Nach mehr als vier Jahren, drei Phasen und 41 Heften geht heute auch die Reihe The High Republic Adventures zu Ende. Das zwanzigste und letzte Heft des derzeitigen Runs nutzen Autor Daniel José Older, Zeichner Harvey Tolibao und Kolorist Michael Atiyeh dafür, diesen Abschied gebührend zu feiern.
Zum Inhalt

Nach der Schlacht von Eriadu kehrt Ruhe und Zeit für Reflexion ein. Die Kämpfenden der Republik ehren Torban Buck und sein Opfer für das Wohl der Galaxis, Ram wird von Meister Kunpar zum Jedi-Ritter geschlagen und, ausgelöst durch ein Lied von Svi’no erinnern sich alle an die wichtigsten Momente zurück, die sie durchlebt haben. Lula und Zeen schauen gemeinsam in eine positive Zukunft.
Zur Umsetzung
Im finalen Heft wird erstaunlich wenig gesprochen. Nach Kantam Sys Ansprache über Torban Buck gleicht der Comic einer dialoglosen Finalmontage aus einem Film, die vor dem Abspann nochmal alle Charaktere feiernd und sich in den Armen liegend zeigt. Die Musik, die dazu ertönt, muss man sich in diesem Falle, da es sich um ein Printmedium handelt, selbst vorstellen. Aber immerhin bekommen wir die Lyrics, denn Svi’no singt nämlich ein Lied, in welchem immer wieder die Zeile „Memories are what make me“ auftaucht, was bei den Anwesenden eben solche prägenden Erinnerungen auslöst. Diese werden zeichnerisch wunderbar in etwas ausgebleichteren Bildern dargestellt. Das stumme Finale funktioniert erstaunlich gut – wahrscheinlich da wir als The High Republic-Fans ja auch sehr viele Erinnerungen zum Projekt haben und uns gerne diese Atempause gemeinsam mit den Figuren nehmen, um zurückzublicken. Außerdem schließt sich mit Svi’nos Lied auch der Kreis: In der ersten Ausgabe der dritten Phase sang Zeen das Lied und dachte damit an die Gefallenen zurück und natürlich auch an Lula, die zu diesem Zeitpunkt als vermisst und vielleicht sogar tot galt. Das sehr wehmütige Lied vom Anfang der Reihe erhält nun also eine neue, hoffnungsvollere Deutung.
Dass Torban Buck hier nochmals gewürdigt wird, ist eine schöne Geste, da die Figur ja eigentlich ursprünglich aus dieser Comic-Reihe stammt. Dazu bekommen wir seine Todesszene, die wir seither nur in Trials of the Jedi lesen konnten, nun auch bildlich dargestellt. Dies sieht auch graphisch sehr beeindruckend aus. Gezeichnete Nameless in den Comics sind ja in ihrer ganzen Gruseligkeit immer ein Highlight. Allerdings dürfte für die eigentliche junge Zielgruppe des Comics, die Trials of the Jedi nicht gelesen hat, der Zusammenhang von Torbans Tod unklar bleiben. Es wird angedeutet, dass er sich für „uns alle“, also das Wohl der ganzen Galaxis, geopfert hat. Wer aber nur die Comics gelesen hat, kennt weder den Zusammenhang zwischen Blight und Nameless noch die Mission der Neun.
Auch das Auftauchen einer Figur, die vermutlich aus den Crash-Comics stammt, samt irgendwelcher Samen, was beides ja nur in Bildern und ohne weiteren Erklärtext gezeigt wird, finde ich für so ein finales Heft etwas schwierig. Wenn man so eine stumme Schlussmontage macht, sollten darin eigentlich nur Figuren und Dinge vorkommen, die den Lesenden der Reihe auch bekannt sind. Schön symbolisch sind die Samen – was auch immer sie auch sein sollen – schon, denn Sevran Tarkin gräbt sie in die Erde ein und setzt somit ein Zeichen für einen Neubeginn: Der Wiederaufbau des zerstörten Eriadu kann beginnen.





Sehr gefreut habe ich mich auch darüber, dass Ram endlich verdientermaßen zum Jedi-Ritter geschlagen wird. Für mich macht er eigentlich schon die gesamte dritte Phase hindurch überhaupt nicht mehr den Anschein, ein Padawan zu sein, da er sehr selbstständig agiert und sein Meister Kunpar ja ohnehin nur ein Running Gag ist, da er ja nie da ist. Umso mehr musste ich darüber lachen, dass Meister Kunpar in diesem finalen Heft nochmal aus seinem Loch kommt, um Ram zum Ritter zu schlagen. Wenigstens das kann er!
Und nachdem mit Svi’nos Lied schon der Bogen zum Beginn der dritten Phase geschlagen wurde, nimmt Older am Ende natürlich auch noch ein letztes Mal das Motiv auf, das sich seit Beginn von Phase I schon durch die Comics zieht: Während die Gedankenkästchen mit „My name is…“ im allerersten Heft im Jahr 2021 noch „My name is Lula Talisola“ in einem blauen Kästchen und „My name is Zeen Mrala“ in einem rosa Kästchen stehen hatten, stellen sich die beiden nun als Lula und Zeen Mrala-Talisola vor und es fließen daraufhin die Farben blau und rosa ineinander, um die gemeinsame Zukunft zu symbolisieren. Ein wunderbares, rundes Ende für die beiden Figuren, die wir schon so lange begleitet haben.
Fazit
Older schafft es, auf sehr filmische Art und Weise ein berührendes Finale zu inszenieren, das die Figuren der Reihe nochmals gebührend feiert. Abzüge gibt es allerdings erneut dafür, dass Elemente auftauchen, die für Lesende, die nur diese Reihe kennen, weniger verständlich sein dürften. Daher gebe ich dem Finale vier von fünf Holocrons.
Rückblickend auf die gesamten The High Republic Adventures muss ich sagen, dass Phase I mit ihrer recht kompakten Handlung insgesamt klar die stärkste war, während Phase II mit der flachen Piraten-Story doch recht wenig zu erzählen hatte. Phase III startete stark mit der Wiederzusammenführung von Lula und Zeen, verlor sich dann aber in einer viel zu langen Schlacht von Eriadu und ihren unzähligen Figuren, die plötzlich aus allen möglichen anderen Werken hereingeschneit kamen und die Bühne für sich beanspruchten. Diese beiden Faktoren haben Phase III meiner Meinung nach das Genick gebrochen und meine anfängliche Begeisterung mit der Zeit doch sehr geschmälert. Dennoch hat es die Reihe mit dem letzten Heft nun noch zu einem versöhnlichen Abschluss geschafft, der mir zumindest positiv im Gedächtnis bleiben wird.
Wir danken Dark Horse für die Bereitstellung des digitalen Rezensionsexemplars und der Vorschauseiten.

Star Wars: Die Hohe Republik ist ein mehrjähriges Buch- und Comicprogramm, das hunderte Jahre vor den Skywalker-Filmen spielt und die Jedi in ihrer Blütezeit zeigt. Weitere Infos, News, Podcasts und Rezensionen gibt es in unserem Portal und in der Datenbank. Beachtet auch unsere Guides zur Lesereihenfolge von Phase I, Phase II und Phase III.











