Rezension: The High Republic Adventures: The Monster of Temple Peak and Other Stories

Nachdem Dark Horse mit The High Republic Adventures The Complete Phase I bereits alle Werke aus der Feder von Daniel José Older gesammelt hat, erschien am 31. Oktober mit The Monster of Temple Peak and Other Stories nun ein Sammelband, der die ursprünglich als Graphic Novel angekündigte Geschichte um Ty Yorrick The Monster of Temple Peak enthält, aber auch die Kurzgeschichten aus dem The High Republic Adventures Annual 2021 sowie noch eine Kurzgeschichte von Autorin Justina Ireland aus einem Star Wars Adventures-Heft mit dem Titel A Very Nihil Interlude. Auf den 184 Seiten erwarten uns also vielfältige Abenteuer aus der Hohen Republik und das gleich von allen fünf Autor*innen der ersten Phase des Projekts, nämlich Cavan Scott, Charles Soule, Claudia Gray, Daniel José Older und Justina Ireland. Bei den Künstler*innen wirkten unter anderem Rachael Stott, Nickolas Brokenshire, Jason Loo sowie Jesse Lonergan mit. Warum mich dieser Sammelband im Großen und Ganzen überzeugen konnte, erfahrt ihr nun in dieser Rezension.

Wer ist hier das Monster?

Not you too. For the last time, I am not a Jedi.

Ty Yorrick

Wie der erste Teil des Titels schon sagt, enthält dieser Sammelband die ursprünglich als Graphic Novel geplante Geschichte um Ty Yorrick mit dem Titel The Monster of Temple Peak, die auch mit ca. 120 Seiten den meisten Platz im Band einnimmt. Nachdem ich damals die noch unter IDW’s Fahne erschienenen US-Hefte #1-4 gekauft hatte, habe ich nun Scotts TMOTP noch einmal am Stück gelesen und konnte feststellen, dass mir die Story noch immer richtig gut gefällt. Doch der Reihe nach:

Worum geht es? Ty – ihr voller Vorname Tylera – Yorrick ist keine Jedi. Zumindest nicht mehr, denn nun jagt sie als „saber-for-hire“ die furchtbarsten Monster der Galaxis. Doch was ist geschehen? Warum möchte sie keine Jedi mehr sein? Genau das fragt sich auch das Kind Drewen, das Ty nach einem ersten Treffen auf dem Planeten Blarrum heimlich auf ihre nächste Mission begleitet. Mit dabei ist auch Tys Droide Kayel, der ihr bei ihrer nahenden Mission, ein Dorf auf Loreth vor einem dieser grausamen Monster zu beschützen (per Com aus sicherer Entfernung in ihrem YT-750-Frachter), zur Seite steht. Ty stellt bei diesem Auftrag jedoch fest, dass nicht alles so ist, wie es zunächst scheint und wird zudem auch noch durch Drewens permanente Fragen – so wie Kinder dies gern tun – mit ihrer Vergangenheit konfrontiert, und so auch mit einer schrecklichen Tat, welche sie vor einiger Zeit begangen hat..

Wie eingangs schon erwähnt, mochte ich The Monster of Temple Peak sehr, was in erster Linie sicher daran liegen mag, dass ich mit den Charakteren mitfühlen konnte, denn Cavan Scott gelingt es bei dieser Geschichte wirklich gut, den handelnden Figuren einen Hintergrund bzw. Motivation zu geben. So stellten sich mir als Leser zunächst einige Fragen: Warum möchte Anführer Layton das Gretalax-Monster tot sehen? Warum lässt Ty ihre Glückssteine Entscheidungen treffen? Warum möchte sie keine Jedi mehr sein – und vor allem, wie kam es dazu bzw. was waren ihre Beweggründe? Besonders die Frage um Tys Vergangenheit beantwortet Scott, indem er in die Gegenwartshandlung Rückblenden einbaut, die sich auch visuell mit einer anderen Umrandung der Panels abgrenzen, wodurch man der Geschichte gut folgen kann. Hier hätte ich mir sogar noch ein bisschen mehr über ihre Vergangenheit gewünscht. Doch vielleicht erwartet uns ja noch mehr zu Ty Yorrick in der kürzlich gestarteten dritten und letzten Phase des Projekts, Trials of the Jedi. Ich sehe da noch eine Menge Potenzial, diesen Charakter weiterzuerzählen.

Auch die Beziehungen zwischen den Charakteren funktionieren hervorragend. So musste ich bei den Unterhaltungen zwischen Kayel und Ty immer wieder schmunzeln. Doch auch die sich aufbauende Lehrer-Schüler-Beziehung zwischen Ty und Drewen halte ich für sehr gelungen, weil Ty fast durchgehend dagegen ankämpft, die Rolle einer Meisterin einzunehmen und auf der anderen Seite Drewen unbedingt alles erfahren und lernen möchte.

Oh, please don’t tell me you’re going to consult those ridiculous stones?

Kayel

Insgesamt schafft es Scott, die Spannung bis zum letzten Teil der Geschichte konstant aufrechtzuerhalten. Hilfreich sind dabei sicher auch die großartigen und wirklich gelungenen Zeichnungen der Monster, die auf den großen Splash-Pages besonders furchteinflößend aussehen und ein absolutes Highlight für Monster-Fans im Star Wars-Universum sein dürften. Action-Sequenzen sind dank einer meist sehr kreativen Panelgestaltung toll in Szene gesetzt und machen einfach Spaß! Selbst Berglandschaften, Gebäude und Schiffe im Hintergrund wirken dank den meist detailreichen Zeichnungen von Rachael Stott lebendig. Wie ihr merkt, habe ich an den Zeichnungen nicht viel auszusetzen. Das gilt auch für Nicola Righis und Vita Efremovas Kolorierungen, bei denen mir besonders in den Höhlen das sehr passende Umgebungslicht positiv aufgefallen ist.

Kurz möchte ich auch erwähnen, dass es hier, wie es im Star Wars-Universum öfter vorkommt, einige Querverweise zu Ereignissen in bereits erschienenen Werken der Hohen Republik, wie der Großen Hyperraumkatastrophe in Das Licht der Jedi gibt. Doch auch über die Publishing-Welt hinaus wird eine bestimmte Spezies aus dem Spiel Jedi: Fallen Order erwähnt. An dieser Stelle möchte ich dazu aber nicht mehr verraten, um nicht unnötig zu spoilern.

Abenteuer quer durch die Hohe Republik

Nun sind da noch die „Other Stories“, welche auch das The High Republic Annual 2021 umfassen und damit fünf kurze Geschichten aus der Feder der fünf Autor*innen von The High Republic Phase I:

Die erste dieser ist Set For Life von Charles Soule, der auch den ersten Roman des Projekts, Das Licht der Jedi, geschrieben hat, vor dem diese Story auch stattfindet und dreht sich um einen meiner Lieblingscharaktere, nämlich Bell Zettifar. Sein Charhound Amber ist natürlich auch mit dabei, genauso wie sein Meister Loden Greatstorm. Die beiden erhalten einen Hilferuf, denn scheinbar hat es ein Minenunglück gegeben. Dennoch möchte der Minenarbeiter vor Ort sich nicht von der Gefahr abhalten lassen, denn die Gier nach Reichtum ist größer. So lernt Padawan Bell in dieser kurzen Geschichte, dass die Jedi auch das Leben derer beschützen, die sich durch ihre eigene Unvernunft in Gefahr bringen. Mir hat sie ganz gut gefallen, auch wenn sie bei mir schnell in Vergessenheit geriet. Die Farbpalette ist mir besonders in der Mine positiv aufgefallen, und auch an den sehr detaillierten Zeichnungen, welche Charaktere wie Bell gut einfangen, gibt es nichts auszusetzen.

No Stone Unturned aus der Feder von Geode-Schöpferin Claudia Gray ist ebenfalls eine nette kleine Geschichte, besonders für diejenigen, die die Crew der Schiff nach In die Dunkelheit ins Herz geschlossen haben. Hier haben mich die Farben tatsächlich etwas gestört, denn der fast durchgängige lila-pinke Farbstich, der den Sonnenaufgang darstellen soll, wurde hier für meinen Geschmack übermäßig genutzt. Wer jedoch mehr vom verschwiegenen Geode sehen mag und den Humor der Autorin teilt, hat hier sicher Spaß mit dieser kurzweiligen Geschichte.

In First Mission treffen wir auf Vernestra Rwoh und ihren Meister Stellan Gios bei ihrer ersten Begegnung, die in einer Schießerei bei einem Bankett endet. Ich sehe diese beiden einfach so gern zusammen, da sie meiner Meinung nach nicht nur in dieser kurzen Geschichte eine tolle Charakterchemie haben. Auch an Zeichnungen und Farbpalette habe ich nichts auszusetzen, besonders letztere empfinde ich hier, was Umgebungslicht angeht, als deutlich passender. Doch besonders die Panelkomposition möchte ich hier noch einmal positiv hervorheben, welche hier einen guten Weg zwischen sehr klassischen Kästchen und etwas ausgefalleneren in den Action-Sequenzen einschlägt.

„Was sich reimt, ist gut!“ – genau das trifft auf die nächste Annual-Story namens Crash and the Crew Do What They Do von Daniel José Older zu. Diese Geschichte ist ganz groß! Sie erzählt von der Sicherheitstruppe rund um „Crash“ alias Alys Ongwa (inspiriert von der Doctor Aphra-Autor*in Alyssa Wong), welche einige möglicherweise bereits aus Olders YA-Roman Mitternachtshorizont kennen werden. Diese versucht hier, auf Corellia den Auftritt von Kanzlerin Lina Soh abzusichern. Doch die Nihil sind nicht weit und warten mit schicken Droiden auf. Eine zugegeben etwas vorhersehbare, aber nette kleine Geschichte und Ergänzung zum YA-Roman, die vor allem im Comicmedium Freude macht, denn die Zeichnungen von Jesse Lonergan, auch wenn sie sicher nicht jeden Geschmack treffen, haben wirklich etwas Einzigartiges. Diese werden von sehr passenden Kolorierungen begleitet, bei denen mir besonders die liebevoll getupft-gestalteten Hintergründe aufgefallen sind. So sieht die Explosion eines Nihil-Droiden wirklich imposant aus. Aber auch die außergewöhnliche Panelkomposition, die sich auf keiner Seite scheut, die übliche rechteckige Form zu verlassen, hebt diese Geschichte noch einmal besonders gegenüber den anderen im Annual 2021 ab.

Zu guter Letzt gibt es mit The Haul noch eine nette Story um „The Blade of Bardotta“ – Porter Engle! Dieser kämpft hier gegen Lourna Dee und den Rest ihres Sturms. Ich muss sagen, dass mich Cavan Scotts Geschichte weder wirklich begeistert, noch enttäuscht hat. Leider helfen da auch nicht die Zeichnungen, die mir besonders in den Action-Szenen nicht gefallen haben, da ich diese als recht unübersichtlich empfand. Ebenso sind die Farben hier „hit or miss“, sodass ich dieser Story nicht all zu viel abgewinnen konnte.

Selbst Nihil hassen Mobber

Dieser Teil enthält Spoiler zum Ausgang der Geschichte.

You can’t let people push you around, once they start, they’ll never stop.

Deva Lompop

Der Sammelband endet mit der Nebengeschichte A Very Nihil Interlude von Justina Ireland aus Star Wars Adventures #14. In dieser trifft Deva Lompop auf dem Planeten Hon-Tallos auf ein junges Mädchen, das von fiesen Mobbern verfolgt wird und ihr die Durga Berry stehlen wollen. Da kommt es ihr sicher gelegen, dass Deva – Teil der brutalen Nihil – auftaucht und ihr kurzerhand ihre Hilfe anbietet. Mir hat diese kleine Geschichte recht gut gefallen, auch wenn sie sicherlich für die große Handlung keine große Rolle spielt. So erfahren wir dennoch etwas mehr über Deva, die sich zu Zeiten der Hohen Republik den Nihil verpflichtet hat. Am Ende fand ich es noch recht amüsant, dass Deva Vroma erst gegen die Mobber hilft, nur um dann mit den anderen ankommenden Nihil die Stadt anzugreifen. Immerhin schickt sie Vroma vorher nach Hause!

Das Highlight sind hier für mich aber die Zeichnungen von Nickolas Brokenshire, die mich besonders bei den detaillierten Charakteren begeistert haben. So gibt es im Laufe des Hefts eine Seite, auf der Deva den Mobber Ghenli erschreckt. Dabei sehen sowohl Deva als auch besagter Mobber so angsteinflößend aus, dass sich hier vielleicht das ein oder andere Kind beim Lesen etwas sehr gruseln dürfte. Doch auch das pastellfarbene Design der Hintergründe hat mir hier richtig gut gefallen. Somit ist diese schaurig-lustige Geschichte der perfekte Abschluss dieses Sammelbands!

Fazit

Mit The Monster of Temple Peak and Other Stories haben nun Sammler*innen, welche auch den Sammelband The High Republic Adventures The Complete Phase I, den ich hier bereits rezensiert habe, wirklich alle Adventures-Geschichten aus Phase I: Light of the Jedi beisammen. Besonders Cavan Scotts The Monster of Temple Peak konnte mich in diesem Sammelband überzeugen. So erfährt man mehr über Ty Yorrick – einen der für mich interessantesten Charaktere aus Phase I – aber auch alle weiteren Figuren sind wunderbar ausgearbeitet, sodass sich eine durchgehend spannende Geschichte inklusive fantastischer Monsterzeichnungen ergibt.

Doch auch die „Other Stories“ müssen sich hier keinesfalls verstecken, denn auch diese, auch wenn einige nicht viel zu den größeren Ereignissen in Phase I beitragen, warten mit diversen spannenden Zeichenstilen und Farbpaletten auf. So möchte ich besonders Crash and the Crew Do What They Do, First Mission und A Very Nihil Interlude hervorheben.

Abschließend gibt es von mir eine klare Leseempfehlung für alle Fans der Hohen Republik, besonders jene, die von Monstern und ihren Lieblingscharakteren aus den Büchern nicht genug bekommen können.

Wir bedanken uns bei Dark Horse für die Bereitstellung des digitalen Rezensionsexemplars!

Logo zu Star Wars: Die Hohe Republik

Star Wars: Die Hohe Republik ist ein mehrjähriges Buch- und Comicprogramm, das hunderte Jahre vor den Skywalker-Filmen spielt und die Jedi in ihrer Blütezeit zeigt. Weitere Infos, News, Podcasts und Rezensionen gibt es in unserem Portal und in der Datenbank. Beachtet auch unsere Guides zur Lesereihenfolge von Phase I, Phase II und Phase III.

Ein Kommentar

  1. Nun habe ich es geschafft. Phase 1 habe ich nun fertig.
    The Monster of Temple Peak fand ich eine gute Geschichte: schöne Zeichnungen, guter Humor und spannende Handlung.
    Die anderen Geschichten fand ich nicht so besonders, aber für High Republic Fans doch lohnenswert.
    Nicht wirklich stark, aber auch nicht schlecht, auch wenn ein paar der Zeichnungen wirklich schön waren.
    Als Komplettist und High Republic Fan kann ich diesen Band nur empfehlen. Eine nette Sammlung an Geschichten.

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