Marvel-Mittwoch: Bounty Hunters #42, Obi-Wan Kenobi #4 und The High Republic #3

Bevor Mitte März seine neue Mini-Reihe zu Jango Fett startet, muss Ethan Sacks heute erstmal mit Bounty Hunters #42 diese Reihe zum Abschluss bringen. Obi-Wan muss sich in Obi-Wan Kenobi #4 unter Wasser in die Festung der Inquisitoren vorarbeiten, während Keeve und Sskeer in The High Republic #3 in einem Flammenmeer bestehen müssen.

Achtung: Wie immer besprechen wir im Marvel-Mittwoch die Handlung der Comics, sodass sowohl der Beitrag als auch die Kommentare Spoiler enthalten können.

Es gibt diese Woche keine Lesereihenfolge zu berücksichtigen.

Bounty Hunters # 42 – rezensiert von Matthias

Der Inhalt

Bounty Hunters #42 (17.01.2024)

In Jabbas Thronsaal auf Tatooine nähert sich die tägliche Audienz von Bittstellern ihrem Ende, als plötzlich Valance hereinplatzt und einen aussichtslosen Kampf anfängt, der sein Ende in einem Kampf gegen Boba Fett findet. Von selbigem besiegt, findet sich Valance kurz darauf in der Grand Arena von Mos Espa wieder, wo er gegen Jabbas neuste Waffe antreten soll, damit dieser seine neu gewonne Macht in einer Live-Schalte zu allen Verbrecher-Clans demonstrieren kann. Anfangs läuft es auch wie von Jabba gewünscht und die Kartellchefs wollen mental schonmal die Summen, die sie an die Hutten abführen müssen, verdoppeln, aber dann trifft T’onga und der alte Teil ihres Teams ein und unterstützen Valance in seinem Kampf. Als besonders hilfreich erweist sich der neue Blaster von Losha. Zwar kann sie dem aufgemotzten Mega-Droiden nur ein kleines Loch in den Leib brennen, aber dieses wird, wie einst in der Siegfried-Legende, zu seiner Schwachstelle und Valance kann seine Lanze dort durchstoßen und den Mega-Droiden in die Knie zwingen. Der Droide ist noch nicht ganz am Boden, da plaudert T’onga schon aus, dass dies alles der Plan von Boba war, der damit seine Sonderstellung als bester Kopfgeldjäger am Hofe Jabbas absichern wollte. Die weiteren Ausführungen der zusätzlichen Vorteile sind schon arg überspannt, reichen diese doch bis hin zu Chewbacca und dessen Schwur, Han zu befreien, was Valance sehr viel bedeutet. Der geneigte Leser wird dies alles mit einem „Soso“ hinnehmen müssen. Und gleich darauf trennen sich dann die Wege der fünf, für Sentimentalitäten standen ja nur 10 Sekunden zur Verfügung, ehe die Wachen des ob dieser Schmach stinkwütenden Jabbas auftauchen werden.

Im Epilog oder Coda erfahren wir dann noch wie Losha, T’onga und Cadeliah auf dem Mond von Logal Ri eine kleine Stadt mit einer großen Cantina aufbauen wollen, Dengar, IG-88, Zuckuss, 4-LOM und all die anderen weiter ihr Kopfgeldjäger-Leben leben, Vukorah zu einer Katzenlady wird, Tasu Leech Arbeit und Spaß verbindet und Yura und Lr. Kondra doch noch eine Zukunft zu haben scheinen. Zudem wird Lt. Haydenn in letzter Sekunde aus den Händen imperialer Soldaten befreit, als Valance sie doch endlich gefunden hat. Die beiden können so gemeinsam ihre Vergangenheit hinter sich lassen und eine neue Zukunft aufbauen. Happy End also allenthalben, außer für die Bösen.

Die Umsetzung

Die Mission dieses Heftes war klar: Ethan Sacks muss Valances Schicksal zu einem wie auch immer gearteten Ende bringen, so konnte es nicht mehr weitergehen. Zudem mussten die wichtigsten Figuren aus dieser Reihe an einen Punkt gebracht werden, wo sie eine Weile bleiben können, ehe sie dann irgendwann jemand wieder aufnimmt und in neue Geschichten einbaut, denn Ethan Sacks ist niemand, der solche Dinge ungeregelt lässt. Und zum Schluss muss er die schwer in Unordnung geratene Welt in jene direkt vor Episode VI überführen. Alle drei Punkte erfüllt er sehr gut, nur ist dabei leider eine arg konstruierte Geschichte herausgekommen, die einfach nicht zum Erzählstil der Hefte vor dem Dark Droids-Crossover passt. Wenn man so viele Hefte lang sein meist sehr geschicktes Verweben von Erzählpfaden genießen durfte, ist das ein sehr unglücklicher Abgang für diese Reihe. Keine Frage, es hätte viel schlimmer kommen können, aber man darf nicht vergessen, dass Bounty Hunters über lange Strecken zusammen mit der zweiten Doctor Aphra-Reihe die klar besten Star Wars-Comicreihen des neuen Kanons waren. Ich hätte mir gewünscht, dass Ethan Sacks noch einmal zurück zur alten Stärke finden kann bzw. darf. Ja, ein bisschen von dem Humor schimmerte auch in diesem Heft wieder hindurch, aber es bleibt einfach der Eindruck, dass diese Reihe nicht auf ihrem Höhepunkt endet.

Und besonders sticht dies bei den Zeichnungen ins Auge. Paolo Villanelli durfte zwar noch mal das Coda, die Zugabe, zeichnen und dort seine Kunst ausspielen, aber die von Jethro Morales gezeichnete Hauptgeschichte hinterlässt entgegen den lobenden Worten Sacks einen phasenweise doch sehr schwachen Eindruck. Da waren wir von Villanelli einfach deutlich mehr Qualität gewohnt. Da hilft auch alle über 42 Ausgaben bewiese Kunstfertigkeit von Arif Prianto im Kolorieren der Panels nicht. Dengars Fratze (siehe Vorschaubilder) ist da noch nicht mal der schlimmste Tiefpunkt. Dankenswerterweise durfte ja Paolo Villanelli für den Schlussakkord auf den zusätzlichen acht Seiten ran. Auch im letzten Heft durfte Travis Lanham noch mal ein paar der unvermeidbaren Schlägereien optisch vertonen.

Wir haben im Laufe der Reihe viele tolle und auch einige nicht so tolle Cover gesehen. Das offizielle Cover für diese Reihe gehört klar zur letzteren Kategorie. Das Retro-Design mit den Eingekreisten Köpfen, welches gerade bei Marvel grassiert ist eh nicht so mein Fall, aber die Hauptzeichnung ist farblich unglücklich und zu überladen geraten und passt damit irgendwie zu der stark schwankenden Qualität dieses Heftes.

Fazit

Ich wie nicht so recht, wie ich das Heft einordnen soll. Einerseits bin ich froh, dass er uns das große, befürchtete Abschlussmassaker der Charaktere erspart hat, andererseits ist der erste Teil der Geschichte schon arg an den Haaren herbeigezogen.

Obi-Wan Kenobi #4 – rezensiert von Matthias

Obi-Wan Kenobi #4 (17.01.2024)
Obi-Wan Kenobi #4 (17.01.2024)

Das Heft beginnt mit der großen Spiegelszene, in der sich Darth Vader und Obi-Wan Kenobi nach der letzten Schlacht im Bakta Tank regenerieren. Selbstredend hält Obi-Wan es dort nicht lange aus und entlässt sich entgegen ärztlichen Rates selber, um sogleich Leia zur Hilfe zu eilen, die derweil in der Festung der Inquisitoren auf dem Mond von Nur trotzig, aber zuversichtlich auf ihre Rettung wartet. Obi-Wan erhält bei seiner Rettungsmission aktive Unterstützung von verschiedenen Mitgliedern des Paths, hauptsächlich von Tala, die sich in ihrer alten Offiziersuniform vor Ort begibt und Obi-Wan dabei anleitet und unterstützt in die Festung einzubrechen, was sich natürlich nicht so einfach gestaltet. Nachdem einige brenzliche Situationen überstanden sind, kann Obi-Wan Leia gerade noch retten, ehe auch sie zu einer der konservierten Jedi-Leichen wird, die Obi-Wan zwischenzeitlich entdeckt hat. Aber um die rettenden Extra-Minuten herauszuschinden musste Tala ihr eigenes Leben in die Waagschale werfen und auch ihre gemeinsame Flucht wird erst durch Talas Einsatz und die teils aufopferungsbereite Hilfe des Paths ermöglicht.

Vader ist über diese Wendung natürlich nicht sehr erfreut und nimmt die Dritte Schwester schon in den Würgegriff, als sie ihm gerade noch erzählen kann, dass sie einen Peilsender in Leias Begleit-Droiden untergebracht hat und sie nun darüber nicht nur die beiden finden können, sondern die ganze Fluchtorganisation des Paths hochgehen lassen können. Obi-Wan und Leia, froh über ihre Rettung in letzter Minute, ahnen von dieser Gefahr natürlich noch nichts.

Zur Umsetzung lässt sie nichts neues mehr sagen, außer dass Salvador Larrocas Methode Köpfe durchzupausen in den dunklen Settings noch aufgesetzter aussieht als sonst schon.

Fazit

So weit wird die Disney+-Folge sauber umgesetzt. Die beklemmende Spannung der Folge kann in einem Comic natürlich nur bedingt transportiert werden. Wer Comic-Adaptionen mag, liegt hier nicht falsch.

The High Republic #3 – rezensiert von Patricia

The High Republic #3 (17.01.2024)
The High Republic #3 (17.01.2024)

In Kapitel 3, „The Taking of the Ataraxia”, nimmt Cavan Scott uns mit auf die Rückeroberung des ehemaligen Jedi-Schiffes. Einst Avars Flaggschiff in Phase I hat nun Lourna Dee das Kommando über den Longbeam, was an sich schon Grund genug wäre, ihn zurückerobern zu wollen. Zusätzlich wurde das Schiff in der Zwischenzeit jedoch auch noch mit einem Path Drive ausgestattet, mit dem man durch die Stormwall kommt, sodass sich für die Charaktere nicht nur eine doppelte, sondern auch eine sehr glaubhafte Motivation ergibt.

Der Comic startet jedoch zunächst wie auch die vorangegangene Ausgabe mit einem Flashback, das erneut mit den Geschehnissen in der Gegenwart verwoben wird und Keeves inneren Antrieb und ihre Glaubenssätze nahbar machen. Kurz und eindrucksvoll bekommen wir einen weiteren Einblick in Keeves Zeit als Schülerin von Sskeer, was mich natürlich sehr freut, nachdem ich mir letzten Monat mehr davon gewünscht habe. Ebenfalls mochte ich in dieser Ausgabe den Auftritt von Velko Jahen, die endlich ordentlich Dialog bekommt und sich als Kommandantin durchzusetzen weiß.

Meinen liebsten Moment stellt allerdings die erneute Konfrontation von Lourna Dee und Keeve Trennis dar. Die Parallele zur Hauptreihe der ersten Phase ist so direkt, dass selbst die Charaktere sie ansprechen, wobei sie auch ohne diesen Hinweis gut funktioniert. Besonders toll fand ich an der Szene die Referenz zum Hörspiel Tempest Runner, in dem Lournas Vergangenheit und Werdegang zur Orkanläuferin erzählt werden. Ob Keeve sich auch 6 Stunden Hörspiel ausgesetzt hat? Jedenfalls kontrastiert dieser Moment hervorragend die Unterschiede der Hauptcharaktere, während er gleichzeitig auch zeigt, wie beide die gleiche Methode nutzen, ihre Gegnerin auszuschalten. Auch wenn ich gehofft hatte, dass die Allianz zwischen Lourna und Keeve freiwillig zustandekommen würde, freue ich mich sehr darauf, die Dynamik der beiden weiterzuverfolgen und florieren zu sehen. Keeves Entscheidung, auf eigene Faust in die Occlusion Zone zu fliegen kommt zwar plötzlich, jedoch nicht überraschend, und ergibt gerade unter Anbetracht des Flashbacks, das an dieser Stelle noch einmal passend eingebaut wird, ziemlich viel Sinn. Dennoch vermute ich, dass hinter Keeves Mission nicht nur Sskeers noble Lehren stecken, sondern auch die Tatsache, dass sie ihn nicht loslassen kann. Ich bin gespannt darauf, welche Konsequenzen dies in den nächsten Ausgaben haben wird und was genau es eigentlich mit Lournas „Nebenprojekt“ auf sich hat!

Zu den Zeichnungen

Die Zeichnungen lassen mich diese Woche zwiegespalten zurück. Sie sind definitiv nicht schlecht und bemühen sich, das Flair der Hohen Republik einzufangen und mit den vorherigen Ausgaben im Einklang zu stehen. Doch auch wenn zumindest die seltsamen Schattierungen aus der letzten Ausgabe verschwunden sind, bleiben die Zeichnungen in meinen Augen etwas blass. Sie wirken weniger dynamisch und deutlich flacher als die Bisherigen und auch die Koloration trägt mit den vielen Blau-Grau-Tönen nicht dazu bei, dass großartig Abwechslung entsteht. Andererseits geben Schiffswände und Weltraum auch nicht so viel Farbe her. Weiterhin schade sind die teils unproportional wirkenden Gesichter, wobei besonders die emotionsverzerrten Ausdrücke negativ auffallen.
Ansonsten ist der Handlung des Comics jedoch gut zu folgen und die einzelnen Panels sind nicht zu überladen oder unübersichtlich. Insbesondere das Panel mit dem aus den Flammen stolzierenden Sskeer ist schon ziemlich cool und hat hohen Wiedererkennungswert.

Fazit

The High Republic #3 ist durch seine kompakte Handlung, den klaren roten Faden und die Rückbezügen und Motivationen, die über das Heft hinausgehen, meine liebste Ausgabe bisher. Das Heft überzeugt mit passend eingearbeiteten Flashbacks, einem angenehmen Erzähltempo und einem starken, neugierig machenden Ende. Da kann ich die leichten Abstriche in der zeichnerischen Qualität gut verzeihen.


Obi-Wan Kenobi #5 erscheint am 7. Februar. Mit The High Republic #4 geht es am 21. Februar weiter. Am nächsten Mittwoch startet dann Thrawn: Alliances #1.

Wir bedanken uns bei Marvel für die Bereitstellung der digitalen Vorab-Exemplare, ohne die unser Marvel-Mittwoch nicht möglich wäre.

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