Letzte Woche gab es mit „Nacht“ eine sehr actionreiche Episode, die in mehrerlei Hinsicht einen zentralen Wendepunkt der Serie darstellt. Nun galt es mit der sechsten Episode „Lehren/Verderben“, beziehungsweise dem in seiner diametralen Bedeutung klareren Originaltitel „Teach/Corrupt“, durchzuatmen, die chaotischen Wogen zu glätten und in drei parallelen Handlungssträngen zu sehen, was die Zukunft bei den veränderten Figurenkonstellationen bereit halten mag… zumindest für die Überlebenden.
Achtung: Diese Rezension enthält Spoiler!
Sinkende Barrieren
Durch das von Mae herbeigeführte Szenario a la Das doppelte Lottchen oder Ein Zwilling kommt selten allein ist Osha unfreiwillig von „Qimir“, der im Marketing aktuell als „Der Fremde“ betitelt wird, auf einen unbekannten Planeten verschleppt worden. Scheinbar – abgesehen von ihm – vollkommen unbewohnt, lebt und trainiert er auf dieser von Inseln durchzogenen Welt, die in der allerletzten Szene der ersten Episode kurz auftauchte und stark an Ahch-To aus der Sequel-Trilogie erinnert. Ebenfalls daran erinnert Oshas und Qimirs Umgang miteinander, wenn sie ihn ähnlich dem von Rey in einer privaten Situation erwischten Kylo Ren beim Baden beobachtet und simultan dazu angefangen wird, die Barrieren zwischen beiden herabzusenken. Hiervon ausgehend wird im Verlauf der gesamten Episode diese Entwicklung immer weiter getrieben, bis am Ende Oshas Entscheidung für Qimir und die dunkle Seite so gut wie beschlossen scheint.
Während Osha sich mit dem Planeten und seiner putzigen Fauna vertraut macht, gelingt es Meister Sol durch die aus Die Hohe Republik wohlbekannte, aber doch an dieser Stelle sehr nach bequemer Story-Lösung wirkende schlechte Kommunikation nicht, den Orden der Jedi über die schockierenden Ereignisse auf Khofar und die Begegnung mit dem mutmaßlichen Sith zu informieren. Stattdessen kommt er wieder Mae näher, die er augenscheinlich für Osha hält, wobei Bazil den Braten sprichwörtlich riecht und zunächst den Droiden Pip repariert.
Stagnierende Ermittlungen
Unterdessen versuchen sich die Jedi auf Coruscant, einen Reim auf die bruchstückhaft durchgekommenen Informationen von Sol zu machen, weshalb Meisterin Vernestra beschließt, mit einem eigenen Team ebenfalls nach Khofar zu reisen und so den Verbleib von Sol und seinen Gefährten aufzudecken. Auf Ahch-To dem unbekannten Planeten kommen sich die beiden ehemaligen Kontrahent*innen immer näher, wenn auch nicht ohne den ein oder anderen typischen Konflikt auf dem Weg dahin und die ein oder andere Szene, die an die Interaktionen von Luke Skywalker und Rey erinnert – vom Dialog bis zu den gewählten Kameraeinstellungen. Es ist jedoch Fan-Liebling Bazil, dem die Ehre gebührt, die unterhaltsamste Szene der ruhigen Folge spendiert bekommen zu haben. Das putzige Wesen konfrontiert Mae nämlich mit seinen kämpferischen Fähigkeiten, die er in einem allzu witzigen „Aufwärmtanz“ demonstriert. Auch wenn der Moment im Fluss und Ton der kompletten Folge etwas seltsam platziert anmutet, so hat er doch zumindest mich zum Lachen gebracht.
Kurz darauf offenbart Meister Sol, dass er schon wusste, dass sich hinter der, die er für Osha hält, ihre Zwillingsschwester Mae verbirgt. Ob von Anfang an oder erst durch Bazil oder Pip bleibt jedoch offen, wenn auch eher letzteres, denn sonst würde das Zurücklassen der echten Osha keinen Sinn ergeben. Wobei das mitnichten die einzige seltsam sprunghafte Charakterentscheidung der Serie sein würde… Immerhin bleibt die Folge selbst relativ konstant was das angeht und führt die getauschten Schwestern Szene für Szene den Pfad ihrer jeweils ehemaligen Widersacher weiter, ohne dass die Glaubwürdigkeit weitestgehend auf der Strecke bleibt.
Finale Platzierungen
Nach der Enthüllung, Maes Betäubung und Sols beinahe-Erzählens der noch ausstehenden Vorgeschichte – die wir mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in der nächsten Folge als langen Flashback erleben werden – fliegt der Jedi-Meister entschlossen mit unbekanntem Ziel in den Hyperraum. Hat er Osha möglicherweise getrackt und folgt ihr nun schnurstracks zum unbekannten Planeten Qimirs? Kaum gesprungen, erreicht das Jedi-Team um Vern das Khofar-System direkt nach seinem Verschwinden – eine für Star Wars-Verhältnisse nicht erst seit dem Finale von The Bad Batch bekannter, epischer Szenerie. Auf dem Planeten gibt es dann die seit Clips und Trailern erste Live-Action-On-Screen-Nutzung von Verns Lichtschwertpeitsche aus Die Hohe Republik. Im Finale der Serie dürften wir sie ein weiteres Mal mit möglicherweise wechselnden Duellpartnern zu sehen bekommen, denn die Jedi verdächtigen Sol als einzigen Überlebenden, der ein Lichtschwert benutzt, seine Kameraden umgebracht zu haben.
Generell bringt die Folge zum Schluss wahrscheinlich seine Figuren bereits für die achte Episode in Stellung, wenn sich das Gefühl und die Vermutung anhand der kreativen Verteilung von Skript- und Regie-Posten der Serie bewahrheiten, dass es sich bei der nächsten Folge wieder um einen Flashback handelt. Dafür bekommt man aber das Gefühl, dass außer in der actionreichen fünften Folge bisher nicht allzu viel passiert ist. Alles steuert zwar auf einen großen letzten Kampf zwischen den Schwestern und den Jedi-Meistern Sol und Vernestra zu, doch die emotionale Fallhöhe dieser eigentlich starken Beziehungen bleibt aufgrund der Erzählstruktur der Serie und der Gewichtung einzelner Momente und Themen arg auf der Strecke. Die Qualität schwankt von Folge zu Folge wie die Gemütszustände der Hauptfiguren und dadurch geht leider das Gefühl verloren, Woche für Woche gespannt auf den Fortgang zu warten. Zwar ist die sechste Folge von The Acolyte für sich genommen recht solide, doch auf die Serie betrachtet lässt mich der ehrliche Zweifel, ob ich zum Schluss etwas anderes als enttäuscht sein werde.
Die letzten Worte der Rezension empfand ich sehr passend zu meiner aktuellen Meinung, was auch immer da jetzt für zwei Folgen kommen, die Wahrscheinlichkeit, dass ich die Serie danach lieber mag als bisher, ist schwindend gering. :’D
Ich verstehe einfach nicht, wie die von Lucasfilm so dermaßen hohe Erwartungen schnürren mussten um dann alle zu enttäuschen, das fängt beim Titel „Acolyte“ schon an mit hohen Erwartungen „oh endlich lernen wir Palpatines Meister kennen“ oder „jetzt sehen wir wieso die Sith zurückkommen“ oder andere Gedanken der Fans schwirrten so in der Richtung herum (zumindest gehe ich stark davon aus), dass wir keine konkrete Antworten ala Anakins Skywalker Vater bekommen oder woher XY kommt, war von Anfang an klar, doch das was wir am Ende bisher bekamen, war nichts Ganzes und nichts halbes o_O
Ein Freund von mir meinte auch, dass du die Serie nicht einmal Nichtkenner von Star Wars empfehlen kannst bzw. Neueinsteiger, wo ich leider zustimmen muss. o_O
Ich bin weiterhin großer Fan der Serie.
Diese Folge war sicher nicht meine Lieblingsfolge, ich fand auch Bazils Kampf nicht wirklich lustig, aber dennoch solide.
Natürlich hängt ein großer Teil der Gesamtwertung der Serie von den letzten beiden „Aufklärungsfolgen“ ab, aber insgesamt bin ich zuversichtlich.
Aktuell würde ich sagen von Live-Action-Serien mein Platz 3 nach Mandalorian und Andor, vor Ahsoka und Boba Fett und weit vor Obi-Wan.
Anders als ihr freue ich mich, und auch die 2 Personen mit denen ich die neuen Folgen immer gucke sich, immer auf die neuen Folgen und haben Spaß mit Figuren, Mysterien und Handlung.
Hier möchte ich anmerken dass eine dieser Personen außer den Filmen und Mandalorian keine Ahnung von Star Wars hat und trotzdem sehr begeistert ist, deswegen würde ich auch sagen die Serie eignet sich besonders gut für Neueinsteiger, da man ja kein Vorwissen braucht.
Zur neuen Folge übrigens fand ich auch die Anspielungen auf die High Republic rund um Vernestra Rwoh großartig.
Persönlich mag ich die Serie trotz offenkundiger Schwächen auch sehr und sehe aktuell nur Andor als besser an. Mando hat für mich durch die 3. Staffel zu viel kaputt gemacht. Also du bist definitiv nicht allein. Ich finde sie auch sehr empfehlenswert für Neueinsteiger.
Die Folge hat mich überrascht. Tatsächlich finde ich Quimir inzwischen einigermaßen überzeugend als dunklen Jedi. Er ist kein Abziehbösewicht, sondern kommt fast sympathisch und nahbar rüber und verfügt sogar über erotische Anziehungskraft. Das nutzt er natürlich, um Osha für sich bzw. die dunkle Seite zu gewinnen, aber anders als andere Sith, will er nicht von sich aus die Jedi vernichten, sondern aus seiner Sicht verteidigt er sich und die Freiheit seine Anwendung der Macht auszuüben und nun weiterzugeben nur, was man nachvollziehen kann. Zumindest behauptet er das, aber ich glaube es ihm bis jetzt. Dieser ganze Teil ist für mich der gelungenste der Serie bisher (die Hürde ist allerdings auch nicht sonderlich hoch).
Leider ist der Rest der Folge wieder ziemlich platt und belanglos und plätschert so vor sich hin bevor sie auch schon wieder rum ist. Vernestra kurz darf ihre Peitsche vorführen, aber sonst wieder nur emotionslos rumstehn mit irgendwelchen neuen austauschbaren (bzw. ja tatsächlich ausgetauschten) Jedi-Statisten. Von mir aus hätte man das alles gerne zugunsten einer reinen Osha-/Quimir-Folge weglassen können, um dann mehr davon zeigen. Osha und Mae sind aber leider auch einfach nicht gut gespielt (die Cringe-Dialoge helfen nicht) und Sols Schauspieler hätte noch etwas mehr Sprachunterricht benötigt für diese Rolle, in die er eigentlich passt, die aber doch ab und zu darunter leidet.
So richtig mitfiebern tue ich leider schon seit der unsäglichen dritten Folge nicht mehr, aber ich bin zumindest noch peripher neugierig was aus Quimir wird, ob noch jemand hinter ihm „steht“, wie das Alles am Ende in die alte und neue Lore passen soll, und was sie uns denn nun eigentlich mit dem Ganzen erzählen wollten.
Ich bin auch voll an Bord bei Acolyte und wurde dabei auch endlich dazu inspiriert die Hohe Republik mal ernsthaft anzugehen. Die ersten drei Bücher habe ich dazu schon gelesen.
Ansonsten ist die Serie qualitativ schon mit einigen Schwächen belegt, die sie mit vielen anderen Star Wars Serien teilt, würde aber Florian zustimmen, dass sie trotzdem nach „Andor“ das Zeug hat die Nr. 2 im Serienbereich zu sein. Selbst wenn der Abstand zum Primus etwas größer ist als zum Rest. Aber zwei Folgen sind es noch, es kann auch noch schiefgehen.
Ich bin auch ein Fan der Serie. Habe immer das Bedürfnis gehabt, direkt weiterschauen zu wollen.
Andor sehe ich auch noch davor, aber danach folgt aktuell meiner Meinung nach definitiv Acolyte. Auf die letzten Folgen bin ich extrem gespannt und hoffe schon jetzt auf eine zweite Staffel.
Ich bin auch nach wie vor an Bord für „The Acolyte“, auch wenn mir die aktuelle Folge sehr unangenehme Sequel-Vibes gegeben hat. Episode VIII ist für mich einfach komplett negativ konnotiert, das hat bei mir zu viel überlagert, sodass ich die Folge nicht so recht genießen konnte.
Generell mag ich die Serie aber immer noch sehr und bin gespannt, was wir in einem weiteren Rückblick über Sol und die anderen Jedi erfahren werden. Was ich gar nicht verstehe, ist, wie Leute „Ahsoka“ mit seiner fadenscheinigen Filoni-Logik noch irgendwas abgewinnen können, dann aber an „The Acolyte“ viel höhere Maßstäbe anlegen.
Was die von die @jones110 erwähnte Erwartungshaltung der Fans angeht, dass die Serie uns viele Infos zu den Sith liefern wird, so ist die wirklich komplett Fan-gemacht. Vom Marketing her wurde nie das Wort „Sith“ fallengelassen. Das Wort „Acolyte“ würde ich auch nicht unbedingt nur mit Sith in Verbindung bringen. Das einzige andere Mal, dass wir das Wort im Kanon davor schon gehört haben, war in „Aftermath“, wo es diese „Acolytes of the Beyond“ gab, und die waren genau keine Sith, sondern ein anderer dunkler Kult. Das in der Verbindung mit der Info, dass die Jedi zu der Zeit noch nicht von der Existenz der Sith erfahren sollten, hat mich eher zu dem Schluss kommen lassen: Die Serie wird uns statt Sith andere Dunkelseiter als Gegner der Jedi präsentieren. Nach Qimirs Aussage, dass Jedi ihn wohl Sith nennen würden, tippe ich nun, dass die Serie es einfach offen lassen wird, ob Qimir nun ein Sith oder ein Anhänger eines anderen dunklen Kults ist.
Natürlich ist das komplett Fan-gemacht, genau wie die etlichen Theorien bei den Sequels (sei es Snoke stirbt oder Palpatine taucht wieder auf, das Rey von Kenobi abstammt blabla xD). Trotzdem finde ich das Acolyte dann ein falscher Titel ist, denn gerade in Legend-Bereich wo der Begriff eben mit Sith meistens in Verbindung gebracht wird, sorgt doch für falsche Erwartungshaltung. Dasselbe hatten wir ja mit „Die letzten Jedi“ oder „Aufstiegs Skywalker“ :’D
Bei den anderen Serien gab es diese Erwartungshaltung nicht, sei es Andor, The Mandalorian, Obi-Wan Kenobi, Ahsoka, The Book of Boba Fett etc., was vermutlich an den Titel liegt, der die Person beschreibt. Nun kam „Acolyte“ statt „Die Zwilinge der Macht“ oder so, wenn der Name geheim bleiben soll :’D
Ich zweifle ob es wirklich so offen ist, mit der Aussage der Macht der Zwei (oder Regel der Zwei) zu erlangen, ich warte ja noch auf das Sith-Holocron, was er fand oder so. XD Zudem greift er nach extremen Mittel, wozu die Jedis töten um Freiheit zu erlangen, nur ein Sith kennt nichts als Extreme. o_O 😀
Mal sehen wo die Serie endet. 😀
Diese Folge war eher ein runterkommen von der actiongeladenen Episode davor und im binge watch würde sie, glaube ich, nicht mehr so negativ auffallen.
Ich bin mir unsicher ob die Serie als Film besser funktionieren würde aber im binge gewinnt sie jetzt schon dazu, vorallem da ich jede Woche selbst auf englisch, mit meinem Papa nochmal auf deutsch und gestern mit einem Star wars Neuling bis zu dieser Folge ohne Unterbrechung geschaut habe.
Oshas Charakterentwicklung kann ich am wenigsten nachvollziehen aber ich freue mich trotzdem jede Woche auf eine neue Folge und bin auch echt gespannt wie es weitergehen wird.
Ich kann die Folge trotz lascher Charakterarbeit als gut bezeichnen, selbst wenn es nur wegen der (etwas schwachen) “Nackt“-Szene von Manny Jacinto gerechtfertigt wird.