Während die einen noch in den Sommerferien sind, machen es sich andere schon mit einem frischen Lebkuchen und der diesjährigen Halloween-Comicreihe von Dark Horse gemütlich. Cavan Scott setzt mit seiner dreiteiligen Miniserie Tales from the Nightlands die liebgewonnene Tradition der Grusel-Comics zu Halloween bzw. im Herbst fort.
Der Inhalt

Obi-Wan Kenobi kommt mit seinem noch recht jungen Padawan Anakin nach Ryloth, um dort an der Beisetzung des Familienoberhaupts einer der wichtigen Familien beizuwohnen. Anakin ist natürlich wenig angetan von dieser Mission. Als er von der etwa gleichaltrigen Daesha erfährt, dass sie sehr darunter leidet, dass sie sich nicht von ihrem Großvater verabschieden konnte – ein Schmerz, den Anakin nur zu gut kennt – es aber eine Möglichkeit gäbe, dies noch nachholen zu können, ist er nicht nur aus Mitgefühl sofort dabei.
Und so kommt es, wie es kommen muss: Die beiden schleichen sich während eines Festbanketts aus dem Saal und tun das, was ihnen ausdrücklich verboten worden war. Auch zwei vorsorglich postierte Wachsoldaten können dies nicht verhindern. Das vermeintlich einfache Verschweigen und Verbieten erweist sich mal wieder als wenig geeignetes Mittel zur Verhinderung von ungewünschten Ereignissen.
Die beiden haben zunächst auch den gewünschten Erfolg, ihnen gelingt es, mit den Geistern der Toten in Kontakt zu treten. Aber dies beschränkt sich nicht auf Daesha und ihren Großvater, sondern auch andere Geister tauchen auf und erscheinen den Erwachsenen im Festsaal. Diese haben eine dringende Warnung für die Lebenden. Beides ruft die Anführerinnen und auch Obi-Wan sofort auf den Plan, die jetzt wissen, was passiert sein muss.
Aber dass man die Gefahr erkannt hat, bedeutet nicht, dass man sie auch gleich bannen kann. Was auch daran liegt, dass alte Geister nach einer längeren Isolation im Reich der Toten erstmal einen gewissen Redebedarf haben. Anakin und Obi-Wan müssen feststellen, dass sie der Nightlander-Kreatur nicht genug entgegenzusetzen haben, können aber deren Redebedürfnis für sich nutzen und so verhindern, dass sie Daesha endgültig in ihre Macht bekommen kann. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben. In 30 Jahren wird die Konstellation, die den Übergang von einem Reich ins andere ermöglicht, wieder anstehen, und dann müssen die Jedi wieder zur Stelle sein und Ryloth und die Welt vor der Rückkehr der Nightlander-Kreatur beschützen.
Die Umsetzung
Die von Cavan Scott erdachte Geschichte ist zwar vom Grundverlauf her sehr vorhersehbar, aber das gehört bei Gruselgeschichten ja schon fast dazu, und auch, dass es die Helden nie schaffen, die angeratene Umsicht walten zu lassen. Immerhin haben sich Anakin und Daesha nicht auch noch getrennt, was sonst immer der Auftakt zur kommenden Katastrophe ist. Nicht nur der Ablauf der Geschichte ist gelungen, sondern diesmal ist auch das Böse sehr geschickt und durchaus kompetent in seiner Herangehensweise, was im Star Wars-Universum eher selten der Fall ist, sieht man einmal von den Sith ab. Das geschickte Verweben der nachvollziehbaren Motivation von Daesha mit uralten Vorstellungen, nach denen besondere Planeten-Konstellationen auch besondere Auswirkungen auf die übernatürliche Welt haben, ist ein schlichtes, aber effektives Werkzeug. Gepaart mit dem absichtsvollen Verschweigen bekannter Gefahren durch die Priesterin ergibt sich dann die notwendige Kombination, damit das Unglück seinen Lauf nehmen kann. Natürlich kann dies noch im letzten Augenblick verhindert werden, da es scheinbar auch bösen Geistern einfach wichtiger ist, erstmal ihre Geschichte und Pläne vor ihren vermeintlich hilflosen Opfern auszubreiten, statt zunächst den Erfolg zu sichern. Aber sonst könnte man sich ja mangels Wissens um den drohenden Schrecken auch gar nicht richtig gruseln. Dass dieses mystische Ereignis aber derart präzise getimt ist, und Anakin dies auch weiß und ausnutzt, ist zwar sehr charmant, aber es kommt mir dann doch etwas zu einfach und lösungsorientiert vor. Andererseits durfte ja auch noch gar keine endgültige Lösung des Problems gefunden werden, denn es erscheinen ja noch zwei Hefte. Dafür gibt es von mir doch einen gewissen Abzug in der A-Note. Aber dies bleibt auch mein einziger Kritikpunkt.
Sehr passend, etwas ironisch und durchaus auch etwas nachdenklich fand ich dann auch die beiden Abschlusspanels, wo ausgerechnet Anakin die sehr optimistische Aussage tätigt, dass man auf das nächste Erscheinen des Nightlanders in 30 Jahren gut vorbereitet sein werde, denn der Jedi-Orden als Beschützer werde ja nicht einfach verschwinden.






Die von Soo Lee gefertigten Zeichnungen und Kolorierungen sind meiner Meinung nach sehr gut gelungen. Dass Ryloth in dieser Geschichte eher bläulich rüberkommt, steht zwar im Widerspruch zur sonst üblichen Darstellung als felsig und wüstenartig, aber dient der Einstimmung auf das kommende, nächtliche Abenteuer, denn natürlich macht ein Geist in einem schimmernden Blau einfach viel mehr her. Das Highlight war natürlich die große Konfrontationsszene mit der Nightlander-Kreatur, in der alles wirbelte und sich verwischte, was sehr gut umgesetzt wurde. Die vielen Erscheinungsformen der Nightlander-Kreatur waren sehr beeindruckend und endlich auch mal etwas erschreckend umgesetzt. In früheren Reihen kamen derartige Geister ja meist relativ harmlos rüber. Sehr schön fand ich, dass sich auch die Twi’lek in ihren Prachtornaten zeigen durften, statt der ansonsten eher knappen Outfits der Tänzerinnen oder zerschlissenen Kleidung der Piraten oder Widerstandskämpfer. Überzeugend fand ich zudem die in den Gesichtern gezeigte Mimik.
Die verfügbaren Cover finde ich beide sehr gut gelungen. Francesco Francavilla hat hier sehr gute Arbeit geleistet. Das Konzept-Cover mit dem Nightlander von Iain McCaig wurde ja im Inneren des Hefts teilweise noch übertroffen, aber ist auch ein definitiver Hingucker. Kurz: Ich war mit den künstlerischen Aspekten sehr zufrieden.
Fazit
Die Geschichte und zeichnerische Umsetzung bekommen wohl verdiente 4 von 5 Holocrons von mir. Ein gelungener Auftakt zur neuen Mini-Reihe, die Lust auf die noch kommenden zwei Hefte macht.
Mit Tales from the Nightlands #2 geht es dann am 22. Oktober weiter, dann muss sich Luke dem Nightlander stellen. Zuvor erscheint am 8. Oktober von Dark Horse noch Hyperspace Stories: Tides of Terror #2.












Ich würde die ganzen „Tales from…“-Comics sooo gerne auf deutsch lesen/kaufen!