Rezension: Die Hohe Republik – Die Versuchung der Macht definiert Liebe für Star Wars neu – mit Gewinnspiel!

Im Dezember 2024 erschien bei Blanvalet die deutsche Übersetzung von Temptation of the Force. Tessa Grattons Erwachsenenroman aus der Mitte der dritten Phase der Hohen Republik nimmt zahlreiche Stränge aus anderen Werken auf und stellt die Weichen für die finale Welle. Warum nebenbei das Thema Liebe noch einmal komplett neu gedacht wird, Marchion Ro in seiner Experimentierfreude faszinierend ist und die Spannung durchgehend hoch bleibt, erfahrt ihr in dieser Rezension.

Die spektakuläre Fortsetzung der dritten Phase der Hohen Republik, die mit »Das Auge der Finsternis« begann.

Der Krieg gegen die schrecklichen Nihil hat mehr gekostet als unzählige Menschenleben. Er hat auch das Vertrauen zwischen der Hohen Republik und den Jedi zerstört. Auch darum führen die Jedi-Meister Avar und Elzar eine Mission tief in die Domäne der Nihil, um den Planeten Naboo zu befreien. So wollen sie den Völkern hinter der Schattenwand [sic!] der Nihil zeigen, dass man sie nicht aufgegeben hat. Doch wenn diese Mission Erfolg hat, soll sofort der zweite noch wichtigere Schritt ihres Plans folgen: Sie werden Marchion Ro, den brutalen Anführer der Nihil, aufspüren und ausschalten!

Kennen Sie schon »Das Licht der Jedi«, den Auftakt der ersten Phase der Hohen Republik? Die dritte Phase der Hohen Republik schließt inhaltlich an die erste Phase an, während die zweite die Vorgeschichte erzählt.

Klappentext von Die Versuchung der Macht von Tessa Gratton

Liebe ist Liebe ist Liebe

Liebe und Star Wars, da war doch was – ach ja: Die Jedi dürfen nicht lieben, weil wenn sie es tun, dann „Anakin Sykwalken“ sie. Und das kann keiner wollen. Aber ist das auch wirklich so? Tessa Gratton zweifelt daran und offeriert auf 550 Seiten ihre Antwort auf diese Grundannahme im Star Wars-Kosmos. Denn ohne Liebe ist alles nichts, oder? Wie können die Jedi das Leben bewahren, wenn sie nicht lieben? Wie können sie das Richtige tun, ohne zu lieben? Wie können sie dem Hass trotzen, ohne zu lieben?

Die Antwort darauf ist: gar nicht! Und genau diese Antwort suchen all die Figuren in diesem Roman auf die eine oder andere Weise. Natürlich am plakativsten Avar Kriss und Elzar Mann. Die beiden verbindet schon seit Das Licht der Jedi und davor seit ihrer Padawan-Zeit eine romantische Komponente, aber sie haben es nie akzeptiert. Eben aus Angst vor dieser Doktrin und der Gefahr der Bindungen. Die Frage ist aber philosophischer und komplizierter als die simple Gleichung: Liebe = gefährlich. Denn bis zu welchem Ende ist Liebe gefährlich? Die Angst, die Liebe zu verlieren, kann zur Gefahr werden, weil sie zu absolutem Handeln anregt. Aber das Handeln aus Liebe kann eigentlich nicht in sich schlecht sein.

Wie Tessa Gratton es schafft, diese Botschaft nuanciert und doch meist nachvollziehbar darzustellen, hat mich auch beim erneuten Lesen beeindruckt. Glücklicherweise dürfen sich Avar und Elzar im Verlauf des Romans dann auch duzen und wir haben nicht die gleiche seltsame Übersetzungssituation wie zwischen Axel Greylark und Gella Nattai in den Romanen der zweiten Phase.

Gratton driftet dabei nicht in Romanzen-Stereotype ab. Dinge sind nicht einfach so, weil die Liebe alles überlagert. Sie sind so, weil die Figuren aus der Liebe ihre Kraft schöpfen. Es vielleicht schon immer getan, das aber verdrängt haben. Die Aussichtslosigkeit und die bis dato unvergleichbare Bedrohung durch die Nihil und ihre neuen Spielzeuge zwingt sie dazu, diese Wahrheit anzuerkennen, und gibt den Figuren damit einen neuen inneren Konflikt. Erfrischend und konsequent.

Liebe in allen Facetten

Doch auch abseits von Avar und Elzar ist das Thema Liebe ein wiederkehrendes. Alles Figuren des Romans zeigen ihre Liebe in jeweils anderer und doch immer passender Art. Am extremsten wohl Marchion Ro, der im ersten Roman der Phase – Das Auge der Finsternis – noch merklich abwesender wirkte und dadurch langweilig war. Er war müde vom Herrschen, hat seine neue Rolle und damit seine eigene Bedeutungslosigkeit selbst herbeigeführt. Sich durch Sturmwall und Co und somit selbst unnötig gemacht.

Der Spaß an seinen Intrigen, an seinem Rachefeldzug, an seiner noch immer nicht ganz klaren Motivation ist ihm verloren gegangen. Nun greift Gratton die Seuche aus dem YA-Roman Trotzt dem Sturm wieder auf und gibt Marchion damit wieder einen Grund, sein Tun zu lieben. Es klingt absurd, aber es ist deutlich zu spüren, wie Marchion Ro aufblüht und wieder „Spaß an der Arbeit“ hat. Eine neue Bedrohung, die irgendwie mit seinen Namenlosen zusammenhängt, aber trotzdem gegen sie arbeitet – schlicht faszinierend.

Und so lebt er diese Faszination wie ein kleiner Evereni beim „Jugend forscht“-Wettbewerb aus und erfährt dabei eine Charakterisierung auch durch wiederkehrende Vorfahren aus der zweiten Phase. Er ringt uns auch Respekt ab, weil er Dinge tut, die ihm potenziell schaden könnten. Doch sein Drang, Antworten zu finden, ist einfach stärker als der Selbsterhaltungstrieb. Die Liebe zur Forschung an neuen Massenvernichtungswaffen ist das, was Marchion in diesem Roman antreibt. Ein Bogen, den man erstmal spannend muss, aber wenn es gelingt, verfängt der damit abgeschossene Pfeil nur umso stärker.

Auch andere Jedi entdecken ihre Liebe. Beziehungsweise entdecken sie, dass aus Liebe handeln in ihrem Wesen fest verankert ist. Burry zum Beispiel gelingt etwas, das anderen Jedi bisher nicht möglich war. Nicht, weil er den Gegner hasst, sondern seine Freunde so sehr liebt und beschützen will. Diese Art von Spiel mit dem Liebesbegriff in allen Facetten macht den Roman auch abseits seiner Verankerung in der Hohen Republik zu einem Werk, das mit der übergeordneten Botschaft schon fast über den klassischen Franchise-Roman hinausgeht.

Trotzt dem Sturm, Part II

In meiner Rezension zu Trotzt dem Sturm habe ich im Titel als auch im Text viel Zeit darauf verwendet, auf die Dilogie zwischen diesen beiden Werken hinzudeuten. Das sorgt vor allem nun dafür, dass dieser Roman recht schnell zur Handlung kommt. Wir brauchen keine sehr lange Einleitung, keinen Stellungswechsel und keine Etablierung des Status Quo. Nur die Rückkehr von Avar und das Wiedersehen mit Elzar am Ende von Das Auge der Finsternis müssen noch aufgelöst werden.

Ansonsten wissen wir, wer Avon ist und was sie getan hat. Welche Rolle Xylan dabei spielt. Wir kennen Cair San Tekka, wenn er Porter Engle ins Gesicht winkt, und wir wissen um die neue Bedrohung durch die Seuche und die wiederkehrende Bedrohung in Form des Sturmwalls. Wir wissen, wie man diesen durchbrechen kann, und schreiten daher ab Kapitel eins zur Tat. Erfrischend für Fans des Projektes, gefährlich, wenn die YA-Romane ausgespart werden sollten. Selten war es so relevant wie hier, dass die Werke zusammen und am besten chronologisch gelesen werden.

So kommt es auch dazu, dass wir in diesem Roman bereits eine Art vorgezogenes Finale haben. Wie genau dieses aussieht, werde ich hier natürlich nicht vorwegnehmen, aber die Koordinierung all der wichtigen Figuren aus beiden Medien (YA- und Erwachsenen-Sektor) für einen gemeinsamen Schlag gegen die Nihil hatte schon leicht den Anschein eines Avengers-Assemble-Moments. Wie Marchion Ro damit umgeht und am Ende die Bedrohung aufrechterhält, zahlt darüber hinaus noch auf das „Marchion wird wieder spannender“-Konto ein.

Nur wenig Schatten

Viel kann ich an diesem Werk tatsächlich nicht kritisieren. Es trifft inhaltlich fast immer sein übergeordnetes Thema. Lediglich eine Point-of-View-Figur droht langsam nervig zu werden. Porter Engle hat überlebt (kein Spoiler, da Prolog) und in „Täglich grüßt das Murmeltier“-Manier setzt er mal wieder zur Jagd auf Generalin Viess an. Er verhält sich dabei illoyal gegenüber seinen Jedi-Kameraden und bedroht auch im Ansatz den Erfolg der Mission. Viel mehr kann ich nicht mehr dazu sagen. Lediglich: Ich kann es kaum erwarten, bis die Klinge endlich bricht und uns zur namensgebenden Comicreihe The Broken Blade bringt. Denn nur deshalb hangelt sich diese Figur noch von Roman zu Roman, ohne wirklich viel beizutragen.

Die andere Figur ist in meinem Fall immer noch und immer wieder Vernestra Rwoh, die einfach kein Ziel zu haben scheint. Aber wenn ich mich noch einmal über die ausbleibende Suche nach den Koordinaten aus der ersten Phase beschwere, beschwöre ich wahrscheinlich ein Höllentor. Deshalb lasse ich es auf mir beruhen und lebe damit, dass Vern und ich keine Freunde mehr werden – in bester Gesellschaft mit Elzar Mann.

Zuletzt dreht sich der Roman inhaltlich hier und da etwas auf der Stelle, wenn zum gefühlt zehnten und zum tatsächlich fünften Mal darüber sinniert wird, was es nun wohl mit der Seuche auf sich haben könnte. Und immer wieder werden die falschen Schlüsse gezogen. Der Grund: Die Figuren machen sich natürlich Gedanken, aber die Antworten sind nicht Teil dieses Werks. Da sich aber verschiedene Figuren an verschiedenen Orten und in verschiedenen Gruppenkonstellationen immer wieder die gleiche Frage stellen, droht die Ermüdungserscheinung recht schnell einzusetzen. Aufgeweckt wird man dann erst im ebenfalls tollen Roman Die Tränen der Namenlosen, denn dort ist es zumindest so halb Zeit für Antworten und die Theoretisierung ist nicht mehr ganz so ergebnislos.

Fazit

Mit Die Versuchung der Macht gelingt Tessa Gratton ein Musterstück an Literatur. Denn sie nimmt ein übergeordnetes Thema und verwebt es in alle möglichen Facetten und Figuren des Romans. Dieses Thema passt obendrein auch noch perfekt zu Star Wars. Die Prequels spiegelten den falschen Umgang von Liebe wider. Denn Anakin wollte im Innersten eher besitzen als wirklich lieben. In der Hohen Republik musste dieses Thema unbedingt so explizit angesprochen werden, denn diese Jedi sind ja schließlich noch anders als die dogmatischen Jedi aus den Filmen. Gratton gelingt es, uns zu zeigen, warum das so ist. Denn diese Jedi sehen Liebe nicht als Besitz, sondern als Unterstützung, als Netz, auf das sie sich stützen können. Verlust ist keine Bedrohung, sondern Konsequenz fehlender Liebe. Philosophisch kann aus diesem Roman alles gezogen werden, was sich Jedi-Analysten wünschen. Für alle anderen macht er einfach Spaß und überzeugt durch Action, Figurencharakterisierung und Vorantreiben der Handlung der dritten Phase – sofern man vorher Trotzt dem Sturm gelesen hat.

Wir danken Blanvalet für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

Logo zu Star Wars: Die Hohe Republik

Star Wars: Die Hohe Republik ist ein mehrjähriges Buch- und Comicprogramm, das hunderte Jahre vor den Skywalker-Filmen spielt und die Jedi in ihrer Blütezeit zeigt. Weitere Infos, News, Podcasts und Rezensionen gibt es in unserem Portal und in der Datenbank. Beachtet auch unsere Guides zur Lesereihenfolge von Phase I, Phase II und Phase III.

Gewinnspiel

Mit freundlicher Unterstützung von Blanvalet verlosen wir 7x Die Hohe Republik – Die Versuchung der Macht.

Um am Gewinnspiel teilnehmen zu können, müsst ihr nur die nachfolgende Frage beantworten und das unten stehende Formular ausfüllen:

Welche Brötchen essen Avar und Elzar im ersten Kapitel des Romans?

    Die Preise wird unter allen Einsendungen mit der richtigen Antwort verlost.

    • Nur eine Einsendung pro Person/Familie/Haushalt!
    • Einsendeschluss ist Sonntag, 23.02.2025, um 23:59
    • Die Preise werden nur innerhalb der Bundesrepublik Deutschland versendet!
    • Sämtliche gesammelten Daten dienen nur dem Zweck des Preisversands und werden nach dem Ende des Gewinnspiels und dem Versand der Preise wieder gelöscht.
    • Alle Angaben ohne Gewähr! Eine Barauszahlung des Gewinnes ist ausgeschlossen.

    In diesem Sinne: Möge die Macht mit euch sein!

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