Rezension: Star Wars #88: Darth Vader: Crimson Reign, Teil 5 & Obi-Wan, Teil 1

Ein Sturm zieht auf. Kein Regen. Niemals Regen.

Obi-Wan Kenobi

Eine Geschichte endet und eine neue beginnt. Zumindest in Heft #88 von Paninis monatlicher Comicreihe, da es einerseits das fünfte und letzte Kapitel des aktuellen Darth Vader-Handlungsbogens, andererseits aber auch den Auftakt der fünfteiligen Miniserie über Jedi-Meister Obi-Wan Kenobi enthält. Letzterer prägt nicht nur das überall erhältliche Kiosk-Cover, sondern darf das Heft sogar eröffnen. Das erste Kapitel Die Prüfung des Jünglings erschien in den USA im Fahrwasser der Disney+ Miniserie und stammt von Christopher Cantwell, während Ario Anindito die Zeichnungen und Carlos Lopez die Farben beisteuerten. Besagtes Cover stammt von Phil Noto, das Comicshop- und Panini-exklusive Cover von Paul Renaud. Dieses wurde vom zweiten enthaltenen US-Heft übernommen, Darth Vader #22 von Autor Greg Pak, Zeichner Rafaelle Ienco und Kolorist Alex Sinclair. Übersetzt wurden beide Storys von Matthias Wieland.

Das am 15. November 2022 erschienene Heft beginnt mit der Rahmenhandlung, welche Obi-Wan einen Anlass gibt, sich kurz vor Episode IV an einzelne Anekdoten aus seinem Leben zu erinnern – ein gigantischer Sandsturm zieht auf und in einer schönen Collage, die uns Tatooines Topografie und das Gebiet zwischen „Ben“s Haus und der Lars-Farm wieder in Erinnerung ruft, nutzt der alternde Meister die Zeit und schreibt einige Gedanken und Erinnerungen nieder. Vom ersten Panel an sind seine Notizen die Erzählerstimme, die uns durch die Reihe trägt. Ein Stilmittel, welches an Jason Aarons Tagebuch-Geschichten aus den frühen Zeiten der Heftreihe (Heft #7, #16 und #21) erinnert, und es scheint, als würde Obi-Wan hier seine für Luke gedachten Tagebücher weiterschreiben, die dieser später findet und die eine wichtige Rolle bei seinem Weg zum Jedi spielen. Es freut mich, dass den Tagebüchern, obwohl ihnen durch die Serie auf Disney+ teilweise stark widersprochen wurde, zumindest im selben Medium weiter Respekt gezollt wird. Übrigens taucht auch Obi-Wans Eopie namens Akkani im Comic auf und verbindet die Streaming-Serie so etwas mit dem Comic.

Die Geschichte selbst, an die Obi-Wan sich erinnert, beginnt 49 VSY im Jedi-Tempel und behandelt eine Zeit, die bisher kaum beleuchtet wurde – Obi-Wan Kenobi als Jüngling. Seine spätere Entwicklung zu einem der größten Jedi-Meister aller Zeiten wird hier nicht als gegebene Wahrheit genommen, der sich Cantwell ehrfürchtig unterwirft. Im Gegenteil, der achtjährige Obi-Wan macht noch Fehler und trifft fragwürdige, leichtsinnige Entscheidungen, auch wenn zum Beispiel seine spätere Spezialität des Gedankentricks für den Stand seiner Ausbildung schon sehr fortgeschritten ist. Aber er lernt schließlich am Negativbeispiel seiner besten Freundin Gehren, wie man loslässt. Natürlich starkes Foreshadowing zu seiner Beziehung mit Anakin, den er sogar einst als Bruder bezeichnen wird und trotzdem bekämpfen muss, weil seine Entwicklung, ähnlich wie die von Gehren, unter anderem auf Träume und Furcht beruht und sein Handeln von zu festen emotionale Bindungen geleitet wird. Trotz aller Verluste hat Obi-Wans Charakterzug, dennoch dem Jedi-Orden und der Macht loyal zu bleiben, wie er es bis an sein Lebensende und sogar darüber hinaus sein wird, hier in jungen Jahren seinen Ursprung. Ein Cameo von Yoda rundet diese wichtige Lektion auf seinem Weg zum Jedi ab.

Die Zeichnungen geben durch Ario Aninditos Erfahrungen als Zeichner der Hohen Republik – am stärksten deutlich bei einem Albtraum-Panel – der Geschichte tatsächlich die benötigten Prequel-Vibes und stellen die Handlungsorte auf Coruscant Jahrzehnte vor den Filmen sehr plastisch dar. Aber als das wahre zeichnerische Highlight entpuppt sich schnell trotz selbem Kreativteam die Rahmenhandlung auf Tatooine. Was Anindito und Lopez da aufs Papier bringen, lässt sich weniger als Comic-Zeichnungen, sondern vielmehr als Malerei beschreiben. Diese ist wunderschön anzusehen und hievt einen grundsoliden Einstieg in die Reihe auf ihr nächstes Level.

Was man vom Vader-Kapitel Ordnung und Chaos hingegen nicht behaupten kann. Wie schon der ganze Handlungsbogen, ist die Story konfus, die schlechten Dialoge schwanken zwischen aufgesetzt und pathetisch und wenn Pak wieder einmal kein Gespür für Pacing im Medium Comic beweist, kommt auch trotz Kämpfen gegen die x-te Sorte von Monstern (wieder auf Naboo) und einer größeren Bodenschlacht zwischen Crimson Dawn und dem Imperium einfach keine Epicness auf. Die Monsterszene und Vaders plötzlicher Gesprächsbedarf während dieser sind einfach nur peinlich, aber das Erzähltempo schwankt auch im weiteren Verlauf stark und schafft es nicht, irgendeine klare Absicht oder Linie, wie man sie bei einer so langlebigen Reihe erwarten sollte, erkennen zu lassen. Daran ändern auch der Crimson Reign-Bezug und das erneute Auftauchen von Valance aus Kopfgeldjäger nichts.

Mit Raffale Ienco als Darth Vader-Zeichner werde ich dazu auch nicht mehr warm. Obwohl er immer wieder viele eigene Designs einbringt, scheitert er für mich an der Präsentation der Titelfigur. Das von mir geschätzte, ikonische Motiv vom Dunklen Lord der Sith, der bedrohlich mit gezücktem Lichtschwert über allem aufragt, wird in diesem Heft gleich zweimal bei der Ankunft auf neue Planeten phänomenal vergeigt. Immerhin schafft es eine Szene mit Ochi von Bestoon an Bord der Exekutor ein wenig, zeichnerisch zu überzeugen, vor allem dank einer kleinen Hintergrundhandlung. Alex Sinclair variiert mit seinen Farben stark und ist dabei sehr bemüht, unterschiedlichen Handlungsorten ihre eigenen Atmosphären zu verleihen. Worauf schließlich die aus dem Nichts kommende, bisher niemals aufgebaute finale Enthüllung für den nächsten Handlungsbogen hinführt, der nahtlos daran ansetzt und in Heft #89 beginnt, bleibt abzuwarten.

Abschließend lässt sich sagen, dass zwischen den beiden enthaltenen Comics Welten liegen. Obi-Wans erstes Solo-Heft weiß mit einer kleinen, aber interessanten Geschichte und wirklich tollen Zeichnungen vor allem in der Rahmenhandlung zu überzeugen. Sein gefallener Schüler Darth Vader dümpelt hingegen ziellos vor sich hin und versucht nur, die nötigen Seiten bis zum Ende des Hefts rumzukriegen. Da trifft man sich in der Gesamtbewertung doch am besten in der Mitte.

Der Rezensent vergibt 3 von 5 Holocrons!
Bewertung: 3 von 5 Holocrons

Wir danken Panini für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

Wenn ihr mehr über den größeren Rahmen erfahren wollt, in dem sich die Darth Vader-Geschichte bewegt, schaut gern in unserem großen Crimson Reign-Guide vorbei! Darin findet ihr alle Infos zum Crossover-Event.

Gewinnspiel [BEENDET]

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  • Einsendeschluss ist Samstag, 04. März 2023, um 23:59
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  • Alle Angaben ohne Gewähr! Eine Barauszahlung des Gewinnes ist ausgeschlossen.

In diesem Sinne: Möge die Macht mit euch sein!

Update 06.03.2023 8:59: Die Auslosung

Die gesuchte Geschichte spielt 49 VSY! Von den Einsendungen mit der richtigen Antwort wurde folgende:r Gewinner:in aus dem Lostopf gezogen:

  • Nils B. aus Emsdetten

Herzlichen Glückwunsch und viel Spaß mit den Comics!

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