Der heutige Marvel-Mittwoch konzentriert sich erst auf Yoda, dessen zehnteilige Miniserie samt ihrer Rahmenhandlung auf Dagobah zu Ende geht. Anschließend machen die Droiden der Galaxis die Comicseiten unsicher im Auftakt des neusten Streichs von Marvels Event-Beauftragten Charles Soule: Dark Droids.
Achtung: Wie immer besprechen wir im Marvel-Mittwoch die Handlung des Comics, sodass sowohl der Beitrag als auch die Kommentare Spoiler enthalten können.
Da es keine Zusammenhänge zwischen den Heften gibt, gibt es keine Lesereihenfolge zu berücksichtigen.
Yoda #10 – rezensiert von Ines
Nach drei Handlungsbögen, die jeweils aus drei Heften bestanden, in denen sich Yoda eine Episode aus seinem Leben erinnert, folgt heute nun das große Finale, welches komplett in der Gegenwartshandlung auf Dagobah kurz vor Lukes Besuch in Episode V spielt. Für das heutige Heft kehrt Autor Cavan Scott wieder zurück, welcher schon den ersten Handlungsbogen rund um den jungen Bree auf Turrak schrieb. Unterstützt wird er dieses Mal von Ibraim Roberson (Zeichnungen) und Neeraj Menon (Farben).
Der Inhalt
Auf Dagobah wird Yoda von einem bösen Albtraum geplagt, in dem ihm unter anderem der Todesstern und ein gruseliger junger Anakin erscheinen und Qui-Gon Jinn ihm Vorwürfe über sein Versagen macht. Als er erwacht, ist Obi-Wans Geist noch immer an seiner Seite und wartet darauf, dass der Meister seinem Anliegen endlich Gehör schenkt. Yoda entzieht sich wieder dem Gespräch und geht davon, doch sein Weg führt ihn unausweichlich zu der berühmten Höhle, in der die dunkle Seite sehr stark ist. Obi-Wan überredet ihn, hineinzugehen und sich seinen Ängsten zu stellen. In der Höhle erwarten ihn nicht nur Dooku und ein brennender Anakin Skywalker, die ihm Vorwürfe machen, sie enttäuscht zu haben, sondern auch Keeve Trennis und viele andere Jedi. Am Ende steht er selbst dem Imperator gegenüber. Doch der junge Bree holt Yoda aus seiner Hoffnungslosigkeit heraus und erinnert ihn an einen seiner wichtigsten Lehrsätze: „The greatest teacher, failure is.“ Yoda befreit sich von seiner Lethargie und wird sich bewusst, dass er trotz seines Versagens in der Vergangenheit weitermachen muss. Somit ist er bereit dazu, Luke Skywalker zu lehren und dabei auch selbst weiter zu lernen.
Die Umsetzung
Nach einigen ziemlich schwachen Heften dreht die Yoda-Reihe zum Ende hin nun nochmals richtig auf und liefert einen starken Abschluss, der ihr auch die Relevanz verleiht, die ich in den vergangenen Heften oft vermisst habe. Dass Yoda hier selbst durch die Höhle auf Dagobah gehen muss, bevor er Luke hineinschickt, gefällt mir als Idee sehr gut und funktioniert gut als Erklärung dafür, warum Yoda, der in der Gegenwartshandlung dieser Heftreihe oft so hoffnungslos und lethargisch erscheint, im Anschluss nun doch bereit ist, Luke zu unterweisen.
Auch die Rolle von Obi-Wan bei dieser Entwicklung Yodas gefällt mir wunderbar. Obwohl Yoda einst ihn als Jüngling unterrichtete, ist nun nach seinem Tod Obi-Wan der Weisere von beiden und ist im Gegensatz zu Yoda im Reinen mit sich selbst. Mit viel Geduld und kleinen Schubsern führt er Yoda in die richtige Richtung, damit er von allein zur der Erkenntnis gelangen kann, die er benötigt. Hier spiegelt sich im Comic sehr gut Alec Guinness‘ ruhige, aber auch humorvolle Performance als Obi-Wan wider. Vor allem das Panel, in dem er verschmitzt lächelnd vor der Höhle steht und verkündet, Yoda sei nun zum genau richtigen Ort gelangt – von einem gewissen Standpunkt aus –, ist da ein echtes Highlight.
Richtig glänzen können Ibraim Robersons Zeichnungen aber auch bei den Albtraum-Szenerien, in denen Yoda erst in einem Traum und dann in der Höhle gefangen ist. Ob der gruselig entstellte Qui-Gon Jinn, der brennende Anakin, Dooku mit spitzen Zähnen, Armstümpfen oder der Berg an Totenschädel verstorbener Jedi, die Yoda in die Tiefe ziehen – das alles ist visuell beeindruckend umgesetzt und wirklich Stoff für Albträume. Als Leserin konnte ich angesichts dieser eindringlichen Bilder sehr gut nachvollziehen, wie sehr sein Versagen gegenüber den anderen Jedi Yoda niederdrückt und lähmt.
Der Höhepunkt für alle Fans von The High Republic dürfte aber natürlich eindeutig der Auftritt von Keeve Trennis in ihrer Gestalt aus Phase III sein. Keeve sieht nicht nur toll aus mit ihren langen Zöpfen, sondern gibt auch weiteren Anlass zur Spekulation, wie es denn nun zu ihrem Ausscheiden aus dem Orden gekommen ist. Im Comic wirft sie Yoda vor, sie im Stich gelassen zu haben, als sie Hilfe brauchte. Aber da dies ja nur eine Vision von Keeve ist und nicht die echte Keeve, wissen wir nicht, ob das wirklich so war oder ob Yodas schlechtes Gewissen hier nur übertreibt. Ich bleibe also gespannt auf Phase III.
Es gibt eigentlich nur einen Kritikpunkt, den ich weniger an dem heutigen Heft selbst, sondern eher an der Planung der gesamten Reihe habe. Cavan Scott hat zwar seinen eigenen Handlungsbogen mit Bree und den Scalvi gut mit der Gegenwartshandlung im Finale verknüpft, indem Bree hier derjenige ist, der Yoda an seine Lehren erinnert. Die beiden anderen Handlungsbögen haben aber weniger Relevanz für das große Ganze. Jody Housers Dooku-Handlungsstrang taucht zwar insofern auf, als dass Yodas Versagen darin auch eine Rolle spielte – allerdings nicht sein Versagen an Dooku, sondern das an Gheyr, die hier leider nicht erscheint, obwohl Yoda sich doch gerade mit so vielen Jedi konfrontiert sieht, die er alle enttäuscht hat. Eine leichtfertig vergebene Chance, die verschiedenen Handlungsstränge der Reihe besser zu verknüpfen. Marc Guggenheims Handlungsstrang rund um Anakin spielt leider gar keine Rolle mehr, außer dass Anakin im letzten Heft nochmals auftaucht. Weder wurde Yodas Versagen an Anakin in Guggenheims Geschichte thematisiert noch wird das Motto „Size matters not“ dieses Handlungsstrangs im Finale nochmals erwähnt. Warum man letztendlich also eine Megadroiden-Geschichte mit Anakin und Yoda erzählen musste, um am Ende bei Yodas Erkenntnis, dass man trotz Fehlern weitermachen muss, zu landen, bleibt mir weiterhin schleierhaft. Hier hätte ich mir noch wesentlich mehr Zusammenspiel zwischen den einzelnen Handlungssträngen und der Rahmenhandlung auf Dagobah gewünscht.
Fazit
Letztendlich hatte ich mit dem finalen Heft der Reihe trotz dieser Kritik am Gesamtaufbau der Reihe großen Spaß. Sowohl die Relevanz der Geschichte für Episode V als auch die tolle Darstellung von Obi-Wan sowie die albtraumhaften Illustrationen, die Yodas gequälten Gemütszustand verdeutlichen, tragen zum einem spannenden Leseerlebnis bei. Der Auftritt von einer geliebten Figur wie Keeve Trennis ist da nur noch die Kirsche auf dem Sahnehäubchen. Insgesamt vergebe ich daher nochmals die vollen fünf Holocrons.
Dark Droids #1 – rezensiert von Lukas
Erst Krieg der Kopfgeldjäger. Dann Crimson Reign. Zum Schluss Hidden Empire. Charles Soules zwischen Episode V und VI angesiedelte Event-Trilogie hat die vier fortlaufenden Marvel-Reihen der letzten Jahre maßgeblich geprägt und dabei mal mehr, mal weniger Raum für eigene Geschichten gelassen. Heute beginnt nun das vierte große Event Dark Droids. Seit dem enttäuschenden Special-Heft Revelations im letzten November wurde über das Finale von Han Solo & Chewbacca bis hin zum Abschluss von Hidden Empire das Event immer wieder angeteast und vorbereitet. Nun ist es endlich hier und darf seinen Auftakt begehen, doch kann der überzeugen oder ist es langsam mal gut mit der hohen Frequenz an großen Events?
Gleich vorweg: Beides. Soule liefert ein sehr expositionsstarkes Heft ab, das einen neuen Status Quo etabliert. Anstatt insgesamt sechszehn Hefte in fast zwei Jahren für seinen großen Bogen zur Verfügung zu haben, wie es noch bei seiner Qi’ra-Trilogie der Fall war, was aber auch oft zu erzählten Nebensächlichkeiten geführt hat, sind es nun für die Hauptstory nur die für Miniserien üblichen fünf Hefte. Dabei gilt es, den Ton und das neue Setting zu eröffnen und das gelingt ihm definitiv. Der Erzählfluss fühlt sich ganz anders an als in den letzten Miniserien und es wird schnell deutlich, dass wir es hier auch mit einer anderen Art von Geschichte zu tun haben.
Der Anfang knüpft dabei trotzdem fast nahtlos an das Ende von Hidden Empire an. Die uralte Entität, die auch vom Ewigen Funken aus Doctor Aphra Besitz ergriffen hatte und die sich nun an das Gerät aus dem Fermata-Käfig gebunden als einen Droiden definiert, beginnt, Droiden zu begreifen. Sie seien den Organischen unterwürfig, haben zu dienen in verschiedensten Formen und Dimensionen. Doch auf ihn treffe das nicht zu. Schließlich taucht eine Art imperiales Räumkommando auf, das die Amaxinen-Station nach den Verwüstungen des Kampfes am Ende von Hidden Empire durchsuchen soll. Ein daran beteiligter Sicherheitsdroide der KX-Serie, der ironischerweise mit seinem vorgesetzten Offizier ein für Imperiale überaus gutes Verhältnis zu haben scheint, findet das Objekt und wird prompt infiziert und übernommen. Die „Plage“ verbreitet sich rasend schnell auf dem Sternzerstörer des Kommandos weiter, bis jeder Droide an Bord Teil der Entität ist und die organische Besatzung auf vielfältige und immer grausamere Weise tötet. Medi-Droiden können mit ihren Werkzeugen eben auch ganz andere Dinge bewerkstelligen…
Es dauert nicht lang, bis die Droidenrevolte in einem anderen Winkel der Galaxis bemerkt wird. Ajax Sigma, ein uralter, lange angeteaster religiöser Droiden-Sektenanführer, wurde wiederhergestellt und bekommt von seinem Anhänger Petyr (man denke nur an Petrus als Jesu ersten Jünger), der an Bord des Sternzerstörers postiert ist, von der Plage berichtet, bevor er selbst Teil davon wurde. Ajax trifft den Entschluss, dass die Seuche unbedingt aufgehalten werden müsse, um die Droiden vor einer weiteren Versklavung zu retten. Die Plage allerdings verschickt infizierte unauffällige Mausdroiden in alle Winkel der Galaxis, um sich in den größten Fraktionen verbreiten zu können. So landet einer bei der Rebellenallianz und holt sich so das nächste, sehr prominente Opfer: C-3PO.
Was für ein Heft. Allein schon damit, dass das erste richtig sichtbare Panel uns R2-D2 in einer Nahaufnahme zeigt, während im letzten sein bester Freund C-3PO zu sehen ist, und das in einer Serie, die sich um Droiden dreht, lässt das Herz höher schlagen. Wie kann man besser den Auftakt des Droiden-Events einleiten, wenn nicht von DEN beiden Droiden der Saga schlechthin eingerahmt? Aber auch mit der Einführung der Plage und des viel in den vergangenen Monaten angeteasten Ajax werden interessante Gegenspieler vorgestellt, die natürlich andere Ziele verfolgen, als Qi’ra oder das Imperium. Auch schafft Soule allein mit dem Ausreizen des in Comics seit jeher bei Droiden wichtigen Letterings eine ganz eigene, beinahe surreale Atmosphäre. Spätestens die Gewalteskapaden im Mittelteil lassen den Ernst der Situation spüren und erzeugen eine für Star Wars-Comics, vor allem auf ein breites Publikum abzielende Events, unvergleichliche Horrorstimmung. Auch hält der klare Fokus auf seine beiden Kontrahenten, während bekannte Konzepte und Charaktere in Collagen nur angerissen werden, die dreißig Seiten verdichtet zusammen. Man bekommt das Gefühl, ein besonderes Heft zu lesen, dessen Handlung wirklich gewichtig ist und Folgen haben wird, weil sich Soule vor allem im inneren Monolog der Plage sehr viel Zeit zur Entfaltung nimmt. So geht Exposition.
Es bleibt leider nur der nach wie vor bittere Beigeschmack, dass das eine (!) Jahr zwischen Episode V und VI dermaßen von der Redaktion im Haus der Ideen ausgereizt wird. Von den Ereignissen in den vier fortlaufenden Reihen ganz zu schweigen, haben wir während Hans Zeit in Karbonit neben Qi’ras (erfolglosem) Feldzug gegen die Sith nun auch noch eine galaxisweite Droidenrevolte, die neben den üblichen Parteien auch Ajax‘ Droiden auf den Plan ruft. Es wirkt einfach überladen und so kurz vor dem Ende des Galaktischen Bürgerkrieges sehr unpassend, plötzlich anderweitige wichtige Bedrohungen zu installieren. Vor allem, wenn es so spezielle sind. Ich denke, dass mir das Konzept selbst zwischen Episode IV und V zum Beispiel noch besser gefallen würde.
Dass Luke Ross tolle Comics mit seinen Zeichnungen hin und wieder noch mehr bereichern kann, hat er bereits bewiesen. Für eine Geschichte, die mehr Maschinen als Menschen zeigt, scheint er aber bisher mehr als die ideale Wahl zu sein. Gemeinsam mit Alex Sinclairs brillantem Schattenspiel in der düsteren Stimmung des Hefts bekommt man hier auch zeichnerisch und optisch den Eindruck, es mit einer wichtigen, großen Geschichte zu tun zu haben.
Fazit
Ein toller Einstieg mit viel Exposition und echtem Event-Feeling. Da Soule für den gesamten Bogen aber nur noch vier Hefte Platz und Zeit hat und keine fünfzehn mehr, hoffe ich, dass die Handlung genauso fokussiert bleibt und sich nicht in Belanglosigkeiten verlieren wird. Auch wenn Letzte Chance im Romansektor ein ähnliches Thema aufgreift, ist die Ausgangslage spannender und kreativer als viele Comicbeiträge der letzten Zeit.
Dark Droids #2 ist für den 6. September geplant. Am nächsten Mittwoch erscheint dann das nächste Sonderheft zum Film-Jubiäum, Return of the Jedi: Max Rebo #1, sowie Star Wars #37, ein Tie-in zu Dark Droids.
Wir bedanken uns bei Marvel für die Bereitstellung der digitalen Vorab-Exemplare, ohne die unser Marvel-Mittwoch nicht möglich wäre.