Die Leser*innen dürfen sich an diesem Marvel-Mittwoch wieder über zwei Hefte freuen. Zum einen über die Fortsetzung der The High Republic-Reihe in Phase III von Cavan Scott und zum anderen über den letzten Handlungsbogen von Greg Paks Darth Vader-Reihe.
Achtung: Wie immer besprechen wir im Marvel-Mittwoch die Handlung der Comics, sodass sowohl der Beitrag als auch die Kommentare Spoiler enthalten können.
The High Republic #7 – rezensiert von Patricia
Weiter geht es mit Kapitel 3 des zweiten Handlungsbogens der The High Republic-Serie, welches den ominösen Titel „Balm of the Luminous“ trägt. Auffällig sind hier gleich drei Dinge: erstens bedient sich Scott hier einem Ritual aus Dooku: Jedi Lost. Zweitens kann das „Luminous“ in diesem Ritus als Referenz zum Decknamen des Projektes (Project Luminous) oder den Autor:innen selbst verstanden werden. Und drittens scheint es so, als hätte man Kapitel 1 tatsächlich übersprungen und zieht nun einfach in der Betitelung der Reihe den Fehler weiter durch.
Inhalt
The High Republic #7 ist eine Ausgabe, die ich wirklich gerne gelesen habe. Wie auch in einigen der bisherigen Ausgaben gefällt mir das Erzähltempo sehr – immerzu geschieht etwas, doch es bleibt genügend Platz, um die Reaktionen der Charaktere einzufangen. Dadurch kann man sich emotional deutlich besser auf die Geschichte einlassen, selbst mitfiebern und seine eigenen Loyalitäten hinterfragen. Genau dazu ruft diese Ausgabe auch auf, denn die Jedi-Gruppe bleibt weiterhin gespalten. So geschieht es, dass das junge Yacombe-Kind tatsächlich bei Lourna Dee Zuflucht sucht. Die Ironie des Ganzen entgeht niemandem, rüttelt die Jedi aber immerhin endlich wach. Denn so spannend es auch ist, dass so viele verschiedene Meinungen und Schicksale die Gruppe zerrütten, nach sieben Ausgaben benötigt die Dynamik wieder etwas Abwechslung. Ebendies liefert Cavan Scott durch den Schreckmoment von Goonrals Tod. Auch wenn dies natürlich schade ist, so wurde die Gruppe langsam doch etwas zu groß, um allen Charakteren gerecht zu werden. Dennoch ist eine Jedi-Beerdigung immer wieder ergreifend und schafft es auch hier, für einen kurzen Moment eine nachdenkliche Stimmung hervorzurufen.
Tey hat mir in dieser Ausgabe etwas besser gefallen als zuvor. Er quatscht immer noch ziemlich viel, was bei Sskeer ungefähr genauso gut ankommt wie anfangs bei Vildar, doch mir hat der kleine Moment, in dem er dem Mädchen winkt, irgendwie das Herz öffnen können. Mit dem „Balm of the Luminous“ greift Cavan Scott ein einst von ihm selbst erschaffenes Ritual auf, das erstmals im Hörspiel Dooku: Jedi Lost vorkam. Dass in dem Werk so manche Hinweise auf die Hohe Republik versteckt wurden, ist schon seit Längerem bekannt, aber es macht immer wieder Spaß, eine neue Verbindung zu entdecken. Und dass Tey durch Vildar solche Riten kennt, ist ebenfalls wenig überraschend.
Auch Keeve mochte ich in diesem Heft wieder sehr. Die Selbstzweifel – insbesondere bezogen auf ihre Pflichten und Verantwortung – plagen sie noch immer, und ihre Ratlosigkeit ist nachvollziehbar und sehr real geschrieben. Spannend wird es dann noch, als sie einen Nameless-Albtraum hat, wobei sie sich mittlerweile gut dagegen verteidigen kann. Vielleicht sind die Wesen ja doch gar nicht so unumgänglich wie einst gedacht? Immer unumgänglicher wird dafür Lournas Sinneswandel, den ich wirklich richtig großartig geschrieben finde. Cavan Scott hat Lournas Geschichte von ihrer Einführung als Bösewicht über ihre Hintergrundgeschichte als Opfer ihrer Umstände mit der Entscheidung zum Bösen bis zur Konfrontation mit ihren Loyalitäten über die Phasen hinweg klug aufgebaut und Schritt für Schritt ausgebaut. So wirkt ihr erster Versuch einer Wandlung nicht zu plötzlich oder als wäre sie der Handlung geschuldet, sondern tatsächlich wie eine aus dem Charakter stammende Motivation. So mag ich Charakterentwicklungen am liebsten!
Zuletzt bekommen wir dann noch einen Einblick in die Forschungsstation Tragor. Geleitet von einer kleinen rattenähnlichen Spezies, die wie Yoda spricht, macht diese einen ganz schön gruseligen Eindruck. Die zerschnippelten oder in Tanks wachsenden Nameless vervollständigen das groteske Bild. Dank Lourna werden wir künftig wohl mehr der Station sehen, wobei ich mir trotz eigener Neugier nicht sicher bin, ob ich wirklich möchte, dass Keeve und Co. einen Ausflug dorthin unternehmen …
Zu den Zeichnungen
Bei den Zeichnungen möchte ich besonders die Nihil hervorheben. Marika Cresta hat ein gutes Händchen für Grusel und erzeugt mit den Charakteren und der Umgebung der Targor-Station eine unbehagliche und skurrile Stimmung. Auch Keeves Albtraum hat Cresta toll dargestellt. Mir gefallen die Figurendarstellungen und die Dynamik der Bewegungen sehr, lediglich bei von Emotionen stark geprägten Gesichtsausdrücken werden die Illustrationen etwas zu überzogen plakativ. Insgesamt eine solide zeichnerische sowie auch koloristische Darbietung!
Fazit
The High Republic #7 stellt Loyalitäten und Dynamiken infrage. Die Aufgabe überzeugt mit nachvollziehbaren Charakterentwicklungen, einem spannenden Einblick in die Gegebenheiten der Antagonisten, persönlichen Momenten und einer angenehmen Mischung aus neuer Handlung und alten Zweifeln. Mir gefällt die Reihe bisher sehr und ich bleibe gespannt, was der nächste Monat bringt.
Darth Vader #46 – rezensiert von Tobias
Der Dunkle Lord nähert sich mit Lanze und Schild dem Finale mit sicherem Schritt und gerät dabei in der Sith-Ewigen Mitte. Zurück auf Exegol entbrennt der Kampf gegen die Ressourcen seines Meisters. Warum das nicht verfängt und nur eine kleine kreative Idee bei all dem durchscheint, lest ihr in dieser Rezension!
Inhalt
In der vorvorvorvorletzten Ausgabe der Darth Vader-Reihe (still keeping up that countdown!) geht es endlich zurück nach Exegol. Was? Da wollten wir gar nicht mehr hin? Egal, wir haben nur noch 5 Ausgaben und da braucht es nun mal eine epische Schlacht, die alles andere in den Schatten stellen wird, was wir bisher gesehen haben.
Doch zunächst tritt Sabé wieder auf. Die hat wohl ein Abenteuer in der Free Comic-Book-Day-Ausgabe erlebt und dort nach jemandem gesucht, der sie auf die Fährte von Luke Skywalker bringen kann. So macht sich das Team auf den Weg, wobei die neue Verbündete Warba nicht sicher ist, ob sie den Motivationen Sabés trauen kann, wenn es darum geht Luke zu finden. Doch weg von dieser langweiligen Story, hin zum Ritter ohne Furcht und Tadel: Vader himself!
Der schleicht sich nämlich – durch eine halbwegs kreative Erklärung, auch wenn die Basis dafür in den vorherigen Heften stark erzwungen wirkte – durch den Nebel rund um Exegol, direkt vorbei am schlafenden Tentakelmonster, das wir bereits aus den früheren Ausgaben der Reihe kennen. Er ist übrigens wieder ein Ritter (ohne Furcht und Tadel), weil er aus dem Nichts wieder seine Tjostlanze und seinen Kyberite-Schild trägt. Auf dem Planeten angekommen, geht alles sehr schnell und vor allem sehr verwirrend vonstatten. Vader will den Kyber-Tempel einnehmen und zerstört auch einen Teil des riesigen Kyberkristalls, was eine Lawine an Energie über den Planeten schickt und auch Cyborgs aus ihrer Loyalität kickt. All das passiert unter den wachsamen und naiven Augen eines Pryde, der kurz vorher noch vorausgesehen hat, dass er auf diesem Planeten sterben wird. Welch subtiles Foreshadowing auf Episode IX!
Vader spielt übrigens ein perfides Doppelspiel und tut so als würde er sterben, nur um dann über dem am Boden liegenden Vader hinwegzutreten und die Ewigen Sith, die Palps dienen, aufzuhalten. Deshalb auch das Spiel mit Lanze vs. Lichtschwert. Das soll scheinbar dabei helfen, diesen Plan zu verdeutlichen. Was aus meiner Sicht geholfen hätte, wäre ein deutlicherer Hinweis darauf gewesen, der auch die beiden Vaders im Detail zeigt und diese Farce nicht nur impliziert, aber ich bin ja nicht der Autor dieser Reihe.
Achso fast hätte ich auf der Checkliste aus
- Figuren der Vergangenheit – Sabé ✔
- Rückkehr zu uninteressanten Orten – Exegol ✔
- Vader schlägt Sachen klein ✔
noch den wohl wichtigsten Punkt vergessen. Egal ob damals auf dem Planeten Gabredor III rund um Kitster und Co oder nun hier auf Exegol, was bei Star Wars nie fehlen darf, ist eine…
- Superwaffe – Laser, der den Summa-Verminoth ins Auge pickst. ✔✔✔✔
Das ist dann auch das Ende des Hefts. Die Laserwaffe zielte nicht auf die Angreifer, sondern wollte das Monster wecken, welches wohl nun in der nächsten Ausgabe (der vorvorvorletzten!) zum psycho-Rundumschlag ausholen wird. Hätte ich Geld und den Hang zum Glückspiel (für Infos und Hilfe BZgA.de) würde ich da auf eine Erinnerung Vaders an seine Prequel-Zeit wetten, vielleicht schön rot hinterlegt, damit man auch sieht, dass er es ist, der sich da erinnert. Das wäre doch schön. So ganz ohne Rückblende und Erinnerung darf dieser letzte Handlungsbogen jetzt ja nicht enden. Wenn schon ein baldiges Ende der Reihe, dann nochmal mit den Greatest Hits!
Die Zeichnungen
Ienco ist zurück und leistet gewohnt solide Arbeit. Exegol ist ja rein landschaftlich kein Prestige-Ort, weshalb die mangelnden Details eher der Rückkehr zu diesem Planeten als dem zeichnerischen Talent geschuldet sind. Das Heft kommt mit relativ vielen Standardpanels aus, die nicht schlecht sind, meist aber den Wow-Effekt vermissen lassen. Gerade Landmarks wie der Kyber-Tempel wirken auffällig langweilig und die Kampfszenen sind auch bis auf die wenigen Bilder der Explosion ebenjenen Tempels recht generisch. Vader schockt mit seiner Lanze, führt Droiden in die Schlacht und kämpft gegen Sith-Ewige oder ihre identisch aussehenden Lemminge mit ebensolchen Elektrolanzen. Alles in allem kein übermäßig beeindruckendes Heft von der künstlerischen Warte her (erzählerisch wäre das ja nichts neues)
Fazit
Darth Vader ist zurück auf Exegol und das einzig positive daran ist, dass damit nun offiziell das Finale eingeleitet wird. Ansonsten funktioniert lediglich der Plan, wie sie auf den Planeten kommen, halbwegs überzeugend durch die Verwendung des Hasses von Captain Corleque, was aber relativiert wird, wenn man seine Folgsamkeit gegenüber Vader allgemein betrachtet hinterfragt. Eine Frage, die wir ja seit mehreren Ausgaben voller (Be)Schism Imperial schon vor uns hertragen! Ansonsten verspricht das Build-up gewohnte Action mit einem möglichen Schluss hin zu Episode VI, wo auch die Suche nach Luke wieder etwas in den Fokus rücken könnte, wenn man Sabés Abteil an dieser Ausgabe bedenkt.
Am 5. Juni geht es dann mit The High Republic #8: The Hunted, Part 3 weiter, Darth Vader #47 folgt dann eine Woche drauf, am 12. Juni. In der nächsten Woche erscheint dann nur Mace Windu #4.
Wir bedanken uns bei Marvel für die Bereitstellung der digitalen Vorab-Exemplare, ohne die unser Marvel-Mittwoch nicht möglich wäre.
Star Wars: Die Hohe Republik ist ein mehrjähriges Buch- und Comicprogramm, das hunderte Jahre vor den Skywalker-Filmen spielt und die Jedi in ihrer Blütezeit zeigt. Weitere Infos, News, Podcasts und Rezensionen gibt es in unserem Portal und in der Datenbank. Beachtet auch unsere Guides zur Lesereihenfolge von Phase I, Phase II und Phase III.