Rezension: Star Wars #108: Darth Vader: Dunkle Droiden, Teil 5 Obi-Wan Kenobi, Teil 4

Das hier ist keine Festung. Sondern ein Grab.

Obi-Wan Kenobi

Die Nummer 108 ist bei Star Wars-Comicheftreihen eine ganz besondere. Die klassische, allererste US-Star Wars-Comicreihe, die vor dem Wechsel der Lizenz zu Dark Horse Comics von 1977 bis 1986 komplett bei Marvel lief, schaffte es ihrerseits auf stolze 107 Ausgaben. Viele Jahre später, nämlich 2019, kam der Nostalgie wegen eine 108. Ausgabe auf den Markt, auch bei Panini in deutscher Übersetzung. Nun erreicht aber auch Paninis monatliche Heftserie bereits zum zweiten Mal (!) diese magische Zahl und hat zwei neue Comic-Stories aus einer weit, weit entfernten Galaxis mit dabei. Genug also über die Vergangenheit, werfen wir einen Blick auf das Hier und Jetzt, wie es Yoda uns bestimmt raten würde.

Unser Guide zum großen Crossover-Event Dunkle Droiden

Während das letzte Heft vor Darth Vader förmlich überquoll, endet mit dem aktuellen das große Crossover-Event Dunkle Droiden – auf unseren großen und übersichtlichen Guide, den ihr mit Klick auf die Grafik rechts erreicht, sei an dieser Stelle gern noch einmal verwiesen – nach fünf Monaten nun auch für den dunklen Lord der Sith. Danach wird Greg Paks Darth Vader-Reihe für ein paar Ausgaben pausieren, bis sie erst im November ab Ausgabe #112 mit ihrem vorletzten Handlungsstrang allmählich auf die Zielgerade zusteuert. Zunächst enthält die aktuelle Ausgabe Star Wars #108, die am 23. Juli erschien, aber noch das vierte von sechs Kapiteln der Adaption von Obi-Wan Kenobi, in dem Lord Vader entgegen seinem großen Auftritt im letzten Heft nur noch einmal kurz auftauchen darf. Im Vordergrund steht nämlich die Infiltration der Inquisitorenfestung auf dem Wassermond Nur durch seinen alten Meister Obi-Wan, wie schon auf Phil Notos Cover der Kiosk-Ausgabe zu sehen ist. Auf diesem nur in der linken unteren Ecke abgebildet, darf Vader auf Leinil Francis Yus Cover der Comicshop-Ausgabe dann in voller Pracht erscheinen, umringt von zahlreichen Scheibendroiden der Plage aus dem Comic-Crossover.

Die 4. Folge der Disney+ Serie als beeindruckende Comic-Umsetzung: Obi-Wan Kenobi muss den Inquisitoren irgendwie entkommen, um Prinzessin Leia zu retten! Währenddessen versucht die Dritte Schwester Darth Vader zu beeindrucken, indem sie den Jedi-Meister endlich zu fassen bekommt! UND: Darth Vaders Reise in der DARK DROIDS-Saga erreicht ihren Höhepunkt mit einer schockierenden Wendung …

Es scheint stark vom Inhalt der zu adaptierenden Folgen abzuhängen, ob es Autorin – oder in diesem Fall eher „Adapteurin“ – Jody Houser gelingt, den Inhalt einer 35-45 Minuten umfassenden Episode auf 30 Comicseiten zusammenzufassen, oder auch nicht. In Obi-Wan Kenobi, Teil 4 ist leider wieder letzteres der Fall. Mit dem dritten Teil gelang ihr noch ein kleiner Ausreißer nach oben, das neue Heft kann leider weder Handlungsabläufe, noch ein Gefühl für die Dauer, die einzelne Szenen in Anspruch nehmen sollte, vermitteln und ähnelt mehr dem bebilderten Vorlesen eines Jedipedia.net-Artikels mit ausgesuchten Dialogschnipseln der Serie gespickt, als einem Star Wars-Comicheft. Die ohnehin nur mittelmäßige Spannungskurve der Folge löst sich in Comicform schließlich völlig in Luft auf und nur die Tatsache, dass man die Episode kennt und bereits gesehen hat, lässt einen das Heft überhaupt weiterlesen.

Selbst für in Serienform noch einigermaßen unterhaltsame Actionszenen, wie Obi-Wans Eindringen in die Festung oder seine Kämpfe mit den Sturmtruppen auf den Gängen unter Wasser, bleibt wieder einmal nicht genug Zeit, um ja keine weiteren Einbußen bei der gequetschten, vollen Handlung machen zu müssen. Letzte Ausgabe war es einfach mit der für das Format dankbareren Struktur und dem anderen Fokus ein Glücksgriff für das Team um Houser. Zu Salvador Larrocas mittelmäßigen Zeichnungen mit der Kolorierung von Guru-eFX gibt es derweil nichts Neues hinzuzufügen, das in den vorherigen Ausgaben nicht schon genauso war. Bei längeren Dialogen, die sich teilweise wie in der Vorschau unten über mehrere Seiten erstrecken, fällt Larrocas Unfähigkeit, in die seltsamen Gesichter auch nur den Hauch von Leben und verschiedenen Emotionen auszudrücken, ganz besonders ins Gewicht.

Ganz anders als noch in der letzten Ausgabe sieht es bei Greg Paks neustem Streich Mehr Maschine als Mensch aus. Die beiden enthaltenen mittelmäßigen bis schlechten Reihen scheinen ein lustiges Wechselspiel zu veranstalten, wessen Niveau weiter sinken darf als gewöhnlich und wer dafür wieder etwas mehr glänzen darf. Das neue Darth Vader-Kapitel schafft es nämlich, den Ausflug der Reihe in das Dunkle Droiden-Event halbwegs solide zu einem versöhnlichen Finale zu bringen. Kaum zu glauben. Wo der Kampf zwischen Vader und dem Imperator im letzten Heft langweilte, weiß Vader vs. die Plage durchaus zu unterhalten. Zwar schreibt Pak die ausschweifenden Monologe des gefährlichen Droidenbewusstseins eine ganze Spur unter Event-Autor Charles Soules Level und legt ihr dabei auch den einen oder anderen Satz in den mechanischen Mund, der zu sehr drüber oder auch out-of-character anmutet, dennoch ist es eine willkommene Abwechslung zu dem Dialogmüll, der in der Reihe sonst vorherrscht. Wir bleiben auch in dem Heft nicht von bekloppten Einfällen verschont und mit „Ich bin Vader!“ in einem, sagen wir mal, „interessanten“ Kontext bietet das Heft eine der schlechtesten Zeilen der gesamten Reihe – und das will nach 40 Kapiteln voll von schlechten Zeilen schon etwas heißen. Ich würde die Reihe manchmal wirklich gerne mögen. Potenzial ist da, manche Ideen sind großartig und die Grundideen jedes Handlungsstrangs sehen zusammengefasst auf dem Papier doch eigentlich nicht schlecht aus. Leider gelingt es nur bei dieser Umsetzung einfach nicht.

Zum Schluss passiert eine weitere recht ungewohnte Neuheit, weil der durch das Ende des Events relativ abgeschlossene Handlungsstrang mit einem Cliffhanger für den nächsten enden muss, der tatsächlich neugierig macht. Da ist es fast – aber auch nur fast! – schon etwas schade, dass die Reihe ausgerechnet jetzt pausiert, um ein paar Monaten Großadmiral Thrawn Platz zu machen, auch wenn Vader in dem erscheinenden Vierteiler ebenfalls prominent mitmischt. Das einzige, was ich mir mit dem Wissen um das Ende der Event-Hauptreihe noch gefehlt hätte, wäre aber eine Auflösung in dem Sinne gewesen, dass wir das Ende der Hauptstory und des größeren Handlungsstrangs rund um die Plage hier auch aus Vaders Sicht erleben. Das hätte aber mit der ursprünglichen US-Erstveröffentlichung der Hefte nicht harmoniert, da Darth Vader #41 vor dem Finale in Dark Droids #5 erschien und so das Ende der Miniserie gespoilert worden wäre.

Fazit

Trotz magischer Nummer #108 ist der Inhalt der Hefte leider nicht wirklich magisch. Schon seit einer Weile kann das Star Wars-Comicheft von der breiten Auswahl an aktuellen Reihen leider nicht mit den qualitativ hochwertigsten Stories überzeugen. Natürlich ist die Auswahl dieser beiden aktuellen Serien für das Heft mehr als nachvollziehbar, da sie auch einen größeren Teil des Fandoms und die Gelegenheitsleserschaft ansprechen, als es andere Reihen vermögen würden. Leider zählen nur genau diese beiden zu den aktuell schwächsten im breiten Panini-Portfolio von Star Wars. Immerhin fand Darth Vader mit den Wirrungen und Irrungen rund um die Dunklen Droiden noch einen zufriedenstellenden Abschluss und darf nun für einige Monate pausieren, um sich mit dem nächsten Handlungsstrang möglicherweise wieder steigern zu dürfen. Also vielleicht. Hoffentlich. Wer weiß das schon?

Wir danken Panini für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

4 Kommentare

    1. Leider hatte ich bereits das zweifelhafte Vergnügen, die Thrawn-Hefte für unsere spoilerhaltigen Besprechungen im Marvel-Mittwoch zur US-Veröffentlichung schon einmal zu rezensieren… Aber mach dir dann gern dein eigenes Bild. Vielleicht gefällt sie dir ja mehr als mir. 🙂
      Immerhin sorgt sie für etwas Abwechslung nach so vielen einheitlichen Monaten. Persönlich sehr gespannt bin ich auf Jango Fett ab Dezember und hoffe spätestens damit auf besseren Inhalt.

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