Rezension: Die Jedi-Meister von John Jackson Miller ist sich nicht immer der Lebendigen Macht bewusst – mit Gewinnspiel!

Mit Die Jedi-Meister (Originaltitel: The Living Force) erschien am 23. Oktober 2024 passend zum 25-jährigen Jubiläum von Episode I: Die dunkle Bedrohung einmal mehr ein Erwachsenenroman, der vor den Ereignissen von George Lucas’ Prequel-Filmen angesiedelt ist. Diesmal wird der Fokus auf die Mitglieder des Hohen Rates der Jedi gelegt, die gemeinsam den Jedi-Tempel auf Coruscant verlassen, um den Planeten Kwenn zu besuchen und der dortigen Piratenbedrohung zu begegnen. Warum mich Autor John Jackson Miller mit den zahlreichen Charakteren, die uns auch direkt auf dem an die Poster der Prequel-Trilogie erinnernden Frontcover präsentiert werden, nicht durchgehend überzeugen konnte und wo dennoch die Stärken des Romans liegen, lest ihr in der folgenden Rezension.

Diese Rezension enthält leichte Spoiler zur Handlung des Romans.

Wer die Zukunft der Galaxis gestalten will, muss ihre Gegenwart retten.

Meister Qui-Gon Jinn beschuldigt die Anführer der Jedi, gar nicht mehr wahrzunehmen, welche Konflikte in der Galaxis herrschen. Deshalb beschließt der Rat, dass seine zwölf Mitglieder den Planeten Kwenn besuchen. Indem sie die dortige Bevölkerung bei ihrem Kampf gegen Piraten unterstützen, soll der ganzen Galaxis demonstriert werden, dass die Jedi noch immer die Macht der Stabilität sind. Doch daraufhin gehen die Piraten nur noch brutaler vor. Und der Rat der Jedi muss sich an eine alte Weisheit erinnern: Wenn man eine goldene Zukunft plant, darf man die Sorgen der Gegenwart nicht vergessen …

Verlagstext von Blanvalet

Der Rat

John Jackson Miller ist, was Star Wars-Romane angeht, durchaus kein Unbekannter und durch seine Werke, die oftmals Jedi-Ritter in den Vordergrund stellen, legt er einen gewissen Fokus auf die kritische Auseinandersetzung mit dem Jedi-Dasein. So lässt auch die im vorherigen Absatz zu lesende Inhaltsangabe schnell erahnen, dass es hier auf den knapp 570 Seiten im Kern um den Zustand des Jedi-Ordens vor den Ereignissen der Prequel-Filme geht, der – was für viele nicht gerade überraschend sein dürfte – sich nicht gerade in der besten Verfassung befindet, auch wenn es sich für die zwölf Jedi des Rates nicht zwangsläufig so anfühlen mag. Es ist deshalb absolut sinnvoll, dass hier Qui-Gon dem Rat vor Augen führt, dass dieser die wirklichen Probleme der Menschen in der Galaxis aus den Augen verloren hat, und so begann dieser Roman für mich wirklich vielversprechend, da ich diese Ausgangslage erstmal recht spannend fand. Miller gelingt es hier, Qui-Gon genau wie auch Obi-Wan recht charaktergetreu zu zeichnen, sodass sich der erste der insgesamt vier Akte des Romans wirklich zügig verschlingen lässt. Der Vorwurf Qui-Gons, der Jedi-Rat würde die Probleme der Menschen im Hier und Jetzt vergessen, wirkt auf mich als Leser absolut berechtigt und hebt sich auch in diesem Roman von den eher systemtreuen Ansichten eines jungen Kenobis ab.

Der Kulturschock

Erst einmal ausgebrochen aus den staubigen Hallen des Jedi-Tempels, heißt es für die Jedi-Meister Frischluft atmen auf Kwenn, einem Planeten, der auch einen Jedi-Außenposten auf dem Altarberg beheimatet, der schon zur Zeit der Hohen Republik existierte, jetzt aber vor einer möglichen Schließung steht. In der ersten Hälfte des Romans finden sich so hier und da ein paar Referenzen zum Literaturprojekt Die Hohe Republik. So ist die Rede von der Starlight-Station und auch der Planet Kwenn selbst ist Teil der „Great Works“ aus jener Blütezeit der Jedi. Leider blieb das Worldbuilding des Planeten Kwenn dann aber hinter meinen Erwartungen. So interessant wie die Gem-Cities auch auf den ersten Blick auf der Karte wirken, fühlte sich dieser Planet an vielen Stellen im Roman dann doch recht austauschbar an. Klar, der Aufbau mit den verschiedenen miteinander verbundenen Inseln hat schon ein gewisses Alleinstellungsmerkmal, doch darüber hinaus hätte ich bei den zahlreichen Ortswechseln hier, was Worldbuilding angeht, im Laufe des Romans mehr erwartet.

Doch kommen wir einmal zu den titelgebenden Jedi-Meistern selbst, denn deren Begegnungen mit den Einwohner*innen von Kwenn haben mich bei der Lektüre sehr zwiegespalten zurückgelassen. Zum einen spielten sich bei der Organisation der großen Jubiläumsfeier vielerlei lustige Szenen zwischen den hohen Besuchern von Coruscant und den Menschen ab, die durchaus unterhalten – ich denke hier besonders an eine Szene mit Ki-Adi-Mundi an einem Eiswagen. Auf der anderen Seite wirken er und die anderen bei ihren Begegnungen mit den Einwohner*innen etwas hilflos und teils so, als hätten sie noch nie eine normale Konversation mit Menschen außerhalb des Jedi-Tempels geführt.

Während die einfachen Leute dort existenzielle Sorgen haben, bekommen diese statt wirklicher Hilfe erst einmal teils kryptische Jedi-Weisheiten um die Ohren gehauen, die ihnen im Moment nicht wirklich helfen. Irgendwann in den letzten Kapiteln des Buches meditiert Ki-Adi-Mundi mitten auf einer Straße und sofort dachte ich, dass dies eigentlich das perfekte Symbolbild für die Beziehung zwischen vielen der Einwohner*innen auf Kwenn und den Ratsmitgliedern ist. Auch diverse Wortwitze in dem eher zähen zweiten Akt des Romans konnten mich weniger überzeugen, ebenso wie die recht ausgedehnte Erzählung über die Vorbereitungen für die große Jubiläumsfeier auf Kwenn, die im Vergleich zu dem parallel laufenden Handlungsstrang mit Depa Billaba sowie der Anführerin der Riftläufer weniger begeistern können.

Die Antagonistin und die Jedi-Meister

Apropos Riftläufer, kommen wir jetzt einmal zu dem meiner Meinung nach großen Lichtblick des Romans, bei dem es sich ironischerweise neben den zwölf titelgebenden Jedi-Meistern um die Antagonistin Zilastra handelt, die einen tief liegenden Groll gegen die Jedi hegt. Im Laufe des Romans enttarnt jene Anführerin der Piratenbande der Riftläufer eben auch Depa Billaba, die losgezogen ist, um in der Unterwelt den Tod eines Freundes zu untersuchen und dabei an jene Piratenkönigin geraten ist. Zilastras innere Konflikte werden von Miller gelungen dargestellt, im Laufe des Romans weiter ausgebaut und zeigen schlussendlich deutlich auf, an welcher Stelle die Jedi versagt haben. Gerade hier empfand ich die Dynamik zwischen Depa, Zilastra und ihrer Komplizen, sowie den gesamten Handlungsstrang von Depas Undercover-Mission bis hin zu ihrer Rettung im letzten Drittel des Romans noch am spannendsten. Diese Spannung wird aber insbesondere im zweiten Akt immer wieder durch die teils „cringen“ Konversationen und Party-Vorbereitungen der Jedi-Meister auf Kwenn unterbrochen.

Doch wenn Miller in den letzten beiden Akten dann zum großen von Zilastra koordinierten Angriff auf die Jubiläumsfeier übergeht und sich die einzelnen Handlungssträngen verdichten, konnte mich Die Jedi-Meister dann noch einmal mitreißen – zumindest so lange, bis die Jedi ihr Fazit aus Zilastras Angriff auf die Feier und die schlussendliche Zerstörung des Außenpostens ziehen. Klar, eine gewisse Arroganz, Inkompetenz und – sagen wir – Betriebsblindheit gegenüber den strukturellen Problemen der Republik müssen die Jedi vor den Prequel-Filmen sicher mitbringen, doch lassen sich vor allem auch einige Bewohner*innen auf Kwenn von diversen Weisheiten und einfachen Antworten etwas schnell abspeisen. Immerhin äußert der Bibliothekar des Außenpostens in den letzten Kapiteln des Romans mal ein paar Kontra-Argumente, aber viele Jedi-Meister waren mir schlussendlich einfach zu naiv gezeichnet, auch wenn es beispielsweise mit Meister Yoda oder auch Meisterin Yaddle auf Kwenn durchaus gelungene und unterhaltsame Charaktermomente gibt.

Die Übersetzung

Zur Qualität der Übersetzung, die hier wieder von Andreas Kasprzak kommt, lässt sich nicht viel Negatives sagen. Bei der Ankündigung des deutschen Romans und der damit verbundenen Titeländerung (im Englischen heißt dieser The Living Force) war ich zunächst verwundert über diese Entscheidung, hätte man doch die „Lebendige Macht“ als feststehenden Begriff auch für den deutschen Titel nutzen können. Am Ende spielt das jedoch eine untergeordnete Rolle. Ansonsten hätte es sich hier auf einer der ersten Seiten des Romans angeboten, die Karte der Inseln und Städte von Kwenn zumindest in schwarz-weiß abzudrucken. Mir hat die Karte, die ursprünglich in Farbe der B&N-Edition in den USA beilag, auf jeden Fall bei der Lektüre geholfen, einen besseren Überblick über Kwenn zu bekommen. Dies mindert schlussendlich natürlich nicht die inhaltliche Qualität des Romans.

Fazit

Die Jedi-Meister konnte mich während des Lesens definitiv an vielen Stellen unterhalten und insbesondere im dritten Teil durchaus positiv überraschen, brachte mich an einigen Stellen gar zum Lachen, ließ mich auf der anderen Seite jedoch auch das ein oder andere Mal verdutzt über den Seitenrand blicken, sodass ich diesen Roman mit gemischten Gefühlen in mein Bücherregal stelle. Doch gehört John Jackson Millers zweiter Kanon-Roman keineswegs zu den schlechtesten Star Wars-Romanen der letzten Jahre, zählt für mich aber allem voran durch den für mich weniger unterhaltsamen zweiten Teil sowie die Charakterzeichnung einiger Jedi auch nicht zu den stärkeren Werken aus der weit, weit entfernten Galaxis.

Wir danken Blanvalet für die Bereitstellung des Rezensions- und der Verlosungsexemplare.

Gewinnspiel

Mit freundlicher Unterstützung von Blanvalet verlosen wir 5x Die Jedi-Meister.

Um am Gewinnspiel teilnehmen zu können, müsst ihr nur die nachfolgende Frage beantworten und das unten stehende Formular ausfüllen:

Wie heißt der Ort, auf dem sich der Jedi-Außenposten auf Kwenn befindet?

    Der Preis wird unter allen Einsendungen mit der richtigen Antwort verlost.

    • Nur eine Einsendung pro Person/Familie/Haushalt!
    • Einsendeschluss ist Sonntag, 02.03.2025, um 23:59
    • Der Preis wird nur innerhalb der Bundesrepublik Deutschland versendet!
    • Sämtliche gesammelten Daten dienen nur dem Zweck des Preisversands und werden nach dem Ende des Gewinnspiels und dem Versand des Preises wieder gelöscht.
    • Alle Angaben ohne Gewähr! Eine Barauszahlung des Gewinnes ist ausgeschlossen.

    In diesem Sinne: Möge die Macht mit euch sein!

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