Die Rebellion beginnt.
Nachdem wir einem Mandalorianer begegnet sind, der gerne Kinder rettet, Boba Fett beim Bantha-Streicheln zugesehen haben und die Rückkehr von Ewan McGregor und Hayden Christensen miterleben konnten, startet nun mit Andor die vierte Star Wars-Realserie. In den drei Jahren seit dem Launch von Disney+ war dies unter den ersten Ankündigungen die Serie, auf die ich mich thematisch mit Abstand am meisten gefreut habe – sollen hier doch nicht nur Cassian Andors Biographie, sondern die frühe Rebellion, Spionagemissionen und die Galaxis während den Dunklen Zeiten im Vordergrund stehen. Dabei mussten einige Zeit und ein paar größere und zuletzt kleinere Verschiebungen ins Land ziehen (man bedenke, dass wir bereits zum Disney Investor Day am 10. Dezember 2020 erstes Behind the Scenes-Material vorliegen hatten…), bis sie nun endlich wochenweise veröffentlicht wird. Zum Auftakt stehen gleich drei Folgen der von Rogue One-Autor Tony Gilroy erschaffenen Serie für Abonnenten zur Verfügung. Sie wurde als anders, bodenständig und einem ausgereiften, in zwei Staffeln direkt zu Rogue One überleitenden Story-Plan folgend beschrieben. Kann der Start diese nicht nur bei mir hochgeschraubten Erwartungen erfüllen? Noch ein kleiner Hinweis: Im Gegensatz zu den meisten anderen Rezensionen zu Serien, in denen wir die Handlungen der Episoden ausführlich besprechen, ist diese erste Rezension zu Andor noch weitgehend spoilerfrei. Im Kommentarbereich seid ihr jedoch herzlich eingeladen, euch über den dreiteiligen Auftakt nach Lust und Laune auszutauschen, dort gilt also eine Spoilerwarnung.
Zuerst einmal zu den Entscheidungen des grafischen Rahmens, in den die Serie gepackt wurde; die Folgen beginnen mit dem seit der ersten Staffel The Mandalorian etablierten Intro für Star Wars-Serien, bei dem leicht abgewandelt dieses Mal, wie immer auf die jeweilige Serie zugeschnitten, der Droide B2EMO den Abschluss bildet. Im Anschluss folgen Intro und Titel der Serie selbst, die mich an einen Mix der Titeleinblendungen aus 2001: Odyssee im Weltraum und Alien erinnern, was mir bei der ersten Folge noch etwas gewöhnungsbedürftig erschien, in den anschließenden Episoden aber schon vertrauter wurde. Der Abspann ist diesmal weder auf Favreau-Art mit Concept Arts ausgestattet, noch der klassische Star Wars-Abspann, wie wir ihn, abgesehen von den Kinofilmen, auch in den Animationsserien und Obi-Wan Kenobi hatten. Nein, es handelt sich nämlich um einen simplen, klassischen und unaufgeregten Abspann in schwarz-weißer Schrift, der den bodenständigen Charakter der Serie unterstreicht und die Zuschauer*innen mit dem gerade Gesehenen in den Tag entlässt.
Aber was ist es, das man zu sehen bekommt, wenn man einschaltet? Cassian Andor (Diego Luna) befindet sich im Jahr 5 VSY im Morlana-System und ist auf der Suche nach seiner Schwester – neben den aus Rogue One übernommenen Einblendungen der gezeigten Planeten bekommen wir hier auch erstmals in Bewegtbildmaterial eine sich auf die Schlacht von Yavin beziehende Zeiteinblendung! Es ist davon auszugehen, dass für die im späteren Verlauf der Serie angekündigten Zeitsprünge dieses Stilmittel weiterhin verwendet wird, was ich als Wächter unserer Kanon-Timeline sehr begrüßen würde.
Durch eine unglückliche Verkettung von Umständen kommen durch Cassian zwei Sicherheitsleute der das System kontrollierenden Preox-Morlana zu Tode und er wird fortan von einem ehrgeizigen Sicherheitsoffizier gesucht. Diese Szene spiegelt schön Cassians Einführung in Rogue One wider, sodass direkt an seine dortige Charakterisierung angeknüpft wird. Wenn auch einige Jahre früher, ist dieser Cassian doch bereits kompromisslos und ein Mann der Tat.
Erst im weiteren Verlauf lernen wir seinen eigentlichen Alltag und die Menschen um ihn herum kennen – unterbrochen immer wieder von Rückblenden in seine Kindheit auf dem Planeten Kenari. Diese sind zwar in seiner heimischen Sprache gehalten, allerdings nicht untertitelt, was den Szenen zu Gute kommt. Es sind generell in vielen Einstellungen der drei Folgen weniger die Worte, die sprechen, als die bildgewaltigen Einstellungen und die Gefühle und Taten der Handelnden. Bei den Flashbacks wird dies nur besonders deutlich, erleben wir doch so Cassians Entwicklung als die Sprache der Kenari sprechenden Kassa zu dem von Maarva Andor geretteten Adoptierten mit. Hieran zeigt sich auch, dass die Serie anstatt auf die bekanntesten Charaktere zu setzen erzählerisch punkten will und dies auch mit Bravour besteht. Die vor allem in den Episoden 2 und 3 intensivierten Flashbacks gliedern sich nahtlos in die Haupthandlung ein, spiegeln diese, ergänzen sie sinnvoll und punktgenau auf den jeweiligen Moment. Mitunter verlaufen die Wechsel so flüssig, dass unaufmerksame Zuschauer*innen einige Zeit brauchen, um den Sprung in die Vergangenheitshandlung überhaupt zu bemerken. Die parallele Gegenüberstellung der beiden Zeitebenen wirkt wie aus einem Guss, anstatt gezwungen zu wirken und den Flow zu unterbrechen – vorbei scheinen die Zeiten, in denen wir für so etwas Bacta-Schläfchen brauchten.
Nicht minder interessant gestalten sich die Nebencharaktere der Show, die nach und nach eingeführt werden. Oft sind es, insbesondere in Formaten mit langsameren Storytelling eben diese, die entscheiden, ob man über Staffeln hinweg an einer Serie dranbleibt oder nach und nach das Interesse verliert. Nach dem ersten Achtel der Serie kann ich aber sagen: Sie sind interessant! Cassians Mitmenschen – Bix und Rael in erster Linie – und seine Gegenspieler – genial: Inspektor Karn – wirken selbst nach dieser bisher überschaubaren Episodenzahl in ihren Ambitionen allesamt greifbar, authentisch und einfach menschlich. In Episode 3 bekommen wir auch schon zu spüren, dass selbst neue, prominenter eingesetzte Nebenfiguren nicht lange sicher sein müssen und schnell das Zeitliche segnen können. Sowieso nimmt die Serie sich, ihre Richtung, ihre Figuren und die Gefahren im Morlana-System sehr ernst und zeigt trotz seltener humoristischer Elemente – hier seien B2 und die Szene mit Andors beiden Gläubigern hervorgehoben -, dass nicht jede Situation mit einem lockeren One-Liner gelöst werden muss. Was das angeht wirkt Andor bisher einerseits nostalgisch-klassisch, andererseits frisch und ungewohnt.
Auch möchte ich besonders hier die Effekte erwähnen. Es bleibt dahingestellt, ob die Fertigstellung dieser bei der Verschiebung um ein paar Wochen eine Rolle gespielt haben, aber mit der Optik macht Andor sehr, sehr vieles richtig. So kann Star Wars im Serienformat aussehen! Abgesehen von einigen Einstellungen mit B2 und einer bestimmten Speeder-Einstellung am Ende der dritten Episode habe ich im Gegensatz zu den bisherigen Realserien nie das Gefühl, dass die Effekte hinter ihren Möglichkeiten zurückbleiben und sich neben den Kinofilmen verstecken müssen. Ein großes Lob also an die Kulissen-, SFX- und Postproduction-Teams! Ich hoffe sehr, dass sich dieses Niveau durchziehen und den Maßstab für künftige TV-Produktionen aus dem Hause Lucasfilm setzen wird.
Allein die erste Szene auf Morlana One ist in Detailverliebtheit und Kreativität schwer zu überbieten. Auf den Straßen von Ferrix finden sich ebenso unterschiedlichste Wesen, Details und kleine Geschichten, wie sie seit jeher die weit entfernte Galaxis ausmachen und bereichern. Jeder Ort atmet seine ganz eigene Lebendigkeit, wodurch man ein räumliches Gefühl für das Sternensystem, in dem sich die Serie zu Beginn hauptsächlich bewegt, erhält. Bemerkenswert ist außerdem, dass die Enden der drei Episoden recht plötzlich und unvermittelt eintreffen. Da sich für eine große, fortlaufende Geschichte entschieden wurde, folgen die Episoden keinen klassischen „Case of the Week“-Schema, vielmehr trifft der Abspann teilweise mitten in einer Szene ein. So bleibt es außer in Episode 3 recht unvorhersehbar, wann das Ende der Folge eintritt, allerdings könnte das an der engen Verknüpfung des Dreiteilers liegen. Die nächsten Wochen werden es zeigen.
Alles in allem bin ich schwer begeistert. Andor macht von der Länge der Episoden über den Inhalt bis zur Qualität der Effekte bisher sehr, sehr vieles richtig und scheint ein vielversprechendes Star Wars-Projekt zu werden. In den nächsten Wochen bleibt es spannend, wenn Coruscant und Mon Mothma die Bildfläche betreten und so ganz neue Möglichkeiten eröffnen, welchen Stempel die Serie im Kanon hinterlassen wird. Meine Hoffnungen und Wünsche aus unserem Star Wars-Jahresausblick für 2022 erfüllen sich gerade und so gebe ich für einen tollen Serienstart die volle Anzahl an Holocrons!
Jetzt seid ihr an der Reihe: wie haben euch die ersten Episoden gefallen? Diskutiert gerne fleißig in den Kommentaren!
O.o
ich fand dann die Folgen recht langatmig genau wie Mandalorian es passiert einfach „nichts“. 🧐
Hier habe ich Kenobi oder auch Fett lieber bezüglich der Story-Ereignisse, ich hoffe die Folge nächste Woche ist besser. 😌
Mir macht die Serie bisher ebenfalls unheimlich Spaß. Ich finde es spannend wie der Konflikt zwischen Preox-Morlana und Cassian sich immer weiter zuspitzt und Frage mich jetzt schon wann und wie das Imperium selbst sich in den Konflikt einmischen wird. Ich denke bisher ist ein guter Grundstein gelegt worden, um uns zu zeigen wie sich Cassian von einem simplen Bürger, der sich alleine gegen das „Gesetzt“ stellt, zu einem Anhänger der Rebellion entwickelt. Ich bin generell ein Mensch der den Filmen und Serien viel durchgehen lässt und schnell zu begeistern ist und auch bei dieser Serie bin ich sehr zufrieden mit dem was ich sehen kann und finde, dass es den Kanon gut erweitert.
Ich fand ich die Serie bisher zwar optisch schön anzusehen, aber doch recht langweilig. Viel passiert ist ja nicht, wenn man betrachtet, dass es schon 3 Episoden waren. Der politische Teil (mit Mon Mothma), auf den ich mich besonders gefreut hatte, kam leider noch nicht vor. Gut gefallen hat mir aber der besessene junge Offizier und der ältere Soldat – da haben sich zwei Imperiumstreue gefunden! 😀
Wow. Es gibt ja doch noch Leute mit Talent die Star Wars drehen. Nach dem sowohl inhaltlich als auch von den Produktionswerten mittelmäßig bis unterirdischen Obi-Wan und dem langweiligen überflüssigen Boba macht Andor endlich das wahr, was ich mir eigentlich von Mandalorian (was natürlich trotzdem ganz gut ist, aber auch nicht ohne Makel) versprochen hatte: Ein erwachsenes, dreckiges Outlaw-Star Wars ohne ohne Rücksicht auf Verluste. Keine süßen Jedi-Babys und Problem-der-Woche-Quests auf Tatooine mit Filoni-Cameo-Reigen, sondern interessante, graue, neue, gut gespielte Charaktere (bis auf Andor natürlich, aber von dem haben wir ja nur R1 bisher) und unverbrauchte, frische Settings und echt wirkende Sets statt fast reinen Computerprojektionen. Dazu noch ein atmosphärischer klasse Soundtrack.
Die Serie ist ein Slow-Burn, aber wo ich mich bei Boba gelangweilt habe werde ich hier direkt in das fiebrige Setting hineingezogen, langsam aber unaufhaltsam. Wenn sie es schaffen das durchzuhalten und weiter zu steigern könnte es zur besten Star Wars Serie werden. Das ist nicht für jeden was und das ist gut so. Kompromislos und darin konsequent.
Bin beeindruckt. Die ersten drei Folgen haben meine sehr hohen Erwartungen erfüllen können. Zum ersten Mal im Star-Wars-Serienkosmos sehe ich ein Produkt, das einen kreativen Fortschritt, eine Weiterentwicklung darstellen könnte. Und obwohl auch eher anspruchsloser Fanservice für ein solches Franchise unbedingt dazugehört , braucht Star Wars genau das: Etwas Eigenständiges, das sich von Schema F abhebt.
Ich finde die ersten 3 Folgen von Andor sehr gut! Zum einen wegen der wirklich sehr hochwertigen Qualität, zum anderen wegen der wirklich sehr gut durchdachten und spannenden Handlung sowie den sehr guten Charakteren. Die 3 Folgen sind ein wirklich sehr gelunger Auftakt und ich denke wir werden uns jetzt die nächsten Folgen in die größere Handlung begeben. Diese Serie hat wirklich das Potenzial die beste Star Wars Live Action Serie zu werden und ich freue mich schon mega auf die nächsten Folgen.
Hm. Also mich holt die Serie leider überhaupt nicht ab. Ich hatte große Hoffnung, da sich viele, vor allem langjährige Star Wars Fans, extrem positiv zu der Serie geäußert haben.
Die ersten drei Folgen fand ich total merkwürdig, die mich mit vielen Fragen zurück gelassen haben. Was macht Andor überhaupt (beruflich)? Warum tötet er so skrupellos? Der läuft nur hektisch von hier nach da. Wer ist dieser Bauarbeiter und in welcher Beziehung steht er zu Andor, da er alles für ihn riskiert? Was sollte das mit der Konzernsicherheit? Den besessenen Jungoffizier fand ich erst total super, der Plot wurde dann aber total ins Lächerliche gezogen. Sollte das jetzt lustig sein, dass die ihre Pflicht überernst nehmen oder sollte ich denen das abkaufen? Insgesamt jedenfalls total langweilig, da bin ich bei Ines.
Folge 4 fand ich schon besser, obwohl mir immer noch nicht klar ist, warum Andor das Imperium hasst. Aber das kommt vlt. noch.
Grundsätzlich finde ich es gut, dass hier mal andere Wege beschritten werden, aber es fehlt einfach das Star Wars Feeling. Zu wenig Wiederekennungswert. Vlt. auch weil zu wenig bekannte Aliens auftauchen? Ich weiß es nicht.
Bin jetzt gerade nicht sicher aber wurde nicht in der Serie davon gesprochen, dass Cassians eigentlicher Heimatplanet von dem Imperium nachdem er dort verschwunden ist unbewohnbar gemacht wurde? Das alleine wäre schon Grund genug für mich das Imperium zu hassen. Und danach hat er einfach ein einfaches Leben als Minenarbeiter oder ähnlichem geführt bis er halt irgendwie von seiner Schwester gehört hat (ich denke das wird nochmal aufgegriffen. Seine bisherigen Morde haben sich für mich nicht sehr skrupellos aber das ist denke ich starke Ansichtssache.
Bei der Repräsentation von Aliens kann ich dir allerdings nur zustimmen. Das ist schon bei Kenobi mir negativ aufgefallen und setzt sich hier ein Stückweit fort. Finde ich schade weil man nur mehr Geld für gute Kostüme ausgeben müsste was bei Mando und BoBF auch geklappt hat aber tut der Handlung an sich nicht zu sehr weh finde ich.