Rezension: Star Wars #89: Darth Vader: Der Schatten des Schatten, Teil 1 & Obi-Wan, Teil 2

Ich war Padmés Schatten. Ich weiß, was sie wusste.

Sabé

Star Wars #89 von Panini präsentiert sich bereits auf dem Papier als ein sehr dunkles Heft, dreht sich doch darin alles schon in den Titeln der beiden enthaltenen Geschichten um das Thema Schatten. In dem am 14. Dezember 2022 erschienenen Comicheft geht es nämlich mit den Geschichten um Darth Vader, der seinen Weg mit Padmés „Schatten“ Sabé fortsetzt, und seinen alten Meister Obi-Wan Kenobi weiter, der sich wiederum an eine nicht minder düstere Mission als Qui-Gons Schüler erinnert. Während im letzten Heft noch das Vader-Motiv auf dem Comicshop-Cover zu finden und das Kiosk-Cover Obi-Wan vorenthalten war, ist es dieses Mal umgekehrt. So schmückt das erneut von Paul Renaud stammende Cover von Darth Vader #23 das überall erhältliche Kiosk-Cover, während Phil Notos Obi-Wan-Cover auf der Comicshop-exklusiven Variante zu sehen ist. An der im Heft abgedruckten Reihenfolge hat sich allerdings nichts geändert. Obi-Wan beginnt und Vader nimmt den Platz der Zweitstory ein. Übersetzt wurden beide von Matthias Wieland. Neben dem gemeinsamen Thema „Schatten“ lassen übrigens beide Geschichten eine gehörige Portion Nostalgie zu Episode I: Die dunkle Bedrohung aufkommen.

In der ersten Geschichte Ein Schatten auf dem Padawan zieht der Sandsturm weiter auf und verdunkelt schließlich sogar die Zwillingssonnen. Hier erinnert sich Obi-Wan zunächst an die gleichnamige Folge aus Star Wars Rebels und sein letztes Duell mit Maul, wo dieser sein Ende fand. Da freut es doch, dass Luke Ross wieder einmal den Zabrak zeichnen und diese wichtige Begegnung nach der Animationsserie noch einmal in einem anderen Medium präsentieren darf. „Luke Ross? Wurde das erste Heft nicht noch von Ario Anindito gezeichnet?“ In der Tat. aber für die Miniserie wurde die Entscheidung getroffen, jede Ausgabe von einem anderen Künstlerteam zeichnen und kolorieren zu lassen. Passt zwar insofern, da sich die zu unterschiedlichen Zeiten spielenden Geschichten so auch optisch stärker voneinander abheben, jedoch hätte ich es persönlich bevorzugt, wenn wenigstens der Look der Rahmenhandlung auf Tatooine dabei einheitlich geblieben wäre.

Die eigentliche Geschichte, an die Obi-Wan sich in diesem Kapitel erinnert, springt nun nach der Jüngling-Episode im Auftakt in seine Zeit als Padawan unter Qui-Gon Jinn. Die beiden in der Zeit vor Episode I als Meister/Schüler-Gespann zu erleben, ist immer eine seltene Freude, auch wenn es im Kanon bereits einige literarische Highlights in dieser Konstellation gibt (zum Beispiel Meister und Schüler von Claudia Gray und Padawan von Kiersten White). Die Handlung führt die beiden auf eine Mission zu einem völlig verdunkelten Mond, auf dem das Sehen schwer fällt und durch Dunkelheit, Leichen und seltsame Vorgänge sogar ein wenig Horrorstimmung aufkommen darf. Die Auflösung des Ganzen kommt mir persönlich nur leider etwas zu verkompliziert-wissenschaftlich rüber, um dem spirituellen Charakter des Abenteuers zu entsprechen.

Im Zuge dessen lernt Obi-Wan nämlich eine weitere wichtige Lektion, die er später weitergeben darf („Deine Augen können dich täuschen, traue ihnen nicht!“), und schafft den einen oder anderen plausiblen Grund, diese Anekdote als erinnerungswürdig einzuordnen. Die vor Ort herrschende Dunkelheit für uns Lesende mit einem geschickten Farbenkontrast darzustellen und ihn dank Visor-Sicht und vereinzelte helle Momente wieder zu brechen, lässt auch dieses Kapitel zeichnerisch wertvoll werden. Nolan Woodard als Luke Ross‘ Kolorist hat auf jeden Fall ganze Arbeit geleistet. Die Landung von Qui-Gon und Obi-Wan im strömenden Regen, die ihr auch in der unten stehenden Vorschau bewundern könnt, gilt dabei als mein persönliches Highlight im Heft. Alles in allem gehen nach dem Thema Furcht im ersten Heft nun mit dem Thema Licht und Dunkelheit die wichtigen Jedi-Erkenntnisse in der Miniserie weiter und mit Maul und Qui-Gon werden schöne Rückbezüge auf Episode I genommen.

Die gehen zufälligerweise im Auftakt der neuen Vader-Story direkt weiter, nur sehr viel plumper und erzwungener. Auch hier spielen Schatten eine Rolle, wenn auch eher metaphorisch. Trotzdem will der Titel der Vader-Episode mit Der Schatten des Schatten noch einen draufsetzen und das ganze Heft scheinbar immer schattenreicher werden lassen. Weiterhin unter Autor Greg Pak und Zeichner Raffaele Ienco beginnt der dunkle Lord ihm eine von Sabé mehr oder weniger aufgezwungene neue Mission, die durch Bezüge zu Crimson Dawn immer noch unter dem Stern des jüngsten Events steht. Ermöglicht wird dies durch die Enthüllung der Zofe, genau zu wissen, wer in Wahrheit unter Lord Vaders Maske stecke. Woher sie das wohlgehütete Geheimnis kennt? Antiklimaktisch und nebensächlich abgehandelt.

Trotzdem ist dieser exponierende Anfangsdialog tatsächlich sehr schön und das Heft hat sogar vereinzelt starke Momente. Auch überzeugend sind die roten Rückblicke in die Prequels zurück und wie gewohnt schafft es Ienco, diese nachgezeichneten Filmszenen wirklich gut aussehen zu lassen. Vaders und Sabés Ziel ist übrigens ein weiterer Rückbezug zu Die dunkle Bedrohung und im Zuge dessen tauchen lange verschollen geglaubte Nebencharaktere aus dem Film auf, deren Schicksal mich allerdings noch wenig genug interessiert, um mich zu fragen, ob sie diesen Handlungsbogen überleben werden. Grundsätzlich eine schöne Idee, ausgerechnet diese Charaktere zurückzubringen, leider macht sie die Galaxis im Allgemeinen und Greg Paks Kreativität im Speziellen aber mal wieder sehr klein und lässt die Reihe so immer mehr zu Vaders persönlichem Prequel- und Episode IX-Meet & Greet verkommen. Apropos Episode IX: Wenn mit Ochi, der in Eigenregie zu Beginn des Hefts in einem TIE-Jäger abhebt, schon wieder die nicht vorhandenen Hyperantriebe dieser Schiffe ignoriert werden, werde ich langsam garstig. 😀

Ich kann ja verstehen, dass Pak Anakins baldige Bekehrung in Episode VI durch möglichst viele „Re-Erlebnisse“ der Prequels vorbereiten möchte. Aber muss er sich dafür wirklich charakterlich wieder in den kleinen Jungen von Tatooine verwandeln? Das wird endgültig wohl erst zum Ende der Reihe klar werden und dieses ist ja bisher noch lange nicht in Sicht. Übrigens verliert mich die Ausgabe trotz Besserung mit einer obligatorischen, nervigen Monsterszene wieder und das Ende kommt zu schnell und springt zu undeutlich im Vorgang der Handlung, um noch auf den paar Seiten abgehandelt zu werden und das (nichtsdestotrotz gelungene) Covermotiv zu rechtfertigen.

Fazit

Insgesamt liegen beide Geschichten qualitativ wieder etwas näher beieinander als zuletzt, auch wenn Obi-Wan dabei vorn liegt. Vader gefiel mir zwar wieder etwas besser als zuletzt, die großen Kritikpunkte bleiben aber und lassen mich nur bedingt gespannt auf den weiteren Verlauf der uninteressanten Story blicken. Die Zeichnungen sind in beiden Fällen in Ordnung, auch wenn Nolan Woodard starke Arbeit an den Farben des Obi-Wan-Teils beweist und das Heft in der Gesamtansicht auch dort besser abschneidet. Abschließend lässt sich sagen, dass Panini mit der Veröffentlichung dieser beiden Serien um zwei der berühmtesten Star Wars-Charaktere ein kontrastreiches Programm gewählt hat, auch wenn Ein Schatten auf dem Padawan und Der Schatten des Schatten nicht viel besser zueinander passende Titel hätten sein können. Insofern werfen gute 3,5 Holocrons ihre Schatten voraus.

Der Rezensent vergibt 3 von 5 Holocrons!
Bewertung: 3 von 5 Holocrons

Wenn ihr den Anfang der Obi-Wan-Reihe verpasst haben solltet, könnt ihr noch bis kommenden Samstag bei unserem Gewinnspiel zu Star Wars #88 mitmachen!

Wir danken Panini für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

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