Mit dem Schutzvisier runter kann ich nicht mal sehen. Wie soll ich da kämpfen?
Sabine Wren
Am 17. Juni erschien die 119. Ausgabe des monatlichen Star Wars-Comicmagazins von Panini. Zum dritten Mal in Folge setzt es sich aus einer Ausgabe der achtteiligen Ahsoka-Serienadaption und einem neuen Kapitel der langjährigen Darth Vader-Saga zusammen. Die beiden Serien teilen sich wieder zwischen dem Kiosk-Cover (Phil Noto) und dem Comicshop-Variant (Leinil Francis Yu) auf. Mit dem nahenden Finale von Darth Vader in der nächsten Ausgabe, das diese dank seiner üppigen Seitenzahl ganz für sich allein einnehmen wird, ist dies das vorerst letzte Mal, dass ein Star Wars-Heft von Panini mit Ahsoka und Darth Vader als Doppelpack aufwartet.


Im dritten Teil des Comics zur Ahsoka-Serie auf Disney+ mischt sich Generalin Hera Syndulla in die Politik der Neuen Republik ein, während die Fan-Lieblinge Ahsoka Tano und Sabine Wren zu einem fernen Planeten reisen – auf dem der Feind schon auf sie wartet …
Die dritte Ahsoka-Folge „Bereit zum Abflug“ – am Tag der Ausstrahlung hier von mir rezensiert – zeichnete sich durch eine überschaubare Laufzeit und ruhige, dialogreichere Szenen aus. Gute Voraussetzungen also für Adaptions-Autor Rodney Barnes, im begrenzten Umfang eines Comichefts die Episode aufs Papier zu bringen. Das gelingt ihm ebenso, wie der Comicversion der Handlung ein leicht angepasstes Erzähltempo zu verleihen und sogar die Action in ihren kurzen Momenten spaßig wiederzugeben. Jede Szene wurde von Barnes auf genau die richtige Länge adaptiert, um zu atmen und sich zu entfalten. Natürlich mussten trotzdem kleine, unvermeidbare Striche gesetzt werden, doch wird die Quintessenz aller Handlungselemente und Figuren wunderbar eingefangen. Die Charaktere dürfen im Rahmen der unverrückbaren Vorlage ausgearbeitete Seriencharaktere bleiben und verkommen nicht zu bloßen Abziehschablonen, wie es bei vergangenen Star Wars-Adaptionen hin und wieder der Fall war. Barnes beweist ein gutes Gespür dafür, was wichtig ist und was nicht.
Bei den Zeichnungen ist mit Steven Cummings, der die Adaption im Wechsel mit Georges Jeanty zum Leben erweckt, wieder der bessere der beiden Stile an der Reihe. Genau rechtzeitig für die langen Dialogszenen der Ausgabe sind nun Jeantys menschliche Gesichter und ihre Emotionen sogar schöner anzuschauen, als noch in der ersten Ausgabe. Den seltsamen Cartoon-Moment im Finale der Folge – der wie keine andere Szene der ganzen Staffel die bessere Eignung als unproduzierte Animationsserie anstatt das realisierte Live-Action-Projekt deutlich macht – integriert Cummings gut in den allgemeinen Comic-Look und reißt die Lesenden hier, anders als die Szene in der Serie, nicht aus der Handlung.
Im Anschluss übernimmt Darth Vader, der mit Die Regel der Zwei in der aktuellen Inkarnation der Reihe zum (Gott sei Dank) vorletzten Mal einen Platz in Paninis monatlichen Heft einnimmt. Zu sagen, dass die zwanzig Seiten vor dem aus den falschen Gründen herbeigesehnten Finale tatsächlich Spaß machen, fühlt sich nach dem furchtbaren Weg dahin mit mehr Abs als Aufs zwar falsch an, muss aber erwähnt werden, da ein ewiges Rumhacken auf der Reihe keinen Spaß bereitet, weder zu Schreiben noch zu Lesen. Doch es ist so. Luke wirkt relativ in-Character, das von Greg Pak und Zeichner Raffaele Ienco präsentierte Schneesetting ist mit seiner schönen Tiefe wunderbar anzuschauen und die nervigen Eigenheiten der Serie sind zwar unübersehbar auch hier vorhanden, halten sich aber in Grenzen.
Leider stolpert Matthias Wielands meist gelungene Übersetzung diesmal in den für die Reihe so typischen roten Flashbacks ein wenig. Anakins gegen Obi-Wan Kenobi gerichteter und berühmter Ausruf „Ich hasse Euch!“ in den Feuern Mustafars wird plötzlich zu „Ich hasse Dich“ und lässt den filmkundigen Fan an dieser Stelle mehr als stutzen. Zumeist hatte man über die 49 Kapitel der Reihe das Gefühl, die Übersetzungen der Flashbacks in Filmszenen sind gut recherchiert und synchron zu den Übersetzungen des deutschen Dialogdrehbuchs, womit es natürlich besonders bei einem so wichtigen und einprägsamen Moment ins Gewicht fällt, wenn es mal plötzlich nicht passt.
Nun bleibt mit Blick auf das schon bald erscheinende Darth Vader-Abschlussheft in der runden Nummer #120 zu hoffen, dass die in Bezug auf Episode VI sowieso bereits hart an der Grenze des Glaubwürdigen wandelnde Handlung dem Film in puncto Luke Skywalker und Darth Vader noch seine Wirkung übrig lässt. Ich gebe bis zum nahenden Schluss nicht die Hoffnung auf, dass Greg Pak einen Plan für einen seit Beginn geplanten Bogen zwischen den Episoden V und VI hatte, den er im nächsten Heft hoffentlich zufriedenstellend schließen darf.
Wir danken Panini für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Star Wars #120 erscheint am 22. Juli und enthält das überlange Darth Vader-Finale. Dafür pausiert seine Ex-Padawan Snips und kehrt erst mit der übernächsten Ausgabe im August zurück. Wer sich den Dunklen Lord der Sith lieber im Sammelband-Format ins Regal stellt, bekommt das Serienfinale im November mit Band 10 geliefert, der bei Amazon und Thalia vorbestellt werden kann.










