Marvel-Mittwoch: The Battle of Jakku: Insurgency Rising #1 und Inquisitors #4

In dieser Woche dürften wir uns mal wieder über zwei Neuerscheinungen freuen. Die Inquisitoren einschließlich ihrem Chef, Darth Vader, sind noch immer auf der Jagd nach Tensu Run und die neue Reihe The Battle of Jakku nimmt uns mit in die Zeit nach Episode VI. Es ist also alles für einen hoffentlich genüsslichen Marvel-Mittwoch angerichtet.

Achtung: Wie immer besprechen wir im Marvel-Mittwoch die Handlung der Comics, sodass sowohl der Beitrag als auch die Kommentare Spoiler enthalten können.

Eine Lesereihenfolge ist bei diesen Heften nicht zu beachten.

Inquisitors #4 – rezensiert von Lukas

Inhalt

Inquisitors #4 (02.10.2024)
Inquisitors #4 (02.10.2024)

Der Großinquisitor ist gescheitert. Der Fünfte Bruder ist gescheitert. Das Power-Duo aus der Siebten und Neunten Schwester ist gescheitert. Jetzt machen sich alle vier Inquisitor*innen gemeinsam auf die letzte Jagd nach dem hartnäckig überlebenden Jedi Tensu Run. Hat diesmal sein letztes Stündlein geschlagen?

Das Finale „A Message to the Dark Side“ der mit nur vier Ausgaben etwas kurz ausgefallenen Mini-Reihe wird mit einem kleinen Flashback zur Order 66 eingeleitet, in dem recht kommentar- und kontextlos nur zur Untermalung von Darth Vaders Gedanken gezeigt wird, wie Klontruppen es mit einer Gruppe Jedi aufnehmen. Zum fehlenden Kontext kommt es auch zu keiner eindeutigen Auflösung der Szene, aus der zum Beispiel hervorgehen würde, ob Überlebende der Jedi jetzt zu Tensu Runs Gruppe gehören oder ähnliches. Stattdessen hat Vader auf der Brücke der Devastator alle gegen den Jedi gescheiterten Mitglieder der Inquisition versammelt, um ihnen eine letzte Chance zu geben, gemeinsam die Mission zu Ende zu führen, andernfalls sei es ihr Ende. Mit der Scythe für den Großinquisitor und TIE-Abfangjägern für die anderen drei machen sie sich auf dem Weg, um diese letzte Chance auch zu nutzen.

Es dauert nur eine letzte kurze Aussprache zwischen Tensu und seinem Mitstreiter Pan über die Zukunft der Galaxis, da erreichen die Schiffe sein Versteck bereits. Sie starten also ihre eigenen Jäger, dank unterschiedlichen Designs ist immer schön übersichtlich, wer in welchem sitzt. Es kommt also zum Luftkampf, bei dem Pan von der Scythe in einen Feuerball verwandelt wird. Spätestens dort bekommen seine Hoffnung und sein eiserner Wille deutliche Risse und er nähert sich fatalistischeren Gedanken an, wie es sich für einen Jedi selbst im Angesicht derartiger Verluste eigentlich nicht gehört. Mit seinem letzten Jedi-Gefährten Jed flieht er in bergige Höhlen, doch die Inquisition bleibt ihm dicht auf den Fersen. Weil es Vader nicht schnell genug geht, kündigt er seine eigene Ankunft an, um sich Run persönlich zu stellen.

Im Berg stoßen die Titelschurken derweil zunächst auf reaktivierte Droiden, die sie aber nicht lang von ihren Zielen ablenken. Der Fünfte Bruder darf im siegreichen Duell mit Jed glänzen, während Run selbst gegen die geballte Kraft der anderen drei immer noch standhält. Da betritt Vader das Feld und es kommt zum letzten verbalen Schlagabtausch, in dem Tensu Run an den Weg der Jedi in den ehemaligen Mitgliedern des Ordens appelliert und anschließend seinen Frieden mit dem Ende findet, bevor Vader ihn mit einem einzigen Hieb um seinen Kopf erleichtert. Er lässt seine gescheiterten Diener am Leben und mit seiner Feststellung, dass die Geschichte Tensu Runs in Vergessenheit geraten wird, endet die kurzlebige Reihe sehr abrupt auf eine unausweichliche Weise.

Durch die chronologisch spätere Beteiligung aller beteiligten Inquisitor*innen in unterschiedlichsten Medien stand natürlich fest, dass sie alle die Jagd nach dem flüchtigen Jedi überleben müssen und Vader sein Versprechen nicht einlösen wird, sie bei ihrem – immerhin genauso eintreffenden (!) – Scheitern aus der Existenz zu tilgen. Einerseits wirkt das zwar etwas erzwungen und nimmt Vaders Bedrohung für die Inquisition die Luft raus, andererseits lässt das Ende, wenn man so will, auch Interpretationsspielraum für seine Entscheidung, sich einfach abzuwenden und die Höhle zu verlassen, wenn man bedenkt, wie Runs letzte Worte das Innenleben von Anakin Skywalker für diesen Moment beeinflusst haben könnte. Piett bleibt viele Jahre später schließlich auf der Executor ebenso am Leben, obwohl der Falke in den Hyperraum entwischt ist. Trotzdem bleibt er inkonsequent bei so häufiger Erwähnung über die vier Hefte, dass sie sterben werden, wenn sie Run nicht erledigen.

Die Einleitung mit dem Flashback nimmt dem Heft leider auch etwas Raum. Vaders Monolog zu kürzen und direkt mit seinen Befehlen für die Titelfiguren zu starten, hätte den Kämpfen später im Heft oder den finalen Duellen mehr Raum geben können, um das durchaus epische Potenzial der letzten Konfrontation mit einem derart hartnäckigen Jedi noch weiter auszuschöpfen. So geht auf den dann nur noch 17 verbleibenden Seiten des finalen Kapitels leider alles etwas zu schnell, als dass dramatische letzte Aussprachen oder Pans und Jeds Tode ihre volle Wirkung entfalten können. Obwohl alles knapp bleibt, fehlt aber auch nichts und Autor Rodney Barnes kann seine Erzählchecklist souverän abarbeiten. Das Ende des Hefts ist genauso wie auch Tensus Ende dadurch schlussendlich kurz und schmerzlos.

Das unbestreitbare Highlight vor allem im vierten Heft stellt die Beteiligung Darth Vaders dar. Obwohl der Name der Reihe Inquisitors lautet und er als Verkaufsmaschine auch auf dem neusten Cover von Nick Bradshaw mit Farben von Neeraj Menon prominent platziert wurde, gelingt es, der Reihe dem dunklen Lord der Sith würdiger zu sein, als Greg Paks fünfzigteiliges Trauerspiel. Ich bin sogar so weit, zu sagen, dass nur das heute erschienene Finale mehr Vader zu bieten hat, als die fünfzig Ausgaben zusammen, woran aber auch vor allem Roman Rosanas einen großen Anteil hat. Damit kommen wir auch…

… zu den Zeichnungen.

Sie bleiben einfach herrlich. Rosanas Look ist einfach so hochwertig, wie ich es mir für einen Star Wars-Comic wünsche und bietet genau das richtige Maß aus Fotorealismus und Zeichenkunst. Allein alles Technische wie Raumschiffe, die in diesem Heft durch den Luftkampf und die Kanonenboote zu Beginn eine besondere Rolle einnehmen, sind absolut großartig gelungen und entführen in die Galaxis. Die Kolorierung von Guru-eFX ergänzt die Atmosphäre kongenial und trumpft vor allem beim Spiel von Licht und Schatten auf.

Ihren Höhepunkt erreicht die Optik dann ebenso, wenn Vader das Feld betritt. Eine so perfekte Darstellung des dunklen Lords haben wir schon lange nicht mehr in Kanon-Comics gesehen, weswegen ich es auch verzeihe, dass die Inquisition als die eigentlichen Titelfiguren zum Schluss fast schon zur Statisterie degradiert wird. Wenn man aber akzeptiert, dass es Vaders und Tensu Runs Show ist, kann man sich auf ein Comic-Heft einlassen, dass mich von Konzept und Qualität – vom Hörensagen, ohne sie jedoch selbst gelesen zu haben – an die kanonische Version eines Purge oder Dark Times denken lässt.

Fazit

Die Reihe hat mich überzeugt und bleibt trotz ihrer Schwächen in den Mittelteilen und dem nicht immer ganz gelungenen Erzähltempo als gelungene Miniserie in Erinnerung. Vielleicht ein Heft mehr hätte nicht geschadet, um einige Aspekte wie die Vorgeschichten der Jedi-Figuren besser zu erläutern, um zum Schluss überhaupt mitfiebern zu können und betroffener zu sein, wenn sie ihr Ende erleben. Aber auch schon für zwei zusätzliche Hefte, insgesamt also sechs, hätte die Geschichte nicht mehr zu bieten gehabt. Die Jagd ist zu Ende, die Jedi besiegt und durch ihr Streben nach einer Zukunft für den Jedi-Orden und ihr grandioses Scheitern, haben sie dem Jahre später durch Luke Skywalker gelingende Unterfangen und dem Sieg über die Sith und das Imperium, noch etwas mehr Gewicht verliehen.


The Battle of Jakku: Insurgency Rising #1 – rezensiert von Matthias

Die nun startende The Battle of Jakku-Reihe besteht aus drei Blöcken zu je vier Heften, die ihrerseits mehrere Geschichten oder Handlungsbögen beinhalten. Es ist also eine Art gesamt-integriertes Comic-Event eigener Art, ganz wie man es bezeichnen mag. Den Auftakt macht Insurgency Rising mit den beiden von Alex Segura geschriebenen Geschichten Last Resorts (gezeichnet von Leonard Kirk, koloriert von Rachelle Rosenberg) und The Rising (gezeichnet von Stefano Raffaele, koloriert von Alex Sinclair).

Der Inhalt

In der ersten Geschichte, Last Resorts, erleben wir mit, wie zwei Pilotinnen der Rebellen, Rynn Zenat und ihre Freundin Preeti, kurz nach der Schlacht um Endor im Anoat-Sektor mit Überresten der Imperialen Flotte zusammenstoßen. Die zunächst einfache Mission entwickelt sich zu einer gnadenlosen Schlacht, bei der das Rebellen-Geschwader fast völlig aufgerieben wird. Nur Rynn entkommt wie durch ein Wunder mit knapper Not.

Auf Endor trifft sie dann auf Luke, Leia und Han, die, jeder auf seine Art, mit dem Sieg und für Luke und Leia auch mit dem Abschied von ihrem Vater umzugehen versuchen.

Aber auch ihre zukünftigen Gegenspieler lernen wir kennen: Den Großmoff Ubrik Adelhard, seine Adjutantin Leutnant Alaytia und den Kommandanten seiner Purge Trooper Commander Bragh. Wie wir schon aus dem Handygame Uprising wissen, hatte Adelhard seine eigene Art, auf die Nachrichten von Endor zu reagieren, indem er den Anoat-Sektor abriegelte und eine totale Nachrichtensperre verhängte. Zusätzlich lässt er nach Reyna Oskure schicken, einer Anzati, die ihren Auftrag, Adelhard zu unterstützen dann auch von Yupe Tasu bestätigt erhält, einem ehemaligen Berater von Sidious und einem der Anführer der Akolythen des Jenseits. Das erfolgt kurz nachdem er sie in seine Pläne eingeweiht hat, dass der Orden die junge, sich gerade erst bildende Republik noch in ihrer Anfangsphase auslöschen will.

In der zweiten Geschichte, The Rising, erfahren wir, wie Ubrik Adelhard aus einem armen Tagelöhner auf Ripurni, am Rande des Anoat-Sektors erst ein Soldat und Offizier und dann ein skrupelloser Führungsoffizier wurde, dessen brutale Härte gegen seinen eigenen Sektor ganzen Planeten den Tod, ihm aber die Aufmerksamkeit von Palpatine und Vader und dann den Posten als Gouvernor und Großmoff einbrachte.

Die Umsetzung

Alex Segura hat hier eine eng mit anderen Werken verknüpfte Geschichte konzipiert, die natürlich erstmal die Grundkonstruktion für die kommenden Hefte festlegt, aber auch schon bestimmte Szenen jener Zeit zeigt oder interpretiert. Zum Beispiel, wenn er zeigt, wie Luke und Leia um den richtigen Umgang mit Leias Gefühlen nach dem Tod von Vader ringen und darüber sprechen, wie Leia von dem Wissen Lukes um die Jedi-Philosophie profitieren könnte. Die Geschichte ist jedenfalls sehr dicht und es schadet nicht, wenn man sich die einschlägigen Werke und Spiele zu dieser Phase noch mal vornimmt, um all die Verknüpfungen zu verstehen. Unbedingt kennen muss man die Werke aber nicht. Natürlich gibt es im Fandom immer wieder – und nicht ganz zu Unrecht – Sorge, dass es zu Widersprüchen und Überschreibungen kommen könnte. Dies ist zwar immer möglich, aber bislang macht die Geschichte auf mich den Eindruck, dass sich Segura eingehend mit dem bisherigen Material beschäftigt hat und dann eine Geschichte entwickelt hat, die sich weitestgehend in die bestehende Welt einfügt.

Der Fußabdruck der Uprising-Geschichte ist in diesem Heft schon recht deutlich. Ob dies in den nächsten zwölf Heften so bleibt und man all die anderen Schauplätze der Galaxis ausblendet, wird man sehen müssen; zumindest die nächste Woche startende Ewok-Reihe wird ja eine eigene Geschichte nach Episode VI erzählen. Mit zwölf Heften könnte man das eine Jahr bis zur Schlacht von Jakku gut überbrücken, wobei die Dichte der Geschichte im ersten Heft natürlich durch ihre einleitende Funktion sehr hoch ist, was für die nächsten Hefte nicht mehr ganz so zu erwarten ist. Aber wir werden sehen. Mein Interesse ist definitiv geweckt und mit dem Orden der Akolythen des Jenseits hat man ja auch noch weitere Anknüpfungspunkte zu weiteren Geschichten bis hin zu Episode IX geschaffen.

Die beiden Künstler-Teams arbeiten zwar getrennt, sind aber erkennbar eng abgestimmt, was man trotz der Unterschiede im Zeichenstil sofort bei der Ausgestaltung der Figuren sieht, die ja aber zum Teil aus dem Spiel Uprising übernommen wurden und damit schon vorgegeben sind. Man sieht die Abstimmung aber auch in der Art der Panel-Komposition, so haben sowohl Rynn als auch Ubrik ein sehr gelungenes Großpanel, in dem die Hälfte ihres Gesichtes von kleineren Panels mit der Geschichte, die sie erzählen, überdeckt ist. Und auch sonst ist die Panelgestaltung recht frei und kreativ, was mir sehr gut gefällt. Dafür muss man dann bei Leonard Kirk mit der teilweise etwas schlichten Ausgestaltung der Figuren und der irgendwie gar nicht gelungenen Umsetzung von Leia leben. Diese wirft zudem Vaders verbrannten Kopfschutz fast genauso lässig über ihre Schulter, wie später ihr Bruder sein altes Lichtschwert, was gar nicht zu der Wut passt, über die sie gerade spricht.

In beiden Geschichten wird auch sehr stark mit Farben und Farbstimmungen gearbeitet, daher durften auch Rachelle Rosenberg und Alex Sinclair mal zeigen, was sie so können. Die mysteriöse Verschattung von Adelhard ist aber etwas übertrieben, weil mit dem Auftauchen des doch sehr ikonischen Commander Bragh schon im zweiten Panel klar war, wer die Figur im Schatten ist. Die maskenhafte Gestaltung der Ordensszene hingegen fand ich gut, auch wenn sie optisch etwas ungewöhnlich rüberkommt.

Da es in diesem Heft von den Figuren so viel zu erzählen gibt, war Joe Caramagna entsprechend mit dem Lettering besonders gefordert. Für lautmalerische Umschreibungen von Geräuschen war dementsprechend dafür dann weniger Platz, aber auch weniger Anlass.

Die Cover gefallen mir diesmal durchweg gut, wobei das Variantcover von Chris Sprouse natürlich immer aus der Reihe fällt. Die restlichen drei Cover bilden eine optische Einheit, die auch für die weiteren Hefte eingehalten wird, was die Geschlossenheit der Reihe noch verstärkt.

Fazit

Es ist noch zu früh zu sagen, wohin uns diese Reihe führen wird. Fürs erste sehe ich es als einen vielversprechenden Auftakt an und bleibe gespannt, was da noch kommt. Die Zeichnungen fand ich etwas gemischt, aber die Panelkompositionen dafür sehr gut.


Mit der Schlacht von Jakku geht es am 16. Oktober in The Battle of Jakku: Insurgency Rising #2 weiter. In der nächsten Woche findet dann in Ahsoka #4 die Comic-Adaption der Streaming-Serie ihre Fortsetzung und mit Ewoks #1 startet eine neue Mini-Reihe, die ebenfalls nach Episode VI spielt.

Wir bedanken uns bei Marvel für die Bereitstellung der digitalen Vorab-Exemplare, ohne die unser Marvel-Mittwoch nicht möglich wäre.

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