheiten und außergewöhnliche Stilmittel ein, die er in The Clone Army Attacketh benutzt. So beispielsweise auf ein theatralisches Stilmittel, das für die Adaption von Angriff der Klonkrieger maßgeschneidert erschien: Das Gerücht. Dieses entnahm er aus Shakespeare’s Henry IV, Part 2. Die Aufgabe des Gerüchtest ist es, Verwirrung und Misstrauen zu erzeugen, was in Angriff der Klonkrieger ein essenzielles Element darstellt.
In The Clone Armsy Attaketh gibt es außerdem zwei interessante Wortspiele, die auf der Idee des Klonens basieren. Jango Fett spricht in Prosa, so wie sein Sohn Boba Fett in der originalen William Shakespeare’s Star Wars-Trilogie. Jeder von Jangos Sätzen beginnt und endet mit demselben Buchstaben. Warum? Weil er der Prototyp aller Klone ist, deshalb ist der erste Buchstabe am Ende jedes Satzes geklont (Dies ist übrigens auch bei jedem Klon so, diese spreche jedoch im fünfhebigen Jambus).
JANGO Your questions at an end, now I shall ask:
Do you approve of this strong army?
Für die kaminoanischen Kloner wollte Doescher etwas sehr Besonderes machen: Lama Su und Taun We erscheinen in Angriff der Klonkrieger nur in einer langen Szene, die in zwei kürzere Sequenzen gesplittet ist. Für ihre Szene im vorliegenden Buch hat Doescher die Struktur der Dialoge der Kloner so gewandelt, dass sie auf einzigartige Weise ihre Fähigkeit zu klonen zeigen. Jeder Vers im fünfhebigen Jambus, den sie sprechen, wird später umgekehrt wiederholt, sodass deren Verse einer ABCDEDCBA-Struktur folgen. Der Punkt, zu welchem sich die Rede umgekehrt wiederholt, ist bei Lam Sus langer Erklärung der Klone und des Klonprozesses erreicht. Danach fangen sich die Verse von Lama Su und Taun We an zu wiederholen – in der umgekehrten Reihenfolge.
TAUN WE Good Master Jedi, salutations, sir.
Our high prime minister sends his regards.
[…]
TAUN WE Our high prime minister sends his regards.
Good Master Jedi, salutations, sir.
Dexter Jettster benutzt eine Art Arm-, Hand- oder Finger-Symbolik in jedem Vers, den er ausspricht. Er hat schließlich auch mehr Arme als der Rest von uns.
DEXTER By my six limbs, ’tis is Obi-Wan Kenobi!
Wenn C-3POs Körper einen Kampfdroiden-Kopf in der Arena von Geonosis erhält und sein Kopf an einen Kampfdroiden-Körper gelangt wird er automatisch zu C-3PO 1 und C-3PO 2.
C-3PO 1 I shoot, the Jedi vermin to destroy,
But, O, here comes a shot toward mine head!
[…]
C-3PO 2 Die, Jedi dogs! Alas, what did I say?
I am so sorry for my body’s actions,
This is beyond all proper protocol!
Weiterhin kommt der Humor in diesem Buch wieder nicht zu kurz. Mein Favorit im ganzen Werk ist Mace Windu. Er stellt hier eine Hommage an Samuel L. Jackson dar, die an Genialität kaum zu überbieten ist.
MACE This produce is pulp; fiction is your plan.
To put it plain: your reign of terror ends.
MACE Yea, Master, I agree. Brave Anakin,
Let us avengers to Count Dooku be […]
Eine weitere Eigenschaft, die dieses Buch noch angenehmer macht, sind die vielen Illustrationen. Wahrlich sind dies keine Meisterwerke, aber es ist interessant, seine Helden im Zeichenstil des sechzehnten Jahrhunderts einschließlich einiger sehr stilisierter Kostüme zu sehen. So werden verschiedenste Rüstungen und Kluften in elisabethanische Gewänder verwandelt.
Fans der Reihe müssen sich nicht fürchten, denn Doescher knüpft mit William Shakespeare’s The Clone Army Attacketh genau dort an, wo er mit The Phantom of Menace aufgehört hat. Deshalb erhält auch dieses Buch fünf von fünf Holocrons von mir. Doescher schaffte es wieder ein geschicktes, aufschlussreiches und im Spaßfaktor großartiges Werk zu erschaffen. Dabei gibt er nicht nur der Story, sondern auch den Charakteren eine großartige Tiefe. Das Mischen von zwei Erzählstilen auf einer hohen Ebene ist auch hier wirklich sehr überzeugend gelungen. Für den geringen Preis stellt dieses Buch ein schönes und ausgefallenes Stück für die eigene Sammlung dar. Ich kann The Tragedy oft he Sith’s Revenge kaum abwarten!
Danke an Quirk Books für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!