Als erste der schon vor längerer Zeit angekündigten und dann leider doch wieder verschobenen Graphic Novels aus der Hyperspace Stories-Reihe von Dark Horse erscheint heute der Band zu Qui-Gon aus der Feder von George Mann.

Die Geschichte
Qui-Gon und Obi-Wan werden von einer Gruppe von Weltraum-Archäologen zur Hilfe gerufen, nachdem auf einem herrenlosen Raumschiff, welches diese gerade untersuchten, einer ihrer Kollegen unter unklaren Umständen verschwunden ist.
Diese Geschichte dient als Ausgangshandlung, in die sich weitere Geschichten aus der Vergangenheit Qui-Gons einflechten, denn wie es sich herausstellt, spielt hier ein verschollenes Artefakt eine Rolle, welches schon Count Dooku damals mit seinem Padawan Qui-Gon zu suchen begann.
Um das atmosphärisch noch etwas anzureichern, dürfen hier und da natürlich ein paar gefräßige Monster nicht fehlen. Stellenweise hat die Geschichte also etwas von den Halloween-Specials von Cavan Scott, aber natürlich hat der Autor George Mann etwas anderes im Sinn. Er will uns zum einen etwas mehr über eine der okkulten Machtnutzer-Vereinigungen erzählen und die Jedi mit ihren eigenen Vorurteilen und ihrer Selbstwahrnehmung konfrontieren. Aber wer, wenn nicht Qui-Gon, wäre in der Lage, diese Schwächen der Jedi zu erkennen, zu reflektieren und sein Verhalten rechtzeitig umzustellen. Seinen gelehrigen Schüler Obi-Wan stellt dies aber durchaus vor einige Herausforderungen.
George Mann schafft es mit dieser Geschichte in sehr eleganter Weise, nicht nur unsere Neugierde für diesen Macht-Kult zu wecken, sondern erlaubt uns auch, Qui-Gon in der Rolle zu erleben, in der ihn die meisten lieben: als klugen Denker, und zugleich Obi-Wan beim Lernen zuschauend. Dinge sind halt nicht immer so, wie man glaubt, dass sie sind.
So belanglos die Geschichte an sich für das größere Star Wars-Universum auch sein mag, ist sie doch für alle Star Wars-Fans ein wirklich schönes kleines Intermezzo, dem man sich gerne mal für eine halbe Stunde hingeben und einfach Spaß daran haben kann. Ich persönlich bin ja ein großer Fan all jener Geschichten, die uns mal die anderen Macht-Kulte und ihre Sicht auf die Macht näher bringen. Für die weitere Aufarbeitung der Rahmengeschichte könnten die Archäologen ja ihre Kollegin Doktor Aphra mal konsultieren, die würde da bestimmt noch einiges mehr zu Tage fördern, auch wenn dies wohl nicht im Sinne verbliebenen Anhänger des Kultes sein dürfte.

Die Zeichnungen
Die Art und Weise, wie Andrea Mutti Gesichter und Haare zeichnet, sagt mir zwar gar nicht zu, aber der Rest der Zeichnungen ist gut und detailliert genug ausgeführt. Lediglich bei den Snachter-Monstern ist die Fantasie etwas arg mit ihm durchgegangen. Die zusätzlichen Stummelärmchen, die wohl an die eines T-Rex erinnern sollen, wirken anatomisch völlig deplatziert. Was mich auch etwas stört, sind die Halos, die viele Figuren und Objekte umgeben. Dieser Zeichentrick aus dem Inking-Prozessschritt von Gigi Baldassini für mehr Plastizität ist an einigen Stellen nicht so gut gelungen und bewirkt eher einen gegenteiligen Effekt, weil es durch die Trennschärfe der Tinte so aussieht, als ob Zeichnungen übereinander gelegt wurden.
Aber dafür gibt es auch Dinge, die mir sehr gut gefallen, z.B. das doppelseitige Panel vom Anflug auf Jedha oder auch die schön mit Licht und Schatten spielende Ansicht von Jedha, die als Hintergrund für mehrere Panels auf einer weiteren Doppelseite gewählt wurde. Doppelseitige Panels sind ja eh gerade schwer angesagt und werden auch hier des Öfteren verwendet, um das ansonsten doch sehr klassische Design der Panelanordnung aufzubrechen, es gibt aber auch ganzseitige Panels, die mit den Panels in Panels die Erzählung etwas auflockern und vorantreiben.
Zur etwas düsteren Grundstimmung passen auch die zahlreichen dunklen Segmente. Was die Farben anbelangt, so hat sich Vladimir Popov in vielen Panels, besonders zur Verstärkung der Atmosphäre auf dem Raumschiff für etwas verwaschene Pastellfarben entschieden, wie sie ja gerne auch bei Gruselfilmen zum Einsatz kommen. Mit der Umsetzung der Belichtungseffekte durch die Lichtschwerter bin ich auch zufrieden. Die undifferenzierte Ausfüllung der Gesichter verstärkt aber die schon in der Zeichnung angelegten Probleme noch und ist meiner Meinung nach nicht gut gelöst. Hier hätte man noch etwas retten können. Das Lettering von Tyler Smith und Jimmy Betancourt ist wie immer stimmig, sauber und unaufdringlich umgesetzt.
Fazit
Eine nette, aber nicht wirklich substanzielle Geschichte, die ein paar schöne Verknüpfungen quer durch die Star Wars-Galaxie enthält. Da ich Geschichten mag, die die Macht mal aus anderer Sicht beleuchten und einen der anderen Macht-Kulte näher vorstellen, würde ich trotz einiger Probleme bei den Zeichnungen insgesamt noch 4 Holocrons vergeben.
Fans von Qui-Gon müssen nur bis morgen auf neuen Lesestoff warten, denn dann erscheint der erste Handlungsbogen zur neuen Marvel-Reihe Jedi Knights, in dem Qui-Gon auch eine wichtige Rolle spielt.
Die nächste Graphic Novel aus den Hyperspace Stories wird dann zu Obi-Wan erscheinen, allerdings gibt es hier noch kein offizielles Erscheinungsdatum.
Wir danken Dark Horse für die Bereitstellung des digitalen Rezensionsexemplars und StarWars.com für die Vorschauseiten.