Jedi können doch Dinge schweben lassen. Also lass mich schweben.
Leia Organa
Mit dem zweiten Kapitel der Serienadaption von Obi-Wan Kenobi und einem weiteren Beitrag Greg Paks zum Comic-Crossover Dunkle Droiden aus der Sicht von Darth Vader ging Paninis monatliche Heftreihe mit Star Wars #106 am 21. Mai mit einer neuen Ausgabe an den Start. Wie beim Vorgänger ziert Phil Notos Cover des enthaltenen Obi-Wan Kenobi-US-Hefts die überall erhältliche Kiosk-Ausgabe, während auf der Comicshop-Ausgabe das entsprechende Darth Vader-Cover von Leinil Francis Yu zu sehen ist. Schaut gern auch in unseren großen Guide zum Comic-Crossover des Sommers rein, zu dem das Heft einen weiteren Beitrag liefert.
Die zweite Episode des Comics zur Disney+ Topserie Obi-Wan Kenobi. Während der große Jedi-Meister weiterhin ein wachsames Auge auf Luke Skywalker auf Tatooine hat, sind die Inquisitoren auf dem abgeschiedenen Wüstenplaneten eingetroffen, um die letzten verbliebenen Jedi auszulöschen …
Auch als exklusive Comicshop-Ausgabe erhältlich!
Hinweis: Unsere Rezensionen zu Paninis Star Wars-Heftserie spoilern nicht die Handlung der aktuellen oder künftig erscheinenden Ausgaben!
Der Verlagstext ist tatsächlich etwas irreführend, denn er entspricht noch der Prämisse der ersten Episode, die in Ausgabe #105 nacherzählt wurde. Um einen Copy/Paste-Fehler handelt es sich nicht, denn es gab für die letzte Ausgabe noch einen anderen Klappentext. Nicht spoilern zu wollen, ergibt auch wenig Sinn, denn die zugrundeliegende TV-Serie ist seit über zwei Jahren abgeschlossen, komplett streambar und von einem Großteil der Leser*innenschaft längst geschaut worden, insofern wissen nur die Macht – und Panini selbst –, was es damit auf sich hat. Tatooine und Obi-Wans Aufsicht über Luke waren letzte Ausgabe zwar Thema, jetzt steht aber die Rettung Leia Organas auf Daiyu in Obi-Wan Kenobi, Teil 2 an.
Wie bei den Comicadaptionen zu Disney+-Serien üblich und bereits zur Genüge besprochen, gibt es allerdings nicht allzu viel über den ersten Teil des Hefts zu berichten. Jody Houser erzählt stumpf die eingekürzte Handlung aus der Episode nach, ohne auch nur die kleinste Ebene hinzufügen zu können. Immerhin schafft sie es, ob bewusst oder nicht, die erste Hälfte der Folge tatsächlich in ein so Comic-übliches Tempo zu formatieren, dass es fast den Anschein erweckt, dass man es mit einer originalen Comic-Geschichte zu tun hat, wenn man das natürlich vorhandene Wissen ausblendet, dass dem nicht so ist. Ab dem Auftritt der kleinen Leia verliert sich dieser Eindruck aber ganz schnell wieder und Houser kehrt zurück zum grausigen und undankbaren Quetschen der Serienhandlung auf bunte Comicseiten, wie es schon für die erste Episode im letzten Heft der Fall gewesen ist.
Dazu kommt noch eine fast schon gelangweilt wirkende Anordnung der Panels, die in zum Großteil gleich großen und gleich angeordneten Screenshots die nötigsten Einzelaufnahmen aus der Episode präsentiert, wobei das lieblose „Abpausen“ von Salvador Larroca auch hier auf seinem gewohnten Niveau bleibt. Guru-eFXs Farben wirken genauso unpassend und künstlich cineastisch auf eine Weise, die so weit über ihr mutmaßliches Ziel hinausschießt, dass sie der sowieso schon eher bescheidenen Optik der Miniserie keinen Gefallen tut. Ansonsten ließe sich nur wiederholen, was ich schon in der letzten Rezension geschrieben habe und ich bezweifle, dass die übrigen vier Kapitel noch etwas daran ändern werden. Allerdings war ich einst ein großer Fan von Larrocas Darth Vader-Zeichnungen aus den Jahren 2015 und ’16, weswegen ich gespannt auf das nächste Heft bin. Kann er bei der Darstellung des Dunklen Lords etwa an seine beste Zeit anknüpfen? Hoffnung und Optimismus! 😉
Von wem ich hingegen bekanntlich weniger ein Fan bin, ist Raffaele Iencos Darth Vader, den er in Spur des Hasses ein weiteres Mal zum besten geben darf. Abgesehen von seinem ganz eigenen Stil bei der Darstellung der Titelfigur, den man mögen kann – oder eben auch nicht –, wird Mustafar als Handlungsort mit all seinen optischen und zeichnerischen Möglichkeiten leider kaum ausgeschöpft. Stattdessen wirkt der Lavaplanet selbst im Gegensatz zu bisherigen Ausflügen innerhalb der Reihe seltsam beliebig und austauschbar. Federico Blee als Kolorist trifft den „Ton“ und die Atmosphäre der Welt leider auch zu keinem Zeitpunkt, sodass das Kapitel auf zeichnerischer Ebene bedauerlicherweise wieder einmal enttäuscht. Wie sieht es auf der Autorenseite aus?
Nun, konnten die ersten beiden Kapitel zum Event Dunkle Droiden noch auf eine trashige Art und den Bezug zu Charles Soules düsterer Miniserie etwas mehr unterhalten, als der Großteil der Reihe, fällt das mittlere Kapitel des Fünfteilers leider auch hier wieder rapide ab. Vaders Droiden, die für die Dialoge sorgen, erklären einfach nur die Szenarien, die dazu führen, dass Pak Vader mit ungewöhnlichen Waffen und auf besondere Weise Actionszenen gegen andere (Riesen-)Droiden zeigen kann. Leider wirkt das nicht nur irgendwie dämlich, sondern dekonstruiert die Plage als großen Antagonisten des Events durch so manche Out-of-Character-Sätze aus ihren Mündern etwas. Mal sehen, was Pak mit den letzten zwei Ausgaben noch anstellen wird und ob noch Bögen zu Vaders Auftritten in Soules Miniserie gespannt werden, ohne das Event im Gesamtblickwinkel herunterzuziehen.
Das Ende zieht dann wieder etwas mehr an, wenn der Sith-Lord zwar zum x-ten Mal in der Reihe auf eine viel zu reißerische und offensichtliche Weise an seinen großen Moment in Die Rückkehr der Jedi-Ritter herangeführt wird, dabei aber ausnahmsweise zumindest eine Idee von Paks beabsichtigter Epik entstehen darf. Ja, das Ende der Ausgabe und eine für den Rest der Reihe wichtige Veränderung gefallen mir sogar fairerweise gesprochen ziemlich gut und stellen so den Höhepunkt des sonst eher schwachen Hefts Star Wars #106 dar.
Wir danken Panini für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!