Rezension: Star Wars Rebels, Band 1

Wer sind diese Typen?

Ezra Bridger, Star Wars Rebels: Der Funke einer Rebellion

Am 25. Januar erschien bei Paninis Manga-Sparte der erste Band der dreiteiligen Manga-Adaption der Animationsserie Star Wars Rebels in deutscher Übersetzung. Nach Verlorene Welten, Leia, Prinzessin von Alderaan sowie Die Legenden von Luke Skywalker, die ebenfalls Romanadaptionen waren, handelt es sich um den bereits vierten Kanon-Manga, der ins Deutsche übertragen wurde, jedoch den ersten, der kein literarisches, sondern ein visuelles Medium adaptiert. Geschrieben und gezeichnet wurde er von Mitsuru Aoki – dessen Name nicht, wie es fälschlicherweise auf den amerikanischen und deutschen Erstauflagen steht, Akira Aoki lautet. Die Übersetzung stammt von Markus Lange. Die englischsprachige Erstveröffentlichung erschien am 17. November 2020 bei Yen Press und wurde bereits vom Kollegen Maximilian rezensiert. Die originale Veröffentlichung in Japan fand ein weiteres Jahr zuvor, am 13. Dezember 2019, statt.

Die Anzahl der Manga, die ich bisher in meinem Leben gelesen habe, lässt sich an einer Hand abzählen, aber als großer Fan der TV-Serie, die von 2014-2018 lief, war ich natürlich gespannt, zu sehen, wie die Geschichte in diesem anderen, von mir bisher sträflich vernachlässigten Medium ihre Wirkung entfalten darf. Die Handlung beschränkt sich dabei auf den Pilotfilm der Serie, Der Funke einer Rebellion, der am 3. Oktober 2014 Premiere feierte, erzählt diesen allerdings in stark verkürzter und stellenweise leicht abgeänderter Weise nach. Der 164 Seiten dicke Manga besteht dabei aus drei Rebels-Kapiteln und einer Bonus-Story von Mitsuru Aoki, auf die ich später noch einmal kurz eingehen werde.

Wer sich nicht an die Handlung des Serienstarts erinnert oder den Pilotfilm nie gesehen hat, für den oder die sei sie noch einmal grob zusammengefasst; 14 Jahre nach der Gründung des Imperiums befindet sich der Waisenjunge Ezra Bridger auf dem von Imperialen besetzten Planeten Lothal und schlägt sich mit Diebstählen im Leben durch. Eines Tages begegnet er aber der bunt zusammengewürfelten Crew des Raumschiffs Ghost, findet sich plötzlich in einem viel größeren Kampf wieder und entdeckt vielleicht sogar seine Bestimmung darin, in den Wegen der Macht unterwiesen zu werden.

Allerdings wurde die ohnehin spärliche Handlung, die ursprünglich in 44 Minuten erzählt wurde, noch weiter gestrafft und beschränkt sich weitestgehend auf den Anfang und das Finale des Pilotfilms, wobei der Mittelteil, der auf einem Sternzerstörer stattfindet, komplett gestrichen wurde. Dadurch verliert auch Agent Kallus als eigentlich zentraler Protagonist einiges an Profil und darf erst im Finale auf Kessel ohne große Einführung in Erscheinung treten.

Bei den bewussten, kleineren Änderungen an der Handlung fällt darüber hinaus auf, dass (ähnlich wie auch bei der Animationsserie Star Wars Visionen) einige in der japanischen Popkultur oft im Vordergrund stehende Themen besonders hervorgehoben werden, so wie Beispiel das Verhältnis zur Natur und ihrer Zerstörung. In der Serie bleibt die ökologische Katastrophe, die Lothal als imperiale Produktionsstätte erfährt, in den ersten Staffeln eher im Hintergrund, während sie hier im Manga durch einen schönen, neuen Flashback in Ezras Kindheit sogar eine Hauptmotivation für ihn bildet, sich der Crew anzuschließen und gegen das Imperium vorzugehen.

Lobend hervorheben möchte ich, dass es Mitsuru Aoki und seinem Zeichenstil gelingt, den Look der Serie auf einzigartige Weise einzufangen und dabei trotzdem unverkennbar ein Manga zu bleiben. Sowohl den typischen Konturen der Figuren, als auch den stilisierten Sturmtruppen und Fahrzeugen wie TIE-Jäger sieht man stets ihre Herkunft aus Rebels an. Nichtsdestotrotz fällt es manchmal schwer, besonders bei Actionszenen, den Überblick zu behalten, da diese für das Medium typisch überzeichnet und um Geräusche in Schriftform und übergroße emotionale Ausdrücke „bereichert“ sind. Erfahrene Manga-Leser*innen dürften sich daran vermutlich aber nicht allzu sehr stören. Einen Eindruck davon gewinnt man schon bei den Vorschauseiten, die ihr euch hier ansehen könnt (noch mehr Vorschauseiten findet ihr hier):

Zugegeben: als der Pilotfilm Premiere feierte, war ich noch nicht allzu angetan von der Serie und eigentlich mit der sechsten Staffel von The Clone Wars als direkten Vorgänger sogar ein bisschen enttäuscht. Das änderte sich mit der Zeit, als es ihr mit dem Start von Staffel 2 gelang, mich mehr und mehr in ihren Bann zu ziehen und zum erklärten Fan werden zu lassen. Daran, dass der Start allerdings etwas holprig verlief und mir der Pilotfilm als äußerst dünn in Erinnerung bleibt, kann aber auch eine Manga-Adaption nichts ändern. Leider bietet er außer einem nostalgischen Trip in die Anfänge der Serie, nur in neuer Gewandung und mit neuen Schwerpunkten, und dem Entdecken der Unterschiede nicht allzu viel Neues und bietet leider auch keinen adäquaten Ersatz für jene, die die in der Serie erzählte Geschichte noch nicht mit dem Schauen dieser erleben konnten. Wenn man also die Wahl zwischen der Lektüre und dem Schauen der Serie hat, empfehle ich definitiv die Serie, allerdings macht man auch nichts falsch, wenn man durch den Manga in den Stoff und die Charaktere „reinschnuppern“ möchte, auch wenn hier abgesehen von Ezra, Kanan und Hera die Charakterisierungen vom Rest der Crew viel zu kurz kommen.

Die Sith-Lords (19.09.2016)
Die Sith-Lords (19.09.2016)

Das tatsächliche Highlight des Bandes stellt die eingangs erwähnte 16-seitige Bonus-Story dar. Dabei handelt es sich um die sehr kurze Adaption einer Sequenz aus dem frühen Kanon-Roman Die Sith-Lords von Paul S. Kemp, in dem auch Heras Vater Cham Syndulla einen kurzen Auftritt hat und somit eine kleine Brücke zu Rebels geschlagen wird. Mit dieser Geschichte hat Aoki laut Panini 2017 den großen Preis der LINE Manga Star Wars Indie Awards gewonnen, mit denen ursprünglich jemand zur Adaption der Romane Die Sith-Lords und Der Erbe der Jedi-Ritter ermittelt werden sollte, allerdings wurde aus diesem Vorhaben schlussendlich die vorliegende Rebels-Adaption. Ohne den Look der Serie als Anlehnung konnte sich Aoki in diesem kurzen Ausschnitt voll und ganz austoben und schafft es, mit seinem Stil einen überaus bedrohlichen, brutalen und eindrucksvollen Vader zu zeigen und die optischen Eigenheiten eines Manga klasse dafür zu nutzen. Diese paar Seiten und das ebenso überraschende wie schöne Ende haben mir wirklich Spaß gemacht und werten den Band im Gesamten deutlich auf.

Womit wir zu einer Wertung kommen. An sich bietet die Adaption kaum Mehrwert für Kenner und Liebhaber*innen der Serie. Auch graut es mir davor, was für ein oberflächliches Bild der Serie gezogen wird, wenn man bedenkt, dass die Reihe auf gerade einmal drei Bände insgesamt angelegt ist. Mehr als einen kleinen Einblick in die Handlung der Serie wird am Ende nicht viel bei dieser dreiteiligen Adaption drin sein, trotzdem ist es eine erfrischende in die Anfänge einer tollen Star Wars-Animationsserie und wirft hier und da einen anderen Blickwinkel auf die Geschehnisse und Themen dieser. Ich war gewillt, 2 Holocrons zu vergeben, die wirklich tolle Bonus-Story stiehlt Ezra das bei Kanan gefundene Holocron jedoch und legt es der Wertung verdient dazu.

Der Rezensent vergibt 3 von 5 Holocrons!
Bewertung: 3 von 5 Holocrons

Wer sich der Vollständigkeit halber auch den zweiten Band holen möchte, muss nicht mehr allzu lang warten, da Panini diesen bereits für den 28. Juni angekündigt hat.

Wir danken Panini für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares!

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