Marvel-Mittwoch: Crimson Reign #4

Selbst du, Meister der Ritter von Ren, musstest dich nie solch einer Prüfung stellen.

Snoke, Star Wars Episode VII: Das Erwachen der Macht

Das vorletzte Heft der fünfteiligen Miniserie Crimson Reign ist erschienen und setzt endlich die letzte Seite des ersten Hefts der Reihe fort. Wie genau es aussieht, wenn Charles Soule die Ritter von Ren auf Vaders Festung loslässt und ob meine hohen Erwartungen daran erfüllt werden, erfahrt ihr im heutigen Marvel-Mittwoch!

Wie immer der Hinweis: Im Marvel-Mittwoch besprechen wir das Heft und seine Handlung sehr detailliert, insofern gilt für diesen Beitrag und seine Kommentarsektion eine ausdrückliche Spoilerwarnung in Bezug auf das Heft und seine Vorgänger!

Inhalt

Crimson Reign #4 (27.04.2022)
Crimson Reign #4 (27.04.2022)

Nach zwei eher enttäuschenden Beiträgen der anthologisch-episodisch vor sich hindümpelnden Reihe, geht nun endlich jener Handlungsstrang weiter, der von allen in Heft #1 eröffneten am vielversprechendsten schien – die Ritter von Ren brechen in Vaders Festung ein! Doch bevor die Story dort ansetzt, bekommen wir noch die obligatorische kurze Überleitung der Archivarin als Erzählerin aus der Rahmenhandlung und anschließend die Vorgeschichte des Engagements der Ritter von Ren für Crimson Dawn präsentiert. Wie schon bei den Charakteren, die in den letzten Heften im Mittelpunkt standen, entsteht diese durch einen persönlichen Besuch von Qi’ra. In diesem Fall beginnt Ren selbst sofort damit, Qi’ra dezent anzuflirten, was ich witzig finde, wenn man bedenkt, dass sie die Ex des Vaters seines späteren Mörders und Nachfolgers ist… ja, wir wissen, die Galaxis ist klein.

Qi’ra lässt Rens Bemühungen jedenfalls ins Leere laufen und macht schnell klar, worum es ihr geht. Hierbei erfahren wir auch zum ersten Mal einige Hintergründe zu den Rittern während der Zeit des Imperiums. Sie sind ziemlich unbekannt, da sie sich im Hintergrund halten und verstecken, allerdings fürchten sie aber auch die Sith und bleiben demzufolge lieber unter dem Radar. Qi’ra bietet ihnen an, dass dieser Umstand beim Mitwirken an ihrem Plan der Vergangenheit angehöre und dass ihnen der Auftrag, den sie für sie habe, gefallen würde.

Und so landen wir wieder in der Haupthandlung und beim Anflug der Night Buzzard auf Mustafar. Die Dynamik zwischen den Rittern, die auch noch aus manch anderen Gesichtern bestehen, als 25 Jahre später in Der Aufstieg Kylo Rens (wir erinnern uns, genau wie Crimson Reign stammt auch diese Miniserie von Autor Charles Soule), stellt dabei ein ziemliches Highlight dar, denn wir erfahren nicht nur manche Namen und lernen die Persönlichkeiten der meist nur behelmt auftretenden Mitglieder kennen, sondern auch ihre ganz eigene Art von Humor. Ren erklärt ihnen, dass es sich bei dem Objekt, welches sie stehlen sollen, um einen Schlüssel handelt, auch wenn lediglich Qi’ra selbst wisse, wofür dieser gut sei. Um Vader bräuchten sie sich keine Sorge zu machen, da dieser mit der Aufklärung des Attentats an Palpatines Ehrengardisten, das erstmals in Crimson Reign #2 thematisiert wurde, beschäftigt sei.

Unweit von der Festung angekommen, schwingen sich die Ritter auf ihre Speeder und gelangen über einen von Lava blockierten Geheimeingang sowie dem Einsatz ihrer begrenzten, aber kombinierten Machtfähigkeiten auf unterirdischem Weg in das Schloss. Dabei passieren sie aus Darth Vader IV: Vaders Festung nur zu bekannte Altare und Schreine und begegnen sogar den Überresten vom Erbauer Lord Momin persönlich. Sie passieren einen Raum mit den gewaltigen Mengen an Vaders persönlichem Bacta-Vorrat, in den der Ritter Fyodor als „kleines Andenken“ spuckt und gelangen schließlich zu jener Stelle, an der Vader einige Jahre zuvor Direktor Krennic empfangen hat. Schließlich treffen sie auf den Diener Vaneé, dem wir schon in anderen in der Festung spielenden Geschichten begegnet sind (vor allem sei die Geschichten aus Vaders Schloss-Reihe erwähnt, aber auch das natürlich unkanonische Special LEGO Star Wars Gruselgeschichten). Vaneé kommt seiner Verpflichtung, das Heiligtum seines Meisters zu beschützen, nach und lässt die Ritter von den Wachtruppen der Festung angreifen. Während des Gefechts gelingt es Ren jedoch, den gesuchten Schlüssel zu finden und an sich zu nehmen, da verebben die Schüsse plötzlich und Darth Vader persönlich betritt die Szene.

So findet jenes Aufeinandertreffen statt, auf das ich mich als Möglichkeit (wie ich es schon am Ende des JediCast zu Krieg der Kopfgeldjäger als Erwartung formuliert hatte) seit Bekanntwerden der Ritter-Beteiligung in Crimson Reign gefreut hatte; kaum angekommen macht Vader kurzen Prozess mit Fyodor und kreuzt die Klinge mit Ren. Trotz dass der Sith ihn schnell überrumpelt und verwundet, kann dieser durch einen Sturz aus dem Fenster, durch das die übrigen Ritter bereits entkommen sind, ins Freie fliehen, nur durch ihre Schützenhilfe noch den Schlüssel, den Vader mithilfe der Macht an sich zu reißen droht, nehmen und schlussendlich auf den Speedern das Schloss hinter sich lassen.

Die Lösung dieser letzten Konfrontation über die Höhe des Schlosses ging mir persönlich etwas zu einfach. Wir wissen, die Ritter von Ren verfügen nur rudimentäres Wissen über die von ihnen „der Schatten“ genannte dunkle Seite der Macht und schaffen es dennoch relativ simpel, Vader abzulenken, wenn dieser doch seit jeher, insbesondere in seiner eigenen Comicreihe, als übermächtig dargestellt wird. Sicher, die Story erfordert es, ähnlich wie bei den Plänen vom Todesstern, dass unsere Protagonist*innen mit dem gesuchten Objekt vor dem dunklen Lord fliehen können, doch hätte ich mir hier eine plausiblere oder einfach größere Ablenkung wie am Ende von Jedi: Fallen Order gewünscht.

Nichtsdestotrotz liefert Crimson Reign für mich mit diesem Heft zum ersten Mal wirklich ab. Generell bin ich ein großer Fan von Vaders Schloss als Setting und finde, dass es außerhalb von IDW bisher fast zu selten genutzt wurde. Insofern ist es eine große Freude für mich, dass Soule seine mit eigentlich großem zeitlichen Abstand spielenden Comics Vaders Festung und Der Aufstieg Kylo Rens in diesem Heft verknüpft und auch Anspielungen aus diesen, wie den Untergrund der Festung und Lord Momin, einfließen lässt.

Auch Heft #4 ist natürlich erneut episodenartig und trotz des größeren Kontexts irgendwie abgeschlossen erzählt. Es bleibt mit seinem Fokus so wie Heft #2 und #3 bereits komplett bei diesem einen Handlungsstrang und fühlt sich mehr wie ein zum Event gehörender One-Shot als das vierte Heft der eigentlichen Miniserie an. Ich hoffe, dass es das jetzt mit dieser unvorteilhaften Erzählart gewesen sein wird und das letzte Heft im Zusammenführen und Beenden der Handlungsstränge ein zufriedenstellendes Ende liefern wird.

Zeichnungen

Wie ebenfalls erwartet bleiben Steve Cummings‘ Zeichnungen auf einem sehr guten Niveau. Dass er es schafft, den Rittern von Ren vor allem in den dialogstarken Szenen trotz Helmen und ähnlicher Rüstungen direkt unterschiedlichen Gestus und eine Persönlichkeit zu verleihen, finde ich aufgrund der begrenzten Länge des Hefts und dem durchgehenden Fokus auf dem Anführer Ren sehr bemerkenswert und bereichert die von Soule perfekt geschriebene Teamdynamik auch im Visuellem. Apropos Anführer Ren, obwohl er in Der Aufstieg Kylo Rens noch von Will Sliney gezeichnet wurde, gelingt es Cummings, ihn in den Szenen ohne Helm glaubhaft 25 Jahre jünger zu porträtieren. Der Ren, den wir hier sehen, fühlt sich trotz anderem Zeichner wie derselbe Ren an, den wir chronologisch später zu sehen bekommen.

Die einzige Sache, bei der Cummings mich etwas enttäuscht hat, ist die Darstellung von Darth Vader. Irgendwie hat er es geschafft, die Rüstungen und Helme der Ritter auch wie solche aussehen zu lassen, während Vader noch einmal eine Spur cartooniger wirkt, als es schon in Crimson Reign #1 der Fall gewesen ist. Vor allem das erste Auftauchen, welches meist einen schönen Badass-Moment darstellt, bei dem man wenig falsch machen kann, wirkt leider überhaupt nicht. Es gelingt den Zeichnungen mehr, durch die Location Vaders Omnipräsenz und Bedrohung einzufangen, als durch den Sith-Lord selbst und das ist schade.

Was den Handlungsorten ebenfalls zugute kommt sind wieder einmal die tollen Farben. Egal ob es eine blutrote Qi’ra auf dem dunklen, ebenfalls aus Der Aufstieg Kylo Rens bekannten Varnak in der Gesellschaft ebenfalls dunkler Gestalten ist oder die feurige und trotzdem schwarze Natur des Planeten Mustafar – die Farben von Guru-eFX verleihen den Zeichnungen die richtige Atmosphäre und der Handlung Leben, selbst bei den Ortswechseln in der Handlung.

Fazit

Ein Heft, das mich persönlich sehr anspricht und vieles von dem liefert, was ich mir von der Miniserie gewünscht habe. Aufgrund kleinerer Schwächen wie Vaders Look und der Konzeption der Reihe insgesamt wird der Gesamteindruck etwas getrübt und die vollen Holocrons nicht mitgenommen, trotzdem macht es Spaß, einen der interessantesten Orte innerhalb der Star Wars-Galaxis mit Figuren zu besuchen, über die lange ein großes Geheimnis gemacht wurde und über die es noch viel zu erzählen gibt. Was es mit dem Schlüssel auf sich hat und wie Qi’ras Pläne nun ineinander übergreifen und aufgehen, dürfen wir dann im Finale erfahren, das uns Stand Jetzt am 22. Juni erreichen wird.

Bewertung: 4 von 5 Holocrons
Bewertung: 4 von 5 Holocrons

Wir bedanken uns bei Marvel-Comics für die Bereitstellung des digitalen Vorabexemplares, ohne das unser Marvel-Mittwoch so nicht möglich wäre!

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