Rezension: Ahsoka Teil IV: „Gefallene Jedi“

Sabine, vergiss nicht: Ich zähle auf dich.

Ezra, Star Wars Rebels S04E16: „Familientreffen und Abschied“

Achtung: Unsere Serienreviews zu Ahsoka geben die Handlung wieder und enthalten sowohl im Beitrag als auch in den Kommentaren Spoiler!

Zwei Wochen nach dem Start erreicht Ahsoka mit der vierten seiner insgesamt acht Folgen bereits das quasi-Midseason-Finale. Letzte Woche ging es zwar actionreich und unterhaltsam zur Sache, die Handlung kam aber nur langsam voran. In „Jedi: Fallen Order“ „Fallen Jedi“ – im Deutschen die Doppeldeutigkeit bereits interpretierend im Plural mit „Gefallene Jedi“ übersetzt – geht es aber wie von mir erhofft in angenehmen 41 Minuten wieder ordentlich voran. Regisseur Peter Ramsey, der bereits The Mandalorian Kapitel 21: „Der Pirat“ inszenierte, gelingt es unmittelbar mit Beginn der Folge eine drängende Thrill-Atmosphäre zu etablieren, die bis zum Schluss nicht abreißt. Die Zeit drängt, die Eye of Sion ist bereit zum Abflug nach Peridea und ähnlich wie bei der Schlacht von Yavin sehen und hören wir einen unheilvollen Countdown, der zum Abschluss der beispiellosen Hyperraumberechnungen runterzählt.

This is the final boarding call for Outbound Flight to Peridea.

Der trostlose Planet Seatos mit seinen dunklen Wäldern und roten Bäumen bietet allein optisch schon den perfekten Ort für eine derart wichtige Mission, die über die Zukunft der Galaxis und der Neuen Republik entscheiden soll. Apropos, hier wird für mich nämlich nach der Hälfte der Staffel ein Kritikpunkt deutlich, der schon in Folge eins aufkam, aber mit weiteren Folgen immer klarer wird: Thrawns Rückkehr wird stets als Bedrohung galaxisweiter Ausmaße angekündigt und vor allem wir Literatur- und Rebels-Fans verstehen auch genau, was da dran ist. Nur hat es die Serie als optisches Medium zu Beginn irgendwie verpasst, das auch zu zeigen. Sicher, darüber wird weit und breit gesprochen und die Eröffnungsszene von The Mandalorian Kapitel 23 hat uns den Imperialen Schattenrat darüber debattieren gezeigt, aber die Bedrohung, dass Thrawns Rückkehr unmittelbar in einem verheerenden Krieg mit dem Rest-Imperium mündet, erschließt sich nicht hundertprozentig. Wie ist das Imperium abgesehen von Moff Gideon militärisch aufgestellt? Welche Dimensionen und direkten Folgen hätte eine imperiale Einigkeit unter dem Kommando des Großadmirals? Über all diese Fragen werden wir im Dunkeln gelassen. Es wird einfach behauptet, man muss es als gegeben hinnehmen, wie einfach manchmal seit jeher in Star Wars. So bleibt die größere politische Bedrohung etwas abstrakt, wenn auch nicht vollständig abwesend.

Doch zurück zur aktuellen Folge. Waren es letzte Woche hauptsächlich noch waghalsige Flugmanöver, sind die Kämpfe in Folge vier diesmal direkte Konfrontationen. Huyang macht den Anfang und darf sein beeindruckendes Geschick im Faustkampf mit einem von Morgan Elsbeths Droiden unter Beweis stellen. Wie hätte der Droide auch so viel Zeit überstehen können, vor allem seit der Order 66, wenn er sich nicht auch entsprechend verteidigen könnte? Bevor Sabine und Ahsoka dazukommen und sich ihren Feinden stellen, führen sie noch ein wichtiges Gespräch darüber, dass das pragmatische Ziel nur darin besteht, Thrawns Rückkehr zu verhindern, selbst wenn dies bedeutet, ihre letzte Chance auf Ezras Rettung zu verbauen. Auf diese Unterhaltung und Huyangs Tipp, dass die beiden gemeinsam am besten funktionieren würden und deswegen unbedingt zusammenbleiben müssten, wird mit einer folgenschweren Entscheidung am Ende der Folge nochmal ein ganz bestimmtes Licht geworfen, aber dazu später mehr.

Shin und die marodierende Mysterybox Marrok stellen sich nämlich den beiden Heldinnen in den Weg und es kommt zu wirklich schön choreografierten Lichtschwertkämpfen. Sogar die im Auftakt noch vermissten, eigentlich typischen Lichtschweife der Schwerter sind plötzlich wieder da und hätte mir jemand vor zehn Jahren erzählt, dass wir eines Tages derart geil aussehende Lichtschwertduelle in einer Live-Action-Fernsehserie (!) bekommen würden, ich hätte es wohl nicht geglaubt. Allein die präsentierte Vielfalt von Ahsokas Kampftechniken ist bemerkenswert. Mal kämpft sie den aus ihrem Duell mit Morgan Elsbeth bekannten Stil, mal wechselt sie zu ihrem einhändigen Rückhandgriff aus den ersten The Clone Wars-Staffeln und manche Kampfhaltungen und Bewegungsabläufe stammen direkt von ihrem ehemaligen Meister Anakin Skywalker. Rein erzählerisch wird hier deutlich, wie sehr Ahsoka zur ultimativen Kriegerin gereift ist, weshalb sie auch kurzen Prozess mit Marrok macht, der sich samt Nachtschwestern-Hexenebel-Effekt auflöst. Ob hierzu in den kommenden Folgen noch mehr Hintergrund kommen wird?

Damdamdam… Another one bites the dust…

Marrok reiht sich damit jedenfalls in die Listen gut designter, wortkarger und schnell abgefrühstückter Nebencharaktere sowie in die von Ahsoka bezwungenen Inquisitoren ein. Sie macht sich also auf den Weg zum Steinkreis und der Karte, die für die Berechnungen dringend benötigt und deswegen von Baylan Skoll persönlich bewacht wird. Sabine hat mit Shin noch ihre Probleme und kann die Macht weiterhin nicht nutzen, aber sie ist in erster Linie Mandalorianerin und demonstriert diesen Fakt eindrucksvoll. Ich würde es sehr begrüßen, wenn Sabine weiterhin so ihren eigenen Weg geht und die Message hinter ihrer Reise sein wird, dass man die Macht nicht nutzen können muss um Großes zu bewirken, sondern seine eigene Form finden kann, wie in ihrem Fall als Mandalorianerin.

Ahsoka erreicht Baylan gerade noch rechtzeitig, dessen Motivation weiterhin undurchsichtig bleibt und der irgendeinen größeren Vorteil in einem von Thrawn angezettelten Krieg für sich, bzw. der Sache, der er dient, sieht. Das hier ausbrechende Duell ist jedenfalls ganz großes Kino und stellt für mich in Sachen Wucht, Choreografie, Cinematographie und emotionalem Impact die Duelle der Sequel-Trilogie locker in den Schatten. Ahsoka gelingt es sogar, die Karte aus der Verankerung zu lösen und die Berechnungen von Morgan Elsbeth an Bord der Eye of Sion zu unterbrechen. Doch ihre dabei zugezogenen Verletzungen ermöglichen es Baylan, sie die Klippe hinabzustoßen und die gerade hinzugekommene Sabine psychologisch zu manipulieren, die Karte nicht zu zerstören. Ezra sei ihre letzte Familie, nachdem ihre eigene bei der Säuberung von Mandalore umkam. Hier dürften Star Wars Rebels-Fans kurz schlucken, wenn man in einem Nebensatz von den scheinbaren Off-Screen-Toden von Sabines Mutter Ursa und ihrem Bruder Tristan erfährt. Sabines Motivation und Zerrissenheit, nach so viel Verlust und der Enttäuschung von Ahsoka als Meisterin, sich für ihre eigenen Gefühle gegen das Wohl der Galaxis zu entscheiden, sind auf jeden Fall ein sehr spannender und folgenschwerer Twist.

Sabine kommt also nach den Berechnungen und der Zerstörung der Karte mit auf die Eye of Sion, deren Flug aus der Atmosphäre ein wirklich wunderschöner Shot ist. Als Baylan seine Schülerin Shin zurückhält und beweist, was sein eigenes Wort wert ist, wird nur immer deutlicher, dass wir es hier mit keinem typischen durch und durch bösen Charakter zu tun haben, sondern einer geplagten und vielschichtigen Person. Der viel zu früh verstorbene Ray Stevenson haucht der Figur darüber hinaus so viel Präsenz und Leben ein, dass es so schade ist, dass wir nicht mehr von ihm in der Rolle über die Staffel hinaus werden sehen können.

Der Abflug wird jäh von der eigenmächtig handelnden Hera und der Phönix-Staffel gestört und endlich steht die Ghost in Live-Action einmal im Rampenlicht! Leider können weder sie und Jacen noch die Piloten um den aus The Mandalorian und Das Buch von Boba Fett bekannten Carson Teva etwas ausrichten als die Eye of Sion unbeeindruckt den größten Hyperraumsprung aller Zeiten vollführt, dabei die Schiffe lahmlegt und die Hälfte sogar zerstört. Heras Handeln wird bestimmt noch einige unangenehme Konsequenzen bereithalten, wenn es nicht die Neue Republik doch von der Gefährlichkeit der Situation überzeugt. Das würde mich bei dieser schnarchenden Regierung aber wundern.

Was? Ich als vierzigjähriger Jugendklamotten-Cosplayer in Obi-Wan Kenobi sah doof aus und jetzt digital verjüngt ist auch nicht richtig? Mann ey….

Sabine gefangen beim Feind und auf dem Weg zu Thrawn und Ezra. Huyang allein. Hera außer Gefecht im All trudelnd. Die Helden getrennt, der Feind gegen alle Widerstände auf dem Weg sein Ziel zu erreichen – mit solch einer düsteren Ausgangslage kann man doch gut die Staffelhälfte stehen lassen, oder? Es muss aber noch geklärt werden, was aus der Titelheldin wurde… und diese scheint entweder über eine Vision oder ihre Verbindung zu dieser Welt mitten in der geliebt/gehassten/verdrängten Welt zwischen den Welten gelandet zu sein und trifft dort einen unglaublich cringe aussehenden Anakin Skywalker! Eine Vision? Die Wirklichkeit? Eine Nahtoderfahrung? Ein alternativer, bereits dem Bösen verfallender Anakin? Sicher ist nur, dass die Fans weit und breit von Dave Filoni nun das perfekte Argument vorgesetzt bekommen haben, nächste Woche wieder einzuschalten. Mit Thrawns hoffentlich nahendem Auftritt und Hayden Christensen als Anakin ist es nur passend, dass Filoni nächste Woche auch höchstpersönlich wieder Regie führt.

Übrigens: Nur ungefähr 12 Stunden nach Release der Folge hat Lucasfilm bereits ein offizielles Staffelhalbzeit-Poster veröffentlicht, dass den prominenten Auftritt spoilert und spezielle Kino-Screenings in den USA für Folge 5 ankündigt:

So, jetzt seid ihr dran. Wie gefällt euch die Folge und was ist euer Zwischenfazit zur Serie? Schreibt es in die Kommentare und lasst uns diskutieren!

Ein Kommentar

  1. Ich mag die Serie, wie viele ihrer Vorgänger sehr gerne. Gerade in den Live-Action-Serien werde ich von Folge zu Folge immer in eine Art Anspannung gezogen die mich Star Wars einfach immer genießen lässt. Auch erzählerisch mag ich die Serie. Dennoch kann ich dir nur zustimmen, dass die eigentliche Bedrohung durch Thrawns Rückkehr noch nicht so ganz gezeigt wird aber da ich davon ausgehe, dass wir diesen Bösewicht nicht zum Ende der Staffel verabschieden sondern eher dort sein wahres Potenzial entdecken, hat das auch noch Zeit. Jetzt bin ich erstmal unendlich gespannt was es mit der verwirrenden Schlussszene auf sich hat und wie das ganze aufgelöst wird, hier kann definitiv ein Teil der Glaubwürdigkeit der Serie verloren gehen aber wir offen natürlich alle das Filonis Vision uns nichts kaputt macht. Einen kleine Punkt möchte ich hier allerdings noch loswerden. Eigentlich hat diese Szene nicht viel Bedeutung gehabt und es ist auch absolut keine Sache die mir die Serie kaputt gemacht hat und weswegen ich sie als schlecht einstufen würde, ABER warum hat man Zeb nicht mit Hera zusammen in dieser Folge eingebaut. Alles hätte für dieses Cameo gepasst gerade da man schon Teva eingebaut hat der Zeb, wie wir aus Mandalorian wissen, ja auch kennt. Das finde ich sehr schade und ich glaube viele Fans hätten sich gefreut die beiden zumindest ein zwei Worte wechseln zu sehen.

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