Rezension: Ahsoka, Band 3: Sklaven der Republik

Runde 3 in Paninis Nostalgie-Fahrt durch die Zeiten der beliebten Animationsserie The Clone Wars, die einst eine komplett neue Fan-Generation erschlossen hat. Am heutigen 20. August erscheint die Neuauflage einer Geschichte, die in gleich mehrerer Hinsicht einige Besonderheiten gegenüber den anderen Beiträgen der Reihe aufweist. Statt im The Clone Wars-Magazin seine deutsche Erstveröffentlichung zu begehen, wurde Sklaven der Republik hierzulande zunächst in der ersten Comic-Heftreihe und zwar in #72 bis #74 abgedruckt, einem äußerst prominenten Veröffentlichungsplatz. Außerdem ist der Band mit insgesamt 144 statt den bisherigen 96 Seiten deutlich umfangreicher, fällt mit 17,- statt 14,- Euro aber auch ein wenig teurer aus. Jedoch stellt die mit Abstand größte und einmalige Besonderheit dar, dass die Wirkung des Comics aus der frühen Zeit der Serie, in der sämtliche erschienene Literatur inzwischen den Legends zuzuordnen ist, bis in den aktuellen Kanon nachhallt: Er fand Einzug in die vierte Staffel – wenn auch mit einigen Anpassungen – als drei offizielle Folgen der Serie.

Die Neuauflage des Bands bietet sich durch seine Beliebtheit, den großen Anteil der für die Neuauflagen gewählten Titelfigur Ahsoka und die Bewahrung der Reihenfolge der ursprünglichen Sonderbandreihe zweifellos an. Nichtsdestotrotz ist auch 13 Jahre nach seiner Veröffentlichung der inhaltlich identische The Clone Wars-Sammelband aktuell tatsächlich immer noch bei Panini bestellbar¹. Im Dezember 2023 hat mein Kollege Marius diesen begeistert rezensiert, die volle Anzahl an Holocrons vergeben und vom „bisherige[n] Höhepunkt der Serie“ geschwärmt. Kann ich mich seinen Lobeshymnen anschließen?

Als die Separatisten den Planeten Kiros besetzen, schickt die Republik Klonkrieger und Jedi zur unterstütung. Doch die gesamte Bevölkerung des Planeten ist verschwunden! Das trifft Ahsoka Tano besonders hart, da es sich bei den Bewohnern wie bei Ahsoka um Togruta handelt. Gemeinsam mit den beiden Jedi-Meistern Anakin Skywalker und Obi-Wan Kenobi folgt die Padawan einer Spur, die sie in ein System führt, in dem einst große Sklavenauktionen stattfanden. Ein brandgefährliches Abenteuer beginnt!

Klappentext

Nach dem klassisch anmutenden Auftakt Dem Untergang geweiht und dem spaßigen Crashkurs geht es nun eine Stufe ernster, düsterer und erwachsener zu. Statt eigens auf das junge Serienpublikum zugeschnittene Graphic Novels, wie es die ersten beiden ursprünglich waren, wollte man mit einer sechsteiligen Miniserie bei Dark Horse den Hype der Serie und ihrer ersten Staffeln nutzen, um eine Schnittmenge zwischen dem wachsenden und jünger werdenden Publikum durch die Serie und den langjährigen Literaturfans der Saga zu finden. Im Zuge dessen sind Henry Gilroys Dialoge, die behandelten Themen und die vorherrschende Atmosphäre hier eine Spur erwachsener, als es in Band 1 und 2 der Fall gewesen ist. Das beklemmende Thema der Sklaverei wird als schonungsloser Aufhänger genutzt, um das Serientrio Obi-Wan, Anakin und Ahsoka auf eine untypische Mission zu schicken, in der es nicht einfach nur darum geht, die nächste Separatisten-Einrichtung in die Luft zu jagen oder ein Bataillon Kampfdroiden unschädlich zu machen. Im Gegenteil, ganz im Sinne der eigentlichen Identität der Jedi als Bewahrer des Lebens und Hüter des Friedens begeben sie sich auf die Suche nach einer verschwundenen Togruta-Kolonie. Dabei bekommen sie es mit den Zygerrianern und ihrer Königin zu tun, die mit ihrem Verständnis von Macht und ihren eigenen Zielen eine interessante Gegenspielerin gibt. Vor allem ihre Ansicht auf den Jedi-Orden, dessen Rolle während der Klonkriege sie dem Titel des Bands entsprechend klar betrachtet, wirft spannende moralische Fragen auf, wie man sie mit entsprechendem Anspruch in den beiden anderen Bänden noch vermissen konnte. Darüber hinaus bietet Anakins persönliche Haltung zum Thema Sklaverei seine Daseinsberechtigung für die Geschichte im größeren Kontext der Saga und liefert das ein oder andere Puzzlestück für Skywalkers Charakterentwicklung während der Prequels. Was kann man von einem The Clone Wars-Comic denn mehr erwarten?

Das dachten sich die Serienverantwortlichen auch, weswegen Gilroy zusammen mit Steven Melching die Aufgabe erhielt, ein paar Jahre später die sechs Hefte in drei Folgen der vierten Staffel zu verwandeln. Da der Comic bereits 2008 erschien, waren für die animierte Version aber einige Anpassungen nötig. Darunter fallen Designentscheidungen, die für die Chronologie nötig waren (wie die Kriegsoutfits der drei Hauptfiguren), mal der Freiheit des Teams unter George Lucas und Dave Filoni entsprachen (zum Beispiel die Königin und ihr Gefolge) und andere einfach die Fragwürdigkeit gewisser Entscheidungen entschärften (glasklar Ahsokas Sklavinoutfit!). Aber auch die Dramaturgie machte für den Wechsel des Mediums einige Abweichungen nötig und durch die Ereignisse in Staffel 3 um Asajj Ventress konnte sie nicht ihre wichtige Rolle im Finale von „Meister und Sklave“ spielen. Dafür wurde das Verhältnis der Königin zu Anakin, das im Comic zu plötzlich und unglaubwürdig behauptet wird, ausgebaut und sehr viel nachvollziehbarer. Da die Folgen 2011 ausgestrahlt wurden und durch die Änderungen einige Elemente aus Sklaven der Republik ungültig machten, hatte der Comic also schon Jahre vor dem Kanon-Cut keine rekordverdächtige Halbwertszeit. Dass aber nicht nur einzelne Figuren übernommen wurden, sondern die Haupthandlung beibehalten und den Serienskripten zugrunde liegt, hat er eine einmalige Sonderstellung unter den Comics jener Zeit und sich seinen Respekt mehr als verdient. Denn ja, auch darüber hinaus: Es ist ein verdammt guter The Clone Wars-Comic, der die oft auch jüngeren Fans der ersten zwei Bände genau wie ältere Leser*innen mühelos abzuholen weiß. Es steht einiges auf dem Spiel, die Bedrohung wird zu jeder Zeit spürbar und man fiebert mit unseren Helden, obwohl man weiß, dass sie auf die ein oder andere Weise seit jeher den Tag zu retten wissen.

Dasselbe trifft auf die Zeichnungen zu, die größtenteils von Scott Hepburn stammen, auch wenn er zeitweise von Ramón K. Pérez und Lucas Marangon abgelöst wird. Der Serienstil wurde unverkennbar eingefangen und erweckt im genau richtigen Maß zwischen kantig und weich die Handlung zum Leben. Obwohl die Grausamkeiten gegenüber den Sklaven niemals zelebriert werden oder grafisch-brutal abdriften, spürt man durch geschickt gewählte Perspektiven jederzeit die Last, die ihnen von den Zygerrianern aufgedrückt wird. Die Hintergründe sind detailreich und halten das Niveau trotz der langen Dauer der Geschichte über ihre hohe Seitenzahl konstant oben. Die Farben von Michael E. Wiggam tun das Übrige, um jedem Handlungsort eine eigene Stimmung zu verleihen und die Darstellung der Star Wars-Galaxis auf den Comicseiten um passende Planeten und Schauplätze sinnvoll zu erweitern. Da bleibt es fast schon ein Running Gag, dass den Verantwortlichen ein Klon-Verwechslungsfehler unterlaufen ist. Im letzten Kapitel wird Rex von Obi-Wan fälschlicherweise als „Cody“ angesprochen, es sei denn, es soll Cody sein, der im gesamten Band zuvor nicht einmal aufgetaucht ist. Dann wurde „Cody“ aber mit den Rüstungsattributen und -farben von Rex gezeichnet. Ohne einen solchen Fauxpas wäre es aber doch kein echter Ahsoka– bzw. The Clone Wars-Band mehr, so konsequent sich diese kleinen Fehler durchziehen.

Fazit

Um es kurz zu machen: Ja! Ich schließe mich Marius‘ Fazit an, dass es sich bei Sklaven der Republik definitiv um das unbestreitbare Highlight der gesamten Reihe handelt. Der Band ist stark genug, um Paninis aktuelle Wiederveröffentlichungen auf ein ganz neues Niveau zu heben und Star Wars-Leser*innen jeden Alters abzuholen. Interessante moralische Konflikte, eine echte Bedrohung, ein unschönes Thema auch unserer eigenen Geschichte und die erhabenen Zeichnungen lassen die ersten beiden Bände trotz ihres gegebenen Spaß-Faktors alt aussehen. Über die volle Länge seiner 144 Seiten weiß er zu fesseln – wenn auch eine bei dem Thema unglückliche Wortwahl – und lässt einen auch bis zum Schluss nicht mehr los. Was bleibt, ist das Gefühl, einen bombastischen Blockbuster-Comic gelesen zu haben, der trotz seiner frühen Überschreibung im Jahr 2011 zwar schon lange keine kanonische Gültigkeit mehr besitzt, durch das Upgrade in Serienform aber einen für einen Comic unvergleichlichen Ritterschlag verliehen bekam. Er hat es verdient.

Wir danken Panini für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!


Gewinnspiel [BEENDET]

Mit freundlicher Unterstützung von Panini verlosen wir 1x Ahsoka, Band 3: Sklaven der Republik.

Um am Gewinnspiel teilnehmen zu können, müsst ihr nur die nachfolgende Frage beantworten und das unten stehende Formular ausfüllen:

Wer aus dem Team der Jedi-Bibliothek rezensierte 2019 die drei The Clone Wars-Folgen der vierten Staffel, die auf dem Comic basieren?

Das Gewinnspiel ist beendet!

Der Preis wird unter allen Einsendungen mit der richtigen Antwort verlost.

  • Nur eine Einsendung pro Person/Familie/Haushalt!
  • Einsendeschluss ist Sonntag, 25.08.2024, um 23:59
  • Der Preis wird nur innerhalb der Bundesrepublik Deutschland, Österreich und der Schweiz versendet!
  • Sämtliche gesammelten Daten dienen nur dem Zweck des Preisversands und werden nach dem Ende des Gewinnspiels und dem Versand des Preises wieder gelöscht.
  • Alle Angaben ohne Gewähr! Eine Barauszahlung des Gewinnes ist ausgeschlossen.

In diesem Sinne: Möge die Macht mit euch sein!

Update 02.09.2024 09:28: Die Auslosung

Unser Tobias rezensierte 2019 die drei The Clone Wars-Folgen der vierten Staffel, welche auf diesem Comic basieren! Von den Einsendungen mit der richtigen Antwort wurde folgendes Gewinny aus dem Lostopf gezogen:

  • Stefan W. aus Bergheim

Herzlichen Glückwunsch und viel Spaß mit dem Comic!

Und vielen Dank an Panini für die Bereitstellung des Preises!

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